Glaubensprobleme /Ängste bei Sex, Selbstbefriedigung ...

sporadischer Gast 7 M

Hallo,

meine Frau und ich haben ein sexuelles Problem, das aber eher meine Frau betrifft. Sie hat ein sehr gestörtes Verhältnis zu ihrer (unserer) Sexualität. Der Grund liegt bei ihr in der Kirche bzw. einem übersteigertem Glauben an "gut" und "böse" und sich den daraus ergebenen Ängsten. Dies ist aber erst die letzten 4-5 Jahre so richtig schlimm. Das ganze äußert sich z.B. darin, dass sie Sex als schmuddelig und unmoralisch empfindet, sich niemals selbst befriedigt, weil sie angeblich keinerlei Trieb empfindet und Menschen , die anders denken als "unmoralisch" empfindet. Wenn wir aber Sex haben, dann ist es mit ihr trotzdem sehr schön, da sie sich dann ab einem gewissen Punkt doch "fallen lassen" kann. Aber genau dies ist ihr hinterher unwahrscheinlich peinlich, weil sie sich Ihrem Trieb und der Lust hingegeben hat. Der Sex ist dementsprechend selten und eben nur "0815". Ich habe keinerlei abartige Wünsche, ich möchte nur mal ein wenig Abwechslung haben. Kleinste Wünsche von mir (Stellungswechsel, Dessous...) werden mit übelsten Beschimpfungen niedergemacht, so dass ich mich nicht mehr traue auch nur den kleinsten Wunsch zu äußern.
Meine Frau weiß um diese Problematik, möchte sich ändern, kann aber nicht, weil sie nun mal eine bestimmte Denkweise hat.

Wir vermuten, dass der Grund ca. 16 Jahre zurückliegt. Der damalige Pastor im Konfirmantenunterricht hat sie anscheinend so stark in ihrer Denkweise beeinflußt, dass sich dies heute zu regelrechten Ängsten herausgebildet hat. Es wurde damals anscheinend sehr dominant und immer wieder auf das "Gute" und das "Böse" eingegangen.

Sie nannte mir ein Beispiel: Der Pastor hat den Jugentlichen z.B. eingebleut "HABGIER IST BÖSE!!!". "Böse" steht bei meiner Frau für Teufel, Hölle, selber bestraft werden od. den Kindern könnte das "Böse" etwas anhaben wollen. Wenn meine Frau nun z.B. in einem Klamottengeschäft gerne eine Jacke kaufen möchte, weil sie ihr einfach gefällt, bekommt sie Schweissausbrüche und Ängste, --> dies ist Habgier und HABGIER IST BÖSE!!!

Nun wieder zum Sex...
Den Sex empfindet sie auch entsprechen als Habgier, da er ihrer Meinung nach v. Gott nur zum Kinderzeugen erfunden wurde.
Ich bin mir sicher, dass meine Frau einen ganz normalen Trieb bzw. Lust empfindet, aber jegl. Gedanken daran aufgrund der o.g. Problematik bereits im Keim erstickt wird.
Ich hatte mal eine Freundin, die sich -um mich zu verführen- in einer sehr erotisch Art und Weise angefangen hat selbst zu befriedigen. Ich fand dies sehr prickelnt, offen und völlig normal, weil Sie ihrer Lust einfach freien Lauf gelassen hat.

Nun meine Frage:

Sehr ich das alles zu locker - d.h. es gibt wirklich keine Frauen die sich z.B. selbst befriedigen od. einfach ihrer Lust hingeben und meine Frau hat recht und ihre Moralvorstellungen stimmen? Dann hätte ich in meinen vorherigen Partnerschaften wirklich Ausnahmen erlebt.

Wie kann meiner Frau geholfen werden - wie kann ich ihr helfen?

Würde mich über Tips hierzu sehr freuen!

Gruß, helix

sporadischer Gast 12 Wien W, 39

Lieber Helix,

das klingt ja wirklich sehr schlimm.
Eine Frage: gibt es in der Kirche deiner Frau jemanden, der/die "normale" Ansichten hat bzw. auch Seelsorger ist und mit ihr darüber sprechen kann, oder weißt Du darüber nicht Bescheid? Ich bin selbst sehr in einer Kirche engagiert und weiß, dass es heute eine Menge Therapeuten gibt, auch christliche, die Menschen mit Problemen helfen können, wo es auch um Glauben geht bzw. Zwänge, die aus falschen Glaubensvorstellungen entstehen können. Ich vermute, dass sie sich wahrscheinlich ansonsten nicht viel sagen lassen wird.
Du alleine wirst das nicht auf Dauer tragen können und ich wünsche euch alles Liebe für die Lösung dieses Problems.

Miranda

Helferlein 61 Deutschland W, 23

Hallo Helix,
ziemlich verworrene geschichte, in der du da steckst, richtig?

Also ich glaube da kann nur ein Gespräch helfen, am Besten mit einem Therapeuten, denn diese eingeredeten Glaubenssachen wird sie sonst nicht loswerden, wieso auch, die erkennt ja nicht, daß es total überzogen und auch ein wenig wirr ist.

Was ich mich frage, wieso ist es erst jetzt so schlimm geworden, obwohl du denkst, daß das mit dem Pfarrer schon 16 Jahre her ist? Hast du dafür eine Erklärung? Question

Helferlein 65 irgendwo W, 37

Hallo Helix!

Mensch du, das ist schon eine schwierige Sache, von der zu schreibst.
Ich musste da viel an meine Mutter denken. Sie hat auch so eine religiös-leibfeindliche Erziehung gehabt.
Und dann auch noch meinen Vater nicht aus Liebe sondern aus Pflichtgefühl geheiratet.
Ich bin das Kind einer ehelichen Vergewaltigung.
Weder meine Schwester noch ich haben Kinder.
Ich habe es als Kind immer wieder gesehen und gespürt, wie schlimm für meine Mutter schon einfache Berührungen durch meinen Vater waren. Sie hat immer gelitten.
Ich habe von klein auf gelernt: Sex ist Leiden für die Frau.
Und bin selbst erst jetzt mühsam am Umlernen.

Ich schreibe es dir, weil ich dich auch bitten will, aufzupassen, wie es für deine Kinder ist.

Ich halte den Tipp für sehr gut, fähige und offene Seelsorger aus ihrer Kirche zu suchen.
Das könnte einiges lösen helfen, wenn sie spüren kann, dass es auch im Glauben Platz hat für Sexualität.

Kennt ihr das Buch "Mit Freuden Frau sein" von Ingrid Trobisch? Es ist von einer Pastorenfrau geschrieben und wirklich sehr positiv und offen.

Einen guten Weg dir und deiner Frau

ashira

sporadischer Gast 7 M

Danke Euch allen!

Durch sehr viel reden, haben wir einen großen Fortschritt erzielt.
Ich habe viele, viele Internetseiten von "Pro-Sex"-christlichen Seiten gefunden und ausgedruckt. Wir haben alles sehr lange und immer wieder besprochen. Meine Frau fühlt sich gedanklich wesentlich freier und gelöster - dies ist in der "Praxis" deutlich spürbar Wink

). Während Sie früher niemels darüber reden konnte, geniesst Sie es jetzt und ist sehr stolz auf sich.

Ich denke der Grundstein für einen erfolgreichen Weiterverlauf ist damit gelegt.

Gruß, helix

Helferlein 80 Österreich W, 56

hallo helix,

ich denke auch, dass deine Fantasien und Wünsche völlig normal sind.
Gehe vorsichtig mit deiner Frau um und besprecht dieses Thema immer wieder. Eines Tages wird sie vielleicht auch der Meinung sein, dass das Leben so kurz ist und sie sich selber bestraft wenn sie auf ein erfülltes und abwechslungsreiches Liebesleben verzichtet.

Ich wünsche euch beiden viel Spass beim Entdecken neuer Liebestechniken und deiner Frau baldige Einsichtigkeit!

Viel Glück!
Molly

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Glaubensprobleme /Ängste bei Sex, Selbstbefriedigung ...