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Todesmutige
Helferlein
75
Wien W, 25
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Thu, 11.Sep.03, 20:27 unheilbar krank |
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hallo
ich leide seit ungefähr 6 Jahren an ziemlich schweren depressionen.. und in letzter zeit komme ich immer weniger damit klar...
ich mache therapie und ich geh zum psychiater...
heute hatte ich wieder einen arzt termin und meine ärztin meint zu mir.. sie weiß nicht mehr was sie mit mir machen soll... ich bin alle anti depressiva durch und auch neuroleptika helfen mir nicht...
bin ich unheilbar krank?
kann ich irgendetwas tun?
ich ertrage die depressionen nicht mehr... von tag zu tag wird es immer schlimmer... ich kann nicht mehr...
habe auch schon ein paar mal versucht mir das leben zu nehmen...
gibt es irgendeine möglichkeit das ich wieder gesund werde? und warum helfen mir die medikamente nicht?
grüße todesmutige
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_________________ Ich brauche keinen Plan nur ein Ziel, der Rest kommt von alleine! |
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Trauernder
sporadischer Gast
22
M, 18
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Thu, 11.Sep.03, 20:30 Re: unheilbar krank |
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Warst du schonmal in einer Klinik für längere Zeit?
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Fipsi
Guest
W
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Thu, 11.Sep.03, 22:01 Re: unheilbar krank |
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Hallo Todesmutige,
leider helfen medikamente nicht unbedingt. ist bei mir auch so. natürlich wissen dann die psychiater nicht mehr was sie tun sollen. die möglichkeiten der psychiatrie und psychotherapie sind beschränkt. weiß jetzt nur, dass es prinzipiell besser werden kann. hängt auch viel mit der akzeptanz der eigenen situation ab. schöpfe deinen bewegungsradius aus. schließlich kannst du noch termine wahrnehmen. das ist ja schon einmal etwas. wie ist deine situation? arbeitest du? was ist für dich unerträglich? wie würdest du dir ein "gesundes" leben vorstellen?
gruß, Fipsi
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Todesmutige
Helferlein
75
Wien W, 25
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Fri, 12.Sep.03, 16:38 Re: unheilbar krank |
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Trauernder wrote: | Warst du schonmal in einer Klinik für längere Zeit? |
nein.. hab ich in nächster zeit auch nicht vor... außer es wird nicht besser dann denk ich nochmal drüber nach
fipsi wrote: | schließlich kannst du noch termine wahrnehmen. |
naja auch nicht immer... meistens zwinge ich mich dazu.. aber manchmal fallen termine schon mal flach weil ich es nicht aus dem haus schaffe
ich mache gerade ein arsch praktikum...wenn ich könnte würde ich zuhause bleiben... ich überlege eh ob ich nicht alles hinschmeißen soll.. und einfach nur zu hause bleiben soll und schlafen...
Quote: | was ist für dich unerträglich? |
es ist unerträglich für mich, das ich immer wieder kämpfen muss damit ich kleinigkeiten erledigen kann.. ich kann kaum aufstehn.. ja es klappt noch aber am liebsten würde ich liegen bleiben.. es geht mir auf den keks das ich den ganzen tag schlecht drauf bin.. und es mir einfach furchtbar geht...
und ich verstehe nicht warum die medis nicht wirken....
naja wie es aussieht muss ich mich damit abfinden auf ewig "krank" zu sein...
Quote: | wie würdest du dir ein "gesundes" leben vorstellen? |
mir würde nich alles so schrecklich schwer fallen.. ich könnte aufstehn.. ich wäre nicht so mörderisch unmotiviert.. mir würde es gut geht.. ich würde nicht mehr an sm denken oder es versuchen und ich hätte spaß am leben
danke für eure antworten
grüße todesmutige
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Laurièn
Forums-InsiderIn
374
Lübeck W, 22
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Fri, 12.Sep.03, 16:47 Re: unheilbar krank |
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Hallo Todesmutige,
ich habe Dein letztes Post gelesen und habe nur noch eine kurze Frage:
Was hindert Dich, das zu tun,
was Du Dir unter einem "gesunden" Leben vorstellst?
Laurièn
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_________________ >>> Aussprechen lindert Schmerzen <<<
vertreibt sie aus dem Herzen |
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Todesmutige
Helferlein
75
Wien W, 25
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Fri, 12.Sep.03, 17:02 Re: unheilbar krank |
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die depressionen hindern mich
all diese dingen funktionieren nicht... es geht mir schlecht und es hört einfach nicht auf... ich kann nix dagegen tun.. ich kämpfe und kämpfe und ich verliere... ich bin verzweifelt weil ich am ende meiner weisheit bin...
grüße todesmutige
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_________________ Ich brauche keinen Plan nur ein Ziel, der Rest kommt von alleine! |
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dreamlore
neu an Bord!
4
W, 17
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Fri, 12.Sep.03, 17:16 Re: unheilbar krank |
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hattest du vorher, bevor die depressionen angefangen haben, irgendwas, was dir spaß gemacht hat und was du gern gemacht hast?
ich weiß dass sich in so langer zeit sicher die interessen und so ändern, aber vielleicht hast du ja sowas, das dir immernoch spaßmacht.
auch wenn du vielleicht denkst 'ich sitz schon so tief drin, dass ich das auch nicht mehr schaffe'.
du willst doch gesund werden, das heißt du willst lachen können und sagen können 'das leben ist schön'.
denk daran, wenns dir schlecht geht, oder versuche es, dir das selbst zu sagen - dass du willst dass es dir gutgeht.
und dann such dir was, das dir spaßmachen kann, und lach ein bisschen...
um wenigstens ein bisschen was positives zu haben...
ich fände das wichtig, selbst wenn der rest und alles drumherum noch so s*cheiße ist.
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Sat, 13.Sep.03, 9:41 Re: unheilbar krank |
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Liebe Todesmutige,
es tut mir leid, aber mein Mitleid hält sich in gewissen Grenzen (so schwierig Ihre Lage für Sie selbst auch sein muß, aber ich vermute, Sie möchten ja mit Ihrem Beitrag nicht Mitleid oder Zuspruch erwecken, sondern ehrlich gemeinte Rückmeldungen, wie Sie etwas verbessern können).
Sie schreiben nämlich selbst, daß Sie derzeit de facto eigentlich a) psychotherapeutisch so gut wie nichts Konkretes tun, und sich b) wundern, warum die Psychopharmaka nicht ansprechen.
Gleichzeitig schrieben Sie in einem anderen Beitrag, daß Sie "nebenbei" kiffen und eigentlich "keine Probleme damit haben" (was eigentlich Ihrer Darstellung in diesem Beitrag widerspricht). Nun ja - ich muß Ihnen leider sagen, daß, solange Sie nicht wirklich etwas gegen Ihre Beschwerden unternehmen (das von Ihnen erwähnte "kämpfen", ohne etwas Konkretes zu tun, hilft in Ihrer Lage nämlich nicht) und vor allem aufhören, während der (von Ihrer Seite her ohnehin kaum wirklich verfolgten) Therapie auch noch Drogen einzunehmen, leider nicht viel ändern wird.
Das ist jedenfalls mein Erfahrungswert.
Veränderung setzt nämlich voraus, daß der Körper und die Psyche bereit dazu sind - konkret gesagt, daß Sie Schritte unternehmen (z.B. mal Ihre Therapietermine, und zwar regelmäßig, einhalten) und das "psychische Fundament" für eine positive Veränderung nicht aushöhlen, indem Sie Drogen einnehmen, die bekanntermaßen bei Langzeiteinnahme depressive Zustände verstärken oder auch erzeugen können. Weiß Ihr Arzt eigentlich davon?
Selbst Psychotherapeut, möchte ich Ihnen rückmelden, daß ich vermutlich unter diesen Umständen nicht bereit wäre, mit Ihnen einen Therapievertrag zu schließen - einfach, weil Sie mir nicht wirklich bereit zu sein scheinen, wirklich etwas zu verändern (als Nicht-Kassentherapeut kann ich es mir glücklicherweise erlauben, meinen Klienten gegenüber derart ehrlich zu sein). Dies mag für Sie keine Bedeutung haben oder Sie sogar ärgerlich machen, weil Sie sich vielleicht unverstanden fühlen - aber vielleicht hilft Ihnen meine ehrliche Rückmeldung ja, Ihre Situation nochmals selbst zu analysieren und Ihre aktuell vorhandenen Energien in die Bahnen zu lenken, die eine wirkliche Veränderung möglich machen.
Freundliche Grüße und alles Gute
Richard L. Fellner
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Fipsi
Guest
W
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Sat, 13.Sep.03, 11:59 Re: unheilbar krank |
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Hallo Laurien,
Quote: | Was hindert Dich, das zu tun,
was Du Dir unter einem "gesunden" Leben vorstellst? |
weißt du nicht was eine depression ist? dann schau mal im internet nach. dort findest du die symptome. die depression ist eine erkrankung und nicht eine falsche lebensweise.
gruß, Fipsi
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Fipsi
Guest
W
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Sat, 13.Sep.03, 12:41 Re: unheilbar krank |
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Sehr geehrter Herr Fellner,
habe schon etwas mehr mitgefühl mit der todesmutigen. würde ihr auch nicht falsches verhalten vorwerfen. das kann ein depressiver am wenigsten brauchen. kann ihren frust verstehen wenn ihr die medikamente nicht helfen. darauf haben sie ihr keine antwort gegeben. weiß nicht warum sie kifft. vielleicht fühlt sie sich dabei wohler. kenne auch einen ehemals schwer depressiven, der gekifft hat. er ist heute geheilt und kifft weiter. habe immer den eindruck, dass die gesunden schnell ein gewisses verhalten als schädlich bezeichnen. oft ist es aber ein verhalten welches gesunde auch an den tag legen und sehr gut damit leben. bin mir sicher, dass ich nach zwei jahren schwerer depressionen die behandlungsmethoden recht gut beurteilen kann. unter umständen sogar besser als sie. bei psychischen erkrankungen ist es sehr schwer zu beurteilen was letztendlich zum erfolg geführt hat. man kann nie beurteilen ob medikamente und psychotherapie für den erfolg verantwortlich sind. kenne einige fälle persönlich. ein bekannter hat zb nie psychotherapie gemacht. medikamente hat er 6 monate ohne erfolg genommen. ausschlaggebend für ihn war, dass er sich in eine krankenschwester verliebt hat. ab diesem zeitpunkt ist es bergauf gegangen. meiner meinung nach hätte er sich die medikamente auch sparen können. verstehe natürlich wenn sie von ihrem beruf und auch von der psychiatrie überzeugt sind. manche glauben an gott oder an die esoterik. rezepte gibt es einfach nicht. die menschliche psyche ist für mich viel zu wenig erforscht. wir verstehen auch die funktionen des menschlichen gehirns viel zu wenig. sie werden vielleicht auch schon vernommen haben, dass laut neuesten erkenntnissen der gehirnforscher es keinen freien willen gibt. das klingt für mich sehr plausibel. glaube auch, dass für jeden ein anderes verhalten hilfreich ist. manche stürzen sich in die arbeit und in sportliche aktivitäten. manche tun nichts und lesen viel. glauben sie eigentlich, dass der depressive das gefühl verloren hat was für ihn gut ist? bringt es wirklich etwas das leben eines gesunden zu kopieren? warum sollte ein mensch, der an selbstmord denkt noch irgendwelche aktivitäten zeigen? ein sprinter mit einem muskelkrampf nach 50m wird auch nicht versuchen ins ziel zu kommen. wäre ja sinnlos. ein mensch mit selbstmordgedanken ist meiner meinung nach anders zu behandeln. weiß auch nicht genau wie, glaube aber eher an zuspruch und nicht an vorwürfe oder unmögliche aufforderungen. bin mir ziemlich sicher, dass gesunde therapeuten nicht im geringsten verstehen was eine depression ist.
gruß, Fipsi
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Todesmutige
Helferlein
75
Wien W, 25
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Sat, 13.Sep.03, 13:16 Re: unheilbar krank |
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hallo
danke euch für die antworten...
@herr fellner
ich kann mir schon vorstellen, das sie durch meine posts vielleicht ein falsches bild von mir gekriegt haben.. das war dann wohl mein fehler
und zum thema kiffen, das tue ich nicht mehr.. habe schon vor langer zeit aufgehört..
auch sonst hab ich wirklich viel versucht mein leben positiv zu verändern.. ich strenge mich auch in meiner therapie sehr an.. zumindest versuche ich es, dann wenn ich die kraft dazu habe...
aber ich will mich hier nicht rechtfertigen, denn ich kenne ja meine situation.. ich weiß, dass ich es ehrlich meine... und ich weiß das ich hilfe brauche...
und wenn ich jetzt mal zusammenfassen darf.. solll ich mehr als alles geben.. damit es mir wieder besser geht... oder wie?
ich hatte wirklich gehofft hier ein paar antworten zu finden
@fipsi
danke.. ich bin froh, dass du mich verstehen kannst... und das gleiche denke ich mir auch immer.... wie kann ein therapeut von depressionen reden oder sie gar versuchen will zu lindern ohne wirklich zu wissen wovon er spricht
hmm ich will doch nur gesund werden... ist das zuviel verlangt?
;(
grüße todesmutige
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Laurièn
Forums-InsiderIn
374
Lübeck W, 22
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Sat, 13.Sep.03, 20:35 Re: unheilbar krank |
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Was Depression heißt, weiß ich glaube ich...
Hatte eine schwere.
Meine Frage habe ich gestellt, um herauszufinden, in wie weit Todesmutige schon ist, was die Phasen der Erkrankung angeht.
Man ist im Beginn und Verlauf nicht in der Lage klar zu denken oder zu handeln. Aber es gibt eine Entwicklung im Laufe der Zeit, wo man erkennt, was wirklich wichtig ist und man bekommt ein Gefühl, was man nicht mehr möchte, was man anders haben will, damit man wieder leben kann.
Depressionen sind Erkrankungen, die u.a. auf falsche Lebensführung zurückzuführen sind! Was ich da einschließe, bezieht sich auf den Umgang mit Problemen/Streß, Kritik-/Konfliktbereitschaft, Liebe und Partnerschaft, Umgang mit Freunden, Familie und anderen, und was sehr wichtig ist, der Umgang mit sich selbst, das in sich hineinhorchen, das sich selbst finden, wissen, wer man ist und was man sich zumuten kann,...
(Vieles ist aufgrund von der elterlichen Erziehung schlichtweg nicht an uns herangeführt worden können, weil diese möglicherweise ebenfalls Defizite in einem bestimmten Bereich aufweisen.)
Verdrängungen führen zum Aufstauen bis das Faß irgendwann mal überläuft. Meist ist es dann sehr schwer wieder ans Licht zu kommen, weil man sich nicht zutraut den Weg zu gehen, der nur durch die Konfrontation mit all den Ursachen für die Erkrankung führt, um zu lernen, das der Alltag erträglich ist, wenn man bereit ist umzudenken und beginnt sich selbst wieder zu zuhören, nicht mehr Raubbau am eigenen Körper (physisch als auch psychisch) betreibt.
Das Problem vieler Erkrankten ist, dass sie sich nicht eingestehen können/wollen, dass sie all die Jahre falsch gelebt haben, also ihrem Körper und Geist zuviel zugemutet haben. Irgendwann schlägt der Körper dann zurück, wenn man die Warnzeichen der Psyche mißachtet...ging mir jedenfalls so...und das war kein schönes Gefühl.
Also ich bin fest davon überzeugt, dass man nur durch einen Plan (für die Zukunft), den man selbst aufgestellt hat, und fachkundige Unterstützung heil aus so einer Sache rauskommt, wenn man bereit ist zu akzeptieren, dass die Depression bei mir zugeschlagen hat, weil...
...ich nie auf meinen Körper geachtet habe.
...ich mich rumschubsen ließ und einsteckte.
...ich einfach nur gelebt wurde und nicht lebte.
Eine Depression kommt nicht unerwartet von heut auf morgen...sie rollt an wie eine Welle auf dem Meer...sie läuft lange von ihrem Entstehungsort irgendwo weit draußen, bis hin zum Strand, wo sie sich bricht...und das hätte man kommen sehen können
Aber wir nehmen die Anzeichen oft nicht wahr, weil wir unaufmerksam sind, oder wir werden von anderen beeinflußt unsere Gefühle zu verleugnen...dabei müssen wir doch am besten wissen, wie wir uns fühlen, was uns krank macht, was wir nicht mehr ertragen...
In dieser Phase kann man schon in Worte fassen, was wir nicht mehr wollen und was wir uns für die Zukunft wünschen...
Nichts anderes habe ich mit meiner Frage erfahren wollen über Todesmutige und Anlaß zu Spekulationen über meine Unwissenheit gegeben, habe ich auch nicht...@Fipsi
Auch habe ich nicht erwähnt, dass ich eine Frage in den Raum stelle, um mich dann aus der Diskussion zurückzuziehen. Ich gehe manchmal einfach nur schrittweise vor, ohne auf einmal zuviel an Input rüber zu bringen.
Laurièn
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Laurièn
Forums-InsiderIn
374
Lübeck W, 22
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Sat, 13.Sep.03, 20:50 Re: unheilbar krank |
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Hallo Fipsi,
habe mir eben nochmal ein Post von Dir durchgelesen...
Meinst Du nicht auch, dass sich das Leben des Mannes (positiv) verändert hat, als er sich in die Krankenschwester verliebt hat, sein Leben wieder einen Sinn bekam, den er in der Therapie mit Medikamenten nicht sah, weil er sich aufgegeben hatte (also keine Einsicht und Bereitschaft zum Akzepzieren/Verarbeiten zeigte)?
Einen freien Willen gibt es nur in Verbindung mit einem Unterbewußtsein, dessen Aussagen stimmig sind, mit denen, die wir bewußt, willentlich herausgeben.
Und ein letzter Punkt...
Köpf mich dafür, wenn Du willst
Suizidgefährdete kuriert man laut Netz am ehesten mit der Konfrontation.
Vielleicht kannst Du als Betroffene wie ich, die selbst mal einen Selbstmordversuch hinter sich gebracht hat, nachvollziehen, dass man in der Situation NICHT aus dem Leben scheiden will, sondern nicht mehr SO leben kann, wie es aktuell der Fall ist.
An diesem Punkt, würde ich gern mal wissen, warum eine Änderung der Lebensumstände (von stressig, überfordernd, wo keine Akzeptanz ist, sondern nur Ignoranz und Leistung gefordert wird, keine Liebe, etc.) nicht zu einer Besserung führen sollte...und zwar in Umstände, die einem liegen, die einem Kraft und Hoffnung geben, Freude schenken, wieder erkennen lassen wie sehr man das Leben liebt und weint, weil man all diese schönen Dinge vermißt hat und nun endlich da angekommen ist, wo man hinwollte...zurück ins Leben.
Lauri
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Sun, 14.Sep.03, 0:46 Re: unheilbar krank |
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Hallo Fipsi,
Mitgefühl mit dem beschriebenen Zustand kann ich (sofern das als Außenstehender möglich ist) empfinden - das können Sie mir glauben (oder nicht). Ich habe aber, wenn Sie mein Posting nochmals lesen, von Mitleid geschrieben - und das hält sich in Grenzen. Warum? Weil ich die Erfahrung gemacht habe, daß es gerade bei der Depression nicht wirklich hilft, ja das Leiden der Betroffenen noch verstärkt.
Das Gefühl, nicht verstanden zu werden, ist allerdings typisch für diesen psychischen Zustand (ich möchte ganz bewußt nicht von "Erkrankung" oder dergleichen sprechen). Seine Ursache liegt vor allem im Rückzug von der Umwelt und im narzißtischen Aspekt des depressiven Verhaltens begründet. Es sagt aber de facto nichts darüber aus, ob tatsächlich 'nicht verstanden' wird, oder ob "wirkliches" Verstehen überhaupt therapeutisch hilfreich wäre. Empathie mit Sicherheit ja - eigene Depressionserfahrungen z.B. aber sind -mit Sicherheit- nicht für erfolgreiche Therapien nötig.
Warum die Medikamente nicht helfen?
Seriös kann ich das "ferndiagnostisch" natürlich selbst beim besten Willen nicht sagen. Ganz allgemein: leider ist es gerade bei der Depression mitunter schwer, das richtige Arzneimittel zu finden, und die oftmals unangenehmen Nebenwirkungen erschweren die Sache zusätzlich. Diejenigen, die bei der Suche nach der richtigen Medikation am optimalsten unterstützen können, sind je nach Diagnose Neurologen oder Psychiater. Auch mit ihnen muß man sich jedoch mitunter auf eine längere gemeinsame Suche einlassen und darf die medikamentöse Therapie nicht gleich abbrechen oder unterbrechen, wenn die ersten 2,3 Mittel nicht zufriedenstellend wirken.
Zu Cannabis:
Fipsi wrote: | habe immer den eindruck, dass die gesunden schnell ein gewisses verhalten als schädlich bezeichnen. oft ist es aber ein verhalten welches gesunde auch an den tag legen und sehr gut damit leben. |
weder bezeichne(te) ich "dieses Verhalten als schädlich", noch weiß ich, ob ich mich selbst als "gesund" bezeichnen würde.
Die simple Rechnung: "Cannabis=schlecht" - "kein Cannabis=gut", geht nämlich nicht auf, es kommt auf die individuelle Disposition an - bei bestimmten Anfälligkeiten und in bestimmten Lebenssituationen jedoch ist die Einnahme auch von sonst (meiner Ansicht nach) harmlosen Drogen wie Hanf (Cannabis) definitiv ein hohes Risiko und verantwortungslos gegenüber sich selbst.
fipsi wrote: | die menschliche psyche ist für mich viel zu wenig erforscht. wir verstehen auch die funktionen des menschlichen gehirns viel zu wenig. sie werden vielleicht auch schon vernommen haben, dass laut neuesten erkenntnissen der gehirnforscher es keinen freien willen gibt. |
welche Gehirnforscher waren das konkret? Die Studien, die ich dazu kenne, formulierten diese These nicht so eindimensional und von den individuellen Möglichkeiten her so eingeschränkt wie Sie, ich glaube also nicht, daß es sich dabei um ein wörtliches Zitat handelt.
Aber es ist ja ohnehin so, daß es in der Neurologie nahezu täglich neue Erkenntnisse gibt, ich habe mir aus diesem Grund bereits abgewöhnt, den jeweils letzten Stand als letztgültig zu betrachten. Viel spannender finde ich übrigens einen ganz anderen Ansatz - ebenfalls von "Gehirnforschern": diese belegten in Versuchen, daß veränderte Handlungen und verändertes Denken physiologische (!) Veränderungen im Hirn bewirken können. Es ist also nicht (nur, würde ich sagen) so, daß das Hirn auf die Psyche wirkt, sondern auch so, daß die Psyche ihrerseits das Gehirn verändern kann. Und das ist doch eine sehr spannende Erkenntnis - eine, die Hoffnung macht, eine, mit der man sehr viel anfangen kann und die nebenbei auch eine weitere Erklärung dafür sein kann, warum Psychotherapie wirkt.
Fipsi wrote: | glauben sie eigentlich, dass der depressive das gefühl verloren hat was für ihn gut ist? bringt es wirklich etwas das leben eines gesunden zu kopieren? warum sollte ein mensch, der an selbstmord denkt noch irgendwelche aktivitäten zeigen? |
ja, manchmal verlieren Depressive dieses Gefühl leider. Ganz fassungslos sehen sie dann manchmal mit an, wie leicht es eigentlich ist/war, aus dem Schlamassel wieder herauszukommen, selbst nach jahrelangem Leiden. Steckt man tief in einem Sumpfgebiet, verliert man schon mal den Überblick - und das ist ja auch ganz natürlich so. Wichtig sind die paar Schritte weiter, zu einem vertrauenswürdigen Wegbegleiter, und dann auch noch, die nötigen Schritte mit ihm gemeinsam zu tun. Wer allerdings lieber stehen bleiben will und verzweifelt sein Leid beklagen (sonst aber nichts tut) - dem kann nicht geholfen werden.
Niemand will aber, daß "das Leben von 'Gesunden' (wer oder was auch immer diese sein mögen) kopiert werden soll" - eine schreckliche Vorstellung. Interessant ist aber, daß selbst die depressivsten Menschen genau spüren, daß ihr Zustand so nicht o.k. ist, und was sie statt dessen eigentlich gern hätten: etwa Lebensfreude, gute Beziehungen, wieder unbeschwert und frei leben zu können (mehr dazu siehe auch im Beitrag von Laurien. Wenn es das ist, was von den so genannten "Gesunden" "kopiert" werden sollte, dann (meiner Meinung nach, und - ich bin mir sicher - auch der meisten "Depressiven"): JA. Und wer - seien wir uns ehrlich - will denn dies nicht für sich erreichen ("kopieren" )?
Liebe Grüße und weiterhin alles Gute
Richard L. Fellner
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Fipsi
Guest
W
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Sun, 14.Sep.03, 15:12 Re: unheilbar krank |
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Hallo Herr Fellner,
zum thema willen:
"Wir tun nicht, was wir wollen, wir wollen, was wir tun" (Wolfgang Prinz, Psychologe am Max-Planck-Institut) und "Der freie Wille ist eine nützliche Illusion" (Gerhard Roth, Direktor des Instituts für Hirnforschung der Uni Bremen)
für mich klingt das plausibel und erklärt auch einiges.
unabhängig davon: für mich ist die depression eine natürliche reaktion auf ein verlusterlebnis welches zur totalverweigerung führen kann. natürlich würde ich auch gern das leben der gesunden kopieren. nur ist es mir leider nicht möglich. das hauptproblem bei mir ist eben die antriebslosigkeit welches ein normales leben nicht zuläßt. auch eine beziehung wird dadurch unmöglich. meine letzte freundin beschwerte sich, dass ich nichts unternehmen wollte. erzähle ich frauen von meinem leben (psychose, depression) wollen sie meistens nichts mehr von mir wissen. das verbessert den zustand leider auch nicht. die einzige möglichkeit wäre mich meine psychische erkrankung zu verheimlichen. das könnte dann eventuell zum ersten sex führen. in der beziehung sieht es aber dann wieder anders aus, weil ja die partnerin merken würde, dass ich nichts gern unternehme. das kriterium in jeder hinsicht ist die lebenslust. im beruflichen und auch im privaten. habe sogar wieder einen nebenjob, der mich aber auch nicht erfüllt. voll einsteigen in meine alte branche ist unmöglich. selbst arbeitswillige und gesunde menschen haben es schwer einen job zu finden. was bleibt mir also übrig? es ist immer leicht wenn man auf einigen gebieten gut ist. dann läuft alles bestens. was aber wenn man in nichts wirklich gut ist? ich öde frauen an und bin beruflich auch nicht leistungsfähig. wo soll ich mir selbstsicherheit holen? bleibt mir dann nicht einfach übrig zu akzeptieren, dass ich in den augen der gesellschaft kein erfülltes wertvolles leben führe? ernte für mein verhalten immer nur kritik. meine mutter erklärt mir sogar, dass ich schuld bin weil ich nicht gut schlafen kann. am ende meiner letzten beziehung bin ich auch schuld. soll mich auch mehr mit leuten treffen. meine handyrechnung beträgt 190€ im monat. was soll ich tun wenn sich halt kaum jemand mit mir treffen will? hätte mich früher wahrscheinlich auch nicht gern mit depressiven abgegeben. habe einfach nichts vorzuweisen außer, dass ich meine psychose überwunden habe. meine schwere depression hat sich auch etwas gebessert. das sieht aber niemand als leistung an. alles gehen ja von einem gesunden maßstab aus. keiner weiß was ich wirklich durchgemacht habe. früher habe ich lob für gute präsentationen bekommen. heute ist es für mich anstrengender einkaufen zu gehen als früher eine präsentation vorzubereiten. das sieht natürlich niemand. bin eigentlich ziemlich sauer. kann es niemanden recht machen. würde ich mich umbringen wäre es auch niemand recht. war einfach immer zu feig dafür weil ich so große angst vor diesem schritt hatte. leider gibt es noch keine sterbehilfe für depressive. am liebsten würde ich mich dafür einsetzen. was halten sie davon? was spricht dagegen?
gruß, Fipsi
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