Analytische Gruppentherapie

sporadischer Gast 19 düsseldorf W, 33

Hallo Zusammen Smile

ich besuche seit ca. einem Jahr eine analytische Gruppentherapie. Wir sind ungefähr 10 Teilnehmer in der Runde.

Wer hat bereits Erfahrungen damit gemacht? Mich strengen die Sitzungen dermaßen an, dass ich hinterher noch aufgewühlter bin. Ich gehe zur Zeit immer noch mit Angstgefühlen sowie mit ganz viel Wut zu den Treffen? Ist das normal? Und warum ist das immer so?

Würde mich über antworten sehr freuen Smile

Liebe Grüße
Tanja

Helferlein 98 österreich W, 38

Hallo Tanja,

kannst du denn Ähnlichkeiten feststellen, zwischen dem, wie es zwischen euch in der Gruppe abläuft und deinen Beziehungen im real life? Hast du ähnliche Erfahrungen auch schon mal in deiner Familie, bei deinem Job, unter Freunden erlebt? Ich hab erst sehr wenig Gruppenselbsterfahrung gemacht - sonst viel Einzeltherapie. Aber soviel ich weiß und mir angelesen habe, geht es in der Gruppe noch viel mehr um Interaktionen zwischen den Gruppenteilnehmern, als in der Einzeltherapie zwischen Thera und Klient. Wenn viele Gefühle bei dir auftauchen, Wut, Hilflosigkeit, Ärger, Angst, Zuneigung etc. - dann finde ich das ganz normal für eine Gruppe - und dann gehören sie auch dort hin. Redest du in der Gruppe über deine Gefühle, die dort auftauchen? Reden die anderen darüber? Hat Euch Euer Gruppenleiter diesbezüglich mal was gesagt?

Magst du ein bisschen mehr erzählen?
lg,
matrioschka

sporadischer Gast 19 düsseldorf W, 33

Hallo Matrioschka_

ja sehr gerne Smile

ja ich erwähne meine Gefühle dort immer. Nur habe ich dort mittlerweile eine große Feindseligkeit aufgebaut, welches natürlich den Ursprung in meiner Kindheit hat. Ich habe Angst davor, dass mich die anderen Teilnehmer dafür Hassen könnten.

Ja im realen Leben habe ich die selben Gefühle wenn ich unter Leute bin.

LG,
Selda

Helferlein 98 österreich W, 38

Hallo Tanja,

Quote:

Ich habe Angst davor, dass mich die anderen Teilnehmer dafür Hassen könnten.

Eine Gruppe ist genau dafür da, dass du dein Verhalten anderen gegenüber besser wahrnehmen kannst - es geht also auch darum, Feedback zu bekommen - Feedback, das man ja im real life in dieser Offenheit selten bekommt. So gesehen ist eine Gruppe eine Riesenchance - vorausgesetzt natürlich, der oder die Gruppenleiter/in achtet auf die Dynamik, die sich in so einer Gruppe ergibt. Und weil ja alle dort mehr oder weniger in derselben Situation sind (jeder hat im Kontakt mit anderen Blockaden, Schwierigkeiten, Defizite etc, die er umwandeln möchte), ist jeder dieser "Gefahr" ausgeliefert. Sollte dich also wirklich jemand in der Gruppe "hassen", dann hat dieses Hassen wiederum mit dieser Person auch zu tun und es gibt ein gutes Thema ab, über das Ihr sprechen könnt.

Mich wundert, dass du HIER nachfragst, ob deine Gefühle in der Gruppe "normal" sind - das klingt so, als hätte diese Frage in der Gruppe noch keinen Platz gefunden? Wie arbeitet eigentlich euer/eure Leiter/in?

freu mich, von dir zu lesen
so long
matrioschka

sporadischer Gast 19 düsseldorf W, 33

Liebe Matrioschka_

vielen lieben Dank für Deine Antwort.
Mein Gruppenleiter sagt, dass alles was ich fühle und alles was ich denke dort hin gehört. Das habe ich auch eine zeitlang gemacht, nur kam eine bestimmte Person da nicht darauf klar. Er meinte schon "was ich mir so rausnehmen würde und ich würde seinen Raum in Anspruch nehmen". Jetzt ist es mittlerweile schon soweit, dass er sich mit ein zwei anderen Teilnehmern zusammen getan hat und mich (so fühle ich das) mit deren Unterstützung provoziert. Ich komme darauf überhaupt nicht klar...

Zu allem übel kommt ja noch dazu, dass ich Gedächtnislücken habe. Ich kann die Gespräche nicht bis zu 100% mitverfolgen. Dementsprechend habe ich auch Probleme zu sprechen. Eine große Blockade habe ich dabei...

Sad

Freue mich wieder was von dir zu hören Smile

Forums-InsiderIn 333 niederlande M, 49

All das was du hier schreibst musst du unbedingt in deiner Therapie sagen, Tanja. Auch das von den Gedächtnislücken und den Blockaden. Das ist DEINE Therapie. Mein Thera sagt immer: "die Psychotherapiestunden sind grundsätzlich asozial, hier bist du egoist und das Interesse der anderen ist meine Verantwortung."

Ich war umständehalber in drei verschiedenen Gruppen. In der ersten wurde ich zuerst heiss geliebt und dann wegen einem flirt fast exkommuniziert. Ich habe da vieles liegen lassen und weiss jetzt dass ich die Chance mich in Konflikten zu üben nie wieder bekomme.

Ich würde dir raten alles bis auf den Boden auszusprechen. In der realen Welt kann dir in solchen Situationen wirklich was passieren, nur in der Therapie kannst du gefahrlos experimentieren! Greif diese provozierende Dreiheit an und mache deinen Unlustgefühlen Luft. Sie brauchen das nicht zu bestätigen und werden das auch nicht. Freue dich drum! Je böser sie werden, desto besser hast du's gemacht. Ihre Wut ist in der Therapie halt ihr Problem und nicht deins.

[nicht mehr wegzudenken] 1030 münchen W, 35

Moment mal, es ist doch der Job des Gruppenleiters, zu unterbinden daß sich Teilnehmer (gemeinsam) auf andere Teilnehmer ernsthaft einschiessen... Confused

Also ich bin da in einem buddhistischen Verein.. Das heisst, ich verbringe recht viel Zeit freiwillig mit einer relativ festen Gruppe dort. Da gibt es auch Gruppenprozesse die einen an eine Gruppentherapie denken lassen können Laughing

(die gibts in jeder Gruppe wo Leute aufeinanderhocken die sehr unterschiedlich sind)

Es geht hier zu 100 Prozent um Projektionen und Erwartungen... Du gehst da eine Stunde die Woche hin. Und hast Erwartungen. Mein Gott, wenn da Leute rumlaufen die nerven, dann sitz das doch auf einer Backe ab... überall gibts Leute die nerven, die seltsam drauf sind etc . Die Welt ist nun mal so. Mach Dein Ding, behandle die Leute dort mit so viel Respekt wie so wie Du auch behandelt werden möchtest und lass es Dir am ... vorbeigehen. Die Leute dort können Dir nciht den Job wegnehmen, oder sonstwie über Deine Existenz bestimmen. Wieso gibst Du ihrem Verhalten dann so viel Gewicht in Deinen Gedanken?

Ich sehe das auch so. Das ist eine Gelegenheit mal eine andere Sichtweise auf provozierende Mitmenschen auszuprobieren. Ob Du die nun aktiv angreifst und zur Rede stellst, ob Du mal übst emotional nicht auf jeden Mist einzusteigen..

sporadischer Gast 19 düsseldorf W, 33

Komme gerade von meiner Gruppensitzung und habe mich wieder einmal bedroht gefühlt, nur verschlägt es mir die Sprache aus Angst. Und ich habe das Gefühl dass man mir nicht glaubt. Das was ich erzähle glaubt man mir nicht. Ich fühle mich dort ausgelacht und je öfter ich das sage, desto mehr angriffe kommen traurig

Wir stehen nach der Sitzung auf und beim rausgehen müssen wir die Treppe runter gehen, ich bin dann immer so unsicher wenn die anderen hinter mir her gehen und fange dann an zu taumeln. Weil ich so unsicher bin und denke die beobachten mich und grinsen mich dann auch noch so doof an. OH MANN ICH BIN SOOO VERZWEIFELT

Forums-InsiderIn 333 niederlande M, 49

Schlimm, schlimm....erzähl uns doch mal was sie dir so vorwerfen, Tanja.

Forums-InsiderIn 285 Wien W, 31

Hallo Tanja, Du Arme.... hug

Ich kenn das gut, was du da schreibst, hab schon einige Gruppenerfahrung hinter mir und mir is es jahrelang so gegangen wie Dir, wollt nachher nur schnell weg und bloß mit niemand gemeinsam im Bus sitzen und so, bin regelrecht geflüchtet und hab mich immer ganz einsam und verlassen und ausgestoßen gefühlt - und geglaubt, die andern halten mich alle für irre und die sind viel normaler als ich usw.usw... Endlos die Liste meines Unglücks, war schlimm...

Irgendwann is mir dann der Knopf aufgegangen. Mir is klar geworden, dass die dort alle so mit sich beschäftigt sind (deshalb sind sie ja dort, wie ich), dass sich da gar keiner groß einen Kopf macht über mich... Diese Erkenntnis, die allerdings keine Kopf-Sache, sondern ein Bauch-Gefühl war, hat schlagartig alles verändert, ich konnte endlich frei ich selbst sein - und ab da war auch echte Kontaktaufnahme zu den andren möglich, weil vorher war ich eigentlich immer nur bei mir und meiner Angst...

Das wird Dir jetzt nix helfen, weil man so was spüren, nicht denken muss...

Aber ich kann Dir nur sagen: halt durch, es zahlt sich aus, wirklich! Die anderen dort haben nicht weniger Probleme als Du, ganz sicher!

Ansonsten hast mein vollstes Mitgefühl, ich weiß, wie gschissen sich das anfühlt, wirklich.... Aber Du bist dort, obwohls grad schrecklich is, um Dir selbst zu helfen, um mal ein besseres Leben zu haben - das is toll, das Du Dir das wert bist - gib (Dich) nicht auf!!

[nicht mehr wegzudenken] 1030 münchen W, 35

Hallo Tanja,

Ist da auch objektiv was dran oder ist das Dein Kopfkino?

Hast du auch sonst in Gruppen ähnliche Gefühle?

Ansonsten gebe ich Tamara recht, die meisten Leute sind viel zu sehr mit sich beschäftigt als daß sie sich die Mühe machen würden sich zusammenzurotten um sich über Dich lustig zu machen.

Hast Du auch Einzelstunden wo Du solche Gefühle mit Begleitung aufarbeiten kannst?

Liebe Grüsse,

Petra

Helferlein 98 österreich W, 38

Liebe Tanja,

ich fühle sehr mit dir und ich kann glaube ich, gut nachvollziehen, wie du die Treppe hinabsteigst und angst hast, die anderen könnten über dich lachen - wie du taumelst. Das ist ein Sch...gefühl, ziemlich elend.

Ich denke auch, dass es zur Aufgabe des Gruppenleiters gehört, solche Dynamiken, wie sie sich in eurer Gruppe ergeben haben, aufzuzeigen. hinzuzeigen. Zu spüren. Anzusprechen. Wenn ER es nicht tut, dann musst wohl oder übel DU es tun. Ich kann mir vorstellen, dass das verdammt schwer ist. Aber es ist der einzige Weg, diese Cliquen-Konkurrenz zu beenden.

Im übrigen glaube ich, dass das ein ganz normales Phänomen in Gruppen ist. Gibt es ja in jedem Team - leider ! - auch. Da rotten sich ein paar zusammen, um jemanden, auf den sie meistens eifersüchtig oder neidisch sind zu mobben. Im Job funktioniert das leider allzu oft. In einer Gruppentherapie hat sowas nicht lange Bestand. Wirst sehen. Aber vergiss nicht: Die Mobber haben ein Problem, das nichts mit dir zu tun hat, sondern mit ihnen selbst. Und wer in der Gruppe mobbt, macht den Seelenstrip schlechthin.

Ich wünsche dir alles Gute, kann jetzt im Moment leider nichts hilfreicheres schreiben.
lg,
matrioschka

[nicht mehr wegzudenken] 1030 münchen W, 35

Also ich muss sagen, ich denke nicht daß bei einer Gruppe mit einer Stunde die Woche, die noch dazu unter Aufsicht stattfindet eine Dynamik und Intensität entsteht wo jemand ernsthaft gemobbt wird. Und wenn doch... dann läuft da aber was schief...

Also in Schulklassen oder Firmen kann sowas ja zum ernsten Problem werden aber in so einer Gruppe?

Ich denke in dem Fall ist erstens wichtig zu üben rauszufinden wieviel objektiv wahr ist und wieviel (mis)Interpretation, eigene Ängste und Befürchtungen sind.

Hier ist also genau der Grund wieso Du zu der Therapie gehst und woran Du arbeiten kannst um es zu verändern.

Forums-InsiderIn 219 Germany W, 39

Hallo Tanja,

ich habe mir auch deinen anderen Thread "Nachbarn verunsichern mich" gelesen und finde, dass du dort ein sehr ähnliches Problem beschreibst. Dort sind es deine Nachbarn (und nicht nur einer, sondern verschiedene), die dich beobachten, auslachen, auf dich im Hausflur warten etc. Siehst du da eine Ähnlichkeit mit dem von dir erlebten/interpretierten Verhalten der Gruppenmitglieder?
Bist du dir sicher, dass so viele unterschiedliche Menschen, dich so genau beobachten und dir so viel Beachtung schenken?

Lieben Gruß
Troja

Helferlein 107 Berlin M, 26

Ich mache auch eine analytische Gruppentherapie.

Klar wühlt das einen auf, dafür ist es fast schon da. Es ist dann wichtig dass man es in der Gruppe sagt! Sonst funktioniert die Therapie nicht.

Das wirkliche Leben findet in der Gruppe in kleinem Maßstab statt.

Dort kann man sehr viel lernen für das Leben wenn man will und sich da richtig reinhängt.
Wenn man in der Gruppe schon nich sagen kann was man will und braucht, dann klappt es um wirklichen Leben noch schlechter!

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