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Ellen
Helferlein
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Post Mon, 18.Aug.03, 21:34      Familienaufstellung Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen,

ich habe vor einiger Zeit eine Familienaufstellung gemacht.
Ich habe bei den Aufstellungen der anderen nichts gespürt!! Alle anderen waren voll drin, haben ganz offensichtlich jede Menge gespürt in den Rollen, die ihnen zugewiesen waren, nur ich, als einzige von 10 Leuten, habe nichts gespürt. Und wenn, dann dachte ich: "Naja, vielleicht ist das jetzt das, was ich denke, was von mir erwartet wird" oder "Wer weiß, ob das jetzt das richtige ist, was ich spüre", weil, das ist ja schon eine große Verantwortung, jetzt stellvertretend für die Schwester zu sagen: "Ich bin jetzt unheimlich eifersüchtig auf XY" oder so, denn wer weiß, ob das nicht mein Film ist und ob die Schwester genauso fühlt.

Wenn ich jemanden halbwegs kenne, kann ich mich gut in ihn reinversetzen und oft gelingt es mir, zu spüren, worum es geht.
Aber seit dieser Aufstellung frag ich mich, ob ich im Grunde genommen ein kleiner Egozentriker bin, der immer nur genau das spürt, was ihm ähnlich ist, und sobald es um Verhaltensweisen außerhalb seiner Erfahrungswelt geht, total taub ist.

Hat irgendwer Erfahrung mit Familienaufstellung? Ist es denn so einfach normalerweise, sich in anderer Leute Geschichten reinzudenken? Bin ich denn total egozentrisch???
(Bei meiner eigenen Aufstellung war das natürlich nicht der Fall)

Komm ich irgendwie egozentrisch rüber? Hier im Forum? Ich weiß es echt nicht.

Ellen
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r.l.fellner
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M


Post Mon, 18.Aug.03, 23:24      Reply with quoteBack to top

Hallo Ellen,

diese Probleme haben Teilnehmer von Familienaufstellungen häufig dann, wenn es ihnen schwer fällt, sich Gefühlen und Emotionen zu überlassen. Dies kann aufgrund eines generellen Problems mit Hingabe und Mit-Fühlen zu tun haben, aber auch ganz einfach damit, daß die (für viele ungewohnte) Aufmerksamkeit der Großgruppe verunsichert, einem Bedürfnis, es "richtig zu machen" .. bzw "richtig zu fühlen", dem Druck der Verantwortung den Fragestellern gegenüber und vieles mehr.

Ich finde Ihre Frage hier einerseits schön (weil sie ausdrückt, daß Sie sich auch selbst hinterfragen und wohl ggf. an sich arbeiten möchten, vor allem aber ein großes Verantwortungsgefühl dem therapeutischen Gruppenprozeß gegenüber empfinden), andererseits zeigt sie auch deutlich, daß selbst die Teilnahme als sog. "StatthalterIn" bzw. "VertreterIn" an Aufstellungen überlegt sein will, da selbst eine solche Form der Teilnahme stark verunsichern kann - eine unangenehme "Nachwirkung", wenn man eigentlich selbst gar nichts 'aufstellen' wollte...

Ich möchte Ihnen vorschlagen (falls Sie sich gerade in einer laufenden Therapie befinden), diese Erfahrung und Ihre Gedanken in der nächsten Therapiestunde zu thematisieren, um hier noch tiefer zu gehen und genauer an diesem Thema zu arbeiten...hier mehr über sich selbst herauszufinden.
Im anderen Fall könnten Sie sich in nächster Zeit selbst stärker beobachten (und zu versuchen, zu spüren: 'wie geht es XY jetzt wohl gerade?', wenn Sie mit jemandem gemeinsam Zeit verbringen), und hier im Forum Ihre diesbezüglichen Erfahrungen mit anderen austauschen.

Herzliche Grüße
Fellner

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Ellen
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Post Wed, 20.Aug.03, 17:11      Reply with quoteBack to top

Hallo Herr Fellner, danke für Ihre Antwort!

Quote:
könnten Sie sich in nächster Zeit selbst stärker beobachten (und zu versuchen, zu spüren: 'wie geht es XY jetzt wohl gerade?', wenn Sie mit jemandem gemeinsam Zeit verbringen)


Das ist ein Problem für mich. Ich fühle mich oft geradezu überflutet mit Wahrnehmungen, was im anderen jetzt wohl gerade vorgeht. Aber sind es Wahrnehmungen? Oder Projektionen? Unterstellungen? Wunschvorstellungen?
Es gibt dann, wenn ich es zur sprache bringe, zwei Möglichkeiten: entweder es stimmt ziemlich haargenau. Oder es stimmt nicht und dann bin ich eigentlich davon überzeugt, daß der andere mir "was vormachen" will, mich täuschen will.
Kurz gesagt, bei den durchaus "mitfühlenden" Empfindungen, die ich habe, bin ich meist absolut im unklaren darüber, was jetzt davon stimmt und was nicht.

Und dann noch die Frage: wenns denn mal trifft, was ich so denke, dann sind das eigentlich immer Strukturen, die ich von mir selber erkenne.
Ist das denn "Mitfühlen" oder einfach nur - ja - halt "Wiedererkennen"?

Wäre es "normal", auch Dinge zu empfinden, die man aus der eigenen Erfahrung heraus selber gar nicht kennt?

Ich finde, Familienaufstellungen haben auch was magisches: zwischenmenschliche Strukturen und Gefühle, die anscheinend geradezu archetypisch vorhanden zu sein scheinen im allgemeinen Kosmos der Menschheit, werden im kleinen Rahmen der Aufstellung gespiegelt auf verdichtete Art.
Mir kommt das so vor, als gebe es ein allen zugängliches Repertoire an Gefühlen und Strukturen. Aber ICH habe nicht das Vertrauen, an diesem Repertoire teilzuhaben.

In der Therapie ansprechen ist eine gute Idee, zumal meine Therapeutin die Familienaufstellerin ist.
Nur im Moment komm ich jede Stunde mit was anderem und weiß gar nicht, um was es eigentlich geht...

Ellen
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