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jennyfer
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Post Sun, 11.Nov.07, 16:27      Mein Sohn hat Alpträume und spricht nicht darüber... Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen...

Ich hab ein Problem was meinen 15 Jährigen Sohn betrifft. Ich nenne ihn hier Flo (rian). Er ist ein sehr (fast zu) starkes Kind, das schon einiges in seiner Schulzeit durchmachte. Er wurde jahrelang gemobbt....auch von seinen Lehrern. Er war immer ein ruhiges Kind das nicht viel von sich gab was sein Befinden betrifft. Also sehr verschlossen mit einem dicken Schutzmantel den er dringend brauchte...mit dem hat er das alles überstanden...

Was zurückgeblieben ist, ist seine Verschlossenheit was sein Wohl betrifft. Er würde nie sagen wenn ihn was belastet oder wenn er Angst hat. Er lässt auch nichts an sich ran (denke ich) und somit ist es sehr schwer mit ihm zu sprechen auch wenn ich das schon so oft versucht habe ihm mitzuteilen das es wichtig für ihn ist, das er sich mitteilen kann...

Er hatte vor 3 Jahren einen schweren Sportunfall...war schlimm mit Verletzungen und ganz viel Angst...über ein halbes Jahr traute er sich nicht seine Hände normal zu benutzen...war schlimm...auch für mich. Er hatte damals schreckliche Alpträume und ist jede Nacht erst um 3 Uhr in der Nacht eingeschlafen...und dann schweißgebadet wieder aufgewacht...hat gezittert und konnte nicht sprechen. Er ist dann immer zu uns ins Schlafzimmer gekommen und wusste am nächsten Tag nicht mal das er bei uns oben war...

er hat dann immer heimlich im Wohnzimmer geschlafen. Drum heimlich weil es ihm peinlich war...Als ich es zufällig mal sah wo er heimlich schläft...(sein Zimmer ist in einem anderen Stockwerk als unseres) versuchte ich mit ihm zu sprechen....er konnte einfach nicht darüber reden...sagte nur das er Alpträume hat. Ich ging dann mit ihm zu einem Jugendpsychologen...da sprach er aber auch nichts....er musste sich hinlegen...und der Thera zählte bis er nicht mehr voll anbespannt mit seinen Händen zuckte...(war leicht aber gut zu sehen)..

Nach seiner 3. Therapiestunde meinte der Thera...das er wieder ruhig ist...und wenn es wieder kommt, könnte man es mit Hypnose versuchen, da er kein Wort drüber sprach. Er konnte bald darauf wieder schlafen und so gingen wir nicht mehr dahin. Die Alpträume waren weg...

Jetzt hatte er vor ein paar Tagen einen kleineren Unfall mit seiner Cross wo der Fahrer Fahrerflucht beging....man hat Flo den Vorrang genommen leicht gestreift und er kam zu sturz...Zum Glück waren es nur kratzer...aber innerlich weiß ich dass es doch mehr war....ich hab ihn heute Nacht wieder gesehen...im Wohnzimmer! Flo hat da heimlich geschlafen. Ich glaube das er wieder Träume und Angst hat.

Wie spricht man mit einem verschlossenen Kind das immer nur sagt da is nichts? Er hat Angst...ich hab auch an eine Therapie gedacht...

Hat jemand Erfahrungen oder Ratschläge? Wie man mit verschlossenen Jugendlichen umgehen kann und einen Zugang findet? Mir würde dazu gleich Vertrauen einfallen....Er wurde von der 2.bis zur 4. Volksschule schwer von seiner Lehrerin gemobbt und sellisch mb...die ganze Klasse wusste das. Niemand durfte was zu Hause erzählen...was sie mit ihm da machte...kanns sein das er mir drum nicht vertraut weil ich das nicht bemerkte? Er ging auch schon nicht gerne in den Kindergarten...das alleine ist für mich kein Anzeichen, das er nicht gerne in die Schule ging.

Vorwürfe hab ich mir schon genug gemacht...hab als alles von der Lehrerin rauskam gekämpft wie ein Pferd um ihm zu helfen...war schlimm...ich ermöglichte ihm eine Reittherapie die Unsummen Verschlang weil niemand einen Zugang zu ihm fand...hat ihn das Leben so verschlossen gemacht? oder ich?

Ich würd ihm so gerne helfen...es zerreist mir fast mein Herz wenn ich dran denke was er schon alles durchmachen musste...Wie seht ihr das?

bitte um eure Hilfe das ihr es von außen betrachtet...

danke jennyfer...
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comus
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Post Sun, 11.Nov.07, 17:17      Re: Mein Sohn hat Alpträume und spricht nicht darüber.. Reply with quoteBack to top

Hallo jennyfer,

Ich erkenne mich im Verhalten deines Sohnes durchaus wider, dieser Schutzmantel, das sich nicht mitteilen können in sich verschlossen sein usw. ich kenn das so gut. Zum Glück konnte ich da einiges verbessern aber es nagt noch immer sehr an mir.
Ich kann es nicht genau beschreiben was es war, das Vertrauen in mich und in die Welt konnte ich in der Kindheit nie entwickeln - das Urvertrauen fehlte. Alles kam mir so unsicher vor und so unecht und ich versuchte mein innerstes zu schützen damit mir das nicht gestohlen werden kann und ich als leere Hülle zurückbleibe.
Und das war es natürlich auch eine Scham so zu sein, im Gefühl nicht zu genügen und minderwertig zu sein, deshalb alles verstecken und nur das zeigen was erwartet wird, nach außen hin lächeln und innen weinen.

Daher diese Schutzfunktionen sind bei deinem Sohn bestimmt auch tief verankert und es braucht viel Zeit und Vertrauen um wieder aufmachen zu können.

Nur kurz noch muss dann weg, was denkst du ist im Wohnzimmer anders als im Zimmer deines Sohnes? Hast du eine Vermutung was ihn dort hintreibt? Ich meine jetzt nicht nur dass er dort weniger Angst hat, was symbolisiert dieser Ort für ihn (für euch)?

LG, comus

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jennyfer
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Post Sun, 11.Nov.07, 18:27      Re: Mein Sohn hat Alpträume und spricht nicht darüber... Reply with quoteBack to top

Hallo comus,

Gestern waren wir bei meiner Mutter und alle meine Schwestern und deren Kinder waren da...er saß die ganze Zeit bei den Erwachsenen am Tisch und hat viel mitgesprochen...hatte gute Antworten auf Lager und war sehr schlagfertig...eine neue Seite an ihm...war sehr schön...eine meiner Schwestern die wir nur sehr selten sehen weil sie so weit weg wohnt begann ihrem Freund der auch da war zu erzählen was für einen Sportunfall mein Sohn damals hatte...da erzählte Flo zum ersten Mal wie man ihn abtransportierte und was in ihm vorging....das allererste mal bemerk ich grad...nicht viel aber doch viel wenn ich an seine Verschlossenheit denke...ich hätte das jetzt beinahe nicht erkannt...geht mir sehr nah wenn ich mir das vorstelle ich wusste ja nichts...die Polizei hatte mich angerufen und gesagt das er einen Rodelunfall hatte...(war eine Schulveranstaltung)

Er erzählte: Man hat mich auf einem Bergeschlitten auf einer steilen Schipiste runterbefördert. Es war sehr holprig und die Pistenrettung musste immer hin und her schlägeln. Was meinst du wie´s ist sagte er zu meiner Schwester als sie mit ihm sprach ich konnte mich ja nicht festhalten...

er war da schon eingemummt, aber er hatte das Bedürfniss sich fest zu halten...durch seine Verletztungen war ihm das nicht möglich...
vllt träumt er auch wieder, weil er davon erzählt hat...er hatte 3 Jahre lang nicht ein Wort darüber gesprochen...bis auf gestern merk ich grad...Seine Worte gestern waren "ich konnte mich ja nicht festhalten " sein erster Satz über sein Empfinden...Das war ja pure Angst neben den Schmerzen...

Im Wohnzimmer ist er näher bei uns, denke ich. Das er bei uns sein will wenn er Angst hat...vllt fühlt er sich näher ohne sagen zu müssen ich hab Angst...Wohnzimmer ist Familie... trifft mich grad...

danke jennyfer...
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Post Mon, 12.Nov.07, 1:04      Re: Mein Sohn hat Alpträume und spricht nicht darüber.. Reply with quoteBack to top

Ja, das versteh ich, "ich konnte mich ja nicht festhalten" drückt sehr viel aus. Wer kennt diese Angst nicht, "ohne Halt" zu sein, "hilflos" zu sein. Gut möglich, dass das reden die Empfindungen von damals wieder spürbar machte und diese in seinen Träumen auftauchen.
Ich fühl mich da befangen um dir einen Rat geben zu können, was jetzt gut wäre. Mein Gefühl sagt mir, sei ganz einfach da, lass ihn spüren "Ich bin für dich da und geb dir Halt". "Wohnzimmer ist Familie" und für ihn ein Ort wo er sich sicher fühlt. Schön, einen solchen Platz zu kennen.

LG, comus

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undercover
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Post Mon, 12.Nov.07, 16:42      Re: Mein Sohn hat Alpträume und spricht nicht darüber... Reply with quoteBack to top

hallo!

ich finde es auch toll, daß es einen platz für deinen sohn gibt, an dem er sich sicher und wohl fühlt.
ihm das gefühl zu geben daß du für ihn da bist, das reicht vermutlich im moment - denn er beschließt ja selbst wann er wo wie und mit wem darrüber reden will.
allzu viel bohren würde ich da nicht....
dennoch, über seine hilflosigkeit die er beim unfall erlebte, würde ich ihm nochmal mein mitgefühl zeigen, denn er hat es ja neben DIR erzählt, und ich denke das hat auch eine bedeutung. ansonsten hätte er es in deiner abwesenheit geschildert....meine vermutung ist sogar, daß das sein weg war es DIR mitzuteilen, die anderen halte ich da eher für statisten...

ich denke das wird ihm gut getan haben und mit dieser positiven erfahrug, daß er gehört wurde, und seine situation ernst genommen wurde, könnte ein großer schritt geschafft sein in richtung "öffnen".

dein sohn ist allerdings durch mobbing usw auch traumatisiert. ich denke schon, daß es sinnvoll wäre wenn er sich dafür nochmal in therapie begibt, wenn er das möchte.... vielleicht braucht es dazu aber noch zeit.

ein aspekt wäre auch noch wichtig, denn es rennt ja meistens alles systemisch ab.

bist du denn auch ein ängstlicher, pessimistischer mensch? oder der vater? vieles überträgt sich da ganz gerne.....

lg u

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Post Mon, 12.Nov.07, 17:18      Re: Mein Sohn hat Alpträume und spricht nicht darüber... Reply with quoteBack to top

Hallo comus,

ja Halt...vllt schämte er sich nach dem ersten Unfall "schwäche" zu zeigen. Die Nachuntersuchungen waren auch sehr mit Angst behaftet...auch die Pysiotherapie die folgte...er hatte da regelrechte Angstzustände seine Hände zu gebrauchen...ich versuchte ihm immer Halt zu geben für ihn offen zu sein wenn er sprechen möchte...habe aber ihn dann nicht mehr weiter gedrängt...nur mal dran erinnert das ich da bin...wenn er mich braucht...ich glaub er hat sich dagegen gewehrt den Halt anzunehmen. Ich weiß gar nicht ob so was geht, ich kann da nur spekulieren...Das schlimme da war noch dazu das die ganze Schule sich bis er ausschulte über ihn lustig gemacht hat...zu blöd zu rodeln...hättest es gleich richtig gemacht wärst wenigstens tot.. oder vor allen Schülern "wie gehst jetzt aufs Klo? ohne Hände?" das war nicht nur für ihn die Hölle...Sogar ein Lehrer sagte zu mir beim ausfüllen des Unfallberichtes "naja...tot ist er ja nicht"....sie hatten ihm nicht mal geholfen oder sind mit ins Krankenhaus gefahren...Fremde hatten ihn gefunden und alles arrangiert...naja, du merkst das ich das auch nicht aufgearbeitet habe...ich dank dir für deine Zeilen..

Ich habe gestern mit ihm gesprochen, dass es völlig in Ordnung ist und er jederzeit im WZ schlafen kann wenn er das möchte...oder er mir sagt wenn er nicht einschlafen kann. Das machte er nach dem ersten Unfall...einfach da sein so gut es geht...

Ich dank dir und liebe grüße jennyfer...


Hallo undercover,

Quote:
dennoch, über seine hilflosigkeit die er beim unfall erlebte, würde ich ihm nochmal mein mitgefühl zeigen, denn er hat es ja neben DIR erzählt, und ich denke das hat auch eine bedeutung. ansonsten hätte er es in deiner abwesenheit geschildert....meine vermutung ist sogar, daß das sein weg war es DIR mitzuteilen, die anderen halte ich da eher für statisten...


Ich glaub da hast du recht...denn als ich gestern nur kurz das Thema angschnitten hatte war es ihm irgendwie unangenehm...ich hab dann gleich abgelassen und ihm gesagt, dass er jederzeit sprechen kann wenn er das möchte...ich hab ihm auch gesagt, dass ich es sehr stark von ihm finde das er bei meiner Schwester das gesagt hatte... er war dann kurz so anders...richtig stolz und hat gestrahlt...ohne weiter darüber zu reden...war schön zu erleben...ging mir sehr nahe. Ja, ich glaube jetzt das er sich öffnen will und sich vllt schämt vor mir. Das ich ihn für schwach halten könnte...ich habe damals sehr viel Zeit mit ihm verbracht und hab versucht ihn zu stützen. Vllt hat es auch funktioniert, kann ich nicht sagen obs sonst noch schlimmer gekommen wäre...

Quote:
bist du denn auch ein ängstlicher, pessimistischer mensch? oder der vater? vieles überträgt sich da ganz gerne.....


Nein ich überhaupt nicht. Ich bin ein ewiger Optimist, wobei ich schon verschiedene Ängste hab/hatte was mein gesamtes Leben betrifft. Aber in der Familie und vorallem bei meinen Kindern hatte ich niemals Probleme oder Angst. Da fühle ich mich wohl. Sicher hatte ich schreckliche Angst als er den Unfall hatte aber ich war da äußerlich immer die Starke und hab ihn bei jeder untersuchung gehalten weil er so zitterte das man die Gipse fast nicht aufschneiden konnte...ich glaub auch nicht, dass er da meine berechtigte mütterliche Angst spürte...kanns aber nicht genau sagen... Sein Vater nahm das eher auf die leichte Schulter...da gabs kein liebes Wort..höchstens ein auslächeln wie "wie blöd muss man sein" (um nicht rodeln zu können) (hab ich natürlich nicht für gut geheißen) ich dank dir für deinen Beitrag...hat mir sehr viel gebracht mit dem das er will und sich nicht direkt traut...sich zu öffnen...

lg.jennyfer...
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Post Sun, 18.Nov.07, 14:33      Re: Mein Sohn hat Alpträume und spricht nicht darüber... Reply with quoteBack to top

Ich möcht hier noch schreiben wie´s jetzt ist, bevor das alte Forum im Archiv landet...

Ich hab meinem Sohn nochmals gesagt das er jeder Zeit wenn er es möchte im Wohnzimmer schlafen kann, damit er sich sicher fühlt wenn er einen Traum hat oder Angst bekommt. Er antwortete anders als ich es vermutete. Ich dachte das er gleich wieder sagt "nein das brauch ich nicht" . stattdessen sagte er Ja, Okey...

Er sah mich dann so anders an, irgendwie vertrauter als sonst. Er blühte richtig auf und ist seit kurzem auch zu Hause viel gesprächiger...ich finde das so schön, dass er sich nicht mehr so verschließt und das er sich traut ein bisschen mehr von seinem Inneren zu geben...



liebe grüße jennyfer...
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