Persönlichkeitsbildung / Psychotherapie mit Pferden

sporadischer Gast 5 wendtland W, 44

Hallo, kennt jemand hier so etwas?
Mehr durch Zufall habe ich eine Therapeutin&Heilpraktikerin kennengelernt, die mit ihren Therapiepferden Kurse etc. anbietet und zwar auch für Menschen, die überhaupt noch nie Kontakt zu einem Pferd hatten oder Angst vor dem Lebewesen Pferd haben.
Habt ihr von Therapien mit Tieren, Persönlichkeitsbildung mit Tieren, in diesem Fall Pferde, aber auch Hunde etc. werden ja eingesetzt, schon mal etwas gehört, vielleicht auch schon mal selbst mitgemacht?
Also, mir hat das super geholfen, bin total begeistert, wie sensibel ein Pferd einen Menschen "widerspiegelt" und einem hilft, Selbstvertrauen zu entwickeln, Selbstbewusstsein aufzubauen und innerlich stärker zu werden. Auch auf meine Depressionen hatte es positive Auswirkungen. Also, mir hat das richtig gutgetan.
Liebe Grüsse
Wendtländerin

Forums-InsiderIn 285 Wien W, 31

He - tolles Threadthema - danke! *freu*

Oh ja, das kann ich nur groß und deutlich unterschreiben!!! flower

Hatte immer schon panische Angst vor Pferden, hab nie auch nur eines angefasst. Dann hab ich jetzt vor einem Jahr einen Kurs begonnen, in einem Reitstall, wo sie hauptsächlich heilpädagogisch mit Kindern arbeiten. Der Kurs, den ich mache, ist ein "normaler" Reitkurs, aber die Art und Weise, wie dort mit Mensch und Tier umgegangen und gearbeitet wird, ist großartig, da ist so viel Wertschätzung und Respekt vor Individualität - ich hab soooo viel gelernt in dem Jahr über mich, meine Art in Beziehung zu treten, meine Ängste, wie ich sie bewältigen kann (und damit mein ich nicht nur die Angst vorm Pferd, das war bald nebensächlich), das hat mir enorm viel gebracht...

Ich kanns auch nur jedem empfehlen - man muss halt das Glück haben, den richtigen Anbieter dafür zu finden...

Forums-InsiderIn 354 Österreich W, 33

Also da muss ich sofort schreiben. Das freut mich aber, das du den Thread eröffnet hast.

Ich habe mit 16 Jahren mein Pferd gekauft, dass 2 Jahre zuvor meine Schwester und ich vor dem Schlachter geretten hatten. Er war all die Jahre mein Seelentröster. Sein richtiger Name ist etwas makaber "Whiskey" Laughing

.

Ich weiß nicht, ob du meine Geschichte hier im Forum kennst. Wenn ich an fremde Menschen denke, überkommt mich mein Fluchtinstinkt. Aber bei den Pferden war ich immer glücklich. Ich habe ihn sogar alleine zugeritten. Ich hatte niemals Angst vor ihm, und bin sogar mit ihm als er noch ein Hengst war einfach so mitten durchs Dorf mit dem Stallhalfter spaziert (da war ich 14) Nicht eine Sekunde hatte ich Angst vor ihm. Er war mein Zufluchtsort. Ich hatte mit ihm einmal einen Unfall, viele sagten da wirst du sicher nie mehr reiten. Ich hatte vom Krankenhaus aus mehrere Wochen Reitverbot. Naja, ich bin drei Tage später wieder auf ihm gesessen. Whiskey konnte ja nichts dafür. (war aber schon heavy hatte mega Glück ...)

Durch das reiten, lernte ich viele andere Menschen kennen. Mit denen hatte ich nicht ein einziges mal Probleme. Ich bin dann auch einem Verein beigetreten. Da kann man am Wochenende hinreiten (ca. 1 Stunde entfernt) die Pferde anbinden und lecker was Essen und tratschen. Nicht einmal hatte ich da Angst. Da war immer alles so vertraut.

Was mir jetzt etwas zu denken gibt ist, dass er ein Problempferd war. Eine heikle Mischung. Ich habe jede noch so kleine Veränderung seines befindens bemerkt, und konnte so immer frühzeitig reagieren. Er hat all die anderen abgeworfen Laughing

(die mal reiten wollten ). Er hat megapanik vor allem was neu ist. Er hatte so ein Vertrauen zu mir, dass er mit mir als er erst 4 Jahre alt war über eine schmale Hängebrücke gelaufen ist, obwohl diese hin und her schwankte, und gerade mal ein Fahrrad normal fahren konnte. Was mir zu denken gibt, ist das er genau so war wie ich. Er hat vor allem was neu ist Angst. Ich habe das mit Sicherheit auf ihn übertragen. Wow, er hat mir gezeigt was bei mir los ist. Und dass merke ich jetzt nach 18 Jahren.

Zwischen uns stimmte einfach alles. Jedes noch so feine Signal kam an. Da hast du mich jetzt echt auf was gebracht. Durch ihn konnte ich mit Menschen in Kontakt kommen. Und seit ich aus Zeitgründen nicht mehr reite, gehts mir wieder schlechter. Und würd mich am liebsten verkriechen. Er war all die Jahre meine Therapie für Soziale Kontakte.

Er ist heute 20 einhalb Jahre alt, und ich gehe immer noch täglich zu ihm. Ich werd mir jetzt einfach die Zeit nehmen, und wieder anfangen zu reiten. Ich dank dir vielmals für diesen Thread. Whiskey ist topfit, nur kugelrund Very Happy

aber in dem Fall nicht mehr lange.

Vielen Dank...hast mich grad ein großes Stück weiter gebracht. Ich bekam schon einmal den Wink von einem Teilnehmer hier, mich wieder mit den alten Freunden zu treffen. Aber ich konnte es da noch nicht umsetzen.

jennyfer...

Forums-InsiderIn 285 Wien W, 31

Hallo Jennyfer!

Ma, ich find das sooo schön zu lesen, was Du da schreibst! Das is ja wie aus einem Film - wie Du mit dem wilden Hengst durchs Dorf marschierst... Genial, bin ganz hin und weg.... respekt

Bei mir läuft das irgendwie andersrum, das Ganze... Hm.... Also, ich fürcht mich schon noch nach wie vor immer wieder mal, mein Profit dabei ist sozusagen nicht, dass ich mich so geborgen und sicher fühl wie Du, sondern ich lern dabei, dass Angst nichts Generelles, Allumfassendes sein muss. Also, dass ich in manchen Situationen Angst haben kann, dass das auch ok ist, ich auch mal nein zu was sagen kann - und trotzdem es nicht ganz bleiben lassen und flüchten muss. Also, ich lerne auf ganz neue Art zu differenzieren, auch bei meinen eigenen Gefühlen - es muss nicht mehr alles-oder-nichts sein.

Und ich lern, mir Zeit zu geben. Ich muss nicht alles sofort können. Ich war immer ein Leistungs-Mensch, top in der Schule und so. Das war meine Art, mir Aufmerksamkeit zu holen, das ist mein Selbstbild geworden. Ich denk, dass ich viele meiner Probleme deshalb entwickelt hab, weil das eben nicht durchzuhalten is auf Dauer. Jetzt lern ich, ich darf auch mal länger brauchen als andere - und es kann mir trotzdem Spass machen, ich bin kein schlechterer Mensch deswegen.... Ich lerne, auf mein inneres Tempo zu hören, ihm zu folgen, statt es bekämpfen...

Liebe Grüße
Tamara

P.S.: Ich freu mich schon darauf, von Deinem ersten Reitausflug nach langer Zeit wieder zu lesen.... spinning

Helferlein 63 Niedersachsen W, 28

Wirklich ein schönes Thema Razz

Quote:

wie sensibel ein Pferd einen Menschen "widerspiegelt"

Genau das ist, was die Tiere so interessant macht. Sie spiegeln einen wieder. Und zwar auch dann, wenn man eigentlich denkt, es ist doch eigentlich nichts. Ich besitze selbst ein kleines dickes Pony Laughing

Sie spürt meine Stimmungen total. Wenn ich traurig bin, kommt sie ständig an und stupst mich mit den Nüstern, als wolle sie sagen Kopf hoch, wird schon wieder. Habe ich aber gute Laune, ist auch sie meistens zu Späßchen aufgelegt und fordert mich durch ihr Benehmen manchmal heraus. Sie zeigt mir dann, daß auch sie Temperament besitzt und auch selbst dann Spaß hat. Tja und wenn ich mich zickig verhalte tut mein stures Pony das ebenso. Das ist schon seltsam faszinierend, wie gut Tiere die eigenen Gefühle wiedergeben.

Tiere die sich für die Psychotherapie auch sehr gut eignen, sind Esel. Es heißt zwar immer Esel seien stur, aber das ist nur bedingt zutreffend. Esel sind sehr umgänglich und haben auch ein super gutes Barometer was die Gefühle der Menschen angeht. Eine Bekannte von mir bietet mit ihren Eseln
z.B. die Möglichkeit, für Kinder mit diesen zu spielen usw. Da kommen selbst Kinder, die eigentlich eher Angst vor Tieren haben aus sich heraus, weil die Esel sehr geduldig sind. Sie gehe auch mal auf ein einzelnes Kind zu, welches sich dann meistens innerhalb kürzester Zeit gar nicht mehr von dem Esel lösen mag. Das schöne gerade an Eseln ist, daß sie einen anderen Fluchtreflex haben als Pferde. Pferde machen schon eher mal einen Satz, Esel neigen jedoch dazu, sich die Lage erst einmal genauer anzuschauen. Was natürlich nicht heißt, das Esel Schlaftabletten sind Razz

Das absolut nicht.

Da kommt man doch gleich ins Schwärmen, wenn es um das Thema Tiere geht.

Helferlein 31 Berlin W, 22

Als Therapie muss man das selber zahlen, oder??

Ansonsten kann ich mir das auch sehr gut vorstellen!!

sporadischer Gast 5 wendtland W, 44

Schön, dass es einige Gleichgesinnte gibt! Very Happy

Die Therapie muss man selbst bezahlen, leider. Allerdings gibt es da Unterschiede bei den Angeboten.
Ich habe übers Internet eine Heilpraktiker&Psychotherapeutin gefunden, die mit ihrem Islandponys Kurse in Persönlichkeitstraining etc. anbietet und da bezahlt man 100 Euro für 4x2 Stunden im Monat, ich finde, das ist o.k. Dafür bekommt man wirklich gute Hilfen, es wird ein genaues Programm ausgearbeitet, was man für sich lernen möchte und wie der Weg dahin aussehen könnte. Alles ohne Stress, Druck. Finde ich total gut.

Reittherapien sind wieder ein wenig was anderes und oft ziemlich teuer mit ca. 40 Euro die Stunde, denn oft sieht es da so aus, dass man aufs Pferd gesetzt wird, eine Stunde longiert wird und das wars dann und nennt sich Reittherapie. So ist es nicht immer, aber nach m.E. leider oft.

Ich finde aber, es lohnt sich, sich nach einem Angebot umzuschaun, wo Pferde oder sonstige Tiere, mit eingesetzt werden. Weil Tiere haben einfach ihre eigene Art, Zugang zum Herzen zu finden, Vertrauen zu wecken, dass man sich öffnet, offener wird, angstfreier mit seiner Umwelt umzugehen lernt.

Und auf ganz wunderbare Weise verstehen sie es auch, ein depressives Herz aufzuhellen, einem Licht im Dunkel anzuzünden, wo man meint, hier gibt es für immer nur noch Finsternis, Einsamkeit und das Leben sei eben kaputt, alles aus und ende und nirgends je wieder ein Sonnenstrahl an Hoffnung...
Auch ein eigenes Tier kann echte Wunder bewirken!
Manchmal denke ich, vielleicht würde bei manchem Menschen schon ein Gang ins Tierheim reichen, die Entscheidung, einem einsamen Hund oder Katz ein zuhause zu geben, sich darum zu kümmern und dies in die Tat umzusetzen, um etwas positives im Leben zu verändern. Und mit dieser Veränderung, mit einem kleinen echten Freund an der Seite, beginnt man dann in kleinen Schritten, Stärke zu entwickeln. Wird mehr und mehr "immun" gegen die erdrückende Depression, die einen tagtäglich anzugreifen versucht... Durch ein Tier geschehen viele Dinge im eigenen Herzen, die man erst gar nicht wahrnimmt, sie wachsen und irgendwann sieht man sie, merkt, es hat sich etwas wunderbares entfaltet, etwas düsteres ist heller geworden. Das Leben hat sich verändert, obwohl man fest überzeugt war, dies sei niemals mehr möglich.
Es ist schon ein Wunder, was Tiere für Wunder im Herzen schenken können.

Liebe Grüsse!

Helferlein 31 Berlin W, 22

wendtländerin wrote:

Schön, dass es einige Gleichgesinnte gibt! Very Happy

Die Therapie muss man selbst bezahlen, leider. Allerdings gibt es da Unterschiede bei den Angeboten.
Ich habe übers Internet eine Heilpraktiker&Psychotherapeutin gefunden, die mit ihrem Islandponys Kurse in Persönlichkeitstraining etc. anbietet und da bezahlt man 100 Euro für 4x2 Stunden im Monat, ich finde, das ist o.k. Dafür bekommt man wirklich gute Hilfen, es wird ein genaues Programm ausgearbeitet, was man für sich lernen möchte und wie der Weg dahin aussehen könnte. Alles ohne Stress, Druck. Finde ich total gut.

Reittherapien sind wieder ein wenig was anderes und oft ziemlich teuer mit ca. 40 Euro die Stunde, denn oft sieht es da so aus, dass man aufs Pferd gesetzt wird, eine Stunde longiert wird und das wars dann und nennt sich Reittherapie. So ist es nicht immer, aber nach m.E. leider oft.

Ich finde aber, es lohnt sich, sich nach einem Angebot umzuschaun, wo Pferde oder sonstige Tiere, mit eingesetzt werden. Weil Tiere haben einfach ihre eigene Art, Zugang zum Herzen zu finden, Vertrauen zu wecken, dass man sich öffnet, offener wird, angstfreier mit seiner Umwelt umzugehen lernt.

Und auf ganz wunderbare Weise verstehen sie es auch, ein depressives Herz aufzuhellen, einem Licht im Dunkel anzuzünden, wo man meint, hier gibt es für immer nur noch Finsternis, Einsamkeit und das Leben sei eben kaputt, alles aus und ende und nirgends je wieder ein Sonnenstrahl an Hoffnung...
Auch ein eigenes Tier kann echte Wunder bewirken!
Manchmal denke ich, vielleicht würde bei manchem Menschen schon ein Gang ins Tierheim reichen, die Entscheidung, einem einsamen Hund oder Katz ein zuhause zu geben, sich darum zu kümmern und dies in die Tat umzusetzen, um etwas positives im Leben zu verändern. Und mit dieser Veränderung, mit einem kleinen echten Freund an der Seite, beginnt man dann in kleinen Schritten, Stärke zu entwickeln. Wird mehr und mehr "immun" gegen die erdrückende Depression, die einen tagtäglich anzugreifen versucht... Durch ein Tier geschehen viele Dinge im eigenen Herzen, die man erst gar nicht wahrnimmt, sie wachsen und irgendwann sieht man sie, merkt, es hat sich etwas wunderbares entfaltet, etwas düsteres ist heller geworden. Das Leben hat sich verändert, obwohl man fest überzeugt war, dies sei niemals mehr möglich.
Es ist schon ein Wunder, was Tiere für Wunder im Herzen schenken können.

Liebe Grüsse!

Wusste nicht, dass es da Unterschiede gibt. Hört sich aber alles sehr toll an, was du da schreibst!!

sporadischer Gast 23 NRW W, 25

God shall fobit that we ever go to a heaven without horses

Ich beschäftige mich seit 13 Jahren mit Pferden.
Immer hatte ich Probleme mit Menschen und manche Menschen erzählten mir, sie hätten "Problempferde".
Die Verwunderung war immer groß, warum diese vermeindlich "bösen" Pferde zu mir kamen und mir ihr Vertrauen schenkten.

Gerade junge Pferde kommen oft zu mir.
Ich habe einen ganz besonderen Kontakt zu ihnen,...ich wünschte, ich könnte so auch mit Menschen umgehen, aber das schaffe ich leider nicht...

Pferde sind echt ein Segen!

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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