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Karola
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Post Sun, 23.Sep.07, 3:18      02.10. 18-18.30 Uhr,3Sat Die reportage, Zwangsstörungen Reply with quoteBack to top

Vom Leben mit Zwangsstörungen

Jeder kennt das mulmige Gefühl: "Habe ich den Herd auch wirklich ausgemacht? Mein Gott, ist das Bügeleisen etwa noch an?" Und anschließend die quälenden Gedanken: "Was könnte alles passieren?" Das ist Alltag, das ist die harmlose Variante. Für immer mehr Menschen aber werden aus harmlosen Ängsten Zwänge, die ihr Leben beherrschen. Zirka 3 Millionen Menschen, so schätzen Experten, leiden in Deutschland unter Zwangsstörungen. Zwanghaftes Verhalten ist eine heimliche Krankheit. Die meisten Betroffenen schaffen es, ihr Leiden jahrelang zu verbergen, vor Bekannten, vor dem Chef, vor der Familie. So lange, bis nichts mehr geht, bis nur noch eine Therapie helfen kann.

Auch Aberglaube und Rituale gehören zu unserem Leben. Katzen von links nach rechts bringen Pech. Nicht ohne Grund fehlt in Hotels das Zimmer mit der Zahl 13, dort möchte kein Gast übernachten.

Für Rüdiger B. sind nicht alle guten Dinge drei. Die Zahl 3 ist für ihn eine schlechte Zahl. Er hat die Vorstellung, bei drei könnte seiner Familie etwas zustoßen. Der 55-Jährige leidet unter einem Wasch-, Zähl- und Kontrollzwang. Das Händewaschen muss fünfmal hintereinander geschehen, Türen auf und zu, Kontrollgänge - alles muss fünfmal passieren, sonst könnten Unglücke geschehen - und Rüdiger B. will auf keinen Fall schuld daran sein. Irgendwann konnte er seine Arbeit nicht mehr bewältigen, wurde berufsunfähig, Rente mit 50.

Auch Bernd G. plagen Gedankenzwänge. Der Mann sieht aus wie ein Modell aus einem Versandkatalog, sein Kleiderschrank gleicht dem eines edlen Herrenausstatters. Vor seiner Anzugsammlung aber leidet er. Denn Bernd G. kann sich nicht entscheiden, grübelt manchmal stundenlang bis zur totalen Erschöpfung, welcher Anzug mit welchem Hemd und welcher Krawatte zu kombinieren ist. Alles muss perfekt sein. Der 49-Jährige hasst Veränderungen. Standorte für bestimmte Gegenstände werden mit einem Textmarker gekennzeichnet. Dann verliert der Möbelverkäufer seinen Job. "Ich wollte meinem Leben ein Ende machen", gesteht Bernd G. verzweifelt. Eine Therapie soll helfen. Schon seiner Frau zuliebe wagt Bernd G. den Schritt in die Klinik.

"Sie müssen sich vorstellen, der Zwang wohnt mit ihnen gemeinsam in ihrem Haus", sagt die Ehefrau eines Patienten, "am Anfang hat er nur ein Zimmer, am Ende hat der Zwang das ganze Haus besetzt".
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