Sich stechen zur Entspannung

[nicht mehr wegzudenken] 1071 Bayern W, 32

Ich habe schon seitdem ich denken kann eine Angewohnheit. Ich steche mich mit spitzen Sachen gerne in die Finger. Am liebsten mit groben Federn die aus einem Kissen gucken aber auch ansonsten mit allenmöglichen "Zipfeln". Das Stechen entspannt mich total und ist für mich das schönste Gefühl das ich kenne. Als Kind hab ich mir Hände und Füße zerstochen (und Unmengen von Kissen demoliert), jetzt sind es nur noch die Hände. Meine Hände sind auch immer an den gleichen Stellen total mit Hornhaut voll, die ich mir ca. alle 3 Tage wegschneide. Ich denke einen Fingerabdruck von mir könnte man gar nicht mehr nehmen, weil ich soviel steche und schneide.
Es ist auf jeden Fall irgendwie eine Sucht und Entspannungsmaßnahme. Meine Mutter hat mir unzählige Male sämtliche Kissen weggenommen als Kind, aber abgewöhnen konnte sie mir es nie. SIe ist auch bei jedem Besuch erschrocken daß ich das immer noch mache. Und zwar stundenlang. Ich hab so richtig Schwielen an den Händen als wäre ich ein Handwerker (schneid ich wie gesagt alle paar Tage weg).

Im Prinzip ist es ein bisschen so als würde man sich schneiden zur Entspannung, aber eben harmloser. Ich hab mir auch schon mal die Arme zerkratzt und fand das auch schön um den Druck abzulassen.

Ist das krank? Oder nur ein "Tick"?

Forums-InsiderIn 333 niederlande M, 49

In Indonesien wird mit Bambus Fleischspieβchen gepikst um allerhandlei Qualen zu lindern. Meine Mutter hatte es dort gelernt. Ich hab bei meinen Kindern immer Rücken- und Kopfschmerzen damit behandelt. Es scheint mir zwischen Akupunktur und –pressur zu liegen. Drei Spieβpunkte beschreiben jeweils einen Dreieck ums Wehwehchen und werden mit unterschiedlichem Druck auf die Haut gepreβt. Nicht drin, versteht sich. Es hat dann oft auch einen entspannenden Effekt woanders im Körper gegeben.

[nicht mehr wegzudenken] 1896 unwesentlich W, 30

Liebe Lisa,

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Ich denke einen Fingerabdruck von mir könnte man gar nicht mehr nehmen, weil ich soviel steche

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Und zwar stundenlang.

Täglich stundenlang?

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Ist das krank? Oder nur ein "Tick"?

Gegenfrage: Wie sehr schränkt dich das ein... und wie groß ist dein Leidensdruck, der dadurch erwächst...?

Als bedenkenlosen Tick würde ich das nicht bezeichnen... denn zumindest scheinen dir adäquate Entspannunstechniken zu fehlen oder anderweitige Möglichkeiten Stress i.w.S. zu kompensieren, so dass du auf (in meinen Augen) autoaggressive Verhaltensweisen zurückgreifen musst, die scheinbar vorübergehende "Linderung" bzw. "Entspannung" bringen. Das Verhalten als krankhaft zu bezeichnen steht mir als Nicht-Fachmann nicht zu und das kann ich somit nicht abgrenzen, jedoch dürfte das entscheidend auch davon abhängen, wie groß die daraus erwachsenden Beeinträchtigungen sind.

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aber eben harmloser

Hm, gehe damit konform, dass die körperlichen Auswirkungen harmloser sind als sich bspw. die Arme großflächig aufzuritzen oder bzpw. auf Nadeln zurückzugreifen (was Wiki unter SVV aufführt: http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstverletzendes_Verhalten#Arten) ... dennoch: Der dadurch erzielte Effekt ("Stressabbau") ähnelt sich vielleicht... und wie "harmlos" die diesem Verhalten zugrunde liegenden Ursachen sind, kannst nur du sagen...

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In Indonesien wird mit Bambus Fleischspieβchen gepikst um allerhandlei Qualen zu lindern.

Weil ich es gerade gestern im Fernsehen hörte: Der Effekt der Akkupunktur besteht u.a. darin, dass stechender Schmerz Signale schneller zum Gehirn sendet als "dumpfer Schmerz"... und durch diese Signale werde die Signale des dumpfen Schmerzen blockiert, so dass dieser Schmerz nicht so wahrgenommen wird... was mir durchaus einleuchtend erscheint.

Helferlein 31 nrw M, 57

Lisa, die Tatsache,dass Du aus Deinem Stechen ein Thema hier machst, spricht dafür, dass es Dir nicht gut geht damit. Ich glaube auch,dass kein großer Unterschied besteht zwischen Stechen und Ritzen. Die Ursache, psychische Spannung abzubauen,ist wohl beidem gemeisam. Do solltest die Sache ernster nehmen! Es ist sicher kein "Tick"!! LG Sudek

[nicht mehr wegzudenken] 1071 Bayern W, 32

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Täglich stundenlang?

Ja, eigentlich immer wenn ich zu Hause bin z.B. vor dem Fernseher oder auch beim lesen, telefonieren. Da ich arbeitslos bin, mach ich es fast den ganzen Tag lang.
Mein Therapeut meint ja ich soll das ruhig weiter machen, wenn´s mich entspannt, da ich mich ja nicht wirklich damit verletze (es blutet ja nicht sondern es bilden sich Schwielen)

Ich mache das schon mein ganzes Leben lang, seit ich denken kann. Ich habe aber noch nie davon gehört daß das jemand anders auch macht. Eine Bekannte von mir hat sich bei der Arbeit immer so Büroklippser an die Hand geklemmt, da stand ziemlich viel Druck drauf und davon bekam sie auch Hornhaut.

Ich geniesse das Stechen so sehr daß ich mir gar nicht vorstellen kann damit aufzuhören. Solange ich alleine wohne find ich es auch nicht problematisch, aber wenn mich dabei jemand sieht wär´s mir schon extrem peinlich.

Das mit den pieksenden Holzstäbchen klingt für mich auch sehr attraktiv. Das kann ich mir auch sehr entspannend vorstellen.

Helferlein 31 nrw M, 57

Lisa, was geschieht, wenn Du damit aufhörst - zumindest mal für 1 oder 3 Stunde(n)? Hast Du das schon versucht? Wie schläfst Du denn nachts ein, musst Du Dich bis zur letzten Minute stechen? Schmerzt Dich das Stechen eigentlich nicht oder ist die Entspannung hinterher schöner und überlagert den Schmerz? Es geht mir so unendlich nahe.
Vor einigen Jahren habe ich in einem Internat gelebt und in meiner Gruppe war ein Mädchen,die immer - insbesondere am Arm - überlange Pullover trug. Später stellte sich heraus,dass sie sich ritzte. Ich kann das nicht vergessen.Aber es geht ihr heute viel besser.Es gibt heute eine spezielle therapeutische Einrichtung in der Pfalz für solche Selbstverletzungen. Sudek

[nicht mehr wegzudenken] 1896 unwesentlich W, 30

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Täglich stundenlang?

Ja, eigentlich immer wenn ich zu Hause bin z.B. vor dem Fernseher oder auch beim lesen, telefonieren. Da ich arbeitslos bin, mach ich es fast den ganzen Tag lang.

Dass du damit so viel Zeit verbringst, ist der Punkt, der mich bedenklich stimmt... wenngleich ich auch von noch niemandem hörte, der das macht.

Es hört sich irgendwie danach an, dass sich das Verhalten automatisiert hast. Würdest du sagen, du hast das unter Kontrolle i.d.S., dass du es - ähnlich wie Sudek ja auch fragt - auch mal eine Weile unterbinden könntest... oder läuft es mehr oder weniger unbewusst und automatisiert ab. Vielleicht kannst du ja auch bestimmte Situationen oder Gefühlszustände herauskristallisieren, in denen es gehäuft geschieht. In meinen Augen hat das jedenfalls nach wie vor noch eine autoaggressive Komponente etwa dergestalt: Durch Zufügung von Schmerz (der in der Tat nicht sooo intensiv sein dürfte wie bei Nadeln oder Messern... aber dennoch) lenkst du von anderen Problemen ab... und weil die Beschäftigung damit auch insofern eine entspannende Komponente hat, hat sich das Stechen vielleicht verselbständigt.

O.k., da es mehr oder weniger nebenher läuft, hält es dich nicht von anderen Aktivitäten ab... aber ich kann mir schwer vorstellen, dass es nicht doch beeinträchtigend ist, wenn man dem (in zeitlicher Hinsicht pro Tag) so lange nachgeht bzw. nachgehen muss... aber das kannst nur du wissen, ob es dir mehr bringt als schadet. Und vielleicht kannst du ja versuchen das Stechen stückchenweise durch ein paar andere Entspannungsmethoden austauschen... als mein Thera achtet bei mir schon darauf, dass ich Entspannungstechniken integrieren, wobei das auch meines Eindrucks vonnöten ist, was meine Person angeht Confused

... und das geht ja auch teils mit recht einfachen Mitteln, wie z.B. gestern als ich ein Bad nahm mit Lavendelsalz und ein paar Kerzen anbrannte Cool

... oder mal ein Spaziergang... oder gerade habe ich mich für einen Kurs für autogenes Training angemeldet Cool

(Empfehlung meines Theras)... wobei ich gestehen muss: An der Umsetzung von Entspannungsmöglichkeiten hapert es bei mir doch noch an einigen Stellen. Schaden kann es zumindest nichts Wink

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[nicht mehr wegzudenken] 1071 Bayern W, 32

Ich freu mich schon immer richtig drauf! Momentan bin ja arbeitslos und hab deswegen viel Zeit vorm Fernseher etc. Aber ich hab ja auch mal gearbeitet und studiert und hatte dann den ganzen Tag kein Federkissen oder ähnliches dabei. Das ging auch ohne Problem. Ich habe sogar mal als ich im Ausland gearbeitet hab und mir eine Zimmer mit einem Mädchen teilte für ca 2 Jahre damit "aufgehört" bzw wenn sie da war hab ich´s nicht gemacht und sonst auch sehr verhalten weil ich nicht wollte dass Federn durch die Luft fliegen.
Ich glaub schon dass es irgendwie Selbstverletzung ist, der Körper schüttet bei Schmerz ja auch "Drogen" aus.
Aber vielleicht ist es auch etwas was mir vielleicht in der Kindheit Sicherheit gegeben hat und das ich mit ins Erwachsenensein genommen habe.

Helferlein 31 nrw M, 57

guten Morgen Lisa,
wenn Dir Dein Stechen Sicherheit gibt oder Du das glaubst, vielleicht ist es so etwas, was mir mein Ohrgeräusch bedeutet. Ich habe manchmal den Eindruck, dass dieses Geräusch mir sagt,dass ich existiere,dass ich bin. Möglicherweise gibt Dir der Schmerz die Gewissheit,dass Du da bist,dass Du existierst. Und Du brauchst dauernd die Bestätigung: ja ich bin da,mich gibt es: ich spüre es ja! Alles Liebe fürDich Sudek

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