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Raleigh
neu an Bord!
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Berlin W, 28
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Thu, 01.Nov.07, 0:34 Erstgespräch ... und weiter? |
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Hallo allerseits,
ich hatte heute zum ersten Mal eine probatorische Sitzung mit einer Psychotherapeuthin. Ich bin neu in der Stadt und habe bisher weder Hausarzt noch einen Bekanntenkreis, deshalb war ich auf gut Glück angewiesen und habe nur per Branchenbuch nach Geschlecht, Erreichbarkeit und angebotener Therapieform entschieden.
Ich möchte eine Therapie, weil es zunehmend schwerer wird meine Wut und Aggressionen zu kontrollieren und ich mir und meiner Familie (Partner + 1jähriger Sohn) mit meinem Verhalten Leid zufüge. Das äußert sich grob gesagt meistens in respektlosem Umgang (Streit, Ungeduld, Motzereien, manipulativem Verhalten) mit meinem Partner und oft zu wenig Geduld mit meinem Kind. Auch körperliche Angriffe spielen dabei eine Rolle. Dazu kommen noch andere Dinge.
Die Therapeuthin war mir ganz angenehm und ich sprudelte auf ihre Fragen hin quasi los und brach schon ziemlich zu Beginn des Gesprächs in Tränen aus, als ich schildern sollte, was ich als wichtigstes Problem ansehen würde - aus Scham, aus Unsicherheit, aus Angst.
Ich fühlte mich schon gut gut aufgehoben, mir gefiel ihre Stimme, sie hörte mir zu. Vor allem aber stimmten ihre Feststellungen stark mit dem Überein, was ich und mein Partner im Vorfeld uns selber zusammengereimt hatten-
Sie nannte mein Kernproblem "Störung der Impulskontrolle" (Frust- und Stresssituationen laufen in der Regel nach einem bestimmten Schema ab, dass ich zwar erkenne, aber nicht durchbrechen kann). Wir kamen auf meinen Partner zu sprechen, der sehr harmoniebedürftig und kompromissbereit ist. Meine Probleme meinen Alltag (ich bin in Elternzeit) in einem für mich befriedigendem Ausmaß zu strukturieren. Meine Probleme das Haus zu verlassen, wenn nicht eine bestimmte Situation von mir geschaffen wird, wie mich zufrieden stellt. Das Vorbild meiner Eltern, vor allem meiner Mutter. Das Verhältnis meiner Familie untereinander. Mein Essverhalten und das daraus resultierende Übergewicht. Meine Arbeits- und Ausbildungsituation.
Ich bin etwas verblüfft, wie stark meine Erwartungen erfüllt wurden und wie sehr ich in meiner Einschätzung der Situation bestätigt wurde.
Ich hatte mich bereits eher in Richtung Verhaltenstherapie orientiert und entsprechend haben wir bereits nach einer Sitzung eine recht deutliche Zielvorgabe.
Nun erwähnte die Therapeuthin am Ende, dass ich noch andere Psychologen/Therapeuthen kontaktieren kann und schauen, ob ich mit bei einem Mann besser aufgehoben fühle oder einer älteren Frau (sie selbst ist recht jung) bzw. ob mir der tiefenpsychologische Ansatz besser liegen würde.
Nun überlege ich, ob das "okay" ist, dass man zu einer Therapeuthin geht für so ein Erstgespräch und gleich das Gefühl hat: Ja, das könnte passen.
Ist das überhaupt ratsam oder sollte man sich besser noch einen Vergleich ermöglichen?
Ich muss dazu sagen, dass ich auch sehr froh wäre einfach zuzusagen und die Therapie beginnen zu können, denn die Überwindung wieder neu Kontakt aufzunehmen und wieder meine Probleme zu artikulieren, ist da. Zudem habe ich mein Herz direkt so rasant und offen ausgeschüttet, dass ich im Nachhinein denke, dass das bei den Probesitzungen ja nun nicht zwingend ideal ist.
Ich mache mir Sorgen, dass mein Gefühl mich trügt, weil die Situation mich jemandem anzuvertrauen, den ich gar nicht kenne, einfach ungewohnt ist.
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Last edited by Raleigh on Thu, 01.Nov.07, 11:48; edited 3 times in total |
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Karola
Forums-InsiderIn
354
Deutschland W, 33
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Thu, 01.Nov.07, 1:06 Re: Erstgespräch ... und weiter? |
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Hallo Raleigh,
zu erst einmal finde ich es gut, dass Du therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen möchtest. Gerade bei dem Thema Wut suchen viele auch die Schuld beim Partner und nicht bei sich. Habe auch eine Bekannte, die so ähnliche Symptome hat, wie Du sie geschildert hast, aber sie würde nicht auf die Idee kommen, sich in Therapie zu begeben, da ihrer Meinung nach die anderen immer Schuld sind. Weiß gar nicht, wie viel Leute sie z. Zt. gerade verklagt... es sind einige. Na ja, aber das ist ein anderes Thema
Zu Deiner konkreten Frage: Sollst Du Dich bei dieser Therapeutin denn gleich entscheiden? Das wäre mir nach nur einem Gespräch auch zu früh. Normalerweise sind doch 5 probatorische Sitzungen üblich. Sprich sie nochmal drauf an! Falls es möglich ist und Du nach wie vor ein gutes Gefühl bei ihr hast, spricht nichts dagegen, bei ihr anzufangen. Es ist doch gut, dass sie Dir auf Anhieb sympathisch war... der erste Eindruck ist sehr wichtig! Die meisten nehmen mehrere Therapeuten für probatorische Sitzungen in Anspruch, aber lass Dich davon nicht beeinflussen. Vielleicht hast Du ja wirklich mit Deiner einen "Glückstreffer" gelandet, so dass es von Anfang an passt.
Viel Erfolg weiterhin!
Karola
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