Kennzeichen der Schizophrenie?

Guest W

ich bitte um eine kurze "begriffs- bzw symptomerklärung" der schizophrenie. also verhalten, "innenleben" daran erkrankter.

vielen dank im voraus.

Psychotherapeut 1589 Wien M

Sehr geehrte Michaela,

"Schizophrenie" ist eigentlich der Überbegriff für eine ganze Gruppe von mehr oder weniger verwandten Psychoseformen, über deren Ursachen, vielschichtige Zusammenhänge, aber nicht zuletzt auch Therapiemöglichkeiten bis heute intensiv geforscht wird. Es sind "..psychische Erkrankungen aus der Gruppe der sogenannten endogenen Psychosen, die durch psychopathologisch beschreibbare Auffälligkeiten des Denkens, der Wahrnehmung und der Affektivität gekennzeichnet sind und in unterschiedlichen syndromatischen Erscheinungsformen auftreten können; Schizophrene Psychosen betreffen die gesamte Persönlichkeit..."
Die schizophrenen Störungsbilder sind im Diagnoseschema ICD 10 im sehr umfangreichen Abschnitt F20-F29 beschrieben. Auf Ihre Fragen müßte ich daher mit einer regelrechten "Abhandlung" antworten, was mir aber aus Zeitgründen nicht möglich ist (und hier auch den Rahmen sprengen würde).
Aus diesem Grund verzeihen Sie mir bitte den einfachen Verweis auf meine Link-Liste, in der ich diverse Links über Schizophrenie zusammengetragen habe, von denen Ihnen einige sicherlich bei der Klärung Ihrer Fragen helfen sollten.

Freundliche Grüße,
Fellner

neu an Bord! 1 ,

Hi,

Ich glaube ich bin zwar kein schwerer Fall, habe aber doch ein paar Fragen.

Ich lebe seit meiner Kindheit sehr introvertiert und schizoid und jetzt trennten sich die Wege meiner alten Bekannten und mir. Ich habe irgendwie keine Lust darauf neue Freunde zu finden aber ich begann mir häufig Gespräche zwischen mir und anderen Personen vorzustellen. Meine fiktiven Freunde antworten auch nicht selbstständig sondern ich denke mir ihre Kommentare aus. Einfach irgendwelche Träumereien. Aber irgendwie befürchte ich, dass ich doch ins Schizophrene hineinrutschen könnte.

Ich habe auch Halluzinationen. Wenn ich in die Luft schaue sehe kleine durchsichtige Kügelchen und manchmal sieht es so aus als würde der ganze Himmel glänzen. Das kommt aber eher von der häufigen Meditationspraxis die ich vor ein paar Monaten ein halbes Jahr lang machte. Ich wollte da irgendwelche übersinnlichen Fähigkeiten erlangen und mit meinem dritten Auge sehen. Das hat auch irgendwie geklappt nur bekomme ich den Mist jetzt nicht mehr weg.

Wie sollte ich jetzt handeln?
... mich wieder mehr mit realen Freunden beschäftigen?

Danke für eure Hilfe!

lg
ralph

[nicht mehr wegzudenken] 2687 Deutschland W, 70

Quote:

Wie sollte ich jetzt handeln?
... mich wieder mehr mit realen Freunden beschäftigen?

das kommt auf DEINEN leidensdruck an.

ich würde mal zum psychiater gehen und dann seinem rat folgen, der wohl heißt: psychotherapie.

ansonsten hört es sich bisher nicht wirklich schizophren an, entscheiden kann es aber nur jemand, der sich damit auskennt und wenn es dich beunruhigt würde ich eben genau das tun: jemanden fragen, der sich damit auskennt.
jemand der das aufgrund seiner ausbildung UND aufgrund deiner anwesenheit auch wirklich beurteilen kann.

liebe grüße

Time

Forums-Gruftie 672 im Urlaub :-) W

Hi Ralph,

ich weiß zwar nicht, ob du hier noch liest, wollte dir noch sagen, dass ich es ähnlich sehe, wie times: Wenn du das Gefühl hast, dass du Hilfe brauchst, scheu dich nicht, sie zu suchen.

Was die leuchtenden Pünktchen am Himmel angeht, könnte ich mir vorstellen, dass die so in die Richtung aussehen?

http://www.mp3-musicstation.de/orgon/kreiselwellen2.htm

Smile

Ich glaube nicht, dass du die "wegkriegen" musst - die sehen ganz viele Leute, auch ganz ohne Meditation Smile

.

Ich könnte mir vorstellen, dass du mit deinen Übungen entweder eine Augenblockade gelöst hast, oder dass du diese "leuchtenden Pünktchen", wie viele Kinder, immer schon gesehen hast, es dir nur durch die Übungen bewußt geworden ist.
Meiner Meinung nach, kein Grund zum Angst haben.
Ich würde die jetzt auch nicht als sowas besonderes sehen oder da jetzt in Richtung "übersinnlich" oder so herumdeuteln.

Wichtiger finde ich, dass du ja dich offensichtlich selbst fragst, ob so, wie das alles für dich im Moment alles ist, es gut für dich ist, oder eventuell sogar "gefährlich" sein könnte.

Ich denke schon, dass es bei jemandem, der vielleicht nicht so viele, sichere Kontakte hat (will dir nix unterschieben, kenne dich ja nicht)
das viele Beschäftigen mit Meditation, auf eigene Faust, zumindest nicht ganz ungefährlich ist.

Würde es eventuell schon als Alarmzeichen sehen, dass du, wie du schreibst, im Moment keine Lust auf neue Kontakte hast.

Wenn das anhält und du dich immer mehr auf "dein Inneres" konzentrierst,
du möglicherweise den Kontakt zu anderen Menschen und vor allem auch den Kontakt zu deinen Körper verlierst i s t das gefährlich.
(Und mit gesunder Meditation hat das dann nebenbei gesagt mit Sicherheit auch nix zu tun)

Um so mehr, je labiler du möglicherweise bist - das musst du selbst einschätzen, da ich dich natürlich nicht kenne.

Reale Gespräche mit realen Freunden sind bestimmt wichtig, zumal man dabei auch dann ein deutliches Feedback kriegt und da geht`s ehr weiter, als, sorry, "in der eigenen Suppe" zu fischen, nicht?

lieben Gruß

Nele

sporadischer Gast 8 Köln W, 32

Hallo,

wenn du schon früher sehr zurückgezogen warst,schizoid wie du schreibst,dann lies doch mal unsere Schizotypieseite. Die Schizotype Störung ist auch mit sozialer Isolation und schizophrenienahen und -ähnlichen Symptomen verbunden. Da soll keinesfalls heißen,daß ich jetzt denke,daß dies auf dich zutreffen muß,aber es könnte ja sein.Denn ,was du beschreibst,wirkt für mich eher schizotypisch als Schizoid oder schizophren. Das letzten Endes fragst du aber am besyten einen Arzt.Nur wird diese Störung selten diagnostiziert.

der direkte Link:

http://www.blumenwiesen.org/schizotypie.html

Viele Grüße,Lara u.Monika

neu an Bord! 4 W, 16

Falls es in diesem Forum Leute gibt, die darüber gut Bescheid wissen: Gibt es eine "Definition" für Schizophrenie? Was genau ist Schizophrenie? Wie könnte man sie beschreiben? Als Persönlichkeitsspaltung? Ich möchte wirklich niemanden beleidigen! Ich bin nur dumm und weiß es nicht, würde aber gern mehr wissen.

Guest W

Hallo Nellay , Hm warum fragst du Question

? und dumm bist du sicherlich nicht ,also Schizophrenie ist eine tief greifende psychiatrische Erkrankung (Nervenkrankheit, Psychose), die Veränderungen der Gedanken, der Wahrnehmung und des Verhaltens auslöst. Schizophreniekranke sind zeitweise nicht in der Lage, zwischen der Wirklichkeit und den eigenen Vorstellungen zu unterscheiden.Die genauen Ursachen der Erkrankung sind unbekannt. Vermutlich spielen chemische Botenstoffe, die Nervensignale weiterleiten (Neurotransmitter), eine entscheidende Rolle.
Beschwerden: Störungen des Denkens und damit auch Sprechens,Störungen des Gefühlslebens,Verlust der Wirklichkeit und die Ich-Störung: Schizophrene Patienten erleben die eigene Persönlichkeit ebenfalls gespalten, zusammenhanglos, zerschlagen. Sie haben manchmal Schwierigkeiten sicher zu sein, dass sie wirklich leben, dass sie sie selber sind. Ich hoffe ich konnte dir damit Helfen . Erzählst du mir warum du fragst ? Wink

Jürgen

Moderatorin 2129 NRW W, 30

Hallo!

Mensch ist nicht dumm, nur weil er etwas nicht weiss Wink

Ich möchte Jürgens gute Erklärung noch durch einen Nachsatz ergänzen,

Jürgen wrote:

Schizophrene Patienten erleben die eigene Persönlichkeit ebenfalls gespalten

, dass er damit nicht die multiple Persönlichkeitsstörung meint.
Oft werden in der Alltagssprache Multiple Persönlichkeitsstörung und Schizophrenie (fälschlicherweise) gleichgesetzt: Während es bei Schizophrenie im Rahmen eines Größenwahns zu einer Identifikation mit einer anderen Person kommen kann, existieren bei der Multiplen Persönlichkeistsstörung zwei oder mehr Persönlichkeiten in einer Person. Die medikamentöse Behandlung muss unterschiedlich gehandhabt werden.

Wenn Du magst, würde auch ich gerne wissen, warum Du fragst.

Lieben Gruß,

Tanzendes_Irrlicht

Guest W

UPS

Danke tanzendes_irrlicht fast den fehler gemacht Exclamation

wenn es auch verführerisch ist obwohl der Begriff "schizo"(=ich spalte) "phrenie"(=Geist) genau dies suggeriert!). Nein so ist es nicht kann nur wieder dem Leitlich recht geben .Schizophren Erkrankte leiden nicht unter einer Persönlichkeitsspaltung, sondern unter einer veränderten Wahrnehmung der Realität.

Jürgen

neu an Bord! 4 W, 16

Danke für eure Antworten! Ihr habt mir wirklich weitergeholfen!
Ich hab gefragt, weil ich eine Geschichte schreibe, in der jemand schizophren ist. Und da dachte ich, es wäre vielleicht gut, genaueres darüber zu wissen... denn das einzige, was ich wirklich wusste, war eben das mit der Persönlichkeitsspaltung.

Guest W

Hallo Nellay

kannst du uns mal deine Geschichte hier reinstellen ?`
nur wenn du magst !

Jürgen

neu an Bord! 4 W, 16

Sie ist noch nicht fertig, aber wenn ich sie irgendwann abgeschlossen habe, kann ich sie euch gerne zum lesen geben! Ist doch klar, wo ihr mir geholfen habt, sie besser zu machen.

sporadischer Gast 8 Aachen M, 31

Hallo.

Manchmal denke ich, daß es sowas wie Schizophrenie überhaupt gar nicht gibt. Ich selber hatte zwei Psychosen, aber ich habe sie erlebt als ein zuviel an Gedanken in meinem Kopf. Während meiner psychotischen Phasen habe ich oft über allen möglichen Humbung nachgedacht. Ich bin sozusagen von Hölzchen auf Stöckchen gekommen und immer abgehobenere Gedanken hatte, wodurch ich immer mehr die Realität unter meinen Füssen verloren habe.

Ich persönlich halte, daß was ich erlebt habe für das Gegenteil einer Depression. Ich weiß, daß es laut ICD-10 soetwas wie manische Störung geben soll, was man im Gegensatz zur Depression (laut Definition der ICD-10) nur einmal haben darf und nicht chronisch, wie bei Depression. Genau hier denke ich liegt der Hacken, warum oft eine chronische manische Störung häufig als Schizophrenie diagnosdiziert wird. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß laut Brockhaus Manie neben Raserei auch Bessesenheit bedeuten kann. Vielleicht wäre es angebracht einen neuen Begriff zu finden, wie z.B. Manitation, der gleichberechtigt zur Depression und das Gegenteil meint (d.h. eine chronisches zuviel an Gedanken).

Ich selber habe in meiner Erkrankungsphase niemals mich als gespalten erlebt, weder meines Ichs noch irgendwelcher Gefühle. Ich hatte zugegebener Massen häufig Stimmungsschwankungen, die sich in psychotischen Phasen auch drastisch schnell ändern konnten. Aber geteil (was letztendlich schizo meint) habe ich mich niemals gefühlt.

Und wenn es tatsächlich sowas wie ein geteiltes Ich/Bewußtsein oder wie auch immer gibt, warum nennt man es dann nicht "multiple Persönlichkeit". Ich komme immer wieder zu dem Schluß, daß das Wort Schizophrenie völlig überholt ist.

Ich verstehe auch nicht, wie leicht sich Menschen diese Diagnose anziehen (will hier keinen persönlich angreifen - nur ich verstehe es nicht). Nur weil man ein wenig mit dem Leben hardert oder sich einem mal wieder die Sinn frage aufdrängt. Das sind völlig natürliche Dinge über die jeder abundzu stolpert, wenn er ehrlich ist. Auch Wahnvorstellungen sind für mich meistens nur Ausdruck von eben einer manitischen Störungen, eben einem "zuviel an Gedanken", man interpretiert in die Realität Dinge, die nicht stimmen. Genauso erkennt vielleicht ein depressiver Mensch manchmal nicht genug von der Realität, daß zum Beispiel das Wetter momentan wunderschön ist, wird er vielleicht nicht bemerken oder daß er eben tatsächlich auf der Arbeit gemompt wird. Er erkennt es einfach nicht, weil er zuwenig Gedanken hat und zuwenig in die Relität interpretiert.

Würde mich freuen zu erfahren, was ihr darüber denkt. Vielleicht findet ja auch kurz der Herr Fellner Zeit seine Meinung zu meiner Idee zu hinterlassen.

Bis denne:
ben-savan

P.S: könnt auch gerne mal auf meiner Homepage über meine Erkrankung vorbeischauen (http://www.savan.de/erkrankung)

Psychotherapeut 1589 Wien M

Lieber ben-savan,

die Begriffsdefinition der "Schizophrenie" ist so weit gefaßt, daß man beim Sprechen über "die" Schiophrenie üblicherweise erst einmal klären muß, von welcher Symptomatik man spricht, welche der Symptome im Vordergrund stehen, um welche Verlaufsform es sich handelt usw.

Ob es Schizophrenie "gibt" oder nicht, ist zwar eine spannende Frage zur Diskussion vor dem Lagerfeuer (oder in unserer Rubrik "Plauderecke / Persönliches", in welche ich mir erlaubt habe, diesen Thread deshalb auch zu verschieben*), Fakt ist aber, daß dieses Wort ein Zustandsbild beschreibt, das für Betroffene und deren Angehörige häufig eine tiefe Lebenskrise auslöst und insbesondere in den Spitzenphasen der Symptomatik nicht gut "wegdiskutiert" werden kann...

Zur Schizophrenie gibt es heute sehr gute Literatur (einiges davon in meiner Büchertips-Liste, die von der Archiv-Seite auf meiner Website verlinkt ist) und auch hier im Forum sind die Unterschiede zu MDK, MPS usw. bereits mehrfach erklärt (etwa hier, eine Suche im Forum bringt noch mehr Einträge zu diesem Thema), woraus Sie entnehmen können, daß das Krankheitsbild, das heute allgemein mit "Schizophrenie" benannt wird, auf diesem Planeten nicht nur real vorkommt, sondern auch diagnostisch klar von manischen/depressiven Zuständen, Multipler Persönlichkeitsstörung u.dgl. abgegrenzt ist.
Daß Sie niemals Gefühle einer "Spaltung" erlebt haben, läßt mich mit Ihnen mitfreuen - es ist aber kein brauchbarer Hinweis, daß Schizophrenie nicht vorliegen könnte (das, was man üblicherweise als "Persönlichkeitsspaltung" bezeichnet, bedeutet nicht notwendigerweise eine Diagnose der Schizophrenie, umgekehrt geht eine Schizophrenie nicht notwendigerweise mit "Spaltungsgefühlen" einher). Extreme Stimmungsschwankungen sind ebenso wenig zwangsläufiges Indiz für MDK - aber auch nicht für Schizophrenie. Allerdings sind derartige Stimmungsschwankungen sehr häufig auch bei Schizophrenie-PatientInnen zu beobachten. Alles sehr kompliziert..

Ich gebe Ihrem durchklingenden Eindruck aber völlig recht, daß die Diagnose auch heute noch häufig vorschnell (insbesondere in Grenzfällen, in denen eine eindeutige Diagnose nicht möglich ist) gegeben wird. Umso wichtiger ist es, sich mit der Symptomatik genau auseinanderzusetzen, um auch die Behandlung optimal darauf abstimmen zu können. Denn für jemanden, der sich z.B. in einer akuten schizophrenen Phase (etwa mit inneren Stimmen oder paranoiden Wahnvorstellungen einhergehend) befindet, ist es relativ gleichgültig, ob man sein Leiden nun "Schiophrenie" oder anders nennt, er/sie möchte vor allem eines: möglichst schnelle, effiziente und dauerhafte Hilfe. Die Frage, ob das Geschehene nun Schizophrenie war oder nicht, ist da zunächst von eher zweitrangigem Interesse (im Unterschied zu den behandelnden Ärzten und Therapeuten).

Weshalb mir Ihre Frage hier zeigt, daß es sich bei dem, was Sie derzeit erleben, mit Sicherheit nicht um eine akute schizophrene Phase handeln dürfte. Wink

Mehr kann ich dazu aus der Ferne aber auch nicht sagen. Cool

Herzliche Grüße und weiterhin alles Gute
Richard L. Fellner

* mißverstehen Sie diese Verschiebung bitte nicht als Geringschätzung Ihrer Frage - im Gegenteil, ich halte sie für spannend und wichtig. Es geht mir lediglich darum, daß fachliches beim Fachlichen bleibt und Meta-Diskussionen ohne weitere thematische Eingrenzung in der Diskussionsecke geführt werden können.

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