Amaxophobie

neu an Bord! 1 W

Hallo,

Ich habe meinen Führerschein schon seit etwa zwei Jahren. Anfangs hatte ich keine Probleme mit dem Autofahren- aber das änderte sich schnell.
Heute bin ich froh, dass ich kein eigenes Auto besitze, denn es würde nur in der Garage stehen.
Ich habe Angst davor zu fahren und umgehe es auch soweit es geht. "Lieber drei Umwege als ins Auto zu steigen"
Schon allein wenn mich nur jemand darum bittet ihn/sie von irgendwo abzuholen oder zu fahren usw, bekomme ich dabei Panik. Mir wird es schlagartig heiß, ich bekomme Schweißausbrüche und meine Gedanken drehen sich nur noch darum, dass ich fahren muss.
Sitze ich dann notgedrungen wirklich im Auto, habe ich nasse Hände, ich schwitze und fühle mich unsicher und die Fahrt wird für mich zur reinsten Qual.
Die Ironie dabei ist, dass mich andere für einen guten Fahrer halten.

Ich habe gelesen, dass diese Art der Angst "Amaxophobie" heißt und würde gerne mehr darüber erfahren.
Weiß jemand wo es Informationen darüber gibt? Oder gibt es jemanden, dem es ähnlich ergeht?

lieben Gruss Jill

Helferlein 42 M, 36

Hallo Jill,

keiner Antwortet, also erbarme ich mich mal... Very Happy

Nun, dein Problem kenne ich leider nur allzu gut, mir geht es fast genau so. Autofahren macht mir auch Angst. Ich habe meinen Führerschein seit 1993, also seit 10 Jahren. Damals hatte ich schon diese blöde Angst. Es war kein Problem, zur Arbeit zu fahren, denn diesen Weg kannte ich ja in und auswendig. Es war auch kein Problem, in die Stadt zum einkaufen zu fahren, denn das war ja fast der selbe Weg. Langer Rede, kurzer Sinn, es war damals kein Problem, kurze Wege zu fahren, oder überhaupt Wege, die ich genau kannte.

Es war aber ein Megagrosses Problem, an einen unbekannten Ort zu fahren. Niemals, no way! Das konnte ich nur tun, wenn jemand neben mir im Auto sitzt. Das ist heute noch so! Es wird allerdings besser, wenn ich einen fremden Weg mehrmals mit einer Begleitperson gefahren bin. Denn dann kenne ich ja den Weg und habe keine solche Angst mehr.

Auf der Autobahn zu fahren ist mir allerdings bis heute unmöglich. Und wenn ich auf normalen Strassen fahre, dann immer nur mit 70, maximal 80 Kmh. Selbst auf bekannten Strecken.

Mein Tip für dich wäre, such dir eine Person, die mit dir mitfährt. Ich weis ja nicht, ob dir das hilft, denn du hast geschrieben, dass du beim fahren Angst hast. Hast du diese Angst nur, wenn du alleine fährst, oder auch, wenn jemand mit dir im Auto sitzt?

Hast du schonmal darüber nachgedacht, WOVOR du eigentlich Angst hast?

Hast du angst, einen Unfall zu bauen? Dann könnte es helfen, etwas langsamer zu fahren, so wie ich mit 70-80 Kmh. Und mach dir, falls Beifahrer dabei sind und meckern, dass du so langsam fährst, keine Gedanken, und ignoriere das einfach. So mache ich es zumindest.

Oder hast du, ebenso wie ich, Angst davor, dich zu verfahren? Dann könnte es helfen, die Gegend etwas zu erkunden. Oder, wenn es gar nicht anders geht, wenigstens die wichtigsten Wege auswendig lernen. Das hat mir ganz gut geholfen. Dann musst du aber Stark sein und diese Wege auch wirklich ab und zu fahren, sonst ist die Angst schnell wieder da.

Oder hattest du gar mal einen Unfall gebaut? Oder warst als Beifahrer in einen verwickelt? Ist mir leider auch schon recht oft passiert. In diesem Fall kann ich leider nur den blödesten Tip geben, den es gibt: Zähne zusammenbeissen und durch. Klingt blöd, ist aber so... Oder, wenn es wirklich ganz schlimm ist, dann eben doch eine Psychotherapie! Dafür sind Psychologen ja schliesslich da, um einem zu helfen!

Ich hoffe, mein Geschreibsel war für dich nicht der totale Reinfall. Embarassed

mfg,
Angsthaeschen

neu an Bord! 2 Österreich M, 25

Hallo!

Ich bin 25 und habe noch immer keinen Führerschein gemacht. Ich bin in der Stadt aufgewachsen und konnte/kann alle möglichen Notwendigkeiten zu Fuss oder mit dem Fahrrad abwickeln. Selbst zur Arbeit brauche ich nur 10 minuten zu Fuss. Bin also autotechnisch komplett unabhängig. Am Anfang dieses Jahres habe ich es mir zum Vorsatz gemacht in diesem Jahr im Frühling (April/Mai) den Führerschein zu machen. 1. Weil es in der Arbeit auch praktischer wäre und 2. weil ich dachte es ist langsam an der Zeit. Am 22.01. bin ich mit einem Freund spät Nachts von einer Party nach Hause gefahren (er hat natürlich nichts getrunken) wir fuhren eine für uns total bekannte Strecke und dann passierte es. Ein Wildwechsel direkt vor dem Auto - er verriss das Lenkrad und ich sah nur noch die Leitschine und eine Tafel auf meiner Seite näher kommen und dann dürften wir uns 2 mal überschlagen haben. Wir landeten in einem Graben 5 Meter neben der Straße. Als ich wieder die Augen aufmachte hatte ich natürlich einen ziemlic hen Schock weil ich nicht wusste wo ich war und was passiert war. Meinem Freund und mir ist wie durch ein Wunder nichts passiert (ein paar kleine Abschürfungen). Wir hatten so viel Glück, weil wir beim Überschlagen immer genau zwischen die Stempen der Leitschine auf dem Dach waren. Ich habe noch Tage lang an den Unfall gedacht, hab mich zurück gezogen und versucht den Schock zu überwinden. Nach ein paar Wochen hatte ich das Gefühl die Sache überwunden zu haben. Doch die Realität sah anders aus. Seit dem Unfall bin ich selbst als Beifahrer immer nervös wenn es schneller wird. Ich verkralle mich dann an die Beifahrertüre und würde am liebsten sofort aussteigen. Meine Freunde löchern mich schon mit der Frage wann ich mich endlich anmelde und ich versuche immer irgendwie etwas vor zu schieben (meistens meine Arbeit) ... was natürlich für mich total die Belastung ist und mir mehr und mehr das Gefühl gibt ein schlechter/unfähiger Mensch zu sein. Einer meiner Freunde, mit dem ich öfters unterwegs bin, hat auch schon total die Pläne welches Auto ich kaufen sollte etc. Jeden Tag kämpfe ich nun damit, mir gutes einzureden, mir zu sagen "bleib Stark", überwinde das erlebte, vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm ... Eines Abends habe ich zufällig eine Dokumentation über Amaxophobie gesehen und seit dem Beschäftige ich mich mit dieser Form von Phobie und versuche so vieles wie möglich darüber heraus zu finden. Damit ich lernen kann damit umzugehen und endlich diese quälende Angst los zu werden. Das Problem ich will mit niemanden darüber reden, weder mit Familie noch mit Freunden noch irgendwelche psychologische Beihilfe was mich natürlich in eine Zwickmühle bringt.

Vor gut 3 Wochen - konnte ich leider dieses mal weder Arbeit, noch Krankheit oder sonstige Termine dazwischen schieben. Mein Vater hat mich ohne Vorahnung auf einen Parkplatz mitgenommen wo ich dann das erste Mal seit dem Unfall wieder selbst am Steuer saß (ich habe vor dem Unfall schon öfters am Parkplatz geübt um ein Gefühl fürs autofahren zu bekommen). Damalshatte ich auch ein gutes Gefühl und mir nichts dabei gedacht. Doch nun war alles anders. Meine Füße haben gezittert und ich wollte nur weg ... mich nie mehr mit dem Thema beschäftigen. Doch dann biß ich die Zähne zusammen und versuchte mich zusammen zu reißen und mich zu konzentrieren. Als ich dann die ersten paar Meter dahinrollte, waren neben einer unglaublichen innerlichen Freude und Erfolgsgefühl auch diese unglaublich große Panik vorhanden. Ich bin nur ein paar Meter hin und zurück gerollt und dann hatte mich die Panik besiegt und durch den Stress konnte ich einfach nicht mehr. Mein Vater hat gemerkt, dass ich total verspannt war und hat dann richtiger Weise gesagt "das es für heute genug ist"...

Fortsetzung siehe unten

neu an Bord! 2 Österreich M, 25

Inzwischen habe ich ziemlich viel über diese Phobie erfahren. Allerdings kostet die Sammlung der Erfahrungen viel Energie und Kraft, weil jeder Gedanke daran immer und immer wieder die Große Angst hervorbringen lässt.

Vor einer Woche saß ich dann wieder am Steuer und dieses mal waren wir leider nicht allein am Parkplatz. Ein paar Jugendliche sind mit ihren Mofas herumgekurvt was bei mir noch zusätzlich Stress ausübte. Doch dieses mal konnte ich schon mehr fahren (einige Kurven) und auch damit umgehen dass die Jungs da herumgefahren sind - für jedermann eine normale Sache - jedoch für mich ein riesen Fortschritt.

Jetzt kämpfe ich nur noch damit mich anzumelden und das erstemal auf der Straße zu fahren in der Stadt neben all den Leuten im Verkehr (für mich zur Zeit ein undenkbares Hindernis). Ich habe so große Angst davor, im Straßenverkehr zu fahren, jemanden zu verletzten oder einfach Schaden anzurichten, einen Unfall zu bauen. Ständig laufen dann wieder die Bilder durch den Kopf vom 22.01 und die Gefühle schwanken dabei total. Einmal denke ich, ach ich schaff das und dann Minuten später zittere innerlich und ich werde total nervös und denke mir die schrecklichsten Szenarien heraus (sogar das Missgeschick aus versehen auf der falschen Seite zu fahren). Jeder Tag der verstreicht, jede Minute wird mir bewusst, dass der Schritt immer näher kommt. Ich hatte in meinem Leben noch nie so große Probleme wie die Überwindung den Führerschein zu machen. Die Überwindung das zu tun was Millionen Menschen täglich machen. Etwas so "normales" zu haben. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte den Unfall nie erlebt, dann wäre ich sicherlich schon mitten unterm Fahrtraining. Und doch ist es beruhigend, dass ich auf dieser Welt nicht alleine mit diesen Ängsten da stehe ... Ich hoffe ich kann diese Angst irgendwann überwinden ... und endlich wieder stolz auf mich sein. Doch bis es soweit ist - habe ich wohl noch einen etwas längeren Weg vor mir ...

neu an Bord! 1 Baden-Württemberg W, 24

Hallo,
nachdem ich Eure Beiträge gelesen habe, habe ich mich entschlossen, hier auch mal meine Erfahrung zu beschreiben.
Ich habe seit 4 Jahen den Führerschein und am Anfang bin ich so gerne Auto gefahren. Habe alle Bekannte gefragt, ob ich nicht mal mit desen Auto fahren kann (da kein eigenes Auto) weil mir das Fahren so Spaß gemacht hat.
Und dann plötzlich - ich habe mir schon sehr oft überlegt was das für ein Auslöser gewesen sein könnte - wollte ich nicht mehr! Ab und zu bin ich noch gefahren (aber nur Strecken die ich 100 % kannte).
Geschäftlich muss ich auch des öfteren fahren (gottseidank kenne ich da auch alle Strecken auswendig - unbekannte Strecken würden nicht gehen), aber am Abend vorher mache ich mir schon immer Gedanken und träume sogar manchmal schlecht. Und kurz vor der Abfahrt habe ich immer Bauchweh und mir ist schlecht. Sobald ich dann im Auto sitze geht es eigentlich ganz gut und dann, ganz plötzlich bekomme ich Panik. Dann krieg ich zittrige Knie und mir wird komisch im Bauch, ich verkrampfe mich und halte unbewusst die Luft an. Diese "Attacke" kommt und geht; zwischendurch klappt es dann wieder ganz gut. Aber manchmal hält sie länger an und dann krieg ich echt Panik/Angst weil ich beführchte, dass gleich was passiert.
Ich habe manchmal Probleme mit dem Kreislauf und ich befürchte immer, dass mir im Auto schwindlig wird oder ich gar ohnmächtig werde und ich denke, dass ich mich dann so da reinsteigere, dass die Panikattacken kommen. Es sind immer so Phasen und manchmal denke ich mir sogar schon blöde Ausreden aus, so dass ich nicht fahren muss
Aufgefallen ist mir auch noch, dass es im Tunnel besonders schlimm ist - vielleicht auch Neigung zur Klaustrophobie? Und bei Strecken bei denen es keinen Seitenstreifen gibt auf den ich fahren könnte wenn wirklich mal was wäre.
Auf jeden Fall bin ich meistens froh wenn ich nicht fahren muss, was ich ziemlich doof finde, da ich nämlich immer ganz stolz bin wenn alles geklappt hat und dann froh bin und ich gerne wieder ohne Sorgen fahren würde. Ausser mich zusammenzureissen habe ich aber auch noch keine Lösung gefunden....

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Amaxophobie