Unwichtig und gleichgültig

Forums-InsiderIn 311 Irgendwo im Nirgendwo W, 21

Hallo ihrs!

Hatte halt gestern viel Streit mit meinem Freund und seiner Mutter.
Ich bin nämlich der Meinung, dass er auch ein bissl im Haushalt mithelfen kann - schließlich wollte auch er, dass ich zu ihm ziehe - nicht nur ich.
Also, er ist Student und fährt nebenbei Taxi. Ich bin "nur" Schülerin der 12. Klasse und bin die Woche ca. 50 Stunden mit Schule beschäftigt, also in der Schule sitzen, hinfahren, zurückfahren, lernen und Hausaufgaben machen, diverse Freistunden, in denen ich rumsitze und lerne.
Mein Freund ist auch viel beschäftigt und kommt auf ca. 70 Stunden die Woche - okay, wenn ich noch einberechne, dass bei mir öfters Arbeiten anstehn, dann komm ich auch in der ein oder anderen Woche auf 70.
Okay, jedenfalls ist die Mutter meines Freundes der meinung, ich hätte den Haushalt alleine zu machen, was ich absolut nicht einsehe. Er kann doch auch was machen, wenn er Zeit hat, soll er in seiner freizeit faul rumhocken und mir zusehn, wie ich keine Freizeit mehr hab, weil ich in der Freizeit die Wohnung putzen muss?
Ich finde das nicht okay, ich sag ja nicht, dass er die Hälfte machen soll, aber wenigstens einen Teil den er schafft, und ich den Teil den ich schaffe.
Was mich so ärgert ist die Einstellung seiner Mutter: "Er verdient schon das Geld, dann kannst du ja den Haushalt machen." Da sag ich nur toll, er fährt drei Tage die woche Taxi und ich soll 7 Tage die Woche den Haushalt machen?! Das find ich unfair, gerade weil ich genauso wie er zufällig noch lerne und immerhin 34 Stunden die Woche Unterricht hab - er vielleicht 15-20 Stunden Uni.
Sie meinte auch, dass er sich besonders anstrengen müsste, weil er schließlich schon weiter ist als ich, und wer weiß, was ist wenn ich mein Abi hab, ob ich dann überhaupt noch Bafög bekommen werde. Was bitte soll das heißen, ich verstehs nicht, das ist für mich kein Argument. In meinen Ohren klingt das einfach so: "Mach du den Haushalt und entlaste ihn, damit er sein Studium gut schafft, dein Abi ist auch wichtig, aber sein Studium ist wichtiger"
Ich finde diese Meinung total beschränkt. Dass ich ein gutes Abi schaffe und gleich studiern kann ist doch genasuo wichtig. Ich war schon mal in der 13. und habs nimmer geschafft. Aber ich hab doch ein Recht auf uneingeschränktes Lernen, so wie er! Nur weil er studiert heißt das doch nciht, dass ich mich weniger anstrengen darf, nur um ihm die ganze Arbeit im Haushalt, die wir immer gemeinsam erledigt hatten, abzunehmen!
Ich bin total sauer mit ihr, dabei hatten wir immer ein tolles Verhältnis. Sie hat mich immer als "Tochter, die sie nie hatte" bezeichnet, meinte ich gehöre zur Familie, war immer für mich da, sagte sie mag mich, und nun muss ich realisieren, dass ich auch hier wieder im Schatten steh. Im Schatten meines Freundes. Was er macht ist immer toll, was ich tue nicht. Das war schon früher so. Meine Schwester war immer die tolle, wurde dauernd bevorzugt, und ich stand in ihrem Schatten. Ich kann mich nciht erinnern, dass jemals jemand stolz auf mich gewesen wäre. In den Augen meiner Familie bin ich eine Versagerin, weil ich das Abi nicht geschafft hab, weil ich drei anläufe für den Führerschein brauche, und wei ich es nicht geschafft hatte meine 75kg zu halten, auf die ich mit 16 abgenommen hatte - denn ich wiege wieder 130, wie mit 14.
Ich habs satt nie so viel wert zu sein, wie andere in meinem Umfeld. In den Augen der anderen, bin ich doch eine Versagerin, und da rauszukommen und das Gegenteil zu beweisen erscheint mir so schwer, dass ich überlege, was ich nur tun soll. am liebsten wäre ich weit weg, alleine, wo man mich mit keinem anderen vergleichen kann, und wo niemanden mein Versagersein stört. Vielleicht sogar tot. Was hab ich hier noch zu suchen?
Ich fange an immer mehr Wut auf meinen Freund zu schieben, weil er mehr anerkannt wird als ich, weil seine Mutter ihm meistens Recht gibt. Ich will nicht auf ihn wütend sein, er kann nichts dafür, und ich liebe ihn doch so sehr, und er mich.

Moderatorin 2129 NRW W, 30

Liebe Ann!

Beim Lesen haben sich mir die Emanzipationsnackenhaare mindestens n Meter aufgestellt!

Natürlich sollst Du nicht Putze und Hausfrau und ein bisschen Schülerin sein!
Ich kann mir vorstellen, dass die Mutter Deines Freundes aus einer Genaration kommt, in der der Mann aufgrund seines Verdienerstatus eine höhere Rolle innehatte und auch aus weiblicher Sicht zugeschrieben bekam.
Aber wir leben im Jahr 2003, in der Du als Frau, die gleichen Pflichten und Rechte wie ein Mann hat! Auch Du musst Deine Schule packen und Dir einen Job suchen!

Ich seh, wie Du aufgerechnet hast, wer wie viele Stunden welche Pflichten hat. Doch gehts denn darum? Gehts in einer Beziehung nicht mehr darum, sich gegenseitig zu helfen, ohne Aufrechnungen?
Ich denke, Du hast mit dieser möglichst logischen Rechtfertigung Deine Quasi-Schwiegermutter überzeugen wollen, doch das brauchst Du nicht!
Du lebst mit ihrem Sohn, nicht mit ihr zusammen.
Und Du hast ein Recht auf geteilten Haushalt und geteilte Freizeit!
Setz Dich mit ihm auseinander, nicht mit den Ansichten einer anderen Generation, die Deine Haltung nicht wertschätzen kann!

Lieben Gruß,

Tanzendes_Irrlicht

Helferlein 32 in Hessen, Deutschland W, 22

Hallo Ann!!! Very Happy

Ich bin wirklich total schockiert!!! Deine schwiegermutter in spe ist wohl nicht mehr ganz bei trost!!! Evil or Very Mad

Am liebsten würd ich sagen "schieß sie beide in den wind und lebt dein leben"!! Aber gut...
Die Frau putzt und kriecht auf dem boden während der mann, ihr dabei pascha-haft zu sieht... *entsetzlich!!! da wird einem ja übel!!*

Die Wohnung gehört euch beiden, ihr seid beide gleichberechtigt dafür verantwortlich und tragt die pflichten!! Du genauso wie dein freund!!!

Was sagt denn dein freund eigentlich dazu???? Pflichtet der seiner mutter etwa noch bei und will, dass du alles putzt??? Evil or Very Mad

Und sooooooo anstrengend ist sein Tagesablauf echt nicht, dass er nicht seine "häuslichen Pflichten" übernehmen könnte.

Du musst dich wirklich von nichts und niemand auf dieser Welt ausnutzen lassen!!! Und bitte mach dich nicht so fertig... du bist keine versagerin... lass dir das nicht einreden und rede dir das nicht auch noch selbst ein!!! Na und, du hast 3 Anläufe für den führerschein gebraucht

aber du hast ihn jetzt!! (hab die praktische auch 2x gemacht und fahr jetzt schon 2 jahre unfallfrei!), du wiederholst die 13.

noch ein jahr und du hast abi!!! (ich kenne genug leute, denen es genauso ging, manche haben sogar beim 2. mal versagt - aber es gibt etliche menschen da draußen, die haben überhaupt keinen abschluss!!!).

Gib gar nichts drauf, du musst nicht putzen!! Die mutter deines Freundes scheint in der Vergangenheit zu leben!!! Aber du lebst nicht mit ihr zusammen. Es ist außerdem auch keine Schande keinen guten kontakt mit der mutter des freundes zu haben, wenn sie nicht auf dich zu kommt und ihre meinung ändert, bist du auch nicht verpflichtet "zu kreuze zu kriechen".

Exclamation

Du bist wichtig und dein Abi zählt und wenn deinem freund was an eurer beziehung liegt, dann unterstützt er dich dabei!!!!!!!!!!! Exclamation

(...ansonsten ist er es nicht wert...)

Wünsch dir alles gute, sunny!!! Smile

Forums-InsiderIn 311 Irgendwo im Nirgendwo W, 21

Hallo ihr beide,

Danke für eure Antworten. Ich dachte gestern ich hör nicht recht, denn normalerweise haben wir beide, also seine Mutter und ich ein so gutes Verhältnis, und dann hör ich auf einmal sein Studium sei wichtiger als meine Schule, weil er eben weiter ist und bla.
Na ja, wie gesagt, wenn er mehr Stress hat als ich, dann muss er nicht so viel im Haushalt machen, halt soviel wie er kann. Aber keiner kann von mir verlangen, dass ich mehr mach als ich kann, wie gesagt.
Mein Freund vertritt da auch ne andere Meinung, er sagt er hilft mir wieder die Wohnung sauber zu halten. Denn er hat jetzt wochenlang nichts mehr gemacht, außer ab und zu spülen - ich muss dazu sagen, kurz nach dem Umzug hat er den Haushalt alleine geschmissen, weil ich irgendwie immer nur was tun wollte und es aufgeschoben hab. Jetzt gings halt andersrum und er hat nichts mehr getan. Bin halt total ausgeflippt, ich mach den Haushalt ja gern, aber nicht alleine, das ist zuviel. Er hilft mir jetzt ja wieder, und wir haben uns geeinigt, dass jeder tut was er kann. Wenn wir beide nicht mehr können, dann endets halt in nem Saustall, aber was nicht geht geht nicht.
Und an Irrlicht: Ich hab erst angefangen das nach Stunden zu zählen, als ich meiner "Schwiegermutter" nicht anders klar machen konnte, dass wir beide annähernd gleich viel beschäftigt sind, da sie ja meinte, wenn er Taxi fährt und in die Uni geht ist er ausgelastet. Ich wollt ihr zeigen, dass ich bald genausowenig wie er Zeit hab. Ansonsten sag ich ja, dass halt jeder machen muss, was er kann, mir ists egal wieviel er macht, Hauptsache ich muss es nicht allein machen, weil dann hab ich keine Freizeit mehr.
Na ja, und eigentlich ist sie immer recht modern, aber in der Beziehung. Sie meinte ja auch, wenns umgekehrt wäre, dann würde sie dasselbe von meinem Freund verlangen, aber er fährt ja nunmal Taxi und verdient Geld. Noch ne Wunde, die bei mir aufgerissen wurde. Ich würd selbst so gern Taxi fahren, bin aber zu jung. Muss noch 2 Jahre warten.
Tja, ich war gestern so sauer, dass ich aus der Wohnung gerannt bin und mich fast 2 Stunden während es dunkel wurde, auf dem Spielplatz dort verkrochen hab.
Ich versteh die Welt nicht mehr. Es war halt so, dass ich sagte, mein Freund könnte ja auch mal mehr im Haushalt machen. Dann meinte sie halt, dass er ja schon Taxi fährt und schauen muss, dass er mit der Uni klar kommt. Dann meinte ich halt, wenn wir beide gleich viel weg sind die Woche, dann kann er doch mit anpacken, das wäre doch sonst unfair. Da meinte sie halt, dass es wichtig ist, dass er sein Studium schafft, und dass ich den Haushalt eher machen kann, weil bei ihm ists wichtiger, dass ers schafft. Na danke. Ich bin so sauer auf sie. So ne Meinung hätte ich ihrem Mann zugetraut, aber niemals ihr.
Jedenfalls tu ich nicht mehr, als ich kann. Punkt aus. Und unser Verhältnis ist momentan ziemlich zerrüttet...
An Sunnypeach noch: Wenn ich kein Versager bin, dann wunder ich mich, dass nie jemand auf mich stolz ist - außer meinem Freund, der meinte er wärs.
aber einen Trost hab ich noch: Ein Lehrer meines Freundes sagte mal über seinen Kumpel, der immer lang brauchte um was zu verstehn: Die Leute, die länger brauchen um etwas zu schaffen, was andere gleich schaffen, die sind später meist besser im Beruf und erfolgreicher als die die alles sofort schaffen. Irgendwo stimmts, meine Schwester hatte den Führerschein nach 30 Fahrstunden sofort bestanden. Ich ja erst nach 3 Anläufen und 60 Fahrstunden. Mein Freund ist am Wochenende bei ihr mitgefahren. Er meinte danach, ich fahre viel besser. Muss also was wahres dran sein.
Ich bin jetzt nur so furchtbar enttäuscht über "Mami"...

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