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Linea
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Post Thu, 27.Sep.07, 17:26      Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

Hallo ihr Lieben!
Ich bin seit ca. 2,5 Jahren bei meiner Therapeutin in Behandlung. Anfangs war sie mir sehr sympathisch und ich hab mich sehr verstanden gefühlt. Mittlerweile, wenn ich zurückblicke, denke ich, dass sehr wenig weitergegangen ist bei mir.
Die Therapiestunden laufen immer mehr nach demselben Schema ab: Ich rede Stunde für Stunde über die ewig gleichen Themen und meine Therapeutin nickt verständnisvoll dazu und meint, sie könne mich verstehen und meine Probleme wären kein Wunder bei meiner Vorgeschichte. Wir haben schon meine gesamte Kindheit durchbesprochen und ich habe schon auch einige "Erleuchtungen" gehabt - zB warum ich heute so oder so reagiere und woher das kommt.

Aber das ist leider schon alles. Eine merkliche Verbesserung meiner Beschwerden zeichnet sich nicht ab. Ich hab das Gefühl, selbst zu viel zu reden und gleichzeitig zuwenig Input von ihr zu bekommen. Schlimmer noch: Ich befürchte, sie weiss selber nicht so genau, wie sie mir helfen könnte. Sie schiebt immer nur meinen Eltern die Schuld zu. Toll, aber das hilft mir heute auch nicht weiter.

Deshalb überlege ich nun schon längere Zeit, zu einem Verhaltenstherapeuten zu wechseln. Nachdem ich eh schon meine ganze Vorgeschichte zigmal durchgekaut habe, würde ich mir jetzt mehr konkrete Anleitungen wünschen, wie ich mich heute verändern kann.

Nur: Wie sag ich ihr das? Das Problem ist, dass sie sich ja immer sehr um mich bemüht hat, mich zB in einer Krise öfter privat angerufen hat und mir auch ihre Privatnummer gegeben hat. Sie hat sich immer besonders darum bemüht, dass sie Termine für mich einschieben kann. Ich hab fast das Gefühl, dass ich ihr ans Herz gewachsen bin und sie gleichzeitig glaubt, ich könne gar nicht ohne ihr.
Aber irgendwie denke ich, dass die ganze Therapie etwas mißglückt ist, wenn ich nach 2,5 Jahren bei ihr noch nicht mal so viel Mut gelernt habe, ihr das ins Gesicht zu sagen, oder?

Wie soll ich mich nun verhalten? Momentan sind die Therapiestunden bei ihr zwar ganz angenehm, aber so viel Geld für ein bisschen um den heissen Brei herumreden, will ich auch nicht mehr ewig ausgeben.

Ich hab echt Angst davor, das mit ihr zu besprechen. Hab Angst, undankbar zu erscheinen (ich weiss, blöd von mir, schließlich bezahle ich sie ja). Hab Angst, sie zu kränken ...

Würde mich sehr über eure Meinungen freuen!
Danke, lg
Linea

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Post Thu, 27.Sep.07, 17:35      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

Welche Therapieform machst du denn da?
Und was ist dein persönliches Ziel der Therapie, was möchtest du genau erreichen und wie würdest du das merken dieses Ziel erreicht zu haben?

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Post Thu, 27.Sep.07, 17:50      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

Hallo comus, vielen Dank für deine Antwort! Das sind natürlich die ausschlaggebenden Fragen, du hast Recht.
Ich mache jetzt klientenzentrierte Psychotherapie (also Gesprächstherapie).
Ich habe aus vielen Gründen (bzw. mit vielen Zielen) begonnen. Ich habe viele Probleme, die aber alle irgendwo die selbe Wurzel haben, ich würde sagen ein sehr, sehr schlechtes Selbstwertgefühl. Ausserdem habe ich eine Angststörung, Kontrollzwang und bin grundsätzlich sehr mißtrauisch bzw. negativ eingestellt, was sich in Depressionen äußert.

Durch die Therapiesitzungen hat sich gezeigt, woher in etwa diese Probleme kommen (zB familiäre Probleme), ich kann jetzt sagen, dass ich mein schlechtes Selbstwertgefühl, Ängstlichkeit, meinen Kontrollzwang nachvollziehen kann. Diese Erkenntnis war schon durchaus hilfreich.
Aber jetzt stecke ich fest.
Wann immer ich meiner Therapeutin erzähle, dass ich wieder extreme Angst hatte, kommt von ihr als Antwort, dass die Ängste aus meiner Kindheit stammen und ich als Erwachsene nun aber anders reagieren könnte. Nur, wie???? Darauf bekomme ich niemals eine richtige Antwort.

Wie ich merken würde, dass die Therapie gewirkt hat? Naja, ich würde mir vorstellen, dass ich konkrete Änderungen in meinem Denken feststellen würde. Dass die Angst nachlassen und mein Selbstwertgefühl steigen würde.

Aber davon merke ich so wenig...

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Post Thu, 27.Sep.07, 18:19      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

Okay, ich fragte deshalb da die Zielarbeit so wichtig ist in einem Therapieprozess. Wenn du dein Ziel nicht kennst, dann weißt du auch nicht ob du es schon erreicht hast. Das heißt wenn du sagst es hat sich nichts getan in der Therapie, könnte ich dagegen halten, vielleicht hat sich was getan und du kriegst es gar nicht mit, da es da kein konkretes Ziel gab. Nur zu sagen, es soll "anders" oder "besser" werden ist kein Ziel wann ist es genau anders oder besser, es braucht da einen Beweis der konkret überprüfbar ist.

Daher würde ich dir empfehlen überleg dir für jede Therapiestunde ein kleines Ziel welches du realistisch erreichen kannst und gleichzeitig eine kleine Herausforderung darstellt. Und gleichzeitig überleg dir neben den kurzfristigen auch längerfristige Ziele, was möchtest du in 3 Monaten, in 6 Monaten erreichen und wie schaut da der erste Schritt dorthin aus.

Also, ich würde dir den Tipp geben rede mal mit deiner Therapeutin zu diesem Thema. Eine Therapiestunde ist keine Plauderstunde und da ist deine Therapeutin gefragt eben den Therapieprozess dementsprechend zu gestalten. Und ständig nach den Ursachen zu suchen, von dem halte ich nicht viel, da es nicht weiterhilft. Natürlich gibt es für alles im Leben gute Gründe und Erklärungen, aber was hilft dir das wenn du im Alltag konkrete Aufgaben zu erfüllen hast, da die Eltern, die Erziehung oder was auch immer als verhindernde Faktoren aufzuzählen. Klar, das stimmt alles, dennoch ich halte es für besser sich an den Möglichkeiten anstatt den Defiziten zu orientieren.

Und eine andere Therapieform, bzw. andere Therapeutin wäre natürlich auch eine Möglichkeit. So wie du deine Thera und euer Verhältnis schilderst, kommt sie mir persönlich zu "mütterlich" und zu wenig therapeutisch vor. Und sowas ist gar nicht gut für den Therapieprozess und kann den Therapieerfolg behindern und verhindern. Die Gefahr dabei ist, dass
deine Therapeutin eine zu sehr dich beschützende Rolle einnimmt und deine eigenen Schritte damit verhindert. Stell dir das so vor wie eine besorgte Mutter die dem Kind nicht zutraut, dass es schon alleine gehen kann.

LG, comus

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Post Thu, 27.Sep.07, 18:53      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

Danke comus, dein Posting hilft mir wirklich! Vielleicht hast du auch recht, vielleicht hab ich tatsächlich in letzter Zeit ein bisschen das Ziel vor Augen verloren. Am Anfang bin ich so euphorisch in den Therapieprozess hineingegangen und hab mir alle möglichen Ziele vorgestellt. Dann, nach einer Zeit musste ich feststellen, dass sich nichts so von heute auf morgen ändert und dass es Zeit braucht. Und irgendwann schleift es sich so ein, dass man halt wöchentlich in der Therapiestunde sitzt und sich mit ein bisschen Resümee-ziehen-über-die-letzte-Woche zufrieden gibt.
Vielleicht hab ich mich zu viel gehen lassen.

Andererseits:
Quote:
Eine Therapiestunde ist keine Plauderstunde und da ist deine Therapeutin gefragt eben den Therapieprozess dementsprechend zu gestalten.
stimmt das auch.
In letzter Zeit ist mir vorgekommen, dass sich die Therapeutin eher nur berieseln lässt und selber auch keine Anstalten macht, mich mit der Nase wieder in die richtige Richtung zu stossen. Mein Eindruck ist, dass sie meint, wenn ich nur lange genug über die Probleme aus der Kindheit rede, ich sie dann irgendwann überwunden habe. Aber dafür brauche ich doch keine Therapie, da kann ich ja genauso gegen die Wand reden.

Mit der mütterlichen Rolle hast du ebenfalls genau ins Schwarze getroffen! Ich habe keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern und in diesem Punkt habe ich, glaube ich, sehr ihren Mutterinstinkt geweckt.
Nur macht das leider die Verstrickungen perfekt .... und erklärt mir gleichzeitig, warum ich geradezu Schuldgefühle habe beim Gedanken, meine Therapeutin zu "verlassen".... so wie ich gegenüber meiner Mutter auch immer Schuldgefühle hatte...

Aber wie ich mit ihr darüber reden soll, weiss ich leider beim besten Willen nicht. Mir wäre schon am liebsten, ich könnte eine Ausrede erfinden (zB. ziehe in eine andere Stadt,...), damit ich so einer Auseinandersetzung aus dem Weg gehen kann.

Sehr gut gefällt mir noch diese Aussage:
Quote:
Natürlich gibt es für alles im Leben gute Gründe und Erklärungen, aber was hilft dir das wenn du im Alltag konkrete Aufgaben zu erfüllen hast, da die Eltern, die Erziehung oder was auch immer als verhindernde Faktoren aufzuzählen. Klar, das stimmt alles, dennoch ich halte es für besser sich an den Möglichkeiten anstatt den Defiziten zu orientieren.

Leider beläuft sich meine Therapie nur auf die Defizite herausstreichen. Deshalb bin ich auf Verhaltenstherapie gekommen, weil ich glaube, dass diese Form mehr in diese Richtung abzielt.
Kennst du dich damit aus?

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Post Thu, 27.Sep.07, 18:57      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

viel kann ich dazu eigentlich nicht sagen, schliesse mich meinem vorredner an.
aber bedenke doch auch mal, dass du der thera in nichts verpflichtet bist und dass du sicherlich nicht die erste patientin bist, die nicht mehr hingehen will. eine therapeutin muss damit umgehen könne und sie wird dich wohl auch verstehen. vll ist sie persönlich gekränkt, aber das sollte sie dich nicht spüren lassen, denn das ist kontraproduktiv.

ganz wichtig für dich ist es, zuerst einmal an dich und dein wohlbefinden zu denken. DU stehst jetzt erstmal für dich an 1.stelle.

ich würde ihr schon sagen, was du erwartest von der therapie und was dich stört. therapie ist ein prozess mit verschiedenen phasen- das ist deiner thera sicherlich bewusst.

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Post Thu, 27.Sep.07, 19:14      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

Hallo Puppe, vielen Dank für deine nette Antwort!
Es stimmt, was du schreibst, und das baut mich auch ein wenig auf.

Irgendwo sehe ich es so: Nach 2,5 Jahren Therapie schaffe ich es anscheinend genauso wenig wie vorher, mich an die erste Stelle zu setzen und meine Wünsche zu formulieren (auch auf die Gefahr hin, jemand anderen zu kränken). Ich zerbreche mir immernoch masslos den Kopf darüber, was jemand anderer - sogar und besonders meine Therapeutin - von mir denken könnte und ob ich ihre Erwartungen enttäuschen könnte, wenn ich die Therapie beende ------> das allein zeigt doch, dass die Sitzungen bei ihr nicht sehr von Erfolg gekrönt waren, wenn ich noch nicht mal in dem Fall mich durchzusetzen traue.

Es sollte mir eigentlich egal sein, ob sie sich persönlich getroffen fühlen könnte (wer weiss, ob sie sich überhaupt so fühlen würde, vielleicht interpretiere ich es nur hinein), du hast absolut Recht, dass gerade eine Therapeutin damit umgehen können sollte.

Nur, wie soll ich so ein Gespräch beginnen? Ich fürchte sogar, ich könnte nicht mehr aufhören mich dafür zu entschuldigen (so was Blödes, ich bin ihr ja wirklich zu nichts verpflichtet)...

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Post Thu, 27.Sep.07, 19:14      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

Also, ich denke, wenn Du aus der Sitation wirklich was Produktives machen willst, dann sprich das in der nächsten Therapiestunde an, genau so wies Dus hier schilderst.

Du kannst ja einleitend sagen, Du hast Angst sie zu kränken, deshalb fällt Dir das jetzt schwer, aber.... Und dann alles, so wie Dus uns hier jetzt geschildert hast.

Ich wette mit Dir, das wird die produktivste Stunde, die Du dort je hattest. Besser als alle Tipps, die Du hier bekommen kannst....

Trau Dich, es zahlt sich aus!
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Post Thu, 27.Sep.07, 19:27      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

Quote:
Also, ich denke, wenn Du aus der Sitation wirklich was Produktives machen willst, dann sprich das in der nächsten Therapiestunde an, genau so wies Dus hier schilderst.

Oh Gott, ich fürchte mich zu Tode! Ich bin schon prinzipiell nicht gut dabei, von Angesicht zu Angesicht über meine Gefühle zu reden und dann noch über dieses Thema....
Aber anscheinend kann ich es mir aussuchen: Entweder ich trage Woche für Woche einen Packen Geld hin und frage mich nachher, ob es das Wert war oder ich versuche, ob sich was Besseres machen lässt.

Ich fürchte, sie wird aus allen Wolken fallen ... sie hat sich immer bemüht, dass sie Termine für mich einschieben kann, weil sie dachte, ich käme sonst nicht zurecht und ich habe mir insgeheim schon lange gedacht "ach, ist doch egal, dann fällt die Therapie halt mal eine Woche aus".
Ich fühle mich richtig undankbar und dass ich mich undankbar fühle obwohl kein Grund vorhanden ist, macht mich traurig.... Sad

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Post Thu, 27.Sep.07, 19:34      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

also ich würde es auch in etwa so beginne:

ich komme ja nun seit 2,5 jahren regelmäßig zu ihnen, wir haben über [...] gesprochen und ich kann feststellen, dass ich große fortschritte gemacht habe- ich kann nun darüber sprechen, es akzeptieren usw... jetzt bin ich aber einem punkt angelangt, wo mir das nicht mehr reicht, wo ich das gefühl habe, auf der stelle zu treten.
sie haben mir immer gut zugehört usw, aber ich habe nun begriffen, dass die ursachen in meiner vergangenheit liegen, nun will ich damit beginnen, AKTIV was gegen die symptome zu machen. ich will nun lernen, wie ich im allteg mit - vll auch ganz banalen- problemen umgehen kann, wie ich...usw"

das hast du ja in dinem eröffnungspost uns auch so erzählt und meine vorrednerin hat recht: du solltest das auch so bei ihr machen. und natürlich kannst du deine angst verringern, wenn du mit offenen karten spielst und gleich vorwegnimmst, dass du angst hast, sie zu kränken.
wann ist dein nächster termin?

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Post Thu, 27.Sep.07, 19:36      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

ach übrigens: wenn es dir sehr schlecht ging und sie vll sogar davon ausgehen musste, dass es rapide noch schlechter wird, dann ist das garnicht ungewöhnlich, dass sie extra termine für dich einschiebt.

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Post Thu, 27.Sep.07, 19:36      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

Ich würd die Situation nicht so negativ sehen wie Du.... Das is eine Riesenchance.

Therapie bedeutet sich einzulassen. Auf sich selbst, seine Ängste und die Beziehung zum Therapeuten (grad in einer klientenzentrierten Therapie). Keiner hat gesagt, dass das einfach ist. Therapie is kein Sonntagsspaziergang. Das klingt jetzt hart, aber ich meins nicht bös, also nicht abwertend. Ich versteh Dich gut, aber ab dem Zeitpunkt, wo ich mich so was getraut hab (und Hemmungen hab ich jetzt auch noch, trotz einiger "Übung" mittlerweile) hat sich meine Therapie völlig verändert. Probier Dich wirklich einzulassen auf das Hier und Jetzt, die Situation mit Deiner Therapeutin. Ich bin überzeugt, dass das auf andrer Ebene ebenso viel bringen kann wie über "Lösungsmöglichkeiten" für das Leben "da draußen" nachzudenken. Vielleicht sogar mehr.

Das braucht Mut, ja. Aber ich glaub den hast Du. Da gehts jetzt grad ans Eingemachte bei Dir, bei all den Gefühlen, die Du da grad hast. Irgendwie hab ich das Gefühl, Du weißt das alles eh und brauchst nur ein bisserl Mut für den Anlauf.... Wink
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Post Thu, 27.Sep.07, 19:42      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

Hm, ich vermute du hattest am Anfang der Therapie bloß die großen Ziele vor Augen, die lassen sich aber naturgemäß nicht so schnell erreichen, das Resultat Frustration. Stell dir all deine Probleme mal wie einen Berg vor, den kannst du auch nur Stein für Stein abbauen, den ganzen Berg auf einmal wegtragen geht nicht.

Daher versteh ich deinen Frust sehr gut, aber da hat deine Therapeutin m.E. sehr viel dazu beigetragen das es dazu kam. Ich finde sie hätte öfter mal ein Resümee ziehen sollen und ihren Auftrag hinterfragen und inwieweit ihr da noch auf Kurs seit.
Wenn sich deine Therapeutin da mehr berieseln lässt anstatt gezielte Interventionen zu setzen kann das dem Therapieprozess nicht förderlich sein. Vor allem stört mich das sie ihre "mütterlichen" Gefühle so unreflektiert weitergibt, menschlich sicher ein sympatischer Zug aber als Therapeutin höchst unprofessionell da es den Therapieerfolg gefährdet.

Daher meine Meinung such dir besser eine andere Therapeutin, sie ist bestimmt nett, bemüht und alles, leider stimmt das Resultat nicht. Und ich bin mir sicher, wenn du mit ihr redest, dass sie das auch verstehen wird. Und schuldig fühlen, so sehr ich deine Empfindung nachvollziehen kann, du nimmst hier eine Dienstleistung in Anspruch wo du das Recht hast das bestmögliche zu bekommen. Deine Therapeutin verdient Geld mit dir, es ist ebenso ein Geschäft, das ist keine normale Freundschaft.
Ebenso möchte ich dir raten, brich nicht mit einer Ausrede ab, sag was Sache ist, wie es dir geht. Damit hättest du gleich ein konkretes Ziel für die nächste Therapiestunde, gib deiner Therapeutin ein Feedback, sag es ruhig so wenn du möchtest "Mein Ziel dieser Stunde ist, ich möchte Ihnen/Dir heute ein Feedback geben" Am Besten verwende dabei "Ich Botschaften" damit bleibst du bei dir und es wirkt nicht wie eine Anschuldigung. Und ich bin mir sicher, du wirst danach stolz auf dich sein, da du deine Bedürfnisse artikuliert hast. Es geht nicht darum dass deine Thera was schlecht oder falsch gemacht hast, sie wollte sicher nur das Beste, jedoch es passte nicht für deine Bedürfnisse was du brauchst. Und was du brauchst, das spürst du selbst sehr gut.
Daher nütze diese Möglichkeit, du wirst mindestens ein paar Zentimeter wachsen Wink wenn du deine Thera als "Übungsobjekt" hernimmst und merkst auch die gefürchteten Schuldgefühle lassen sich aushalten. Immer wenn du dein Leben lebst und bei dir bleibst, passiert das zwangsläufig, das du gegen die Wünsche eines anderen Menschen lebst. Das darf sein und auch dafür ist Therapie da um das zu lernen bei sich selbst zu bleiben.

So, noch kurz die Verhaltenstherapie ist halt im Gegensatz zur Gesprächstherapie mehr lösungsorientiert und auf die Gegenwart gerichtet.
Aber was generell zu den verschiedenen Therapierichtungen zu sagen ist, das wichtigste für den Therapiererfolg ist das Verhältnis zwischen Klienten und Therapeut, die Chemie muss stimmen. Auf das solltest du ganz genau achten bei deiner Suche, es muss zwischenmenschlich passen, das zählt am meisten.

LG, comus

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Post Thu, 27.Sep.07, 20:23      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

Hallo und danke Puppe, Tamara und Comus!
Ihr gebt mir wirklich wertvolle Gedankenanstösse!

@puppe
Quote:
ich will nun lernen, wie ich im allteg mit - vll auch ganz banalen- problemen umgehen kann, wie ich...usw"

Genau das ist es, was ich gerne zu ihr sagen würde. Ich habe halt Angst davor, dass ich es nicht so rüberbringe, wie es gemeint ist.
Quote:
wann ist dein nächster termin?

am Dienstag *zitter*

@Tamara
Quote:
Ich bin überzeugt, dass das auf andrer Ebene ebenso viel bringen kann wie über "Lösungsmöglichkeiten" für das Leben "da draußen" nachzudenken. Vielleicht sogar mehr.

Das klingt einleuchtend, ja. Das stimmt, dass mir vom Schicksal (oder wem auch immer) auf dem Silbertablett eine Möglichkeit serviert wird, wie ich diese Situation trainieren kann. Du meinst, dass ich quasi statt einem Rollenspiel über "das Leben da draussen" ja die Bewältigung von dieser Situation in der Therapie trainieren könnte. An und für sich ein wirklich guter Blickwinkel! Andererseits kann ich meine Therapeutin so schwer einschätzen.... wird sie einsteigen auf dieses "Spiel" und mir die Möglichkeit geben zu wachsen und damit professionell reagieren oder wird sie eine Schnute ziehen und mich damit wieder ganz an den Anfang katapultieren?

@Comus
Quote:
Ich finde sie hätte öfter mal ein Resümee ziehen sollen und ihren Auftrag hinterfragen und inwieweit ihr da noch auf Kurs seit.

Stimmt, das hat sie schon ewig nicht mehr getan. Eigentlich laufen die Therapiestunden immer so ab, dass sie mich fragt, wie es mir geht und ich erzähle dann eine Stunde lang, wie mies oder halbmies halt die letzte Woche war. Ich hab ihr immer hoch angerechnet, dass sie sich gut in mich hineinfühlen kann, aber - wie du schreibst - Interventionen gab es wenig. Ich würde mir wünschen, dass sie zB mal konkret sagt: "Also Fr. ..., wenn Sie das nächste Mal in dieser für Sie schwierigen Situation X sind, dann probieren Sie mal, mit Y darauf zu reagieren..."

Vielleicht stelle ich es mir zu leicht vor, vll ist es zu viel verlangt, ein "Kochrezept" zu wollen...? Eigentlich erhoffe ich mir das von der Verhaltenstherapie. (Ein Freund von mir macht VT seit ein paar Monaten und kriegt richtige "Aufgaben", die er daheim üben soll.) Gerade was meine Ängste oder meinen Kontrollzwang betrifft, könnte ich mir gut vorstellen, dass man die mit der richtigen Strategie schön langsam in den Griff kriegen könnte. Ich aber reite in meiner Therapie immer nur auf meiner Kindheit herum, was mich im Jetzt aber nicht weiterbringt.

Vll empfinde ich ihre Mütterlichkeit stärker, als sie in Wahrheit ist. Es sind nur so Dinge, eben, dass sie in dieser einen Krise mehr für mich da sein wollte, als ich von einem Therapeuten je verlangen würde. Das wollte ich damals gar nicht so, das ist auch was, was ich schmerzlich von meiner Mutter kenne: Man kriegt Dinge, die man gar nicht will und schuldet dafür aber trotzdem Dankbarkeit...
Mir wäre lieber, die Therapeutenbeziehung wäre wie die Beziehung zu einem Fitnesstrainer: Von dem würde ich verlangen, meinen Körper auf Vordermann zu bringen, aber ich würde nie erwarten, ihn zu später Stunde anrufen zu können, wenn ich ein Fettpölsterchen entdeckt habe.

Ich werde also versuchen, nächste Woche meine Meinung zu artikulieren. Aber leider weiss noch nicht so genau, auf was ich hinaus will. Sollte ich ihr gleich sagen, dass ich mir besser einen anderen Therapeuten suche, oder sollte ich versuchen, ob diese Therapie noch eine Wende nehmen kann?

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Post Thu, 27.Sep.07, 20:29      Re: Angst, die Therapeutin zu kränken ... Reply with quoteBack to top

Ich denke, Du brauchst gar nicht zu wissen, worauf Du hinaus willst. Es geht erst mal darum, wies Dir jetzt geht damit. Das zu artikulieren. Dann siehst Du, wie sie reagiert, dann kannst Du wieder reagieren etc.... Open end...

Eine Schnute ziehen? Hast Du sie in den letzten zweieinhalb Jahren so erlebt, traust Du ihr das zu?
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