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derechtebusy
sporadischer Gast
9
Hannover
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Sat, 16.Aug.03, 17:37 Unfähigkeit zu einem erfolgreichen Leben |
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Ich kämpfe mit meiner Unfähigkeit, ein erfolgreiches Leben zu führen. Gerade im Augenblick sitze ich hier, ein erfolgversprechendes Diplomarbeit vor der Nase, in einer Praktikumsstelle, die eine Übernahme nach der Diplomarbeit verspricht - und tue mal wieder alles, meine Chancen zu zerstören. Bei der Diplomarbeit komme ich nicht in die Strümpfe, einerseits durch Perfektionismus, andererseits durch Arbeitsblockaden, im Praktikum zerstöre ich mir Sympathien durch meine stoffelige Art, und in der Liebe richte ich auch gerade meine Beziehung hin - warum tue ich das? Warum zerstöre ich meine Hoffnungen auf eine positive Zukunft? Statt tatkräftig an meinem Leben zu arbeiten, hänge ich nur durch und schiebe Frust.
Und dieses Verhalten zieht sich durch mein ganzes Leben - immer wenn sie Erfolg abzeichnete (Beruflich, sozial, partnerschaftlich), zerstörte ich ihn vorher, so dass ich nun mit 32 vor den Scherben eines nicht gelebten Lebens stehe.....
Therapien habe ich jahrelang gemacht, aber es hat sich nichts geändert.
Warum tue ich mir das an? Was ziehe ich da für einen unbewßten Nutzen raus?
Und vor allem: Was kann ich dagegen tun??
Danke
Jörg
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Ludmilla
Forums-Gruftie
827
W, -9
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Hallo Jörg,
Erfolg, was heißt das für dich? Diese Art von Erfolg, die du da ansprichst, ist es wirklich das, was du machen möchtest? Stellst du dir so dein Leben vor oder meinst du nur, du müßtest das machen, weil es die Norm ist, weil es andere von dir verlangen? Denk mal bitte drüber nach.
Du schreibst, du hast schon Therapien hinter dir. Worum ging es in diesen Therapien? Hattest du damals auch solche Blockaden?
Viele Grüße
Ludmilla
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derechtebusy
sporadischer Gast
9
Hannover
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Die beschriebenen Ziele sind auch das, was ich anstrebe. Ich möchte ein ganz normales Leben mit einem Job in dem Bereich, in dem ich gerade aktiv bin. Die Themen interessieren mich, die Arbeit gefällt mir etc.
Bloß irgendwie spiele ich da nicht mit: Ich tändle rum, anstatt zu leben und erfolgreich zu sein, stehe die ganze Zeit vor dem (überwindbaren) Hindernis und denke es mri immer größer, anstatt es mit einer Kraftanstrengung einfach zu überwinden. Irgendwie steht mein Leben seit Jahren auf einem unglücklichen Stand still und ich kreise auf immer gleichen Bahnen um meinen Bauchnabel.
In meinen Therapien ging es größtenteil um das Thema Arbeitsblockade, aber auch um meine Beziehungsprobleme. ABer einen Durchbruch gab es irgendwie nie.
Ich bin gefühlsmäßig auch absolut blockiert, kann mich weder an meine Kindheit groß erinnern noch viele tiefgreifenden Gefühle empfinden.
Ich nehme an, dass ich unter Depressionen leide, weiß aber nicht, wie ich damit umgehen soll.
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Ludmilla
Forums-Gruftie
827
W, -9
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Quote: | Ich nehme an, daß ich unter Depressionen leide, weiß aber nicht, wie ich damit umgehen soll. |
Wenn du schon diese Vermutung hast, solltest du deinem Arzt einen Besuch abstatten. Depressionen sind wirklich keine schöne Angelegenheit und können unangenehme (will sagen tödliche) Folgen haben. Unterschätz das bitte nicht. Depressionen sind heilbar.
Du stehst also vor einem unüberwindbaren Berg. Das kenn ich. Glaub mir, so ein Berg ist nicht wirklich unüberwindbar.
Kannst du diesen Berg in kleinere Berge aufteilen, die dann nicht mehr so groß erscheinen?
Z.B. ein Teil ist deine Diplomarbeit. Die ist zu schaffen. Wenn du jeden Tag ein bißchen daran arbeitest (z.B. 2 Seiten schreiben), dann ist das gar keine so große Aufgabe mehr. Kann dir dein Betreuer dabei ein bißchen helfen?
Ein anderer Teil sind wohl die Probleme in der Firma. Ist es nicht möglich, zumindest die Schreibarbeit zuhause zu erledigen? Hab ich auch so gemacht. So kann man den Streß mit den Kollegen erst mal umgehen. Und wenn sie dann sehen, was für eine tolle Diplomarbeit du abgeliefert hast, wirst du bestimmt auch eingestellt. Zumal man dir ja schon zugesagt hat.
Du siehst, es ist nicht alles hoffnungslos und unlösbar.
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derechtebusy
sporadischer Gast
9
Hannover
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Das Problem sind ja nicht die Probleme.....
Die könnte ich rein von meinen Fähigkeiten udn Ressourcen her alle ohne weiteres in den Griff kriegen.
Das Problem ist meine Verweigerungshaltung - wieso mache ich nicht einfach das, was mich "glücklich" machen würde sondern dümple lieber im Halbschatten vor mich hin und suhle mich im Selbstmitleid udn Selbstvorwürfen? Habe ich Angst vor Erfolg? Vor Ergebnissen? Ich sitze heute schon den ganzen Tag hier rum und versuche etwas Vernünftiges auf die Reihe zu kriegen, was eigentlich überhaupt kein Problem sein dürfte. (Fast) ohne Ergebnis....
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Ludmilla
Forums-Gruftie
827
W, -9
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Quote: | Das Problem ist meine Verweigerungshaltung |
Und genau die Gründe dafür solltest du herausfinden.
Ich habe dir angeboten:
- die Arbeit ist nicht das, was du machen möchtest -> das ist es scheinbar nicht
- du fühlst dich überfordert und verweigerst deshalb -> das ist es nach deinen Angaben auch nicht
Quote: | suhle mich im Selbstmitleid udn Selbstvorwürfen |
Was sind das für Vorwürfe, abgesehen von dem was oben schon steht?
Quote: | Habe ich Angst vor Erfolg? Vor Ergebnissen? |
Beantworte dir die Fragen mal.
Sorry, aber eine pauschale Begründung für deine Verweigerung kann ich dir auch nicht liefern. Die Lösung liegt in dir und ohne deine Mitarbeit kommt man da nicht ran.
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derechtebusy
sporadischer Gast
9
Hannover
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Naja, Überforderung ergibt sich wohl daraus, dass ich mir selbst nix gönne, solange ich meine Ziele (DA, Job) nicht erreicht habe - und das schon seit Jahren. Meine Lebensfreude und Lebensqualität tendiert gerade gegen Null....
Meine Selbstvorwürfe kreiseln immer um die Nichterbringung von Leistung.(Du hast schon wieder nicht Deine Ziele erreicht.") Da klingt viel von dem hohen Leistungsethos meines Vaters durch, den ich eigentlich nie zufriednestellen konnte, vo rallem nicht, wenn ich eigene Wege gegangen bin.
Selbstmitleid geht eher in Richtung "Ich werde es nie schaffen, ich werd in der gosse landen, es ist ja alles so furchtbar...."
Angst vor Ergebnissen vielleicht aus den o.g. Gründen, vielleicht auch davor, in der Realität meinen hohen Ansprüchen nicht genügen zu können.
SOlange ich nur rumfantasiere, kann ich mich im Größenwahn ob meines Genies sonnen. Die harte Realität könnte das ganz schnell beenden...
Es ist meist so, dass ich lange Stagnationsphasen habe, in denen fast nix passiert und ich mich irgendwie "gelebt" fühle, quasi ferngesteuert.
Mit großen Anstrengungen schaffe ich es dann irgendwann, aus diesen Phasen auszubrechen und dann läuft es oft eine Zeitlang recht gut, aber dann schmiere ich wieder langsam ab.
Wäre ja schön, wenn ich diese produktiven Phasen ausdehnen und die stagnativen Phasen minimieren bis ausmerzen könnte - aber wie?
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Ludmilla
Forums-Gruftie
827
W, -9
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Quote: | Wäre ja schön, wenn ich diese produktiven Phasen ausdehnen und die stagnativen Phasen minimieren bis ausmerzen könnte - aber wie? |
Nein, schön wäre es, wenn Leben ausgeglichener wäre. Wenn du dir Freizeit gönnen würdest, obwohl du einige Ziele nicht erreicht hast.
Mir kommt es gerade so vor, als ackerst du bis zum Umfallen, um deine Ziele zu erreichen und deinen Ansprüchen (oder denen deines Vaters) zu genügen. Und irgendwann bist du völlig ausgelaugt, sodaß einfach nichts mehr geht, sowie jetzt. Dann nimmt sich dein Körper und Geist die Auszeit, die gebraucht wird.
Fragt sich nur, wie du da wieder rauskommst.
Weißt du, wie ich meine Diplomarbeit geschafft habe? Ich habe mir für jeden Tag ein kleines Ziel gezielt gesetzt und wenn ich das erreicht hatte, habe ich mir irgendeine Belohung gegönnt. So habe ich trotzdem eine super Arbeit abgeliefert, obwohl ich in ähnlicher Lage war, wie du jetzt bist.
Es scheint ein bißchen so, als ob du so sehr auf Leistung getrimmt bist, daß du die kleinen, feinen Schritte deiner Arbeit kaum oder gar nicht sehen kannst. Vielleicht brachten deshalb die Therapien keinen richtigen Erfolg.
Quote: | Ich bin gefühlsmäßig auch absolut blockiert, kann mich weder an meine Kindheit groß erinnern noch viele tiefgreifenden Gefühle empfinden. |
Das wundert mich jetzt auch nicht mehr. Klar, wenn du nur Leistung bringen mußtest, bleibt von der Kindheit, so wie sein sollte, nicht mehr viel über.
Und Gefühle haben ja mit Leistung auch nichts zu tun. Im Gegenteil, sie stehen dann eher im Weg, wie du jetzt merkst. Du hast deine Gefühle quasi ausgeschaltet, um die erforderliche Leistung zu bringen. Deshalb hörst du weniger auf das, was dir eigentlich gut tut, z.B. das du dir mal was gönnst.
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derechtebusy
sporadischer Gast
9
Hannover
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Ja, das mit dem ackern bis zum umfallen trifft ziemlich genau zu - ich habe schon fast Angst vor Freizeit... Versuche auch gerade, in Hannover eine SHG Arbeitssucht zu gründen - auch wenn ich mir im Moment nicht so richtig sicher bin, ob das das Richtige ist.
Ich setze mir dann natürlich auch tägliche Ziele, die ich dann aber nicht erreiche. Vielleicht weil ich auch Angst davor habe, mich zu belohnen? bzw. gar nicht weiß wie mich zu belohnen.
Aber der Ansatz ist schon richtig.
Ich habe immer Probs mit den kleinen SChritten, ich sehe immer die Berge, schaffe es aber nicht, sie in schaffbare Schritte zu unterteilen.
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Ludmilla
Forums-Gruftie
827
W, -9
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Quote: | Ich habe immer Probs mit den kleinen SChritten, ich sehe immer die Berge, schaffe es aber nicht, sie in schaffbare Schritte zu unterteilen. |
Deshalb habe ich dir in meinem zweiten Posting eine Möglichkeit genannt, den großen Berg in kleinere zu unterteilen. Sie sollten so klein sein, das es dir garantiert nicht zu viel wird. Ich weiß, daß das schwierig für dich wird, aber glaub mir, es ist zu schaffen.
Quote: | Vielleicht weil ich auch Angst davor habe, mich zu belohnen? bzw. gar nicht weiß wie mich zu belohnen. |
Das ist gar nicht so schwer, wie es scheint. Du brauchst nur ein kleines bißchen Mut dazu. Mit der Zeit wirst du merken, es ist wunderbar, wenn man sich mal was gönnt.
Womit könntest du dich heute belohnen? Ein Bierchen vielleicht oder ein Glas Wein? Ich find nämlich, du hast bis jetzt schön ganz schön was geschafft, "geleistet" sozusagen. Du hast es geschafft, deine Probleme näher zu betrachten und zu schauen, woher deine Blockade kommt. Und eine mögliche Ursache hast du jetzt auch herausgefunden. Das ist doch schon beachtlich für den Anfang.
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derechtebusy
sporadischer Gast
9
Hannover
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Naja, zu dem Problem der Aufteilung kommt noch das Problem, dass ich immer etwas konzeptlos bin und deswegen Einzelaufgaben nur schwer definieren kann....
Habe auch hier viel für meine Diplomarbeit geschafft in den letzten Stunden - bin wohl doch eher ein Nachtarbeiter.
Nun muß ich mir nur noch eine Belohnung überlegen - mmmhhh....
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Ludmilla
Forums-Gruftie
827
W, -9
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Quote: | Naja, zu dem Problem der Aufteilung kommt noch das Problem, dass ich immer etwas konzeptlos bin und deswegen Einzelaufgaben nur schwer definieren kann.... |
Da wäre für die Anfangszeit eine Art Berater gut. Jemand mit dem du die ganzen Probleme besprechen kannst und dir so hilft, es in kleinere Brocken aufzuteilen. Ein Therapeut z.B., was jetzt aber nicht so klingen soll, als würde hier jeder gleich in eine Therapie geschickt werden.
Quote: | Nun muß ich mir nur noch eine Belohnung überlegen - mmmhhh.... |
Dir wird bestimmt was einfallen. Immerhin weißt du am besten, was dir gefällt. Aber nicht auf morgen verschieben.
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derechtebusy
sporadischer Gast
9
Hannover
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Naja, dann werde ich gleich auf der Heimfahrt wohl noch irgendwo essen gehen....
Werde mich mal an die psychologische Studienberatung hier in Hannover wenden. DIe haben wohl des öfteren solche Fäälle wie ich...
Mal am Montag anrufen.
Danke für Deine Hilfe
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Ludmilla
Forums-Gruftie
827
W, -9
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Quote: | DIe haben wohl des öfteren solche Fäälle wie ich... |
Da brauch dir gar nix peinlich sein. Es gibt viele Leute mit gleichen oder ähnlichen Problemen. Du bist da überhaupt kein Einzelfall.
Komm gut nach Hause.
Gute Nacht.
Ludmilla
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