Entfremdung und wer sind wir wirklich?

Helferlein 48 München W, 33

ich merke zunehmend im Freundeskreis das Aufkommen von Beliebigkeit - ob man sich trifft oder nicht, ob man sich näher kommt oder sich distanziert. - Liegt es daran dass die alltäglichen und strategischen Probleme in der Lebensplanung einem schon so sehr ausfüllen dass man sich nicht mehr ernsthaft der Umgebung zuwenden kann?

Ist es schon soweit gekommen, dass man mit seiner Energie haushalten muss, sich rein ums eigene Kartenspiel (Familie, Haus, Beruf, Status) kümmern kann und wenn jemand eben an Depressionen oder ähnlichem erkrankt er wie ein konkurrierender Rennfahrer behandelt wird - den Regeln entsprechend aber ob jemand ein paar Sekunden verliert, zum Service muss oder ausscheidet kostet die Umgebung maximal einen kurzen Gedanken.

Wäre traurig wenn sich dies auch bei anderen bestätigen würde und somit nicht aufgrund persönlicher Sichtverengung meinerseits wahrgenommen wird.

lg, livenow

[nicht mehr wegzudenken] 1582 Lummerland W, 39

Hallo livenow !

livenow wrote:

Wäre traurig wenn sich dies auch bei anderen bestätigen würde und somit nicht aufgrund persönlicher Sichtverengung meinerseits wahrgenommen wird.

Ja, es bestätigt sich bei anderen. ich habe früher auch so viel drüber nachgedacht. ich bin ein Gesellschaftstier und Freundschaften aus der Schulzeit verändern sich z. B. stark, weil eben jeder seinen eigenen Weg geht. Das hat mich lange sehr traurig gemacht bis ich mir dann selber gesagt habe, alles zu nehmen was mir gegeben wird und es auch wieder loslassen zu können nach einer gewissen Zeit.
Wenn ich dann so nette Filchen sehe mit "dicken Freundinnen", die alles geminsam machen selbst mit neuen Leben, dann kriege ich echt einen Kloß im Hals.
Jeder ist nur für sich da. Keiner will für andere da sein. Keiner will mehr zuhören. Jeder steckt mit sich selbst in einen Krieg, der für Menschlichkeit keinen Raum läßt. Und mit Depressiionen wirst Du schon oft als "geisteskrank" abgestempelt. Ich rede da auch so mit keinen drüber- nur enge Freundinnen. Besser ist es, dass man mich erstmal so kennenlernt und dann vielleicht wenn es paßt... Es ist schwierig sich zu verstecken- auch beruflich, wenn man gefragt wird was denn sei... Was soll ich sagen?

Forums-Gruftie 917 Deutschland W, 35

Hallo livenow,

hm, ja und nein. Bei vielen Menschen sehe ich es so wie Du. Bei meinem Exfreund ist es anders. Er hilft immer anderen, denen es nicht gut geht. Mir tut es gut, daß er für mich da ist. Aber wenn er neue Leute kennenlernt sind das auch immer wieder Leute mit Problemen, denen er dann auch hilft. Ich bin im Moment sehr froh, daß er für mich da ist. Habe aber teilweise ein schlechtes Gewissen deswegen. Denn ich denke schon, daß ihm das viel an Energie nimmt, die er für sein eigenes Leben bräuchte. Na ja, ich versuche schon die letzten Jahre mein Leben aufzubauen, wie ich es gerne hätte und hoffe, es dauert nicht mehr so lange, bis ich ihm mal sagen kann, "nimm Deine Energie für Dich selbst, ich komme weitestgehend allein klar". An der Stelle, wenn er dann mal mehr auf sich achtet, könnte ich dann vielleicht deutlicher sehen, warum es gut ist, wenn jeder mehr auf sich selbst achtet. Denn teilweise hadere ich schon damit, wie sehr die Leute nur auf sich selbst achten, und nicht links und nicht rechts gucken.
Übrigens kommt er aus einer Familie, wo Solidarität und Unterstützung immer wichtig waren. Das erklärt wohl einiges. Es war gut, das mitzuerleben, aber manchesmal fand ich das auch erdrückend.

Viele Grüße

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