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vronili
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Post Fri, 15.Aug.03, 19:12      Missbrauch durch Onkel Reply with quoteBack to top

ersteinmal hallo an euch alle!

ich weiß nicht genau wie, aber irgendwie bin ich heute durch zufall auf diese seite gekommen und habe auch schon einige beiträge gelesen. auch ich habe nun den entschluss gefasst einen beitrag zu schreiben...aber lest am besten selbst!

meine geschichte wird zwar glaube ich ziemlich lang, aber ich will es euch verständlich erzählen!

ich denke ich fange einfach am anfang an, wobei ich gar nicht mehr genau sagen kann, wann das alles angefangen hat. es ist so 7-8 jahre her, als mein onkel damit angefangen hat mich sexuell zu missbrauchen, ich wollte das nicht, aber ich konnte mich auch nicht dagegen wehren (warum weiß ich nicht) und so ging das dann sehr lange weiter, ich wollte es wie gesagt nicht, aber ich hatte auch nicht den mut mich irgendjemandem anzuvertrauen. es passierte bei allen möglichen gelegenheiten, aber trotzdem irgendwie immer so, das keiner etwas davon mitbekommen hat und mit der zeit habe ich mich damit abgefunden vielleicht auch daran gewöhnt, ich wollte es nicht aber ich hatte wie gesagt auch nicht den mut mich irgendjemandem anzuvertrauen. ich weiß nicht, ob das jemand von euch versteht oder auch so ähnlich erlebt hat, aber bei mir war es so. im juli 2001, da war ich 17, hat er mich zum ersten mal vergewaltigt, es war auch gleichzeitig mein überhaupt erstes mal. danach ging es mir schlecht...ich konnte, wenn überhaupt nur noch sehr schlecht schlafen und dann hatte ich oft albträume. zu diesem zeitpunkt habe ich oft mit dem gedanken gespielt ihn einfach anzuzeigen, aber mir fehlte der mut dazu. ich zog mich von meinen freunden zurück und setzte mich stattdessen immer öfter an meinen pc um meine freizeit im chat zu verbringen. im nachhinein betrachte ich es als eine flucht in eine heile welt, denn dort musst man sich einfach nicht mit "schlechten" Sachen beschäftigen, wenn man das nicht will...und das wollte ich ja nicht! dort lernte ich dann...auch mehr oder weniger durch zufall einen kriminaloberkomissar der münchner polizei kennen. warum genau er der erste war, dem ich 2 tage später von der vergewaltigung erzählte. ich schrieb ihm eine e-mail und erzählte von der vergewaltigung, erwähnte allerdings nicht das es mein onkel war. ich stellte ihm sehr viele fragen und er antwortete mir noch am selben tag mit einer sehr ausführlichen e-mail. er erläuterte in dieser seine genaue meinung zu dieser tatsache und natürlich erwähnte er in dieser e-mail auch mehr als ein mal, das er mir sehr an herz legen würde, dies zur anzeige zu bringen. nochmal 2 tage später telefonierten wir das erste mal, und erklärte mir wie das bei der polizei dann alles von statten gehen würde und nach dem er das getan hatte, war für mich eigentlich klar, das ich meinen onkel nicht anzeigen würde. der sexuelle missbrauch ging weiter, auch als ich in der zwischenzeit 2 kurzzeitige beziehungen hatte, die aber wohl dadurch in die brüche gingen, auch wenn ich den missbrauch und die vergewaltigung mit keinem wort erwähnte. mit dem kriminaloberkomissar hatte ich weiterhin kontakt und wir wurden uns immer symphatischer...das thema missbrauch und vergewaltigung kam dabei aber nicht mehr zu wort, er wollte mich zwar immer wieder darauf ansprechen, doch ich wich ihm aus. und irgendwann besuchten wir uns dann und wurden ein paar und auch wenn es eine fernbeziehung war und ist, er gibt mir den nötigen halt, den ich brauche. wiederum im chat lernte ich durch einen absoluten zufall eine frau kennen, der ähnliches passiert ist. es war wirklich zufall...es wurden an diesem abend sämtliche "witze " gerissen und einer davon war "was ist grün und blau und hat keine lust auf sex?...ne frau die gerade vergewaltigt wurde!" als ich das gelesen hatte platzte mir wirklich der kragen und ich schrieb im chat offen meine meinung dazu. und daraufhin wurde ich von der eben schon erwähnten frau angesprochen, die zu mir meinte "...reg dich nicht auf, ich weiß genau wie das ist und was du jetzt gerade fühlst..."! sie war der erste mensch, wo ich das gefühl hatte, sie weiß genau wie es mir geht, wie das ist und auch der erste mensch, mit dem ich wirklich darüber reden konnte, was passiert ist. im august 2002 kam es dann zu der 2. vergewaltigung und wieder erzählte ich niemandem etwas davon...ich habe geschwiegen allen kummer in mich hineingefressen. nichteinmal meinem freund erzählte ich davon, ich kann im nachhinein allerdings nicht mehr sagen warum. im dezember, wenige tage vor weihnachten redeten wir das erste mal ganz ausführlich darüber, was wie warum passiert ist...ich weinte während diesem gesprpäch sehr viel, aber es hat mir trotzdem sehr gut getan, allerdings erzählte ich ihm auch da noch nicht wer es war. erst als es im januar diesen jahres zur erneuten vergewaltigung kam, sagte ich ihm endlich wer es war. ich muss allerdings auch dazu sagen, das ich das nicht ganz freiwillig getan habe, aber nachdem er mich fragte, warum ich es nicht endlich anzeigen würde, sagte er, bevor ich überhaupt etwas antworten konnte, du weißt wer es war, stimmts? daraufhin erzählte ich ihm nun auch, das das ganze mein onkel war, den er im laufe unserer beziehung natürlich auch schon kennengelernt hatte. daraufhin tat er etwas, was ich ihm damals ziemlich übel nahm...heute bin ich ihm allerding sehr dankbar dafür...er stellte mich nämlich vor die wahl, die anzeige entweder selbst zu machen oder wenn ich das nicht machen würde, würde er dies tun. wie gesagt, damals nahm ich ihm das sehr übel, aber heute bin ich ihm sehr dankbar dafür. da ich aber mit einer frau sprechen wollte, zog sich die aktion noch einige wochen hin, denn bei uns gibt es nur eine frau bei der polizei und im ganzen kreis bei der kripo leider noch gar keine frau. und somit hab ich mich am 13. februar nach unzähligen versuchen dazu entschlossen die anzeige bei einem mann zu machen. das viel mir nicht wirklich leicht, aber ich wusste, das mein freund zu mir steht. was es mir, bei der ersten vernehmung etwas leichter machte, war das ich mich mit dem wirklich sehr netten und verständnissvollen kripobeamten darauf geeinigt hatte, das er mir die fragen stellt, ich darauf allerdings nicht antworten musste, sondern ich durfte die antworten selbst in das vernehmungsprotokoll im pc eintippen, und das hat er mir wirklich um vieles erleichtert. allerdings waren die darauffolgenden vernehmungen von einem anderen kripobeamten durchgeführt, der mir nicht sehr symphatisch war und der vieles in zweifel stellte, doch durch das bei der ersten vernehmung schon so ziemlich alles gefragt wurde, waren diese vernehmungen sehr kurz und somit ertragbar. meine eltern erfuhren auch erst nach der anzeige von der ganzen sache und es war natürlich nicht leicht für sie, aber sie haben mir sofort geglaubt, auch wenn ich bis heute noch nicht wirklich mit ihnen darüber sprechen konnte, was da alles passiert ist. ein weiterer schock für mich war allerdings, das mir nach 6 wochen meine ausbildung zur kinderkrankenschwester gekündigt wurde, da die schulleiterin davon erfahren hat, nachdem die ermittlungen abgeschlossen waren und ich ein treffen mit meinem rechtsanwalt hatte. sie meinte daraufhin das ich für den beruf psychisch nicht geeignet sei, denn wenn ich mit meinen eigenen problemen nicht klar komme, kann ich anderen menschen unmöglich bei ihren problemen helfen...das war ihre meinung und meine meinung dazu ist heute "soviel zu sozialen berufen!!!"! ich kann es nicht ändern, und ich bedauere es sehr, das ich meinen traumberuf deswegen aufgeben musste. daraufhin war ich das erste mal bei einer beratungsstelle der caritas, jedoch sagte mir die dort zuständige frau überhaupt nicht zu. einige wochen später fasste ich nochmal den entschluss und ging zu einer psychotherapeutin, die mir allerdings auch überhaupt nicht zusagte...ich hatte einfach kein vertrauen zu ihr. mein freund gab mir dann den tipp, mich doch mal an den weißen ring zu wenden, was ich auch tat. das erste gespräch mit der für meinen kreis zuständigen frau am telefon, war ganz ok und ich merkte, dass sie "sowas" nicht zum ersten mal hört, sie verstand mich, ist allerdings keine therapeutin, hielt aber eine therapie für dringend notwendig. sie machte mir den vorschlag mit einem polizeiprotokoll und ihrer unterstützung zu einer psychologin zu gehen. das erste mal war sie dabei, erzählte der psychologin schon im voraus einiges, so dass diese schon grob bescheid wusste und auch alles im polizeiprotokoll nachlesen konnte, so das die für mich eher lästigen fragen entfielen. seitdem gehe ich jede woche einmal in die therapie und ich merke, das es mir sehr gut tut und ich mich immer mehr öffnen kann. die gerichtsverhandlung ist nun am 9. oktober und die verhandlung der nebenklage (deren antrag ich gestellt habe und deren kosten vom weißen ring getragen werden) am 13. oktober. ich hoffe ihr drückt mir die daumen, denn das wird sicherlich nicht leicht für mich, aber ich hoffe, das ich danach mit dem thema etwas besser abschließen kann.

ich weiß, das ich ziemlich ausführlich geschrieben habe, aber ich hoffe das ich dadurch vielleicht auch anderen mut machen kann eine anzeige zu erstatten, das macht das ganze zwar nicht ungeschehen, aber es erleichtert die sache, glaubt mir.

bei fragen könnt ihr euch gerne an mich wenden...
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Post Sat, 16.Aug.03, 3:06      Reply with quoteBack to top

Hi du!

ich habe gerade deinen Beitrag gelesen und bin absolut sprachlos. So das musste ich erst einmal loswerden.

ich finde es echt super von deinem Freund, dass er sich so für dich einsetzt und dich in dieser wirklich schwierigen Situation die nötige Stütze ist. Dickes Lob für deinen Freund. Wink

Wie lange bist du jetzt schon in Therapie? ich kann mir vorstellen, dass das schon ziemlich schwer für dich sein wird. Bereitest du dich mit deiner Therapeutin zusammen schon auf die Verhandlungen vor?

Ich kann mir auch vorstellen, dass das nicht ganz so einfach sein wird für dich, aber das schaffst du! ich drücke dir ganz fest die Daumen.

Liebe Grüße, Arwen1983
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Post Sat, 16.Aug.03, 9:11      Reply with quoteBack to top

ich finde deinen mut auch tolllll!!!

zu mir: ich wurde als kind jahrelang sexuell mißbraucht. den täter konnte ich nicht mehr anzeigen, da er bereits jahrelang tod ist. nach jahrzehnten des leidens, habe ich nun eine psychotherapie begonnen. habe einen antrag auf kostenersatz beim bundessozialamt für verbrechensopfer gestellt und einen positiven bescheid bekommen. wollte nur mitteilen, dass es auch diese möglichkeit gibt, wenn der täter bereits verstorben ist.

lg und alles alles gute und vielen dank für deinen mut im namen aller "überlebender"
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Post Sat, 16.Aug.03, 15:09      Reply with quoteBack to top

hallo ihr beiden!

ersteinmal danke für eure antworten und den positiven zuspruch von euch!

das lob an meinen freund werde ich bestimmt weitergeben, denn ich bin auch sehr stolz auf ihn und er gibt mir den nötigen halt, den ich im moment brauche, auch wenn es für ihn sicherlich auch nicht immer leicht ist!

mit der therapie habe ich anfang juni begonnen, davor waren nur ein paar Erstgespräche (ich glaube so nennt man die, bin mir aber nicht sicher, aber ihr werdet schon wissen, was ich meine)!
mit der therapeutin habe ich bis jetzt noch nicht begonnen, die verhandlung vorzubereiten, das wird dann in der nächsten oder übernächsten sitzung beginnen, allerdings hab ich mit der frau vom weißen ring schon viel über die verhandlung gesprochen und auch die gerichtshelferin, die mich vor ein paar wochen besucht hat, hat mich schon ein wenig auf die verhandlung vorbereitet. außerdem habe ich ja meinen freund, der davon ja auch ein kleines bißchen ahnung hat. die vorbereitung mit meinem rechtsanwalt wird anfang september beginnen, denn der ist im moment im urlaub.

so, damit habe ich glaube ich eure fragen beantwortet!



nun noch zu dir liebe mitplauderin,
ich finde es auch klasse, das du nach jahrelangem schweigen dich dazu entschlossen hast, über deine "erfahrungen" zu reden und sie nicht länger für dich zu behalten, denn ich nehme mal an, das du mit niemandem darüber gesprochen hast, oder? das mit dem antrag vom bundessozialamt habe ich bis jetzt noch nicht gehört, allerdings habe ich auch einen solchen antrag bekommen, der aber vom versorgungsamt ist und über das gesetz der opferentschädigung funktioniert, ich denke mal, das das so etwas ähnliches, wenn nicht sogar das gleiche ist. ich wünsche dir auch viel glück für die therapie und hoffe du kannst dadurch besser mit deiner vergangenheit umgehen!



nun möchte ich mich noch für das daumen drücken bedanken, ich muss sagen, es tut mir sehr gut mit anderen betroffenen darüber zu reden! danke...
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Post Sun, 17.Aug.03, 18:22      Reply with quoteBack to top

hallo vronili!

ja dürfte dasselbe sein. in good old austria *gggg* nennt man das so!

ich besuche zusätzlich zur therapie noch eine selbsthilfegruppe. die erkenntnis, dass andere so fühlen und empfinden wie ich, hilft mir ungemein.
ich wünsche dir von ganzem herzen viel viel kraft und die unterstützung vieler menschen. wenn ich daran denke, wieviel erinnerungen mir gekommen sind, allein durch das "verorndete" gespräch mit dem sachbearbeiter (mann natürlich) und mit der psychiaterin, die das glaubwürdigkeitsgutachten (könnt mir ja alles nur eingebildet haben) erstellt hat.....wau, keine leichte kost!!!!
aber nun geht es mir schon viel viel besser! habe seither keine kreuzschmerzen (und die waren schon unerträglich) mehr und ich lerne, dass meine grenzen, was berührung und nähe anlangt, von meinem partner respektiert werden müssen!!!

alles gute
und ich denk bestimmt an dich
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Post Mon, 18.Aug.03, 17:19      Reply with quoteBack to top

ich hab jetzt einen beitrag, der definitv nicht von mir stammte, editiert und hoffe das das nicht mehr vorkommt.


Last edited by vronili on Sat, 30.Aug.03, 20:21; edited 1 time in total
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Post Tue, 19.Aug.03, 8:39      Reply with quoteBack to top

hallo ihr beiden!

an dem, dem das wort übergeben wurde:
deinen worten ist nicht viel hinzuzufügen, vielleicht meinerseits nur das: mein partner leidet derzeit genau unter deinen geschilderten meinen verhaltensweisen..er weiß momentan auch nicht mehr, wie er sich verhalten soll...und ich leide insofern, da ich mir nichts mehr wünsche, als mich so wie jede "normale" frau verhalten zu können....mal kann ich nähe ertragen, dann weise ich ihn wieder zurück....durch die therapie habe ich aber gelernt, auf mich zu achten! jahrelang hatten wir sex, weil er ihn wollte und ich nicht "nein" sagen konnte....mein körper hat natürlich reagiert....in doppelter hinsicht: einmal mit gefühlen der lust (wenn frau lang genug gestreichelt wird, kein problem), dann mit unerträglichen kreuzschmerzen. diese sind von heut auf morgen verschwunden, seit ich "ich" sein kann!

"denn wahrscheinlich kann niemand, der soetwas nicht selbst erlebt hat oder vielmehr erleben musste, nicht im geringsten nachvollziehen, was euch widerfahren ist bzw. was euch angetan wurde"......ja leider ist es so!!!

an vronili:

ich beglückwünsche dich zu diesem freund!!! so viel verständnis, nein, besser gesagt, so viel bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen, um damit ahnungsweise "verstehen" zu können, finde ich einfach suppppper! würde ich mir von meinem mann auch wünschen.
lg
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