Brauche ich eine Therapie?

sporadischer Gast 5 Deutschland W, 30

Hallo,

ich bin neu hier und hoffe, dass mir vielleicht jemand aufgrund meiner "Geschichte" sagen kann, ob ich vielleicht besser eine Therapie in Angriff nehmen sollte.

Ich habe dieses Unterforum gewählt, weil sich meine "Probleme" aus verschiedenen Bereichen zusammensetzen.

Ich versuch einfach mal irgendwo anzufangen...

Letztes Jahr im Februar hat mein Ex-Freund sich nach 3 1/2 Jahren von mir getrennt. Er sagte, er würde mich nicht mehr richtig lieben und er würde meinem Traum vom Heiraten und einer eigenen Familie nicht im Weg stehen wollen. Dies passierte zu einer Zeit, in der unsere Beziehung nahezu perfekt war (vielleicht abgesehen davon, dass die Sexualität bei uns seit etwa einem Dreivierteljahr brach lag).

Für mich brach eine Welt zusammen und ich hab fortan nur noch geweint und bin in ein fürchterlich tiefes Loch gefallen. Zum einen, weil es so plötzlich kam, zum anderen, weil ich nicht wusste, wie ich allein klarkommen sollte. Ich hatte seinerzeit schon einen ziemlich hohen Kredit bei der Bank, hatte nichts gespart, die Möbel waren eigentlich alle seine und ich wusste nicht, wie ich eine eigene Wohnung bezahlen sollte. Ich bin dann zu meiner Bank und hab meinen Kredit noch mal aufstocken und mein überzogenes Konto noch mal umschulden lassen. So ging das ca. alle halbe Jahr. Ich fand dann auch relativ schnell eine Wohnung, die Möbel hat er mir fast alle gelassen. Er hat meine Wohnung renoviert, tapeziert, gestrichen, den Umzug gemacht usw. Wir haben uns total gut verstanden und alles war wie immer, ausser, dass wir nicht mehr zusammen waren.

Als er dann eine neue Freundin hatte, haben wir uns überhaupt nicht mehr verstanden, nur noch angeschrien usw. Er hat dann den Kontakt abgebrochen, mit der Begründung, sonst würde ich wohl nie darüber hinwegkommen. Von da an war ich eigentlich nur noch depressiv. Ich habe fast alle Kontakte abgebrochen, bin kaum noch rausgegangen, wollte nur noch alleine sein, hab mich von niemandem aufbauen und rauslocken lassen, nichts. Und dass ich am liebsten allein bin, ist auch so geblieben. Obwohl ich mir auf der anderen Seite einen Partner wünsche. Aber da ich ja ohnehin nicht weggehe, ist es natürlich auch schwierig, jemanden zu finden.

Das war erstmal soweit meine "Vorgeschichte".... Mein Problem liegt nun darin, dass ich mit meinem Leben total unzufrieden bin. Ich fühle mich ständig von der Vergangenheit "eingeholt" weil ich in einer Wohnung lebe, die er mit ausgesucht hat, die er renoviert hat, in der "unsere" Möbel stehen usw. Und ich habe auch noch "unsere" Katzen zu mir genommen. Gut, dieses Problem könnte man ggf. durch eine neue Wohnung und neue Möbel aus dem Weg räumen, aber das geht nicht, weil ich es mir nicht leisten kann. Ich habe mich immer, immer weiter verschuldet, bis mir meine Bank letztes Jahr das Konto gesperrt hat und nicht mehr bereit war, irgendetwas umzuschulden. Ich bin dann zu meiner Tante gegangen, die auch bei einer Bank arbeitet und sie hat mir zunächst mal geholfen und alles zu einem grossen Kredit zusammengefasst usw. Anfangs lief es ganz gut, inzwischen ist es schon wieder so, dass ich kein Geld habe, weil mein Konto immer bis zum Anschlag überzogen ist (das war auch schon in der Beziehung so).

Hinzu kommt auch noch, dass ich einen Job habe, mit dem ich nicht zufrieden bin, in dem ich mich einfach "falsch aufgehoben" und nicht wohl fühle. Ich verdiene in diesem Job allerdings gutes Geld, auf das ich angewiesen bin, also mach ich ihn weiter und bin weiter unglücklich.

Dann kommt weiterhin dazu, dass ich in der Beziehung zu meinem Ex 30 kg zugenommen habe, die ich einfach nicht wieder loswerde. 10kg hab ich schon mal geschafft, die hab ich auch nicht wieder drauf, aber ich krieg's einfach nicht auf die Reihe, mich vernünftig zu ernähren und maßzuhalten. An Diäten und Pillchen hab ich natürlich schon alles probiert, was es auf dem Markt gibt....

Irgendwie fühl ich mich mit meinem ganzen Leben überfordert. Nichts läuft so, wie ich es gerne hätte. Ich möchte gern so vieles, bringe aber nichts auf die Reihe. Ich bin von vorne bis hinten unzufrieden am meisten mit mir selbst (meiner Figur) und in meinem Job und ich weiss nicht, was ich dagegen tun soll oder wie ich es angehen soll.

Ich mag nicht weggehen, weil ich so dick bin. Ich kann mir nichts leisten, weil ich kein Geld habe... Und dennoch gebe ich mein Geld immer aus und weiss letztendlich nicht mal mehr, wofür.

Nun beschäftige ich mich schon seit einiger Zeit damit, ob ich eine Therapie brauche. Ich habe hier auf der Seite den "Unzufriedenheits-Test" gemacht, bei dem herauskam, dass ich mit meinem Leben extrem unzufrieden bin und ich hab den "Essstörungs-Test" gemacht, der auch eine Essstörung nachwies.

Sollte ich also mal den Weg zum Therapeuten suchen?

Ich wär dankbar für Eure Ratschläge!

Viele Grüße
Sanny

Forums-InsiderIn 153 österreich W, 35

liebe sanny!

du stellst eine frage, die du dir nur selber beantworten kannst.
eine sehr gute voraussetzung für eine therapie bringst du sicherlich mit: deinen wunsch, etwas an deinem leben zu ändern.
niemand aber wird dir sagen, ob du die therapie BRAUCHST oder nicht. das kannst nur du.

hast du dir die frage schon selbst gestellt?
was würdest du dir selber antworten?

wenn ich mir deinen beitrag lese, habe ich das gefühl -auch wenn das jetzt hart klingt- daß du dir die dinge gerne aus der hand nehmen läßt und auf die hilfe und die entscheidungen anderer wartest, bevor du selber aktiv wirst.

in diesem sinne -ob mit oder ohne therapie: TU WAS!

ich-bin-ich

sporadischer Gast 5 Deutschland W, 30

Hallo ichbinich,

vielen Dank für Deine ehrliche Antwort.

ichbinich wrote:

hast du dir die frage schon selbst gestellt?
was würdest du dir selber antworten?

Ja, ich hab mir die Frage schon gestellt und wenn ich ehrlich bin, weiss ich nicht wirklich eine Antwort.

Auf der einen Seite denke ich, dass ich es alleine, aus eigener Kraft nicht werde schaffen können, etwas zu ändern, auf der anderen Seite denke ich, es gehört doch vielleicht nur der Wille und Disziplin dazu, etwas zu verändern.

Ich hab schon einmal ein erstes Gespräch bei einer Therapeutin gehabt, die mir -nachdem ich ihr alles erzählt hatte- sagte, sie sei auf jeden Fall der Meinung, dass ich eine Therapie bräuchte (da ich offenbar Depressionen hätte und an Kaufsucht leiden würde), aber sie hatte keine freien Therapieplätze. Und so sah es leider auch bei allen anderen Therapeuten aus.

Tja, und so frage ich mich nun, ob ich das noch mal in Angriff nehmen sollte.... Ich weiss es einfach nicht...

Viele Grüße
Sanny

Forums-InsiderIn 153 österreich W, 35

hallo sanny,

puh, ich bin froh, daß du mir meine direktheit nicht übel nimmst.
wenn du nicht weißt, ob du eine therapie machen willst, dannn mußt du es HERAUSFINDEN.

wenn es um wille und disziplin geht, dann hieße das, du mußt zuerst einmal etwas WOLLEN. ich habe durchaus den eindruck, daß du etwas WILLST. jedenfalls weißt du, was du NICHT WILLST. das ist doch ein anfang, und ich finde, das ist sehr viel!
du weißt, wo du hin willst!

jetzt mußt du einen weg dahin suchen.

eine psychotherapie kann dir dabei helfen, diesen weg zu finden.
man muß nicht immer alles alleine schaffen. manchmal ist es ein zeichen von stärke, hilfe anzunehmen.

das mit der disziplin hat für mich ein fragezeichen. du tust die dinge, die du tust aus einem bestimmten grund. dein kaufverhalten erfüllt für dich wahrscheinlich irgendeinen zweck. wenn du es dir einfach so verbieten könntest, hättest du es wahrscheinlich schon getan, nicht wahr?
erst wenn du etwas gefunden hast, das dir den selben zweck erfüllt oder wenn du es nicht mehr brauchst, also das erfüllen dieses bestimmten zweckes dir nicht mehr wichtig ist, wirst du damit aufhören können.

was könnte dieser zweck sein?

lg
ich-bin-ich

sporadischer Gast 5 Deutschland W, 30

Hallo ich-bin-ich!

Nein, ich nehme Dir Deine Direktheit überhaupt nicht übel. Ich kann generell ziemlich gut damit umgehen, wenn mir jemand seine ehrliche Meinung sagt Laughing

Ich denke auch, dass mein Kaufverhalten vielleicht eine Art "Ersatz" ist; zumindest wird es wohl wirklich einen Grund haben.

Da es in meiner Beziehung schon so war, denke ich, dass es etwas mit Unzufriedenheit zu tun hat. Ich habe darüber nachgedacht, was mir den selben Zweck erfüllen könnte und ich denke, das wäre Zufriedenheit. Zufriedenheit mit mir (mich akzeptieren, wie ich bin und nicht immer sein wollen wie andere), Zufriedenheit mit dem was ich habe und mit dem was ich erreicht habe. Und vor allem aufhören zu glauben, dass mir materielle Dinge meine Zufriedenheit ersetzen. Vielleicht geht es mir manchmal kurzfristig besser, wenn ich mir z.B. was neues zum Anziehen gekauft habe, weil ich darin schlanker aussehe oder was weiss ich. Aber eben nur kurzfristig und das ist das Problem.

Die Frage ist nur, wie finde ich zu dieser "Zufriedenheit"?

Vielen Dank für Deine Ehrlichkeit!

Viele Grüße
Sanny

Forums-InsiderIn 153 österreich W, 35

hallo sanny!

was denkst du hindert dich daran, zufrieden (mit dir) zu sein?

ich-bin-ich

sporadischer Gast 6 Wien W, 30

Hi!
Willst du was ändern. Oder willst du dich abfinden das es einfach so ist?
Und Therapie heißt ja nicht das wenn man diese Art Hilfe zur Selbsthilfe, Selbstfindung in Anpruch nimmt gleich krank oder verrückt sein muß.
Bei dir hat das irgendwie so einen negativen Beigeschmack. Es ist auch so was in der Art, etwas nur für sich selbst zu tun und es zu tun weil einem an der eigenen Person was liegt. Und das allein ist ja schon ein schönes Gefühl für sich selbst was zu tun. Vielleicht drängt´s ja auch schon in dir, das du dich selbst mögen, lieben, wichtig, besonders nehmen willst. Und du bist es bestimmt wert, das du dich wichtig nimmst!
Vielleicht waren das ja bis jetzt auch glückliche Umstände das es mit bisherigen Therapeuten nicht klappte. Vielleicht ist der nächste Thera erst der genau richtige für dich bei dem du dich wohlfühlst.

Liebe Grüße

sporadischer Gast 5 Deutschland W, 30

ichbinich wrote:

hallo sanny!

was denkst du hindert dich daran, zufrieden (mit dir) zu sein?

ich-bin-ich

Hmm, gute Frage. Wenn ich ehrlich bin (und ich hab jetzt einige Tage darüber nachgedacht), weiss ich es nicht. Vielleicht hindere ich mich selbst daran, weil ich mir selbst im Wege stehe....

Ich kann es Dir wirklich nicht beantworten...

Gruß
Sanny

sporadischer Gast 5 Deutschland W, 30

shiwa wrote:

Willst du was ändern. Oder willst du dich abfinden das es einfach so ist?
Und Therapie heißt ja nicht das wenn man diese Art Hilfe zur Selbsthilfe, Selbstfindung in Anpruch nimmt gleich krank oder verrückt sein muß.
Bei dir hat das irgendwie so einen negativen Beigeschmack. Es ist auch so was in der Art, etwas nur für sich selbst zu tun und es zu tun weil einem an der eigenen Person was liegt. Und das allein ist ja schon ein schönes Gefühl für sich selbst was zu tun. Vielleicht drängt´s ja auch schon in dir, das du dich selbst mögen, lieben, wichtig, besonders nehmen willst.

Natürlich will ich was ändern und mich nicht mit irgendetwas abfinden.

Es tut mir leid, wenn das irgendwie negativ rübergekommen ist, aber das war auf keinen Fall so gemeint. Ich halte eine Therapie auf keinen Fall für schlecht oder denke, dass man verrückt oder krank ist, wenn man zum Therpeuten geht.

Gruß
Sanny

Forums-InsiderIn 153 österreich W, 35

hallo sanny,

du hattest schon einmal ein gespräch mit einer therapeutin. du hattest also schon einmal so gut wie eine entscheidung zur therapie getroffen.

-was hat dich damals bewegt, dich für eine therapie zu entscheiden?
-was könnte dich jezt bewegen, und was hält dich davon ab?
-wie könntest du dich dazu bewegen, eine entscheidung zu treffen?

ich-bin-ich

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