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Rose of Midnight
Forums-InsiderIn
279
Münster W
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Sat, 30.Nov.02, 12:23 Eine kleine Geschichte |
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Es war einmal ein kleines Mädchen.
Stundenlang konnte sie für sich allein in ihrem Zimmer sitzen und lesen.
Ihre Eltern wussten oft nicht, wo sie war, obwohl sie direkt neben ihnen saß und las.
Sie hatte die Gabe, in ihren Büchern zu verschwinden.
Die Bücher waren für sie ein Schutzschild vor der Welt. In ihnen fand sie Trost, wenn sie wieder mal einen Blick in die Wirklichkeit hatte werfen müssen.
Als sie noch nicht lesen konnte, versuchte sie sich auf andere Weise gegen die Realität zu wehren. Sie bemalte die Wände im Kindergarten und trieb die Erzieherinnen mit ihren ausgefallenen und destruktives Ideen fast zur Verzweiflung.
Gegen die Schule hatte sie sich immer gewehrt, doch sie konnte nichts gegen sie tun. Alles war ihr zu langweilig, zu uninteressant. Nur das Lesen war eine Offenbarung.
Von einem Tag auf den anderen begriff sie den Sinn, der hintern diesen komischen Zeichen steckte.
Und von da an las sie. Immer und überall.
In der Grundschule verging kaum eine Unterrichtsstunde, in der sie kein Buch unter dem Tisch liegen hatte.
Ihre Lehrerinnen sollten sich später an das Phänomen ihrer geteilten Aufmerksamkeit erinnern. Ihr Geist schien weit weg zu sein, doch gelang es einem Teil davon irgendwie, dem Unterricht zu folgen und alle Fragen zu beantworten, die an sie gestellt wurden.
Doch fühle sie sich immer fehl am Platz. Der Wechsel auf das Gymnasium sollte eine Erlösung sein.
Doch nach kurzer Zeit verstärkte sich das Gefühl, nicht am rechten Platz zu sein und sie sehnte sich nach Ruhe, Frieden und dem Gefühl, zu Hause zu sein.
Sie war oft traurig, zog sich zurück.
Sie litt unter den Spielen ihrer Klassenkameraden und versuchte, sich anzupassen.
Doch ihre innere Zerissenheit wurde immer größer. Während ihr Inneres sich selbst zerfraß, lerne sie, zu lächeln.
Für ihre geliebten Bücher blieb keine Zeit mehr, das Leben hatte sie eingeholt.
Ihre Freunde wunderten sich ab und zu über ihren seltsam zynischen und schwarzen Humor, aber sie lachten darüber. So war sie eben.
Sie versuchte gar nicht erst, um Hilfe zu rufen als sie merkte, dass sie zu verschwinden begann. Immer öfter hatte sie das Gefühl, aus einer Glaskugel heraus die Welt zu beobachten.
Sie fühlte sich leer, es blieben nur Trauer, Verzweiflung, Angst und Schwärze.
Einige, die versuchten, ihr zu helfen, waren erschüttert, als sie einen Blick in ihr Inneres werfen konnten.
Und so lächelte sie weiter, um niemanden zu verängstigen während ihre eigene Angst wuchs.
Der Wunsch nach Ruhe und Frieden wurde übermächtig. Mit der Zeit waren ihre Kräfte verbraucht, sie konnte ihm nicht länger widerstehen und verabschiedete sich von der Welt.
Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich frei und uneingeschränkt glücklich, während das Bewusstsein sie verliess und sie im Stillen ihrem Pharmakologie-Professor für die gute Ausbildung dankte.
Sie hatte Ärztin werden wollen, um das Leben anderer zu retten.
Sich selbst zu retten- darin hatte sie nie einen Sinn gesehen. Sie starb glücklich.
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[nicht mehr wegzudenken]
2687
Deutschland W, 70
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das ist MEINE geschichte rose!
und ich hab sone gänsehaut!
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Rose of Midnight
Forums-InsiderIn
279
Münster W
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Eine Geschichte = meine Geschichte...
Ich weissnicht, ob ich möchte, dass diese Gleichung aufgeht. Manchmal schon. Aber eigentlich will ich leben.
Rose
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Time
[nicht mehr wegzudenken]
2687
Deutschland W, 70
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du WIRST leben.
...wenn du WILLST.
und du WILLST ja.
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Rose of Midnight
Forums-InsiderIn
279
Münster W
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Zu Deiner Signatur fällt mir auch ein Spruch ein: Nietzsche sagt, Gott ist tot. Gott sagt. Nietzsche ist tot.
Gefällt mir irgendwie
Ich gebe mir Mühe, dass mir mein Lebenswille nicht abhanden kommt.
Ich lerne, aus meinen guten Momenten Kraft zu schöpfen für die weniger guten. Dadurch fühle ich mich auch weniger zerrissen, da ich es schaffe beide Hälften von mir in Verbindung zu bringen.
Es ist zwar noch nicht viel, aber es wird
Liebe Grüße,
Rose
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Mr. Unknown
sporadischer Gast
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Schattenberge ,
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Ich denke, dass viel Menschen hier auf diesem Board bzw. Forum so einige Gemeinsamkeiten aus dieser Geschichte herrauslesen können.
Wenn du es Schaffen willst, so wirst du es schaffen und den Tag erleben, wo das Gefühl am Leben zu sein dich auf "treffen" wird.
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