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isabel
sporadischer Gast
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Tue, 05.Aug.03, 16:49 Ärgste Beschimpfungen beim Streit |
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Hallo zusammen,
Ich bitte Euch um Eure Meinung und Erfahrung zu einem Thema, das mir schon seit langem auf dem Herzen liegt. Mein Freund und ich, wir verstehen uns prächtig und wir streiten nur selten, aber wenn wir es tun, dann ist es wirklich die Hölle für mich.
Es beginnt meistens so, dass ich irgendetwas tue oder nicht tue, was er gerade von mir verlangt oder dass wir uns über belanglose Dinge wie seine Exfreundin u.ä. unterhalten. Und plötzlich finden wir uns in einem ziemlich argen Streit wieder, bei dem ich nicht mehr an meinen Freund rankomme und ihn bremsen kann. Er schreit dann laut durch die Gegend, trommelt mit den Fäusten auf Tische, gegen Wände etc, wirft Gegenstände durch die Wohnung. Immer, wenn ich versuche, ihn zu beruhigen, wird's noch schlimmer. Sage ich nichts, dann plärrt er mich an, warum ich so "deppert" schaue und ob ich zu blöd sei, um etwas zu sagen. Sage ich etwas, meint er, er will's nicht hören, ich sei "beschissen" oder "zum Kotzen" oder "total bescheuert". Er sagt studenlang dann kein Wort und wenn ich ihn anspreche heisst's nur "Fuck you" oder "Leck mich am A****" oder "Halt's Maul".
Am nächsten Tag tut er dann so, als sei nichts gewesen, ganz fröhliches "Schatzi", "Mausi", "Ich liebe Dich, mein Engel"... Wenn ich dann mit ihm über den Streit reden möchte, sagt er, ich soll gut sein lassen, denn es sei eh schon vorbei und er sei nun mal so - zuerst aufbrausend, aber dann auch wieder gut.
Ich dagegen bin den ganzen Abend davor völlig fertig und den restlichen nächsten Tag dazu, als ob mir jemand mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen hat. Ich kann da nicht einfach drüber hinwegsehen, wenn mich jemand "beschissen", "zum Kotzen", "deppert", "bescheuert", "dämlich", usw. nennt. Das tut mir so weh. Ich habe ihm das auch oft gesagt, wie sehr mich das verletzt, auch wenn er z.B. im Streit sagt, dass seine Exfreundin viel besser war als ich und er dann im nachhinein klarstellt, das hätte er nur im Streit gesagt, und er würde es nicht wirklich meinen.
Ich kann damit einfach nicht umgehen und leide wirklich noch tagelang nach jedem Streit.
Kann mir irgendjemand einen Tip geben, was ich tun soll?
Danke und viele Grüße,
Isabel
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Lebenskünstlerin
neu an Bord!
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Tue, 05.Aug.03, 20:12 Hallo |
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Hi Isabell,
ich habe grade Dein Posting gelesen und fühlte mich angesprochen, weil ich selbst im Streit so heftig reagiere wie Dein Freund. Ich beschimpfe meinen Mann dann aufs Übelste und schmeisse Türen etc. Ich sage dann oft sehr schlimme Dinge zu ihm, die ihn wirklich treffen und zutiefst verletzten. In dem Moment des Streits sprudelt das aus mir raus und spätestens am nächsten Tag schäme ich mich sehr dafür, weil ich ihn sehr liebe und es überhaupt nicht wirklich so gemeint habe. Beim nächsten Streit passiert es mir genauso und ich sage dieselben schlimmen Dinge immer und immer wieder.
Warum das so ist, weiss ich auch nicht. Eigentlich bin ich ein ruhiger und gelassener Mensch aber dann im Streit bin ich selbst so verletzt, dass ich meine Worte einfach nicht mehr kontrollieren kann. Ich kann gut verstehen, dass der Partner dem man dann solche Dinge an den Kopf schmeißt sehr verletzt ist und nicht mehr weiss, was er glauben soll. Es ist dann einfach sehr schwer zu glauben das dieser Mensch einem aufs Übelst beschimpft aber am nächsten Tag beteuert, dass er seinen Partner liebt. Aber glaube mir ich liebe meinen Mann total und verstehe wirklich nicht, warum ich im Streit so wirklich schlimme Dinge zu ihm sage.
Vielleicht ist Dein Freund gestrickt wie ich. Ich an Deiner Stelle würde ihm glauben, wenn er Dir sagt, dass er Dich liebt und es nur im Streit passiert, dass er Dich verletzt.
Ich wünsche Dir alles Gute und wünsche Dir viel Glück mit Deiner Beziehung.
Liebe Grüße,
die Lebenskünstlerin
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marie32
Forums-InsiderIn
334
Rhein-Main W, 34
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hi isabel,
ich möchte dir zweierlei raten:
1. sprich das thema nach dem streit immer wieder an. tu das, auch wenn er das nicht gerne beredet. sag ihm, dass er dich verletzt, wenn er er so mit dir umgeht. das MUSS er wissen, damit er an sich arbeitet.
2. versuch du zu verstehen, wie er kommuniziert. ich könnte mir vorstellen: verletzende worte dienen ihm im streit sicher nicht zur vermittlung von inhalten. er sagt nicht "blöde ziege", weil er dich dafür hält. er sagt nicht "meine ex war besser", weil sie besser war. er sagt das, um sich in dem moment zu wehren. um "zurückzuschlagen", dir, die du in dem moment ja sein "gegner" bist, einen heftigen schlag zu versetzen.
im streit herrschen für ihn offenbar andere "regeln" als für dich. oder vielmehr: er kämpft teilweise mit anderen waffen als du.
ich muss gestehen, dass ich zu den menschen gehöre, die in einem heftigen streit auch ziemlich "außer sich" geraten können, so ähnlich, wie dein freund. ich bin dann auch verletzend, und auch mir tuts hinterher hölle leid, weil ich es nicht so gemeint hab.
meine familie und enge freunde könnten dir unzählige beispiele nennen, in denen ich verbal wüst um mich geschlagen hab.
soll ich dir was sagen? mir passiert das immer dann, wenn ich mich besonders schwach fühle, wenn ich nämlich das gefühl habe, dass der andere mich überhaupt nicht versteht. dann versuche ich durch so einen verletzenden verbalangriff den anderen spüren zu lassen, wie ich mich gerade fühle: ungerecht behandelt. unverstanden. emotional verletzt.
mich verletzt es umgekehrt auch nicht, wenn mich jemand im streit wüst beschimpft. weil ich eben von mir selber "weiss", dass worte da eine andere bedeutung haben. mich verletzen im streit andere dinge. zum beispiel, wenn sich jemand über mich stellt, indem er mich scheinbar "cool" und rational kommentiert, wenn ich "außer mir bin". dann fühle ich mich so klein und zücke ne fiese verbalwaffe, die verletzt...
hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter.
lieber gruß
marie
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grüne_sonne
sporadischer Gast
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ich denke auch, dass es oft daran liegt, dass man sich schwach fühlt.
vielleicht merkt er während dem streit, dass er unrecht hat, regt sich darüber so wahnsinnig auf und will einfach 'gewinnen'. er kann dann eben keine argumente mehr bringen´, sondern muss sich so 'wehren'.
wenn er gerade eh aufgeregt ist, kann er ja nicht auf einmal, obwohl er es vielleicht einsieht, sagen das er unrecht hat und es ihm leid tut. es würde vielleicht in dem momment seinen stolz verletzen.(meint er!)
und viele leute haben danach probleme, sich zu entschuldigen oder drüber zu reden.
aber trotzdem nehm ich ihn jetzt nicht in schutz, ich hab nur versucht, mich in ihn reinzuversetzen. ich flippe zwar auch schnell aus, aber beschimpfe meinen partner nie mit solchen wörtern.
auf jeden fal musst du dran bleiben und immer wieder versuchen mit ihm zu reden und ihm deutlich machen, dass dich das sehr verletzt. er müsste ja wenigstens versuchen, was daran zu ändern und es nicht einfach so abtun!
alles gute!
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July
Helferlein
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hallo alle zusammen,
hab mir das jetzt mit großen interesse durchgelesen. mein vater ist auch so ein "experte", der im streit oft verbal ausfallend wird.
mir fällt es nicht leicht damit umzugehen, aber ich hab mich in letzter zeit etwas intensiver damit auseinandergesetzt, um ihn zu verstehen.
ja, auch bei meinem vater hat es etwas mit schwäche zu tun, die er nie zugeben würde. ich hab das gefühl, dass ihm irgendwann die argumente ausgehen und die blöße kann er sich ja nicht geben, also geht es unter die gürtellinie. aber auch, wenn ihn irgendwas aufregt (z.b. bestimmte themen in richtung politik) geht's kaum ohne schimpfwörter.
als kind hab ich bei solchen streits immer den kürzeren gezogen und bin irgendwann heulend rausgerannt. später hat es mich zwar auch noch verletzt, aber ich hab das ganze mit einem arroganz- und überlegenheitsgehabe kaschiert (so nach dem motto: auf dieses niveau lass ich mich nicht hinunter). inzwischen versuch ich soweit diesen streits aus dem weg zu gehen, weil ich nicht recht behalten will (--> dann würde er sich ja noch kleiner fühlen) und weil ich meine meinung zu einem thema nicht für ihn ändern will.
ich wüßte allerdings nicht, wie ich mit einem solchen partner umgehen sollte. ich diskutiere eigentlich ziemlich gerne und würde da auf dauer nicht den lieben frieden aufrecht erhalten.
ach noch eins: statt auf ein streitthema einzugehen, zeig ich ihm lieber hin und wieder, was ich an ihm richtig toll finde.
mit dem ändern, denke ich, ist das so eine sache. wenn du, isabel, eine chance siehst, dass er dich und dein problem mit seinen ausbrüchen versteht und den willen hat, was daran zu ändern, dann sprich mit ihm. mein vater wird sich sicher nicht mehr ändern. und selbst wenn, ist es nicht an mir mit ihm darüber zu reden, sondern das ist aufgabe meiner mutter. ansonsten kann man nur versuchen einen weg zu finden damit umzugehen, was ich mir aber wirklich sehr schwierig vorstelle.
lg, july
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_________________ Close your eyes and you will see, that you are all you really need (Bon Jovi) |
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isabel
sporadischer Gast
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Wed, 06.Aug.03, 9:49 Vielen Dank |
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Herzlichen Dank für die vielen Antworten.
Gestern haben mein Freund und ich wieder gestritten und es ging wie jedes Mal - diesmal ist er sogar für eine halbe Stunde verschwunden und spazieren gegangen. Das Thema war banal: Wir hatten in der Zeitung von einer Vergewaltigung gelesen und darüber diskutiert, wie sich Personen verhalten, die sowas mitbekommen und warum sie nicht helfen. Da ich Jura studiere habe ich dann ausgiebig über unterlassene Hilfeleistung diskutiert. Er war anderer Meinung als ich - und schon ging's los. Meine Einstellung sei "dämlich" und "völlig bescheuert" und er würde das Land verlassen, sollte ich jemals als Jurist hier tätig werden, denn das sei ja echt übel, was ich darüber denke. Ich sagte ihm, dass ich immerhin fast mit dem Studium fertig bin, Strafrecht mein Steckenpferd ist und meine Meinung auch noch sehr viele andere teilen, was ich ihm in Gesetzes-Kommentaren gerne zeigen kann. Daraufhin wurde er richtig wütend und schrie, dass die alle dämlich sind und er sowieso nicht versteht, wie jemand "Hirnkranker" wie ich, der das Konzept anscheinend nicht durchschaut hat, überhaupt Jura studieren darf und dass es da richtige Schranken geben sollte, weil ja sonst so jemand "Depperter" wie ich irgendwann mal über Recht und Unrecht entscheidet und das sei wirklich schlimm. Dann meinte er, ich sei ohnehin zu "blöd", um ihn zu verstehen, und es reiche ihm jetzt von mir, stand auf und ging.
Nach einer halben Stunde kam er wieder, nahm mich in den Arm und war zuckersüß. Ich konnte nicht mehr anders und hab nur noch geheult. Dann habe ich ihm gesagt, dass ich ihn nicht verstehe, warum er solche Dinge sagt, und ob er mich wirklich für so bescheuert hält. Er meinte nein, er würde mich nicht für bescheuert halten, aber er sei nun mal temperamentvoll und so müsse ich ihn halt akzeptieren und ausserdem würde ich ihn ja auch angreifen, mit meiner Meinung eben.
Quote: | soll ich dir was sagen? mir passiert das immer dann, wenn ich mich besonders schwach fühle, wenn ich nämlich das gefühl habe, dass der andere mich überhaupt nicht versteht. dann versuche ich durch so einen verletzenden verbalangriff den anderen spüren zu lassen, wie ich mich gerade fühle: ungerecht behandelt. unverstanden. emotional verletzt. |
Nach dem Streit habe ich darüber nachgedacht, was mir Marie hier geschrieben hat und ich denke, dass mein Freund wahrscheinlich sauer war, weil ich mit dem Jura-Studium argumentiert habe (was er nicht studiert), und ihm so die Möglichkeit genommen habe, dass seine Aussage quasi auch zählt. Vielleicht hat er deshalb auch so über das Studium gelästert. Könnte das der Grund gewesen sein?
Quote: | vielleicht merkt er während dem streit, dass er unrecht hat, regt sich darüber so wahnsinnig auf und will einfach 'gewinnen'. er kann dann eben keine argumente mehr bringen´, sondern muss sich so 'wehren'. |
Auch was die grüne Sonne hier gesat hat, wäre ja dann so in diese Richtung. Aber was hätte ich denn anders machen sollen? Er versucht auch jedes Mal, mich verbal in irgendeine Ecke zu drängen, aber ich lasse das nicht zu und denke auch darüber nach, was er gesagt hat und wenn's für mich stimmt, dann ändere ich auch manchmal meine Meinung über etwas. Er tut das nie. Entweder seine Meinung ist richtig oder wir streiten. Ich möchte aber auch nicht immer nachgeben müssen, nur weil ich Angst haben muss, dass er mich gleich darauf verletzt, nur um zu "gewinnen". Das ist einfach nicht fair. Da fühle ich mich nicht als gleichberechtigter Partner, sondern als Dreckabstreifer.
Quote: | Vielleicht ist Dein Freund gestrickt wie ich. Ich an Deiner Stelle würde ihm glauben, wenn er Dir sagt, dass er Dich liebt und es nur im Streit passiert, dass er Dich verletzt.
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Liebe Lebenskünstlerin, ich glaube ihm ja, dass er mich liebt. Aber ich verstehe nicht, warum er mich absichtlich verletzt. Ich sehe ja ein, dass er vielleicht den Streit "gewinnen" will, aber ist ihm dieses Gewinnen wichtiger als meine Gefühle und unsere Beziehung, weil dadurch ja auch Probleme entstehen, die auch belasten. Wenn ein Streit in der Luft liegt, ziehe ich mich meistens sofort zurück und er wird dadurch nur noch aggressiver. Und wenn er dann wieder ankommt, ist er ja auch total auf der "lieben Welle", streichelt mich, küsst mich und sagt mir 1000 schöne Dinge. Warum kann er nicht irgendetwas sachlich diskutieren oder vielleicht irgendwann zugeben, dass er auch nicht immer recht hat? Das fehlt nämlich auch: Er entschuldigt sich nie für die Dinge, die er gesagt hat und würde auch nie zugeben, dass er vielleicht nicht 100%ig recht hatte. Er verlangt von mir aber unmittelbar, dass ich wieder "gut bin" und blockt jedes Reden über den Streit ab.
Quote: | ich diskutiere eigentlich ziemlich gerne und würde da auf dauer nicht den lieben frieden aufrecht erhalten.
ach noch eins: statt auf ein streitthema einzugehen, zeig ich ihm lieber hin und wieder, was ich an ihm richtig toll finde.
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Ich werde es mal ausprobieren, was July mir da vorgeschlagen hat - einfach während dem Streit ihm sagen, was an ihm toll ist oder was für seine Theorie spricht. Vielleicht fühlt er sich dann nicht so "angegriffen".
Ich habe halt auch die Angst, dass wenn ich jedes Mal nachgebe und ihn gewinnen lasse, ich als Partner langsam aber sicher auch für ihn uninteressant werde, weil ich für ihn dann quasi ja nicht mehr ebenbürtig bin, oder?
Was geht da in dem Streit in meinem Freund vor? Was denkt er da oder denkt er gar nicht? Und wie sieht er die Situation nachher? Ich habe schon das Gefühl, dass er nachher merkt, dass nicht alles ganz ok abgelaufen ist, nur zweifle ich daran, dass er die Schuld dafür auch nur partiell bei sich sucht, weil er sich nie für die Dinge die er sagt wirklich entschuldigt und sagt, dass ihm das leid tut, sondern nur, dass er das nicht wirklich so gemeint hat. Also müsste ich davon ausgehen, dass es ihm nicht leid tut, mich absichtlich zu verletzen.
Ich möchte nach so einem Streit am liebsten abhauen. In der Sekunde frage ich mich immer, ob ich mit ihm mein weiteres Leben verbringen möchte. Dann ist der Gedanke zwar wieder schnell weg, aber eine "Narbe" bleibt nach jedem Streit. Das Vergeben & Vergessen ist halt nicht so leicht.
Vielen Dank nochmal für Eure Hilfe,
Eure
Isabel
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July
Helferlein
149
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hallo isabel,
also so wie du das nochmal beschrieben hast, klingt es für mich wirklich danach, dass dein freund ein, sagen wir mal, unterlegenheitsgefühl kompensieren will.
ich weiß ja nicht, was dein freund beruflich so macht, oder wie es in anderen lebensbereichen so aussieht...
Quote: | Ich habe halt auch die Angst, dass wenn ich jedes Mal nachgebe und ihn gewinnen lasse, ich als Partner langsam aber sicher auch für ihn uninteressant werde, weil ich für ihn dann quasi ja nicht mehr ebenbürtig bin, oder? |
und hier mal meine auslegung seiner (unbewußten?) gedanken:
"ich habe angst, mich schwach zu zeigen (z.b. entschuldigen für solche beleidigungen oder zugeben, dass die andere meinung vielleicht gar nicht so verkehrt ist, bzw. dass einem die gegenargumente ausgehen), weil ich ihr dann unterlegen bin und ich mir wie ein versager vorkomme."
das ganze ist sicherlich jetzt etwas sehr von meinen erfahrungen mit meinem vater geprägt, denn er ist in unserer familie quasi der einzige, der nicht über den 10-klassen schulabschluss hinausgekommen ist und auch "nur" eine einfache handwerker-lehre gemacht hat. meine mutter hat studiert und nun hat er auch noch zwei "klugscheißer" von kindern mit abi bzw. studium zu hause sitzen, die plötzlich auch noch in vielen dingen "besser" bescheid wissen. alle treten ihm gegenüber vernünftig, sachlich argumentierend und überlegen auf (zumindest empfindet er es so) und er kann nicht mithalten.
also versucht er den ausgleich durch verbale ausbrüche zu schaffen um sich nicht auf der stufe des "versagers / unterlegenen" wiederzufinden.
das muss natürlich jetzt nicht so auf deinen freund zutreffen, aber es kommt mir halt alles so bekannt vor.
Quote: | einfach während dem Streit ihm sagen, was an ihm toll ist |
ich meinte eher in normalen situationen. wenn er zum beispiel gut kochen kann und dir mal wieder was richtig gut schmeckt, dann nicht mit lob sparen. vielleicht hilft es ihm sich seiner stärken bewußt zu werden und sich nicht mehr so "klein" zu fühlen.
na ja, wie gesagt, das ist halt alles meine theorie, es gibt sicherlich auch andere erklärungsmöglichkeiten...
lg, july
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_________________ Close your eyes and you will see, that you are all you really need (Bon Jovi) |
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catz
Helferlein
48
mauerbach W, 43
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Wed, 06.Aug.03, 11:07 im streit ausrasten |
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hallo, liebe isabell!
deine beschreibungen eurer "streitkultur" haben mich ganz massiv an meine erlebnisse in dieser richtung erinnert. ich hab noch nie so heftig gestritten wie mit dem mann, den ich am meisten geliebt habe! und in unserem fall kann ich auch gar nicht sagen, wer der war, der ärger mit beschimpfungen um sich geworfen hat - das ging sogar bis zu handgreiflichkeiten!
nachdem das schon lebensbedrohlich wurde, waren wir gezwungen, uns intesiv mit diesem mechanismus zu befassen, den wir jedes mal in gang setzten, wenn wir verschiedener meinung waren. was dabei herauskam, war interessant und vielleicht kannst du dir ja was davon für dich rausholen:
- sobald es so weit war, dass der streit derartig eskalierte, dass es zu diesen verbalen und tatsächlichen angriffen kam, war der krieg schon längst verloren. jedes weitere wort (und schon viele davor!) war eigentlich völlig sinnlos, weil keiner mehr in der lage war, das aufzunehmen, was vom anderen kam. selbst wenn es einlenkende worte gewesen wären, oder liebesbeweise!
- die einzige möglichkeit, dem die spitze zu nehmen, ist es tatsächlich, sich körperlich von einander zu entfernen (also die reaktion deines freundes, das schlachtfeld zu verlassen und auf eine halbe stunde zu verschwinden, war instinktiv eine richtige, wenn auch zu spät, denn schließlich hatte er dich ja schon beschimpft und verletzt!) - wir haben uns ein zeichen ausgemacht (wie das "time-out" im sport!), das jeder sofort vom anderen zu akzeptieren hatte. wenn er oder ich eben spürten, dass es wieder zu eskalieren drohte und sowieso keine sinnvolle diskussion mehr möglich war, haben wir bewusst abgebrochen und uns jeder in ein eck zurückgezogen - zum nachdenken und abkühlen.
- allerdings war es unbedingt nötig, nachher, wenn jeder wieder in der lage war, ruhig und vernünftig zu denken, das thema erneut anzuschneiden und seine meinung darüber erklären zu dürfen. so lange, bis wir zu einem ergenis gekommen sind, das für beide akzeptabel war!
auf keinen fall darfst du das immer so auf sich beruhen lassen, als ob er jetzt mit seiner brachial-gewalt gewonnen hätte und du klein bei gibst, um des lieben friedens willen! das hat überhaupt keine zukunft, weil es euch immer weiter von der realität entfernt! klar hat jeder so seine fehler und bis zu einem gewissen grad ist es auch notwendig, das eine oder andere am seinem partner einfach so zu akzeptieren. wenn es aber die eigenen grenzen überschreitet, dich verletzt und demütigt, so ist es sehr wohl seine aufgabe, an diesem verhalten etwas zu ändern oder zumindest zu versuchen, es irgendwie in den griff zu kriegen (wobei du ihm natürlich helfen wirst, weil du ihn liebst und er dir wichtig ist!). aber sich darauf auszureden, dass er eben so sei und du das zu akzeptieren hast, wenn du ihn liebst, zeugt nicht von sehr viel persönlicher reife und einsicht! lass das nicht auf sich beruhen! wenn er dir da nicht engegenkommen will, solltest du dich besser zurückziehen! denn sonst wirst du tatsächlich sein stimmungs-müllschlucker! wenn er dich wirklich liebt, dann kann er sich nicht damit abfinden, dass er den menschen, mit dem er sein leben teilen möchte, immer wieder so demütigt! wenn er das braucht, um sich nicht unterlegen und in argumentationsnotstand zu fühlen, dann hat er ein grosses persönlichkeitsproblem! es heisst ja nicht, dass er sofort erfolgreich sein muss, aber er muss einsicht zeigen und den willen, daran zu arbeiten!
lass dich nicht so benützen! denke an deinen eigenen wert und den berechtigten anspruch an deinen partner, ehrlich und mit achtung behandelt zu werden.
ich wünsch dir viel kraft und geduld bei den gesprächen, denen du nicht ausweichen solltest - dir und euch zuliebe!
alles liebe!
gabi
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_________________ wenn liebe blind macht, möchte ich dein blindenhund sein! |
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Laetitia
Helferlein
78
Wien W, 29
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es gibt nur 2 möglichkeiten:
1. entweder du bleibst und akzeptierst, dass du verbal erniedrigt wirst bist zum ende deines lebens
2. oder du gehst
denn, glaubst du wirklich DU kannst das ändern, dass er dich beschimpft?
du bist wahrscheinlich ein intelligenter mensch....aber was bringts?
von den lustigen personen die hier gepostet haben, die selbst ausfällig werden im streit, egal aus welchem grund, hats ja auch keiner geschafft dieses verhalten zu ändern....
übrigens ich lebe seit 8 jahren in einer beziehung, wo ich in streits wie der letzte dreck behandelt werde...heute, bin ich bald soweit, wenn ichs nicht schaff von ihm wegzukommen, ihm die kehle aufzuschneiden, um keine dieser erniedrigungen weiter ertragen zu müssen....
du wirst dich selbst verändern...irgendwann...und diese aggressionen, egal in welchem ausmass, übernehmen...
du bist gerade dabei dich selbst auf solche umstände zu konditionieren....
viel spass!
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einhorn
Helferlein
50
Deutschland W, 32
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Mein Rat klingt hier vielleicht etwas radikal, aber ich würde mich von diesem Mann trennen. Und zwar würde ich dabei sehr vorsichtig vorgehen, damit er nichts merkt, und ihn dann vor vollendete Tatsachen stellen. Also morgens, sobald er in die Arbeit gegangen ist, die Umzugsfirma kommen lassen, alles mitnehmen, was dir gehört, und einen Zettel auf dem Tisch lassen, dass du Schluss machst.
Oder willst du eine von den Frauen werden, die irgendwann "aus Liebeskummer" umgebracht werden, weil sie ihren Freund/Mann verlassen möchten?
Bleiben solltest du meiner Meinung nach nicht. Deine Lebenszeit ist zu kostbar, um sie durch derartig zerstörerischen Streit zu entwerten. Stell dir ehrlich die Frage, ob du glaubst, dass er sich ändern kann oder das überhaupt will. Wenn die Antwort nein ist, würde ich in dieser Beziehung nicht bleiben. Lieber allein als fertiggemacht.
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