Plötzlich neue Therapiemethode

Forums-InsiderIn 311 Irgendwo im Nirgendwo W, 21

War heute wieder beim Psycho, meine 8. oder 9. Stunde.
Ich hab ne Gesprächstherapie, und irgendwie hat sie mir nicht wirklich was gebracht. wir haben halt geredet, aber Fortschritte? Na ja, kein bisschen.
Heute hab ich dann das Thema Gefühle angeschnitten. Wir sind im Laufe der Stunde drauf gekommen, dass ich meine Gefühle so sehr ignorier, dass ich sie kaum wahrnehme.
Jetzt will er eine andere Art anwenden beim nächsten mal.
Er will mich in einen Zustand der Tiefenentspannung versetzen und dann mit mir reden, mich Tagträume, die er vorgibt weiterträumen lassen und dann darüber reden.
Irgendwie klingt das vielversprechend, aber ich hab Angst davor Neutral

. Hat jemand von euch sowas schon mitgemacht?

Psychotherapeut 1589 Wien M

Liebe Ann,

das ist aus meiner Sicht nicht gleich eine "andere Therapiemethode" (Ihr Therapeut und der Stil, in dem er schwerpunktmäßig arbeitet, wird ja der gleiche bleiben), sondern eine Technik - nach Ihrer Beschreibung dürfte es eine aus der katathym-imaginativen Therapie sein -, die er einsetzen möchte. Das ist heutzutage durchaus üblich, und man kann davon ausgehen, daß er die Technik kennt und verantwortlich einsetzen wird - insofern brauchen Sie auch nichts außergewöhnliches zu befürchten, da bei dieser Technik genau darauf geachtet wird, daß die Entspannung im richtigen Tempo verläuft und auch deren Tiefe "paßt". Zu jedem Zeitpunkt können Sie den Verlauf unterbrechen, und Ihr Therapeut bleibt auch laufend über Fragen mit Ihnen im Kontakt.

Bezüglich der dabei auftretenden Gefühle und Erfahrungen kann Ihnen aber sicher noch eine(r) der ForumsbesucherInnen etwas sagen, ich wollte nur aus fachlicher Sicht einige Gedanken anbringen.

Herzliche Grüße
Richard L. Fellner

p.s.: nach ca. 10 Stunden sollte sich aus meiner Sicht zumindest schon ein "Leuchten am Horizont" zeigen, was Fortschritte anbelangt. Fühlen Sie sich auch generell bei Ihrem aktuellen Therapeuten unsicher? Haben Sie ihn bereits darauf (und auf Ihr Gefühl, die Therapie "bringe Ihnen nichts", angesprochen?

Forums-InsiderIn 311 Irgendwo im Nirgendwo W, 21

Vielen Dank für Ihre Antwort.
Eigentlich fühle ich mich bei meinem Therapeuten sehr wohl, er ist mir sehr sympathisch, und wie ich es als Laie beurteilen kann denke ich mal, dass er auch gut auf seinem Gebiet ist.
Es ist nur so, dass ich nach den ganzen Gesprächen immer das Gefühl hatte, dass es nichts bringt. Ich glaube das liegt daran, dass ich mich fremden Menschen - sogar Freunden - gegenüber immer nur gebe wie eine Maschine. Ich zeige keine übermäßigen Gefühle, und ich spüre außer Nervosität auch kein Gefühl, wenn ich mit anderen rede. Vielleicht hat das auch die Therapie gehindert etwas zu bewirken. Irgendwie hab ich bei den ganzen Gesprächen nichts wirklich an mich ran gelassen. Eher unbewusst und unabsichtlich. Dehalb denke ich, dass es meine Schuld ist und nicht die meines Therapeuten.
Erst nach dem ich heute meinte, ich sei fast immer nervös, außer in seltenen Gelgenheiten, da meinte er dann, er müsste "seine Therapie ändern" Also diese Methode anwenden. Ich denke mir, er will damit bezwecken, dass nicht die Nervosität, sondern die anderen Gefühle auch mal zur Geltung kommen.
Diese Angst vor seiner neuen Methode hab ich nicht, weil ich ihm misstrauen würde, ich vertraue ihm voll und ganz. Aber irgendwie hab ich Angst vor Gefühlsausbrüchen, egal ob lachen oder weinen. Ich hab schon wieder angst, dass er dann schlecht über mich denken wird. Ich denke halt in diesem entspannungszustand wird es nicht mehr so leicht sein meine Fassade zu behalten, die mich anscheinend vor irgendetwas schützen soll - ich denke vor Angriffen gegen mein ICH, gegen meine Gefühle. Irgenwie hab ich immer die Angst, ein anderer wird mich fertig machen, sobald ich mich gebe wie ich bin.
Und ich habe Angst ihm mein ICH zu zeigen, aus welchen Gründen auch immer. es gibt nur eine Person, der mein eigentliches ICH kennt, und das ist mein Verlobter. Die anderen kennen mal mehr, mal weniger davon. Aber ich leide auch darunter, obwohl ich es andererseits so will.

Klingt ziemlich verworren, ich weiß Wink

Psychotherapeut 1589 Wien M

nein, klingt eigentlich sogar recht gut (auch das, was Sie ergänzend über Ihren Therapeuten und die aktuellen Entwicklungen schrieben) - es könnte sich um das erwähnte "Leuchten am Horizont" handeln ... zwinkernd..

Herzliche Grüße und weiterhin alles Gute
rlf

Forums-InsiderIn 311 Irgendwo im Nirgendwo W, 21

Hallo!

Nach langer Zeit noch einmal eine Frage dazu:

Lässt sich die katatym-imaginaive Therapie eher in Verhaltenstherapie oder in die tiefenpsychologisch fundierte einordnen?

LG Ann

Psychotherapeut 1589 Wien M

Liebe Ann,

die Grundlagen der KIP sind 'klassisch' psychoanalytisch und recht weit weg von den Ansätzen der Verhaltenstherapie.

Freundliche Grüße
Fellner

Forums-InsiderIn 311 Irgendwo im Nirgendwo W, 21

ah... okay, danke Herr Fellner. Jetzt wirft sich für mich nur die frage auf, warum er diese methode in einer Verhaltenstherapie macht. Vielleicht macht er ja auch keine und hat es nur so beantragt? Ach ich frag ihn einfach mal Very Happy

Helferlein 98 Spree / Ruhr M, 28

Ich glaube kein guter Therapeut bleibt bei einer Technik wenn sich etwas "besseres" abzeichnet.
Das wäre wie der Zahnarzt, der nur 5er-Bohrer verwendet, weil er das eben auf einen Zettel geschrieben hat. Aua. zwinkernd..

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