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ungeliebt
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Post Wed, 19.Sep.07, 21:30      Wie konstruktive Kritik üben? Reply with quoteBack to top

Hallo!
Ich bin so erzogen worden, dass ich überall nachgebe und nicht "aufmucken" darf, wenn mich etwas stört, auch wenn ich im Recht wäre. Allerdings halte ich das nie durch und irgendwann explodiere ich und werfe meinen Mitmenschen (auch in der Arbeit) alles, was mich stört an den Kopf. Das passiert jedoch nur dann, wenn ich die Hoffnung auf Besserung des Anderen aufgegeben habe und ich es nicht mehr aushalte.
Wie kann ich also meinen Mitmenschen zeigen bzw. freundlich zu verstehen geben, dass mich etwas stört, ohne dass ich mein Gegenüber damit schwerst beleidige?
Nach all den Jahren sollte ich mir das zwar von meinen Mitmenschen abgeschaut haben, doch ich habe starke Minderwertigkeitskomplexe (mein Therapeut tut mir langsam leid) bzw. sie wurden mir erfolgreich anerzogen, was mich dazu verleitet, Beleidigung bis zum Überschreiten einer großzügig angelgten Schmerzgrenze zu schlucken.
Für Ratschläge wäre ich sehr dankbar.
Ungeliebt
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lilit
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Post Wed, 19.Sep.07, 22:47      Re: Wie konstruktive Kritik üben? Reply with quoteBack to top

Hallo Ungeliebt!
Quote:
Ich bin so erzogen worden, dass ich überall nachgebe und nicht "aufmucken" darf, wenn mich etwas stört,…
Kenn ich – war bei mir auch so. Erwachsene bzw. Autoritätspersonen haben immer Recht, völlig egal was sie sagen! Rolling Eyes

Quote:
Allerdings halte ich das nie durch und irgendwann explodiere ich und werfe meinen Mitmenschen (auch in der Arbeit) alles, was mich stört an den Kopf.
Der letzte Tropfen, der das Fass dann zum Überlaufen bringt…
Das ist ja logisch, dass du – nachdem du dich tage- oder gar wochenlang „dumm und dämlich“ geärgert hast – irgendwann so überkochst, dass diese ganzen aufgestauten Aggressionen raus müssen – und zwar explosionsartig.

Deshalb: vorher schon „Luft“ ablassen. Wenn dich was stört: sofort oder zumindest baldigst ansprechen! Es geht nur auf diesem Weg.
Sofort wird vermutlich nicht funktionieren – grad am Anfang. Aber kehr Dinge, die dich in bestimmten Situationen ärgern, nicht mehr unter den Teppich! Ansprechen! Schreib sie dir auf nen Zettel – und bereite dich bereits gedanklich auf das Ansprechen vor – wie genau und wann du das machst.
Und am besten „lernst“ du das bei der Arbeit. Grad da sind ja die Aufgabengebiete meist recht klar abgegrenzt – und wenn dann jemand sozusagen „zuwiderhandelt“, hast du allein durch die Arbeitsvorgaben sozusagen noch zusätzliche Rückendeckung.

Ich habs echt bei der Arbeit gelernt, mich zu „überwinden“ und auch mal „nein, so nicht“ zu sagen, bzw. eben Kritik zu üben - egal ob zum Vorgesetzten oder zu Mitarbeitern. Und darüber bin ich echt froh. Ich mag generell den geraden Weg und schaff es im direkten Kontakt mit Menschen auch meist, das was ich zu sagen/zu „kritisieren“ habe so rüberzubringen, dass ich niemanden damit verletze. Wenn man sich ein bissl auf den Gegenüber einlässt, spürt man dann ja schon recht gut, wie weit man gehen kann bzw. wie man genau diesem Menschen die Dinge am besten "ans Herz" legt. Aber ganz allgemein: Mit Diplomatie geht vieles leichter. Wink

Vielleicht war was Hilfreiches für dich dabei.

Lieben Gruß
lilit

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Wir bewundern Menschen wegen ihrer Stärken, lieben sie aber wegen ihrer Schwächen...
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vb3rzm
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Post Thu, 20.Sep.07, 7:03      Re: Wie konstruktive Kritik üben? Reply with quoteBack to top

Hallo ungeliebt,

ungeliebt wrote:
Wie kann ich also meinen Mitmenschen zeigen bzw. freundlich zu verstehen geben, dass mich etwas stört, ohne dass ich mein Gegenüber damit schwerst beleidige?


lilit hat dir sehr gute Tips gegeben. Ich möchte nur noch eine für mich wichige Facette im Umgang miteinander ansprechen.

So wie du schreibts, erlebe ich deine Position als eine, die den Ärger zuerst in sich hineinfrißt und dann explodiert.

Interessant ist für mich auch die Gegenseite. Diejenigen also die glauben, du würdest die von ihnen ausgehenden Grenzüberschreitungen nicht bemerken. Du läßt dir also etwas gefallen was für dich nicht tolerierbar ist.

Warum tun andere etwas, von dem sie eigentlich wissen müßten, dass sie damit eine Grenze überschreiten? Üblicherweise wissen ja mündige Menschen was ihr Aufgabenberiech ist, erledigen ihren eigenen und lassen die anderen in Ruhe. Ich mach meine Arbeit du deine und gut is. Wenn zwischendurch Zeit ist plaudert man ein wenig.

Wenn du dich zu deinem Zeitpunkt wehrst, an dem du glaubst so jetzt reichts hast du das Gefühl oder erlebst es auch real, dass du die anderen beleidigst mit déinem Protest. Hast du also nur zulange gewartet, den falschen Zeitpunkt erwischt sozusagen, hast du dich überhaupt zu unrecht aufgeregt oder sind die anderen deshalb beleidigt, weil sie eigentlich immer schon wußten, dass das was sie tun, nicht ok ist dir gegenüber und sind deshalb beleidigt weil sie ertappt wurden und jetzt nicht mehr so tun können wie vorher.

Wenn du es also teilweise mit Menschen zu tun hast, die einfach nicht wissen was sich gehört wird es nicht ausbleiben, dass Späne fliegen, so oder so. Was möchte ich sagen? Einfach mit manchen gibt es dieses gute Auskommen nicht, weil sie noch nicht so weit sind, die Grenzen anderer zu respektieren.

Was natülich auf der anderen Seite nicht heißt, dass es dir nicht auch manchmal passieren wird, die Grenzen anderer zu verletzen.

Das einzige was du mit diesen machen kannst, die also deine Grenzen überschreiten, ist meiner Meinung nach, diese Dinge früher zu stoppen. Und zwar direkt und sofort, höflich, freundlich und zuvorkommend, oder eben diplomatisch mit einem Lächeln zu sagen was du dir denkst, sobald du merkst etwas ist für dich nicht mehr stimmig.

Jene die in "Ordnung" sind, werden niemals beleidigt sein, wenn du ruhig bleibst und etwas konstruktives sagst.

Jene, die nicht wissen was sich gehört, werden den Kontakt mit dir auf das notwendige reduzieren und du hast deine Ruhe oder auch nicht, aber das mußt du aushalten. Das ist halt so.

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vita
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Post Thu, 20.Sep.07, 7:26      Re: Wie konstruktive Kritik üben? Reply with quoteBack to top

hallo ungeliebt,

wie du selber schreibst, wartest du zu lange. Somit sammeln sich auf deinem Beschwerdekonto die Minuspunkte, bis das Konto hoffnungslos überzogen ist. Die Bilenz sieht dann entsprechend düster aus.

Für dich selber und somit auch für deine Mitmenschen wäre ein sofortiger Kontoausgleich gesünder. Will heißen, dass du dich sofort meldest, wenn dich etwas stört. "Ich möchte nicht, dass ...... - ich möchte, dass ....." wäre ein höflicher Satz, der den Anderen von deiner Grenze informiert und die Lösung bietet, wie er sich dir gegenüber verhalten soll.

@vb3rzm
Ein interessanter Gedanke über die Gegenseite. Ich glaube nicht, dass Menschen sehr empathisch sind, was daran liegen mag, dass ein Jeder seine Grenzen anders zieht. Der beste Garant für eigenes Wohlergehen ist, seine Grenzen genau zu erforschen, und diese sofort geltend zu machen. Damit wird vermieden, andere in die Irre zu führen.

lg
vita
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Post Thu, 20.Sep.07, 9:58      Re: Wie konstruktive Kritik üben? Reply with quoteBack to top

Hallo vita,

aber viele sind schon in der irre Very Happy bevor sie dorthin geführt werden

ja, dieses Ideal, bei Kritik, ginge es um die Sache und nicht um persönliches, wird jenen zur Falle, denen es um die Sache geht. Man könnte auch sagen, man wird seiner eigenen Naivität gewahr.

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Puppe
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Post Thu, 20.Sep.07, 16:27      Re: Wie konstruktive Kritik üben? Reply with quoteBack to top

hallo,

kenne das problem auch. wurde mir wohl auch anerzogen, immer schön den mund zu halten in der öffentlichkeit, keinen krach zu machen als kind usw...

in der arbeitswelt kann ich mittlerweile recht diplomatisch dinge ansprechen, aber sobald ich emotional betroffen bin, also mit menschen zu tun habe, die mir etwas bedeuten, kann ich es nicht mehr. vll können wir diesen aspekt auch mal beachten?
da steht bei mir wohl im vordergrund, gefallen zu wollen bzw nicht missfallen zu wollen. wie kann man probleme ansprechen, zb mit dm partner, ohne in die schiene der vorwürfe zu kommen nach dem motto "immer machst du...", "nie machst du..." usw.
ich schaffe es nie, sachlich zu bleiben, ich flippe meist auf, mache aber auf jeden fall vorwürfe.
wie geht ihr in solchen situationen um?

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ungeliebt
Helferlein
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Post Thu, 20.Sep.07, 19:50      Re: Wie konstruktive Kritik üben? Reply with quoteBack to top

Hallo!
Danke, dass ihr mir so nett geantwortet habt.
Meine Mitmenschen denken oft auch, dass das, was sie machen, eigentlich in Ordnung ist, obwohl es bei mir einen ganz anderen Eindruck hinterlässt. Bei manchen ist es wirklich keine Absicht und andere machen es bewusst (da fällt es mir leichter, sie in ihre Schranken zu weisen auch wenn das noch lang nicht bedeutet, dass es deshalb ein Zuckerschlecken ist).
Ich empfinde es auch als schwer, mich gegenüber KollegInnen (wir sind fast nur Frauen) durchzusetzen, die um Jahrzehnte älter als ich sind, jedoch betreffend Ausbildung das Gleiche wie ich vorzuweisen haben oder bei denen, die unter meiner Aufsicht arbeiten müssen.
Mir stehen die Haare zu Berge, wenn ich einer 45-jährigen Frau sagen muss, was sie tun soll, weil ich, so wie ihr es gut auch erwähnt habt, Älteren bis jetzt immer gehorcht habe. Kennt ihr das Problem, jemand Jüngeres als Vorgesetzten zu haben bzw. viel ältere "Untergebene" zu haben?
Im Privatleben fürchte ich immer, dass ich meine wenigen Freundinnen verliere, wenn ich sie einmal kritisiere, obwohl mir zumindest eine schon ziemlich arge Dinge hineingewürgt hat. Und was einen Partner betrifft...naja, da habe ich keine Probleme, denn das Thema ist ein anderes und hat an Bedeutung verloren.
Jedenfalls werde ich einmal versuchen, den Leuten das, was mir nicht passt, freundlich ins Gesicht zu sagen, nachdem es vorgefallen ist.
Lg, und noch einmal danke,
ungeliebt
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