Fetisch und doch kein Orgasmus - bin ich noch normal?

Helferlein 65 irgendwo W, 37

o je... ich bin schon knallerot beim schreiben...

Also, irgendwie fuehl ich mich einfach nicht normal. Ich hatte noch nie Sex mit einem Partner. Irgendwie kam es nie dazu.
Und erst seit ein paar Monaten habe ich den Zugang dazu gefunden, mich selbst zu erregen.
Ich fange meistens mit einem Tennisball an, den ich ueber die Scheide rolle.
Erregt bin ich dann. Aber einen Orgasmus habe ich noch nie erlebt.
Und zugleich bin ich total verunsichert: ist das, was ich mache, eigentlich normal - das mit dem Tennisball, meine ich.
Und warum klappt es doch nicht mit dem Orgasmus?
Ich habe damit Riesenprobleme. Fuehle mich einfach nicht normal.
Kennt das jemand?

Ashira

sporadischer Gast 19 W, 42

Hallo Ashira,

zu den Frühreifen scheinst Du in der Tat nicht zu gehören. Das Du einen Tennisball als "Fetish" bezeichnest, halte ich für übertrieben. Du hast Freude beim selber erregen ? Prima ! Geniesse es ! Ob Du einen Orgasmus hast oder nicht, ist doch egal. Und um Freude an erotischen Gefühlen zu haben, ist es nie zu spät ! Es gibt so viele Arten Freude zu empfinden und die Suche danach ist ebenfalls sehr spannend. Finde selbst heraus, was Dir Spass macht, mache Dir keine unnötigen Gedanken und alles andere kommt von selbst.

Alles Liebe

Vicky

P.S. Das mit dem Tennisball muß ich 'mal probieren ... Very Happy

sporadischer Gast 12 W, 23

also, das einzige, was ich nach deinem beitrag gedacht habe, war: eigentlich ne gute idee, so'n tennisball.....

ich habe nämlich bisher nur wenige und recht enttäuschende erfahrungen mit Selbstbefriedigung, da könnte man sich ja mal was einfallen lassen...

Ausserdem finde ich, dass du dir nicht so viele Gedanken machen solltest, solange du niemanden beeinträchtigst. Davon bist du doch weit entfernt.

Ute

Helferlein 65 irgendwo W, 37

Danke für Eure Antworten! Sie helfen mir schon ein wenig weiter. Ja, Vicky, ich bin ne absolute Spätzünderin.
Aber bis vor so einem halbem Jahr war ich auch felsenfest der Meinung, dass Masturbation eine sexuelle Störung von pubertierenden jungen Männern ist, das sich normalerweise verwächst und dass Frauen sich überhaupt nicht selbst befriedigen (können).
Irgendwie habe ich da wohl die falsche Erziehung mitgekriegt.

Und dementsprechend total immer noch die Schuldgefühle. Und fühle mich zumindest nicht normal, wenn nicht sogar schon irgendwie krank, wenn ich mich selbst anfasse und errege.

lg

ashira

sporadischer Gast 19 W, 42

Hallo Ashira,

besser spät als nie. Ich denke, es wird noch eine Weile dauern, bis Du Deine Gefühle voll akzeptieren kannst. Ich vermute, dass nur eine Minderheit von Frauen in ihren Leben keine Erfahrungen mit Selbstbefriedigung gemacht hat. Die Scheu davor stammt wohl noch aus früheren Zeiten, in denen die Erziehung darauf ausgerichtet war, dass Frauen keine eigenen Wünsche zur Sexualität haben sollten. In viktorianischer Zeit gab man den jungen Ehefrauen den Rat mit: schließ die Augen und denk' an England... Gott sei Dank sind diese Zeiten lange vorbei, aber in vielen Köpfen stecken immer noch Reste davon. Z.B. beim Papst: Der Absatz 2352 des 1993 vom Papst Johannes Paul II. approbierten "Katechismus der Katholischen Kirche" brandmarkt Masturbation als "eine in sich schwere ordnungswidrige Handlung". Habe ich bei
http://www.50plus.at/Default.htm?http%3A//www.50plus.at/sexualitaet/se lbsbef.htm
gefunden. Ich frage mich, wer hier krank ist !? Für mich ist das eine Art seelische Beschneidung ! Doch das ist ein anderes Thema.

Du kannst Dir in verschiedenen Bücher Hilfe holen. Z.B. bei Nancy Friday und anderen Autorinnen. Du kannst dort eine Menge über die weibliche Sexualität lesen und feststellen, dass jede Frau ihren eigenen lustvollen Weg hat. Irgendwie banal, doch das muß Frau erst einmal leben. Bestimmt gibt es auch neuere Bücher, doch die kenne ich nicht. Als ich zum ersten Mal ihre Bücher gelesen habe, wurde mir klar, wie viel ich noch entdecken kann. Und da war ich auch schon Mitte zwanzig (bin also auch keine Schnelle). Heute kann ich Selbstbefriedigung genießen und probiere gelegentlich auch neue Dinge aus (z.B. Tennisbälle Wink

). Es ist normal und absolut keine Krankheit. Nach meiner Meinung ist es wichtig, dass Du aber nur das tust, was Du wirklich willst und Dich zu nichts zwingst.

Alles Liebe

Vicky

Helferlein 65 irgendwo W, 37

Hallo Vicky!

Das mit der Literatur ist eine gute Idee. Muss nur den Mut dazu finden, mit so einem Buch dann an die Kasse zu gehen....

Du hast einen Volltreffer gelandet mit deinem Link: ja, ich habe so eine katholische Erziehung "genossen" und bin da schon ein wenig geschädigt davon.

Und es ist wirklich nicht einfach, Glaubenssätze zu ändern, mit denen man 36 Jahre lang gelebt hat.

Noch eine andere Frage: Kannst du mit Freundinnen oder gar mit deinem Partner (wenn ich es richtig verstehe, hast du einen?) über Selbstbefriedigung reden? Ich kann es nicht, selbst nicht mit meiner besten Freundin, auch nicht mit jemandem über mail. Es hat auch bisher noch nie eine Frau mit mir darüber geredet. Oder versucht, das Gespräch darauf zu bringen.

Deshalb weiss ich auch gar nicht so richtig, was ein Fetisch ist. Ich dachte, das sei ein Gegenstand, mit dem man sich selbst erregt, statt es mit dem eigenen Körper (z. B: Hand) zu machen bzw. mit dem Partner...

lg

ashira

sporadischer Gast 8 W

Hallöchen!

Meine erste Erfahrung mit Selbstbefriedigung war mit 9jahren und das in einem streng religiöses Internat für Mädchen (teilweise auch mit den Mädchen dort selbstbefriedigt), ich habe meine sexualität sehr früh erlebt und seit dem ersten mal Selbstbefriedigung tat ich es immer wieder und ich empfinde es als normal und zum menschen gehörend (obwohl ich auch ein Problem habe es anderen zu erzählen das ich das tue, ausser meinem Freund).

Da ich in diesem Internat sehr gelitten habe teilweise durch die Erzieherinen dort und teilweise weil ich meine Eltern vermisste und der grösste Teil war eingetlich der "sexuelle Missbrauch" von den sogenannten religiösen leuten, hat mich Religion seit dem nicht mehr interessiert, es hat sich sozusagen zum anderen extrem entwickelt.
Jetzt schweife ich ab.

Aber:

Ich denke nach dieser langen Zeit von religiöser Erziehung und Glaube ist es sicherlich schwer für dich eine andere denkweise (in dem bezug jetzt) anzunehmen und dich dabei wohl zu fühlen.
Das du keinen Orgasmus dabei bekommen hast kann sehr wohl an deiner Einstellung und Erziehung liegen weil das schlechte gewissen einem nicht die Freiheit lässt es zu geniessen..., meine vermutung jedenfalls, könnte aber auch was anderes sein.
36 Jahre (mit dieser Vorstellung von Sexualität) sind nicht gerade wenig.

Verspürtest du damals ( in der Pubertät) nie den Wunsch dazu dich Selbstzubefriedigen?
Oder hast du es einfach unterdrückt?

liebe grüsse
w.

Helferlein 65 irgendwo W, 37

Hi Wynona!

Tja,

Quote:

Verspürtest du damals ( in der Pubertät) nie den Wunsch dazu dich Selbstzubefriedigen?
Oder hast du es einfach unterdrückt?

Es gab wirklich NIE diesen Wunsch, irgendeine Regung - wirklich keine Ahnung, dass es sowas überhaupt geben könnte.
Bis auf einmal, als Kind, so mit 6 Jahren. Ich lag im Bett, hatte die Hände unter der Decke und spielte mit meinen Genitalien, während meine Mutter mit mir beten wollte. Sie sah plötzlich auf meine Hände unter der Bettdecke und verbat es mir sehr eindringlich und ohne Erklärung, mich je wieder dort zu berühren. Ihr Verbot hat sich mit dem Gebet verbunden und es wurde quasi zu einer göttlichen Weisung, die ich auch bis vor einigen Monaten eingehalten habe, ohne je nochmal drüber nachgedacht zu haben.

Wenn ich hier so mitlese in den posts, dann denke ich schon, dass das ganz schön krass ist. Und in den letzten Jahren dachte ich lang, ich sei nicht normal, ich hätte quasi keine Sexualität. Das zu entdecken, dass ich doch reagiere, war ein Riesenerlebnis.

Haben es dir andere Mädchen gezeigt mit 9 Jahren oder hattest du von dir aus das Bedürfnis, dich zu entdecken?

ashira

sporadischer Gast 19 W, 42

Hallo Ashira,

Du bist ja ein richtiger Nachtschwärmer Wink

Im Ernst: ich rede weder mit Partner noch mit Freundinnen über Selbstbefriedigung. Ich mache zwar daraus kein Geheimnis, aber ich suche nicht das Gespräch darüber. Für mich ist dieses Forum ein guter Platz sich offen über sehr persönliche Dinge auszutauschen, da wir uns nicht persönlich kennen. Ich denke, ich bekomme dadurch unbefangenere Antworten. Und der Partner ? Einige kleine Geheimnisse machen doch das Leben spannender, oder ?

Fetisch ist nach meiner Vorstellung (und ich habe eine ähnliche Beschreibung im Internet gefunden), wenn jemand sexuell so auf einen Gegenstand fixiert ist, dass er/sie sich nahezu ausschliesslich damit stimulieren kann. Hilfsmittel und erotische Spielsachen, und dazu gehört sicherlich Dein Tennisball, haben meines Erachtens damit nicht viel zu tun. Wo hier eine Grenze zu ziehen ist, muss Du für Dich entscheiden. Aber diese Grenze kannst Du auch verändern. Und selbst einen Fetisch halte ich nicht für etwas Schlimmes, solange der Partner nicht dauerhaft vernachlässigt wird. Erregung mit und durch Gegenstände zu erhalten, ist für mich manchmal eine sehr beglückende Erfahrung. Es gibt viel zu entdecken ... Wink

Alles Liebe

Vicky

sporadischer Gast 8 W

Hi Ashira

Das muss schlimm gewesen sein, so eine Erziehung.
Ist deine Mutter immer noch so streng (gläubig) in diesen sachen oder redet ihr darüber gar nicht mehr?

Ich hatte mit 9Jahren selbst interesse gehabt an meinen eigenen Körper und ich weiß nicht ob ich die anderen Mädchen dazu angeregt habe oder die anderen mich, aber ich hab bis jetzt noch eine stark ausgeprägte Sexualität.

Bist du sehr streng gläubig oder hat sich das bei dir gelegt mit der Zeit?

Helferlein 65 irgendwo W, 37

Hallo Vicky!

Ich liege oft nachts wach und da ist das Internet eine gute Möglichkeit der Ablenkung. Deshalb die nächtlichen Beiträge. Du bist ja sehr aufmerksam!

Ich wollte jetzt den Titel ändern und das Wort Fetisch herausnehmen, aber das geht nicht mehr.

Auf jeden Fall hält mich der Tennisball nicht von “wirklichem” Sex zu zweit ab, da ich einfach keinen Partner habe.

Und das habe ich wirklich erst in der letzten Zeit kapiert: dass es eigentlich ganz logisch ist, dass ich keinen Partner habe, wenn ich überhaupt keinen Zugang zu meiner eigenen Sexualität habe.
(Und da sind wir wieder bei Selbstbefriedigung und Orgasmus.)

Das mit den kleinen Geheimnissen in der Partnerschaft, ich denke, das ist Ansichtssache. Ich wünschte mir einmal ganz wirklich offen sein zu dürfen.

Und ich frage mich auch wirklich, WARUM dieses Schweigen über dieses Thema. Warum müssen wir das anonym hier im Forum machen und nicht mit den Menschen, die uns nahe stehen, reden? Ist das nur Erziehung oder mehr? Was denkst du?

Hallo Wynona!

Ich habe nie auch nur ein einziges Wort mit meiner Mutter über Sexualität geredet. Als ich meine Tage bekam, meinte sie nur: hier, das sind Binden, die benutzt man so und so, du wirst das jetzt jeden Monat haben. Mehr nicht.
Sie war völlig überfordert. Ich habe mir die nötigen Informationen dann woanders besorgt. Nicht ohne Probleme, aber immerhin.
Aber ich kann ja selbst nicht über meine Sexualität sprechen. Anderen zuhören sehr wohl. Aber ich bekomme kein Wort über meine Lippen, wenn es um mich geht.

Und das hat nichts mehr mit meinem heutigen Glauben zu tun. Der ist gereift und mit gewachsen.
Aber anscheinend nicht in allen Bereichen.
Du schreibst, dass du auch in einem religiösen Internat warst, aber der Religion den Rücken zugekehrt hast, wenn ich das richtig verstehe. Lag das an schlechten Erfahrungen, die du dort gemacht hast?

Ich würde mich über Antworten von euch beiden weiter freuen!

ashira

sporadischer Gast 19 W, 42

ashira36 wrote:

...
Auf jeden Fall hält mich der Tennisball nicht von “wirklichem” Sex zu zweit ab, da ich einfach keinen Partner habe.
...
Und das habe ich wirklich erst in der letzten Zeit kapiert: dass es eigentlich ganz logisch ist, dass ich keinen Partner habe, wenn ich überhaupt keinen Zugang zu meiner eigenen Sexualität habe.
(Und da sind wir wieder bei Selbstbefriedigung und Orgasmus.)

Das mit den kleinen Geheimnissen in der Partnerschaft, ich denke, das ist Ansichtssache. Ich wünschte mir einmal ganz wirklich offen sein zu dürfen.

Und ich frage mich auch wirklich, WARUM dieses Schweigen über dieses Thema. Warum müssen wir das anonym hier im Forum machen und nicht mit den Menschen, die uns nahe stehen, reden? Ist das nur Erziehung oder mehr? Was denkst du?
...
ashira

Hallo Ashira,

nun, ein Tennisball macht weniger Probleme als ein Partner Wink

Aber im Ernst, Sexualität und Parnerschaft gehören für mich zwar zusammen, aber es ist nicht das Gleiche. Einen Wunsch einen Partner zu haben, hat auch viel Anlehnung, Geborgenheit und Sicherheit zu tun. Sexualität ist dabei für mich nur eines von vielen Ausdrucksmittel. Hattest Du nie den Wunsch nach einem Partner an Deiner Seite ? Ich meine auch ohne Sexualität. Bist Du mit Deinem Leben zufrieden ? Ein bischen klingen Deine Beiträge, als ob Du bisher eigentlich nicht viel vermisst und nun eine neue Tür hast.
Es gibt ein Sprichwort, es soll wohl ein indisches sein, dass Du drei Herzen hast: eines für Dich, eines für Freunde und eines für den Rest der Welt. Demnach bleibt immer ein Bereich, in den nur Du selbst hineienschauen kannst. Wenn man mit anderen Menschen spricht, können diese sehr leicht durch zuviel "Offenheit" überfordert werden. Deshalb muss man auch bei einem Partner den richtigen Augenblick suchen, um solche Gespräche führen zu können. Ich denke es gibt keine Kultur, in der jeder mit jedem vorbehaltslos über alles spricht. Unser Kulturkreis ist u.a. christlich, z.T: alttestamentarisch geprägt. Sexualität ist dort kein Thema. Die Veränderungen, die in unserer Gesellschaft stattgefunden hat, ist mir manchmal zu freizügig und der Pendel schlägt in die andere Richtung aus. Mir gefällt dieses Forum, weil ich hier selbst entscheide, wann ich wieviel Offenheit in welcher Form vertrage. Wenn mir mein Partner oder auch meine beste Freundin ständig mit mir über ihre sexuellen Wünsche und Problemen im Ohr lägen, könnte ich dies sicher nicht ertragen. Ich gebe Dir recht, dass es viele Themen gibt, über die mann/frau üblicherweise nicht spricht. Das ist auch für mich nicht in Ordnung. Aber es ist im Lebenhäufig eine Gratwanderung.

Alles Liebe

Vicky

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