Erfahrungsbericht Kuschelparty

Forums-InsiderIn 436 Hamburg M, 29

Hallo PT.at Community!

Lange war ich schon nicht mehr hier. Eine zeit lang war ja das Thema Kuschelparty aktuell, zumindest fand ich persönlich diese Idee vom Ansatz her toll. Da es keine Erfahrungsberichte aus erster hand gab bin ich aus Neugier tatsächlich mal selbst vor ein paar Monaten hingegangen, auch in Hinblick auf den "therapeutischen Nutzen". Wenn es interessiert, hier mein Originaltext (leicht gekürzt, besonders alles was Werbung sein könnte):

Die Gruppe wurde von einer Dipl.Psychologin und einer Assistentin angeleitet, die einen „sicheren und geschützten Rahmen“ versprach.

Sie war mit ca. 20 Männern und 10 Frauen wohl etwas größer als sonst. Die allermeisten habe ich auch in Gesprächen als normale, sympathische, nette und offene Menschen kennen gelernt. Der alternativ-esoterische Touch, der auch wegen den Räumlichkeiten nahe liegt, hielt sich sehr in Grenzen. Zumindest habe ich niemanden in wallenden Batik-Kleidern gesehen

Die vorangestellten Kennenlern-, Ja/Nein-Übungen haben in der dreistündigen Veranstaltung einen zeitlich größeren Rahmen eingenommen. So gab es einen sanften Einstieg.
Allein aufgrund des Zahlenverhältnisses bei der Geschlechterverteilung nimmt es sich aber nicht aus, dass man es als Mann auch ab und an mit anderen Männern „zu tun bekommt“, was mich persönlich weniger stört. Jemand hat mal zu mit gesagt, dass „die Qualität der Berührung unabhängig davon ist, von wem man sie bekommt“. Das merkt man spätestens dann, wenn man einmal die Augen verbunden bekommt, weil sich Männlein und Weiblein nicht mehr ausmachen lassen. Wer sich mit dieser Idee von vorne herein nicht anfreunden kann, bzw. sich allein auf das andere Geschlecht, evtl. mit Hintergedanken, fixiert, wird bei diesen Kuschelaktionen sicherlich nicht glücklich. Ehrlich gesagt hatte ich den direkten Eindruck, dass hier jemand Sex sucht, auch nur bei einem Mann. Frauen sind hier natürlich im Vorteil, und ich glaube manche hat es auch genossen „mehrere Männer“ zu haben.

Ansonsten muss man nicht die Befürchtung haben zu kurz zu kommen. Allerdings ist man „selbst verantwortlich für seinen Genuss“. D.h. man muss einfach auch den Mund aufkriegen was man will, was man nicht will, wo die Grenzen sind, was allerdings in den Übungen vorher zum tragen kommt. Anders geht es auch nicht, schließlich kann die Leiterin nicht alle zuordnen wie kleine Kinder und ihnen im Detail sagen, was sie zu machen und was ihnen zu gefallen hat. Ich sag mal so: der „Konkurrenzkampf“ in einem Tanzkurs ist viel, viel schlimmer. Ich habe so gut wie keinen gesehen, der hier dauerhaft außen vorblieb. Ein gewisses Frustpotentzial bleibt natürlich immer, aber noch einfacher wird es einem in der realen Welt nicht gemacht. Ich für meinen Teil hab versucht diesen Gedanken des Konkurrenzkampfes so gut wie auszuschalten.

Also eine gute Übung um sich zum einen zu enthemmen, zum anderen auch seine eigenen Bedürfnisse kennenzulernen und kundzutun. Weil oft stellt man fest, dass man in der entsprechenden Situation selber furchtbar fantasielos ist.

Der letzte, offene Kuschelteil kann dann durchaus noch intensiver werden. Ich war wohl nicht der einzige der den Eindruck hatte, dass es teilweise an ein Vorspiel grenzt. Weil das anfassen von Brüsten, Po, Küsse auf die Haut etc. sind nicht ausgenommen.

Fazit: die (keine Schleichwerbung) scheint eine der besser organisierten Gruppen zu sein (wobei ich jetzt keine direkten Vergleichsmöglichkeiten habe). Die Teilnehmer kommen auch teilweise aus dem weiteren Umkreis.

Da ich nirgends einen genauen Ablauf gefunden habe, wobei das jeder auch anders handhaben wird, liste ich einmal exemplarisch diesen einen Abend auf:

... (wegen Zeichenlimits lasse ich den Teil vorerst weg)

Forums-InsiderIn 195 Heidelberg M, 31

Die Teilnahme an einer (guten!) Kuschelparty wäre für mich um einiges interessanter als ein Bordellbesuch. Bei beidem geht es ja in erster Linie um Körperlichkeit. Wobei das direkte Stillen meiner sexuellen Begierde mir weniger wichtig wäre, als der vertraute Körperkontakt.

Was mich interessieren würde: Was waren das für Leute, die da sonst noch so teilgenommen haben? Waren dies besonders introvertierte Leute, äußerlich unattraktive Leute, "seltsame" Leute? Wie war die Altersverteilung? Besonders die teilnehmenden Frauen würden mich interessieren... habe da ja so ein Bild von der typischen Teilnehmerin im Kopf: Mittvierzigerin, Wollpulli, Birkenstock-Sandalen und Brille mit Kassengestell.

Das Geschlechterverhältnis von 2:1 finde ich jedoch recht abstoßend. Ich könnte mir nie vorstellen, mit anderen Männern intimere Berührungskontakte zu haben. Selbst bei einem Verhältnis von 1:1 werden die Frauen wohl immer noch besser wegkommen, da Frauen bzgl. gleichgeschlechtlichen Berührungen i.a. weniger Hemmungen haben. Für ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis könnte ja aber eigentlich schon vom Veranstalter gesorgt werden (wie bei Speed-Dating oder Singlereisen üblich).

Ansonsten hört sich das ja ganz gut an, was Du schreibst (Organisation, Ablauf etc.) Mir scheint es recht schwierig zu sein, für die richtige Stimmung zu sorgen, so daß wildfremde Menschen anfangen miteinander zu kuscheln. Gab es auch Leute, die sich partout nicht überwinden konnten?

Kann man so auch andere Menschen (v. a. des anderen Geschlechts natürlich Wink

) für später kennenlernen? Oder ist es eher üblich, daß man nach dem Event auseinandergeht und nie mehr was voneinander hört? Ich fände es interessant, Frauen nicht über den üblichen eher kognitiven Weg (audiovisuell) kennenzulernen, sondern über fühlen. Ich kann mir vorstellen, daß man so viel schneller merkt, ob man zu dem anderen paßt - das andere, kognitive, läßt sich ja dann bei einem anschließenden Essen bspw. nachholen.

War die Kuschelparty etwa dergestalt:
http://www.wbaltv.com/video/10414311/index.html
(Werbung am Anfang abwarten)

[nicht mehr wegzudenken] 1075 wien W, 24

also kuschelparty- ich weiss nciht- was soll denn das bringen? um was genau solls denn da gehen? ich kenn mich grad gar nicht aus...kann mir das mal wer erklärn? Question

Forums-InsiderIn 436 Hamburg M, 29

erstmal noch den Rest vom Text für interessierte:

Da ich nirgends einen genauen Ablauf gefunden habe, wobei das jeder auch anders handhaben wird, liste ich einmal exemplarisch diesen einen Abend auf:

- Jeder bekommt einen Klebestreifen mit seinem Vornamen angeheftet, da man sich immer mit Vornamen anspricht. Freies Wasser steht zur Verfügung.
- Großer Kreis auf Sitzkissen. Einleitende Ansprache. Tagesthema: Genuß. Jeder stellt sich kurz mit Vornamen vor, und was er heute geniessen will. Anschließendes Hände geben.
- 2 kurze Auflockerungs/ Eintanzrunden, hat ein wenig von Ethno-Disco
- 1. Kennenlernrunde: man sagt Hallo und stupst sich mit den Schultern an. Das geht dann später über in eine Art Rückenreiben.
- Führen und Führen lassen: Pärchenweise berührt man eine oder zwei Hände an den Fingerspitzen. Einer schließt die Augen und läßt sich durch den Raum führen, ähnlich eines Tanzes. Dann wechsel. Danach eine Art Mischform.
- Danach soll man sich im Raum aufstellen, der Abstand zur einen Wand gobt die „Wohlfühlgröße“ in Prozent an. Mit jemanden in der Nähe wird anschließend 3 Minuten diskutiert, wie man sein Wohlgefühl noch steigern kann. War im Grunde ein ungezwungenes, fast allgemeines Gespräch.
- Nein-Sagen: man geht von einem zum anderen und bittet ihn um etwas (kann ich dich in den Arm nehmen etc.), worauf der andere verneint. Wechsel, dann zum nächsten.
- Ja/Nein-Sagen: wie vorher, nur diesmal bleibt einem überlassen, ob man Ja oder Nein sagt.
- Aufbau einer Mattenwiese. Einem Drittel der Anwesenden wird die Augen verbunden, die sich hinsetzen oder -legen. Nach den eigenen Kommandos wird man zwei anderen, aufgrund der Augenbinden unbekannten, „verwöhnt“. Sehr witzig. Dies wird durchgewechselt, bis jeder drankam.
- Offene Kuschelrunde auf der Matte, wobei jeder für „seinen Genuß selbst verantwortlich ist“. Es bilden sich meist 3er Gruppen, die man natürlich auch wechseln kann. Vorher geknüpfte Kontakte oder Sympathien sind natürlich von Vorteil. Dies war der längste Teil des Abends, nach allgemeinem Fazit hätte es noch länger dauern können.

@Maverick74

Das Video (ich hatte jetzt leider keinen Ton) traf es von der von mir erlebten Zielgruppe recht gut. Bis auf die Schlafanzug-Hosen. Man darf jetzt keine Extreme oder Klischees erwarten nach dem Motto: "So eine Veranstaltung kann nur für verzweifelte Singles sein, die sonst keinen abkriegen!" Ich nehme an, dass sogar einige verpartnert sind. Es ist kein Versamlungshort von "Partnermarkt-Restbeständen".

Das ganze sollte man auch nicht als Partnermarkt oder -börse verstehen und diese Ideen und Vorstellungen (vorerst) beiseite lassen. Demjenigen entgeht dann nämlich, um was es in erster Linie geht: notwendigen pos. Körperkontakt erfahren, der einem im Alltag fehlt, ohne "angemacht" zu werden. Partnersuche wird nicht erwartet und ist wahrscheinlich von vielen auch nicht erwünscht (dass realisiert man über andere Wege). Das ist etwa vergleichbar damit, dass jemand zum FKK geht um Nackte zu sehen. Wer nur hingeht wegen der Suche eines Partners macht sich meiner Meinung nach auf diese Weise nicht glücklich!

Meiner Meinung aber wäre es interessant für diejenigen, die sich generell mit (nicht-sexuellem) Körperkontakt schwertun, und sich in einem geschützteren Rahmen hierin einfach versuchen wollen.

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