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queenoftheuniverse
Helferlein
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Post Tue, 30.Sep.03, 0:44      Halt dich fest Reply with quoteBack to top

Halt dich fest

„Wenn der Frühling kommt, deine Seele brennt. Du wachst nachts auf aus deinen Träumen, aber da ist niemand, der bei dir pennt. Wenn der, auf den du wartest, dich sitzen lässt, halt dich fest. Halt an deiner Liebe fest...“
Ich sitze auf meiner Bank. Meine Bank? Früher waren wir oft gemeinsam hier und haben uns den Sonnenuntergang über dem kleinen Waldsee angesehen. Ich saß eng an dich geschmiegt da. Du hattest einen Arm um mich gelegt. In meiner Erinnerung spüre ich dich noch immer. Den sanften Druck deines Arms auf meiner Schulter. Deinen warmen Körper so nah bei mir. Das war unsere Welt. Das gab es nur uns und dieses kleine Fleckchen Erde. Es war ein Traum. Doch eines Tages wachten wir auf...
„Wenn niemand bei dir ist. Denkst, dass keiner dich sucht. Du hast die Reise ins Jenseits vielleicht schon längst gebucht. Und all die Lügen geben dir den Rest. Halt dich fest. Halt an deiner Liebe fest...“
Wir wachten auf und fanden uns in der Hölle wieder. In einer Hölle, die wir uns selbst geschaffen hatten. Wir waren zu träge, um aufzugeben. Aber die Verletzungen, die wir uns Tag für Tag zufügten, hinterließen Narben für die Ewigkeit. Es kam der Punkt, an dem wir uns selbst zerstörten und an dem ich aufhörte zu existieren...
„Wenn die Juli Sonne durch dein Fenster knallt, die Schatten werden schon länger und du riechst den Asphalt. Wartest auf das Gewitter, das die Seele kühlt. Weil du glaubst, dass der Regen deinen Schmerz wegspült. Träumst von nackten Füßen im nassen Rinnstein. Du denkst an früher und willst wieder Kind sein. Wenn du so alleine schläfst, fühlst, du wirst durchnässt. Halt dich fest. Halt an deiner Liebe fest...“
Ich hörte auf zu existieren. Lebte einzig und allein in unseren Streitigkeiten und Quälereien. Als dieser Zustand schon fast zur Gewohnheit geworden war, passierte das Unerwartete. Du warfst mich von einem Tag auf den andern aus deinem Leben. Du beschlosst, deinen Weg wieder alleine zu gehen. Mein Schmerz, zuvor für lange Zeit betäubt, schlug mich mit voller Härte...
„Der Novemberwind, deine Hoffnung verweht. Und du bist so müde, weil du nicht mehr weißt, wies weitergeht. Wenn dein kaltes Bett dich nicht schlafen lässt, halt dich fest. Halt an deiner Liebe fest...“
Doch dieser Schmerz hat mich wiederbelebt. Er hat mir meine ganze Kraft, meinen Lebenswillen, zurückgegeben. Dafür danke ich dir.
Ich blicke hinunter zum See. Das Wasser spiegelt den blutroten Sonnenuntergang. Nein, du sitzt nicht neben mir. Du nimmst mich nicht in den Arm. Und das fühlt sich so wunderbar an, dass ich am liebsten laut schreien möchte.
Mein Leben geht weiter.

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Elfenträne
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Post Mon, 13.Oct.03, 13:07      Re: Halt dich fest Reply with quoteBack to top

Quote:
Doch dieser Schmerz hat mich wiederbelebt. Er hat mir meine ganze Kraft, meinen Lebenswillen, zurückgegeben. Dafür danke ich dir.


Quote:
Und das fühlt sich so wunderbar an, dass ich am liebsten laut schreien möchte.
Mein Leben geht weiter.


Damit hast Du genau ausgedrückt, was mir gerade passiert ist.
Schön, dass Du es aufgeschrieben hast. Danke.

Lieben Gruß von Elfenträne.

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"Sie versuchte, sich durch ihren Körper hindurch zu sehen." (Milan Kundera)
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