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Emily
neu an Bord!
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Deutschland W, 21
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Sun, 04.Nov.07, 19:13 Wie reagiert euer Umfeld? |
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Hallo,
mich würde mal interessieren, wie euer Umfeld auf eure Ängste und Probleme reagiert. Ich bin 21 und leide seit meiner Kindheit an verschiedenen Ängsten, die sich mit den Jahren dann zu einer sozialen Phobie entwickelt haben, sodass ich heute schon bei einfachen Sachen wie z.B. einkaufen, arbeiten, Zug fahren etc. große Probleme hab. Dazu kamen irgendwann auch Depressionen und eine Essstörung, das volle Programm sozusagen Ich hab eine Therapie nach der anderen gemacht, angefangen hat es mit fast 6 Monaten stationärer Therapie, danach folgten mehrere ambulante Therapien (Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie,...), mit 15 hat mir ein Psychiater diverse Medikamente verschrieben, die ich zwar eine Zeit lang genommen, dann aber zum Glück wieder abgesetzt hab. Auch alternative Medizin hab ich natürlich ausprobiert, ich war bei verschiedenen Heilpraktikern, zur Akupunktur und momentan beschäftige ich mich gerade mit Hypnose, hab mich aber noch nicht zu einer Sitzung getraut, da ich mich erst genauer informieren möchte bevor sich da jemand mit meinem Unterbewusstsein beschäftigt Was ich damit sagen will ist, dass ich seit ich 11 Jahre alt bin permanent in Therapie bin und versuche meine Ängste und Probleme in den Griff zu bekommen, mein Umfeld kann jedoch überhaupt nicht damit umgehen. Von meinen Freunden hab ich mich relativ früh distanziert, weil ich mich ständig dafür rechtfertigen musste warum ich nicht mit in die Disko oder auf irgendeine Party gehe.
Was aber eigentlich viel schlimmer ist ist, dass meine Familie absolut nicht mit mir und meiner Krankheit zurecht kommt. Ich hab stundenlang Gespräche mit meiner Mutter geführt und versucht ihr zu erklären woher meine Ängste kommen, was das für mich bedeutet usw., trotzdem kann sie das überhaupt nicht nachvollziehen. Im Gegenteil, wann immer eine Situation kommt mit der ich nicht zurecht komme, wird sie sauer, wirft mir Sachen an den Kopf die man seiner Tochter eigentlich nicht sagt und meistens ist es dann so, dass ich noch ein schlechtes Gewissen bekomme und mich für meine Krankheit entschuldigen und rechtfertigen muss, obwohl ich mir das mit Sicherhet auch nicht ausgesucht hab. Auch andere Leute aus meinem Umfeld reagieren so, aber bei meiner Mutter trifft es mich nun mal am meisten. Ich erwarte nicht dass sie mir hilft, was sie ja auch eigentlich nicht kann. Aber wenn ich mich wegen meiner Krankheit noch schuldig fühlen muss, zieht mich das noch mal ein Stück mehr runter und mein Selbstbewusstsein leidet sowieso schon stark genug. Im Prinzip steh ich also ganz alleine da und kann mich auch auf keinen verlassen, da ich nur gut genug bin solange ich funktioniere, sobald Probleme auftauchen heißt es "Zieh doch aus, dann muss ich mich mit dir nicht mehr belasten" oder ähnliche Sachen. Dabei ist es wirklich nicht so, dass ich nicht versuche an meiner Situation was zu ändern. Ich hab von Anfang an alles getan um irgendwie gesund zu werden, von alleine übrigens, meine Mutter fand es damals nicht sinnvoll mitzugehen zu meiner Therapeutin, wofür ich ja auch noch irgendwo Verständnis hatte. Aber wieso macht sie mir dann solche Vorwürfe?
Wie ist das bei euch, reagiert euer Umfeld genauso? Erwarte ich zu viel von meiner Mutter? Würde mich freuen wenn ihr mir eure Meinung dazu schreibt. Liebe Grüße
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herzdame
sporadischer Gast
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wien W, 37
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Sun, 04.Nov.07, 20:08 Re: Wie reagiert euer Umfeld? |
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Hallo,
als erstes brauchst du kein schlechtes Gewissen zu haben oder dich zu entschüldigen, auch nicht bei deiner Mutter. Ein Diabätiker entschuldigt sich auch nicht für seine Krankheit.
Leider ist es wirklich so, dass die meisten Menschen, mir kommt es vor, vor allem die Familie wenig Verständniss haben oder noch schlimmer sogar Auslöser solcher Krankheiten sind.
Ich mache in der Firma kein Geheimniss daraus Antidepressiva zu nehmen, obwohl mir das Gegenteil geraten worden ist. Es hat sich herausgestellt das fast jeder zweiter oder zweite Antidepressiva entweder schon einmal verschrieben bekommen hat oder in Dauer Behandlung ist. Natürlich verstehe ich mich mit diesen Mitarbeitern besser, weil wir uns ineinander einfühlen können und auch wissen wie wir wann reagieren sollen.
Menschen die nie solche Probleme hatten können sich nicht in uns hineinversetzen, ( konnte ich früher auch nicht). Wie soll man sich vorstellen das jemand Probleme hat eine Handlung auszführen, bei der man selbst nicht mal einen Gedanken verschwendet.
Ich glaube die Gesellschaft mit Menschen die selbst leiden, auch aufbauend sein kann und vor allem fühlt man sich verstanden.
lg
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