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blues
sporadischer Gast
22
frankfurt W, 37
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Wed, 03.Sep.03, 12:40 Jeden Morgen Angst |
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Hallo,
ich habe Depressionen, bin in therapeutischer Behandlung und kämpfe gegen diese dunklen Gedanken an...schon sehr lange...
mal klappt es besser und mal schlechter. Damit komme ich ja klar und weiß ja auch, dass ich geduldig an mir arbeiten muss um diese Depressionen wieder los zu werden...
aber was mich echt stresst sind die Angstattacken direkt nach dem Wachwerden...morgens ist es echt am Schlimmsten wobei die Attacken auch kommen, wenn ich mich mittags mal hin gelegt habe...
Das Problem ist, ich habe ein schulpflichtiges Kind, so dass ich morgens sehr früh raus muss (meinen Job habe ich bereits verloren) und dann stehe ich wie ein zittriges Wrack in der Küche und mache meiner Kleinen Frühstück und helfe ihr sich für die Schule fertig zu machen...manchmal schaffe ich das nur noch unter Tränen, mein Gehirn funktioniert dann gerade mal so, aber großartig nachdenken kann ich dann nicht. Danach bin ich fix und fertig und könnte mich direkt wieder ins Bett legen, was ich aber in der Regel vermeiden kann, weils einfach nix bringt und alles nur noch schlimmer macht.
Mittlwerweile habe ich aber schon beim Einschlafen Angst vor dem kommenden Morgen...Rauche dann einen Joint zum Einschlafen was mir dann auch gelingt. Und am nächten Morgen fühle ich wieder blankes Entsetzen...
Heute Morgen war es auch ganz schlimm, bin total ausgeflippt und habe höllische Angst gehabt...mein Freund war da.
Er kennt meine Angstattacken, habe aber langsam das Gefühl, er hat keine Lust mehr sich dem auszusetzen, denn schliesslich bekommt dann auch er seinen Teil ab...zum Beispiel stelle ich dann unsere Beziehung in Frage und mache ihm Vorwürfe...wie ein kleiner kläffender Köter komm ich mir dabei vor und schäme mich sehr dafür, mich so wenig unter Kontrolle zu haben und andere dadurch zu verlieren...
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht bzw. einen Weg gefunden mit diesen morgendlichen Ängsten etc. umzugehen?
Herzliche Grüße in die Runde!
Blues
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frauke
Forums-InsiderIn
194
steinbergkirche ,
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Liebe Blues,
ja, ich kenne das alles genau so wie du es beschreibst.
Die Panik am morgen und nach dem schlafen auch am Tage, am eigenen leibe erfahren.
Mein Arzt erklärte es mir so:
Tagsüber hast du deine Gedanken und gefühle noch einigermaßen unter Kontrolle, du bist abgelenkt.
Nun schläfst sie, verlierst die Kontrolle über dein denken, deine seele macht sich eigenständig. Und dann knallen die Ängste raus beim Aufwachen. Wie ein Luftballon der prall mit Luft gefüllt ist. ..bummmmm.
Und, Angst am Morgen ist ein ganz normales symptom der Depression.
Morgens steht der ganze Tag vor dir, alles steht wie ein Berg vor dir, was kommt alles auf einen zu,du musst aufstehen, dein Kind muss fertig gemacht werden, hält dein Freund zu dir,wie bewältigst du den Tag, bekome ich wieder einen Job usw... Ängste den ganzen Tag.
Mir mir wurde es immer gegen Abend besser, weil ich dann ja wusste,es konnte nicht mehr viel passieren. Habe nur für den Abend gelebt.
Also, wenn es dich tröstet, das ist normal in deinem Zustand.
wie lange nimmst du deine Antideprssiva.Es kann bis 3 Monate dauern,es die wirkung voll eintritt. Vieleicht ist die Dosierung zu niedrig, oder einfach das falsche Medikament, falls nichts passiert bei dir.
Was für eine depression hast du, da gibt es ja verschiedene.
Ich habe eine endogene, also quasi eine stoffwechselstörung im Gehirn.
Ich bekomme seit 1 Jahre Trevilor und bin seitdem völlig depressionsfrei. Mein Doc hat aber gesagt: nie mehr absetzen, habe ich auch nicht vor. Bin doch nicht verrückt. vorher habe ich ca 20 Jahre alle möglchen Medis probiert, ohne grossen erfolg. Wenn es mal besser ging, wollte mein früherer arzt immer sofort,daß ich reduziere.
Also mit deinem Freund. Es ist schwer für den partner, die Launen auszuhalten.Mein Mann hat da einiges abgekriegt, die meiste Wut betraff ihn gar nicht , sondern kam von früher.
Gib ihm mal ein Buch über Depressive zu lesen, entschuldige dich nach jedem Ausbruch bei ihm,nimm ihn mit zum Arzt und lass den doc mal dein verhalten erklären.
Die wut richtet sich gegen dich, oder gegen Dinge, die dir mal früher passiert sind.Wunden halt, Sachen die nicht verarbeitet worden sind.
hast du schon Erfahrungen mit Depressionen?
Ich könnte mir vorstellen,daß du mit deinem Kind zur Zeit auch völlig überfordert bist, hast ja genug mit dir zu tun. andererseit hilft eine aufgabe auch daß man nicht völlig durchknallt und man sich nur auf sich selbst konzentriert. Gott sei Dank habe ich meine arbeit behalten,ich denke, diese Normalität war sehr wichtig, wenn auch verdammt verdammt schwer.
Und lass das Kiffen. Dieses Zeugs und die Medikamente machen alles nur noch schlimmer in deinem Gehirn. Das sind schlimme Wechselwirkungen, und die Medikamente helfen dann vielleicht gar nicht.
Ich habe von meinem Doc Einschlaf- und Durchschlaftabletten bekommen.
Die meisten Ärzte wollen die nicht verschreiben, weil sie schnell abhänig machen. Mein doc sieht das anders.
Wie sollte ihn denn sonst zur Ruhe kommen und Kraft für den nächsten Tag haben.außerdem, und wenn ich davon abhängig geworden wäre, hauptsache erstmal von den depris weg, reduzieren kann man das zeug immer noch.
Ich nehme seit 1 Jahr 0,25mg Lendormin, auch mal am Tag, wenn Panik da ist (äußerst selten). habe die Dosis nie steigern müssen, also keine Abhängigkeit .
Ich hoffe, dir ein wenig geholfen zu haben.
Liebe grüsse
Frauke
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blues
sporadischer Gast
22
frankfurt W, 37
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Wed, 03.Sep.03, 20:13 Hallo Frauke |
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zunächst danke für deine antwort
leider habe ich seit 15 jahren mit depressionen zu tun...am eigenen leib quasi. habe auch drei jahre psychopharmaka genommen, zoloft 50mg. habe sie dann wieder abgesetzt, mir ging es wieder recht gut.
durch lange verhaltenstherapeutische behandlung habe ich einigermassen gelernt, bzw. das bewusstsein dafür bekommen was zu diesen depressionen und ihren symptomen führt. und das ist schön und lässt mich auch ohne medikamente leben und immer wieder zwischendrin schöne, wunderschöne momente erleben.
trotzdem habe ich zwischen drin immer mal wieder phasen, in denen ich sehr schlecht schlafe und unheimlich viel im schlaf verarbeite, vieles kommt dann auch von früher wieder hoch...morgens bin ich dann leider noch nicht in der lage gegen meine "angstgedanken" anzugehen, sie unter kontrolle zu halten bzw. sie zu zensieren...
dann habe ich eine angstattacke...ich dachte vielelicht kennt jemand eine übung für direkt nach dem aufwachen, dass die angst erst gar nicht aufkommt.
ich bin mir ziemlich sicher, dass man bei depressionen sehr gute erfolge mit einer präventiven therapieform erzielen kann.
naja, mal wieder jede menge gedanken die ich mir hierzu mache...und schwupp bin ich wieder im grübeln über den sinn der depression...
schluß und nun schau ich mir jack ass an...ich wünsch dir alles gute beim kampf gegen die depressionen, das leben ist so unendlich schön
herzliche grüße und einen schönen abend,
blues
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frauke
Forums-InsiderIn
194
steinbergkirche ,
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Liebe blues,
ich kann dir nur meine Tricks gegen die Morgendepression verraten, ob sie dir helfen weiss ich nicht.
Erstmal bin ich sofort nach den Aufwachen aufgestanden, sofort.
Ich habe dann Musik angemacht und mich bewegt, gesungen.
Nur nicht liegenbleiben und grübeln. 20 Sekunden können schon zu viel sein. Dann hatte ich da für mich eine Situation an die ich mich immer erinern konnte, in der ich mich sehr wohlfühlte. Das habe ich geübt, wenn es mir gut ging, mich dahinein versetzen zu können. Ich konnte dann den SChnee von damals riechen, fühlen, war wieder damals in dieser Schneegeschichte in der ich mich sehr wohl gefühlt habe. Ich habe meine Erinnerungen an schöne Dinge eingesetzt. Hat lange gedauert, aber es wurde immer besser. Das muss halt geübt werden.
Oder ich habe mir in Gedanken denTag durchgespielt, meistens abends schon aufgeschrieben, es musste für den nächsten Tag immer etwas angenehmes für mich dabei sein. Also: so schlimm wird es morgen nicht, nu reinkaufen, saugen...
Ich habe mir meine Arbeiten genau zugeteilt, denn mehrere Sachen auf einmal liessen mich völlig verzweifeln.
So hat es bei mir geklappt.
Später dann durch die Schlafmittel waren die schlimmen Ängste am morgen ganz verschwunden. Meine Ängste arbeite ich immer noch im Schlaf durch, immer wieder und wieder, in der Hoffnung, irgendwann ist mal Schluss. Meistens verprügele ich meine Eltern, beschimpfe sie, ich ziehe jede Nacht um, immer in andere Wohnungen, andere Häuser.
Hast du einen Zusammenhang feststellen könen, warum die Depressionen wiederkamen? Stress, persönliche Probleme, oder einfach so.
Ich wünsche dir ebenfalls alles Gute und kämpfe , es lohnt sich.
Ich konnte letztes Jahr das erstemal nach bestimmt drei Jahren wieder fernehgucken, lesen. War gar nicht möglch, immer diese Unruhe, die Gedanken schweiften davon. Heute geniesse ich es wie ein kleines Kind.
Oder ich sitze oder liege nur da, und spüre,das da nichts ist.
Einfach wunderschön.
Das Leben ist sehr schön.
Deine Frauke
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Silvia.B
neu an Bord!
4
W
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Hallo Blues, ich habe ein ähnliches Problem. Ich kenn das wenn man morgens kaum die Kraft hat sein Kind zur Schule zu bringen. Ich leide auch seit Jahren unter Depressionen. Mache gerade eine Therapie. Mal sehen ob die was nutzt. Kann dir zwar nicht helfen aber , du weißt wenigstens du bist nicht allein .
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blues
sporadischer Gast
22
frankfurt W, 37
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Thu, 04.Sep.03, 6:49 Guten Morgen :o) |
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Hallo Ihr Lieben,
danke für Eure Antworten
Heute morgen bin ich eigentlich ganz gut aus dem Bett gekommen, zwar mit Kopfschmerzen und ziemlich wackelig, aber immerhin ohne Tränen und Verzweiflung. Geträumt habe ich nicht, zumindest kann ich mich nicht dran erinnern.
@Frauke: die Träume in denen man endlos durch Räume oder Häuser zieht bzw. umzieht kenne ich auch, träume diese Träume regelmässig.
Meine Kleine ist auf dem Weg zur Schule und eigentlich hat alles heute morgen gut geklappt. Zwar kam ich dann wieder ins Schleudern, als meine Kleine (die ja nun stramm auf die Pübertät zu geht)
einen anderen Kleiderwunsch hatte als zuvor abends besprochen. Das hätte um ein Haar in Streß ausarten können...wir haben dann aber glücklicherweise eine nette Alternative gefunden...Nun trägt sie eben keine Schlaghose sondern nur eine normale Hose...geht doch auch.
Hui, Glück gehabt...
Jetzt sitze ich gemütlich mit einer Tasse Kaffee vor dem Rechner, die Sonne scheint mir ins Gesicht und ich schreibe hier ins Forum und habe ein ganz gutes Gefühl im Bauch, zumindest könnte es wesentlich schlimmer sein, aber das ist es ja glücklicherweise nicht.
Später habe ich einen Termin mit meinem Therapeuten.
Ich wünsche Euch einen wunderschönen Tag mit viel Kraft
Herzliche Grüße,
Blues
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Last edited by blues on Thu, 04.Sep.03, 6:54; edited 1 time in total |
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frauke
Forums-InsiderIn
194
steinbergkirche ,
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Liebe Blues,
das hört sich jetzt ja schon ganz anders an,was und wie du schreibst.
Siehst, es geht auch anders, auf die Wolken folgt die Sonne.
Während der Anfangsphase der Medis sind diese SChwankungen wohl normal. Ich hatte jedesmal bein einem kleinen Rückfall panische Angst, alles würde jetzt wieder von vorne losgehen. Aufwachen am Morgen,erstmal fühlen ob da was ist. Nichts.....selig :lol:
irgendwann wurden die Abstände immer geringer, und irgendwann habe ich auch gar nicht mehr GEdanken verschwendet über die depression.
Troztdem danke ich für jeden Tag.
Ich habe gelernt mir meine Kräfte gut einzuteilen. Geht es mir gut, versuche ich meine Grenzen zu erweitern.
Geht es mir schlecht, tue ich nichts, was mich belasten könnte.
ich habe aber erst durch meinen Mann gelernt, daß ich dann auch ruhig faul sein darf, ohne schlechtes gewissen.
Da kommen sicher noch einige Probleme mit deiner Tochter auf dich zu. Hoffentlich kannst du sie alle bewältigen. Das entscheidet wohl die Tagesform wie du damit umgehen kannst.
Übrigens, die Sonne, helles Licht, die mag ich heute noch nicht so richtig in der Wohnung. als ich richtig depressiv war, machte Sonnenlicht alles noch viel schlimmer.
Ich bin ein Regen- und Wetterfan.
Liebe Grüsse und einen beschwerdefreien Tag
Frauke :-P
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