Mein Freund und sein kranker Vater

Forums-InsiderIn 175 münchen W, 30

hallo an das forum und bitte um rat!

eine sache beschäftigt mich schon länger und ich weiß nicht ob ich dafür etwas machen kann bzw sollte!

mein partner hat irgendeinen - für mich noch immer nicht ganz klaren - vaterkonflikt, den er nicht auflösen kann.

ich merke seine agressionen seinem vater gegenüber, obwohl er ihn über alles liebt. und haßt. es ist wirklich ambivalent zwischen den beiden.

mein partner führte eine 13 jahrelange beziehung, heiratete diese frau auch, und lebte ein derart angepasstes leben, so wie man sich das vorstellt, also vorbildhaft. dennoch kam es dann zur scheidung (die gründe laß ich hier mal aus)
nach der scheidung, er hatte alles dabei verloren, erarbeitete er sich wieder alles neu, lebte aber sozusagen endlich frei, lebte auf großen fuß und trotz seines wirklich hoch dotierten jobs verschuldete er sich. stark beteiligt war da seine neue freundin, die ein wirkliches luxusweib war.

egal, es geriet alles außer fugen und er wurde kriminell. es war eine horuckaktion, nicht geplant, und wohl der schwerwiegendste fehler seines lebens.
er kam ins gefängnis, saß seine strafe ab, und lebte danach in isolation, internetsucht, arbeitslos, usw....

während dieser zeit, stellte es sich so ein, daß sein vater für vieles aufkam, also finanzieller hinsicht.
sein vater ist krebskrank, arbeitet aber noch vollgas. er hat diese krankheit seit jahren und läßt sich nicht behandeln - er ist stur wie ein esel. die gesamte familie leidet darunter.

irgendwie dürft sich da auch ein machtgefälle aufgebaut haben, welches jetzt immer noch da ist, obwohl mein partner nicht mehr abhängig ist von seinen eltern.
das das alles sehr schwer am selbstwert genagt hat ist offensichtlich.

mein freund möchte trotzdem seinen vater noch immer an die gurgel springen, macht es aber aus rücksicht nicht, weil er eben krank ist.

seit ich mit in das spiel gekommen bin, ist der vater (ein unsicherer mensch aber stets scheinmächtig) kleinlaut geworden. vor allem baut sich mein partner jetzt ja wieder eine existenz auf und hat einen unglaublich starken willen.
mittlerweile will er aber wieder keinen kontakt zu seinen eltern, und sie halten sich zwar zurück, aber bemühen sich dennoch um eine beziehung zu uns.
irgendwie hab ich auch schlechtes gewissen, daß wir von ihnen manchmal eingeladen werden, wir aber nie auf sie zugehen.
ich lasse meinem partner da freie hand, aber er will schon länger überhaupt keinen kontakt zu ihnen.....

wir fliegen in nächster zeit mal auf ihre kosten ein paar tage weg, was er schon von ihnen annimmt. aber sonst macht er nichts um diese beziehung zu pflegen.

ich frage ihn manchmal ob er mal lust hat rüber zu fahren auf einen kaffee, aber er lehnt stets ab.

kann ich da was machen oder soll ich ihm diese entscheidung weiterhin überlassen?

Forums-InsiderIn 347 wo? M, 43

Hallo undercover,

das sind Vermischungen, Einmischungen und unklare Verhältnisse einerseits aber eben andererseits immer beiderseits.

Letztlich muß die Leistung der Versöhnung wie der Name schon sagt bewußt und entschlossen von Seiten des Sohnes kommen. Ist meine Meinung. Abgesehen davon, dass die Ältere Generation sozusagen ein Stufe höher steht, der Papa bleibt der Papa, bleibt auch die Wahrscheinlichkeit, dass dein Freund der Gewandtere, Geschicktere ist im Umgang mit Gefühlen. Also der klügere gibt nach, könnte man etwas abgewandelt sagen. Aber dazu muß er sich bereit fühlen, dein Freund.

Eines was ich erst spät lernte war der Zusammenhang zwischen meinem eigenen gelebten und erlebten Selbstwert und meinem Verhältnis zu meinem Vater. Mir ging es in meiner Funktion als Mann, Vater erst wirklich fühlbar besser als ich meinen Vater auch mit allen seinen Fehlern annehmen konnte.

Deshalb auch meine Einangs erwähnten Vermischungsvariationen. Er nimmt das Geld schon, aber glz lehnt er ihn "eigentlich" ab. Das passt nicht zusammen. Kein Vorwurf nur eine Feststellung. Richtig und flasch gibt es da nicht für mich, nur halt eine jeweils eigene Einstellung dazu.

Und diese Einstellung ist in sich nicht stimmig, also wäre es die Aufgabe deines Freundes für sich klar zu machen, dass er den Vater (sich selbst?)nur als Gesamtpaket bekommt und dazu gehört auch, dass man über so manches auch hinwegsehen kann. Wenn man es nicht kann, dann nimmt man auch kein Geld. Wie fühlt man sich, wenn man Geld von einer Person nimmt, die man eigentlich ablehnt oder sich zumindest nicht ganz sicher ist?

Aber ich kenne auch die handelnden Personen nicht, deshalb nur mal so ein paar Gedankesplitter.

Ich hoffe das kommt nicht zu schwarz weiß rüber, aber so in etwa denke ich auf Grund meiner Erfahrung mit meinem Vater.

lg vb

Forums-InsiderIn 175 münchen W, 30

danke vb!

also sollte ich warten bis er soweit ist und ihn nicht dazu animieren?
es ist eben so, daß wir alle nicht wissen wie lange sein vater noch so fit ist wie er jetzt ist, auch wenn sich seine krankheit bereits stark abzeichnet.
er hat seit 8 jahren krebs und läßt sich eben nicht behandeln, ich mache mir sorgen daß mein partner da zu spät draufkommt die sache in angriff zu nehmen.
deshalb bin ich ratlos............ wie er den konflikt an sich lösen wird weiß ich nicht, das ist auch nicht so mein thema. eher, wie soll ich es anstellen daß er sich der sache mal stellt.

lg und danke

Forums-InsiderIn 347 wo? M, 43

Hallo miss undercover,

das ist denke ich einzig und allein Sache deines Freundes. Ein zu spät gibt es aus meiner Erfahrung nicht. Mein Vater lag tot am Sterbebett, ich musste also allein mit mir zu einem "Abschluß" kommen. Für mich hat das auch "gepasst". Das ist aber nur meine Erfahrung. Heute hege ich keinen Groll oder negative Gefühle mehr zu meinem Vater.

Ich denke du brauchst für deinen Freund keine Verantwortung zu übernehmen. Lass sie ihm, das ist auch eine Möglichkeit ihm zu zeigen, dass du seine Unsicherheit/Ambivalenz und damit ihn annimmst.

Meist weiß man eh selbst wo es hapert, da will man in manchen Dingen manchmal auch nur in Ruhe gelassen werden. Ich bin halt so. Stellen wird er sich wenn er so weit ist, da braucht er glaube ich keine Unterstützung.

Forums-InsiderIn 175 münchen W, 30

hallo vb,

Quote:

das ist denke ich einzig und allein Sache deines Freundes. Ein zu spät gibt es aus meiner Erfahrung nicht. Mein Vater lag tot am Sterbebett, ich musste also allein mit mir zu einem "Abschluß" kommen. Für mich hat das auch "gepasst". Das ist aber nur meine Erfahrung. Heute hege ich keinen Groll oder negative Gefühle mehr zu meinem Vater.

das hört sich einfacher an als es wahrscheinlich war....... freut mich dennoch für dich daß du das so gut lösen konntest!

und ja, es ist bis jetzt auch so gewesen daß ich mich da nicht eingemischt habe, allerdings krieg ich auch schlechtes gewissen, denn ich habe das gefühl als quasi neue schwiegertochter kontakt zu halten, denn auch ich werde eingeladen.

ich komme mir so ignorant dabei vor, sie könnten von mir ja denken ich stecke auch dahinter daß mein freund sich nicht mehr bei ihnen meldet.

is wohl trotzdem besser wenn ich alles so lasse wie es ist....

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