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Jodie
Helferlein
34
Braunschweig W, 23
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Tue, 26.Aug.03, 10:24 Zwanghaftes gedankliches Wiederholen von Gesprächen |
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Hallo!
ich glaube meine "Macke" ist etwas schwer zu verstehen, trotzdem hoffe ich, dass es hier jemanden gibt, der sie nachvollziehen kann.
Seit einiger Zeit muß ich zwanghaft Gespräche in meinen Gedanken wiederholen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Gespräche mit weiblichen Menschen, die mir nicht sehr nah stehen und mir helfen wollen. Sobald eine Ärztin, Therapeutin, Bekannte oder (früher) Lehrerin mit mir über meine Krankheit sprechen, bin ich absolut gerührt davon, dass sich jemand so lieb um mich kümmert. Um das Gespräh nicht zu vergessen MUß ich es immer wieder gedanklich wiederholen. Das geht soweit, dass es mich abends am einschlafen hindert, oder mich bei anderen realen Gesprächen unaufmerksam sein läßt, weil ich eben mit Gedanken woanders bin. Ich habe schon jedesmal Angst davor zu meiner Ärztin zu gehen und hoffe, dass sie mich nicht so lieb trösten wird, dass ich es wieder nicht vergessen will.
Das ganze macht mich langsam irre, kennt jemand von euch sowas? Und was kann man dagegen tun? Ist es wirklich ein Zwang?
Liebe Grüße, Jodie
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_________________ Hoffnung ist der krankhafte Glaube an den Eintritt des Unmöglichen. |
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Arwen1983
Forums-InsiderIn
210
Augsburg- Bayern, Deutschland W, 20
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Hi Jodie!
Für mich hört sich das nach einem Wiederholungszwang an. Ich bin aber kein Therapeut sondern nur selbst eine Betroffene einer Zwansgerkrankung (Kenne sehr viele Facetten und Varianten dieser Erkrankung ).
ich verstehe dich und deswegen kann ich mir sehr gut vorstellen, dass du langsam aber sicher das Gefühl hast, dass du irre wirst. Wenn du so Angst davor hast, dass deine Thera durch ihr liebgemeintes Trösten wieder so ein unaufhörliches Wiederholen dieses Gespräches in dir hervorruft, dann sag ihr das doch einfach. Sie kann dir da am ehesten einen Rat geben, wie du damit umgehen sollst....
Da fällt mir noch eine Frage ein: Kann es sein, dass du panische Angst davor hast, etwas vergessen zu können? Hast du einmal vergessen etwas, das in deinen Augen wichtig war, zu sagen und hast nun nicht mehr die Gelegenheit das zu tun?
Liebe Grüße, Arwen1983
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Jodie
Helferlein
34
Braunschweig W, 23
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Hi Arwen.
Danke für deine Antwort.
Ja, du hast recht, ich werde wohl mit meiner Therapeutin darüber sprechen müssen,a ber ich habe Angst davor. Angst als bescheuert abgestempelt zu werden....
Ich kann mich aber nicht erinnern, dass ich mal etwas sehr wichtiges vergessen habe zu sagen. Aber danke für die Anregung ich werde nochmal darüber nachdenken, ob es das sein könnte.
Liebe Grüße, Jodie
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_________________ Hoffnung ist der krankhafte Glaube an den Eintritt des Unmöglichen. |
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Arwen1983
Forums-InsiderIn
210
Augsburg- Bayern, Deutschland W, 20
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Hallo nochmals,
ich kann deine Angst, als verrückt abgestempelt zu werden wirklich nachvollziehen - mir geht es nämlich ähnlich. Aber du bist nicht "bescheuert" - deine Psyche ist einfach überbelastet und du schaffst es einfach alleine nicht diese Belastung abzubauen...
Somit hast du wirklich ein Recht darauf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist ja wirklich auch nichts schlimmes.
Klar in der Gesellschaft wird man heutzutage sehr schnell asl "verrückt" abgestempelt, aber es ist doch so, dass die Gesellschaft das aus Unwissen und teilweise auch aus Intoleranz tut, weil sie eben nichts bzw. kaum etwas über die Existenz z.B. von Zwangserkrankungen weiß.
Rede trotzdem mit deiner Therapeutin.
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zwangi
sporadischer Gast
14
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Hallo Jodie!
Ich kenne deine Probleme immer wieder Wörter und Gespräche in Gedanken zu wiederholen! Es macht mich auch irre und nervt ungemein. Ich muss oft beim Reden Dinge wiederholen. Manchmal ist es nur ein Wort, manchmal ein Satz. Ich habe wenn ich spreche dann Gedanken und habe Angst davor, dass wenn ich das Wort irgendwann noch mal sage, diese Gedanken wieder hervorgerufen werden. Hört sich jetzt ziemlich wirr an, aber vielleicht verstehst du es ja! Ich habe selbst auch keine Strategie dagegen, nur dass man es erst gar nicht einreißen lassen darf. Ich versuch es soweit es geht (und das klappt auch nur selten) schnell weiterzureden!
Machs gut!
Zwangi
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hase
sporadischer Gast
19
W
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Wed, 12.Nov.03, 19:59 Re: Zwanghaftes gedankliches Wiederholen von Gesprächen |
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Hallo Jodie,
kenne Dein Problem ganz genau, denn auch ich kann Gespräche und Menschen, die mir sehr wichtig sind, nicht vergessen und gehe ständig in Gedanken die gesprochene Konversation nach. Auch ich kann mich dann auf nix anderes mehr konzentrieren und schweife mit meinen Gedanken ab. Bei mir ist es aber weitaus tragischer - denn ich leide an Schizophrenie. Da weiss man dann nie, ob wieder ein erneuter Schub kommt oder einfach nur die Psyche ein wenig überlastet ist. Ich komme nur schwer von dem Trip runter und weiss auch nicht wie ich mich ablenken soll. Abends kann ich dann auch nicht einschlafen, weil die Gedankenspirale einfach nicht abreissen will. Es ist als zersprenge es mir den Kopf. Was hat Deine Therapeutin dazu gesagt?
gruesse hase
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msi
neu an Bord!
4
M
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Mon, 24.Nov.03, 8:26 Re: Zwanghaftes gedankliches Wiederholen von Gesprächen |
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wenn dich diese gedanken wirklich so stören und du wild entschlossen bist, sie loszuwerden, mach folgendes:
immer wenn sie wieder kommen sag laut "STOP" und mach eine Armbewegung, um sie loszuwerden. Dann denke an etwas ganz schönes, das dir schon einmal passiert ist.
du wirst merken, dass die gedanken dann immer seltener kommen!
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Birte789
Helferlein
35
W, 17
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Sat, 21.Feb.04, 13:41 Re: Zwanghaftes gedankliches Wiederholen von Gesprächen |
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genau so gehts mir auh. gesprächem it personendie ich magda mussi ch immer aufzählen was sie liebes zu mir gesagt haben (schule, job) und alles was neutral is is fürm ich gleich negativ
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Kleine Fee
Moderatorin
606
Deutschland, NRW W, 28
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Mon, 23.Feb.04, 23:24 Re: Zwanghaftes gedankliches Wiederholen von Gesprächen |
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Hallo Jodie,
sag mal, wieso ist es für dich wichtig, dass es sich um eine weibliche Person handelt? Hat das einen besonderen Grund?
Ich wiederhole Gespräche auch so ähnlich wie du, allerdings vergesse ich tatsächlich nach einiger Zeit den genauen Inhalt, und das macht mir angst. Ich versuche das Gespräch (das mir sehr wichtig war) zu wiederholen, um es mir einzuprägen, damit ich nicht die wichtigen Dinge vergesse. Leider vergesse ich diese doch sehr schnell und weiß am Ende eines Tages doch nur den ungefähren Wortlaut.
Aber zumindest den schreibe ich dann auf, um nicht alles zu vergessen. Das ist für mich wichtig, den Gehalt (nicht den Inhalt) aufzuschreiben, um zu wissen, was es mir gebracht hat.
Mir gehen Gespräche, die besonders tiefgreifend sind, meist lange nicht aus dem Kopf. Wahrscheinlich, weil diese Art von Gesprächen nicht sehr häufig vorkommt, und man sich dann als etwas Besonderes vorkommt. Das ist ja nun mal eben bei Gesprächen mit zum Beispiel Therapeuten so.
Problematisch wird das Ganze nun an der Stelle, an der es dich belastet. An der es dich am Schlafen und am sonstigen Tun hindert. Daran solltest du etwas ändern. Gespräche sind an sich vergänglich, du kannst sie nicht konservieren. Es ist schwer, zu begreifen, dass es nicht immer wichtig ist, welcher genaue Inhalt in einem Gespräch vorkam, sondern, was es gebracht hat.
Leider führt das natürlich wieder dazu, dass man meint, dass es nur etwas bringen kann, wenn man den genauen Gesprächsverlauf im Kopf hat. Aber das ist ein Fehlschluss. Es ist wichtig, welchen Affekt ein Gespräch hatte, wenn du dich danach gut fühltest und es dich zu einem Denken angeregt hat, das dir weiterhilft, dann war es ein Gespräch, dass dir helfen konnte. Aber das hängt nicht vom Inhalt, sondern von der Intention, vom Zusammenhang an sich, von dem, was man nicht in den genauen Worten sehen kann.
Vielleicht hilft dir das etwas weiter.
Viele Grüße von der Kleinen Fee, die dein Problem aber sehr gut kennt und auch Probleme damit hat...
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Licht und Schatten
neu an Bord!
4
W, 25
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Thu, 26.Feb.04, 2:13 Re: Zwanghaftes gedankliches Wiederholen von Gesprächen |
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Hallo Jodie,
ich bin noch völlig neu in diesem Forum und dies ist mein erster Eintrag. Vermutlich sollte ich mich deshalb noch etwas zurückhalten, aber dein Eintrag hat mich sehr angesprochen. Falls ich also irgendwie unhöflich wirken sollte, dann: Sorry!
Auch ich muss angenehme Gespräche (übrigens auch meistens die mit anderen Frauen), die mir Wärme, Nähe und Aufmerksamkeit gegeben haben, immer und immer wieder in Gedanken wiederholen. Da es mich noch nie vom Schlafen oder wichtiger Konzentration abgehalten hat, hat es mich zwar manchmal nachdenklich gemacht, aber ich musste mir noch nie Sorgen darüber machen, habe es auch noch nie als (Wiederholungs-)Zwang empfunden. Auf diese Idee haben mich erst die Antworten auf deinen Beitrag gebracht.
Ich kann dir also deshalb keinen Rat geben, dir aber sagen, dass es mir ähnlich geht und du ganz sicher NICHT verrückt bist.
Alles Liebe
L-u-S
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Thu, 26.Feb.04, 8:17 Re: Zwanghaftes gedankliches Wiederholen von Gesprächen |
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Liebe Licht und Schatten,
zunächst einmal: herzlich willkommen im Psychotherapie-Forum!
Licht und Schatten wrote: | (..) dass es mir ähnlich geht und du ganz sicher NICHT verrückt bist. (..) |
...wobei sich natürlich schon die Frage stellt: was ist eigentlich "verrückt"?
Dazu gibt's in der Plauderecke des Forums übrigens einen interessanten Thread.
In den meisten Fällen könnte man "verrückt" einfach mit "psychisches Problem" beschreiben, und das ist ja an sich nichts "Böses" oder "Furchtbares". Das Wort "verrückt" dagegen ist ein Schimpfwort, eine Abwertung, und das erzeugt bei Betroffenen, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben, leider eher einen Impuls, diese Möglichkeit möglichst gut zu verdrängen und wegzuschieben - statt Hilfe zu suchen.
Mit Ihrem Hinweis "du bist nicht verrückt" wollten Sie Jodie sicherlich entlasten, aber um die Frage, ob sie "verrückt" sei, ging es ja gar nicht - Fakt ist aber, daß sie an einem psychischen Problem leidet. Und das muß - letztlich in Jodie's Interesse - schon gesagt werden.
Ein "psychisches Problem" heißt schlicht, daß aus bestimmten Gründen etwas im Gehirn bzw. der Psyche anders läuft als bei den meisten anderen Menschen, und sofern es sich dabei um eine Belastung handelt, die die Lebensfreude, die Alltagsroutine, Arbeitsfähigkeit oder andere Lebensbereiche einschränkt, sollte man sich dafür eher früh als möglich Unterstützung suchen. Gerade Zwangsstörungen nämlich haben eine starke Tendenz, unbehandelt immer belastender und einengender zu werden.
Freundliche Grüße
Richard L. Fellner
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Licht und Schatten
neu an Bord!
4
W, 25
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Lieber Herr Fellner,
erst mal vielen Dank für Ihre Antwort.
Bezogen auf folgendes Zitat
Jodie wrote: | ,a ber ich habe Angst davor. Angst als bescheuert abgestempelt zu werden.... |
hätte ich dann wohl eher den Begriff "bescheuert" benutzen sollen...? Ich hatte schon den Eindruck, dass es Jodie auch ein wenig darum ging.
Dass dieses psychische Problem der Behandlung bedarf steht für mich ebenso wie für Sie außer Frage und das habe ich auch nicht bezweifelt.
Mfg
L-u-S
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