Himmel oder Hölle...beide Partner Borderline

sporadischer Gast 16 Schleswig-H. W, 36

hallo liebe forumsnutzer,

was passiert in einer beziehung, wenn beide partner von einer bl-störung betroffen sind? ob man eher verständnis für den anderen aufbringt? oder macht man sich gegenseitig das leben zur hölle?

wenn sich jemand mit diesem thema auskennt oder das selbst schon mal erlebt hat, wäre das schön, wenn er/sie mir antworten würde.

vielen dank im voraus

luna

Forums-InsiderIn 285 Wien W, 31

Hallo Luna,

also, mich stört ein bisserl (es gibt grad einen zweiten ähnlichen Thread ("Beziehung mit Borderliner" oder so ähnlich) diese Verallgemeinerung.

Ich mein, selbst wenn man sich eine Diagnose sozusagen teilt, ist doch trotzdem jeder ein andrer Mensch und individuell in seinen Eigenarten. Wir reden doch nicht von Robotern oder Monstern oder so. Das kommt doch immer auf den jeweiligen Menschen an, wie sich das äußert und anfühlt, in welchen Abstufungen etc.

Ich mag diese Verallgemeinerungen nicht. Aus persönlicher Betroffenheit empfinde ich das als abwertend, kränkend und beleidigend (je nachdem in welcher Abstufung).

Ich mein, warum schreibst Du nicht einfach von Dir und Deinem Partner, ganz konkret? Das wär doch viel sinnvoller, als wenn jetzt wieder losgeht "Borderliner sind so und so"....

lg
Tamara

Forums-Gruftie 574 M, 32

GUte Antwort!
Individualität vs. Entpersonalisierung!

sporadischer Gast 16 Schleswig-H. W, 36

hallo tamara,

es tut mir leid, wenn ich jemanden verletzt haben sollte.
ich habe meine frage ziehmlich kurz gehalten, weil die sache, um die es mir eigentlich geht, für mich schwer zu erklären ist.
ich verliebe mich gerne in männer, dessen leben eben auch nicht sonderlich gradlinig verläuft, eben genau wie meins.
bis vor meiner therapie, die mittlerweile 60 stunden über drei jahre verteilt dauert, glich mein leben einer einzigen achterbahnfahrt der gefühle. daran ist auch meine ehe zerbrochen, weil mein damaliger mann damit doch überfordert war und ich ihm nicht wirklich erklären konnte, was sich da in mir abspielt.
und nun hab ich mich wieder in einen mann verliebt, dessen leben eben auch aus chaos bestand und teilweise noch besteht.
ich kann da ja nur vermutungen anstellen. aber die angst, daß alles wegen diesem chaos und den stimmungsschwankungen ( das jetzt aber eher von seiner seite aus ) wieder unschön endet, ist doch irgendwie immer da.
obwohl...meine therapeutin meinte, daß es ein glück ist, wenn zwei menschen wie wir sich finden. weil wir beide wohl sehr stark über unsere fehler, die wir in der vergangenheit gemacht haben, nachdenken.
ja...das ist eigentlich mein problem.

Forums-InsiderIn 285 Wien W, 31

Halo Luna,

erst mal vielen Dank für die Umformulierung Deines Anliegens und Dein Verständnis, ich freu mich drüber!

Ich denk, Deine Therapeutin hat schon recht, zwei reflektierte Menschen, die sich ihrer Schwächen zumindest halbwegs bewusst sind, haben sicher größere Chancen als zwei, die "einfach so vor sich hin tun". Und Fehler und Macken hat wohl jede/r, egal ob mit oder ohne Diagnose. Die Frage is für mich immer, ob man mit den Macken oder besser Eigenarten des anderen umgehen und leben kann oder nicht (weil sie sich mit den eigenen in die Quere kommen etc.)... Aber das merkt man eh erst mit der Zeit.

Viel reden miteinander über diese Ängste ist sicher ein guter Beginn....

Comus hat mal was Gscheites geschrieben, darüber, dass man in dem anderen Heilung sucht statt ihn einfach als anderen zu nehmen. Also, Erwartungen, die nicht erfüllt werden können und Enttäuschungen erzeugen, die dann zu Wut und Trennung führen. Zumindest hab ich das so im Gedächtnis. Das fand ich hilfreich. Vielleicht find ichs später und kopiers her, hab grad keine Zeit mehr....

sporadischer Gast 15 Niedersachsen W, 33

Quote:

Comus hat mal was Gscheites geschrieben, darüber, dass man in dem anderen Heilung sucht statt ihn einfach als anderen zu nehmen. Also, Erwartungen, die nicht erfüllt werden können und Enttäuschungen erzeugen, die dann zu Wut und Trennung führen.

Hallo Luna!

Das Zitat von Tamara finde ich gut. Bei meinem Mann und mir sieht es ähnlich aus. Wir haben zwar kein Bl, sind aber beide depressiv. Vielleicht ist das vergleichbar.

Es fällt mir sehr schwer meine Erwartungen zurückzunehmen und meinen Mann mit seinen Depressionen so anzunehmen, wie er ist. Ich hab mir von einer Beziehung immer Unterstützung und Sicherheit gewünscht und die Aufmerksamkeit meines Partners. Da mein Mann mir zur Zeit nicht mal ansatzweise meine Bedürfnisse erfüllen kann, werden diese Hoffnungen sehr enttäuscht. Ich versuche darauf Rücksicht zu nehmen, daß er nicht so kann wie er möchte und kann gut nachvollziehen, wie er sich fühlt, merke aber auch, daß ich zunehmend verletzt bin über seine fehlende Zuwendung. Ich empfinde ihn zur Zeit mehr als zusätzliche Belastung und es fällt mir schwer ihm gerecht zu werden und ihm keine Vorwürfe zu machen. Mir geht es zur Zeit etwas besser als ihm und so bleibt die Arbeit und die Verantwortung für die alltäglichen Dinge allein an mir hängen. Es richtet sich alles nach seinen Grenzen. Ich fühle mich damit überfordert und merke, daß mir das nicht gut tut. Ich kann ihm nicht gerecht werden und fühle mich allein gelassen. Ich versuche ihm also eben genau das zu geben, was ich mir eigentlich von ihm gewünscht habe. Ich finde keinen Halt bei ihm. Das läßt mich verzweifelt. Wenn ich genug Kraft und Energie hätte, wär es vielleicht nicht so schlimm, aber dadurch, daß ich für mich selbst schon so schwach fühle, wird es halt zum Problem.

Quote:

ob man eher verständnis für den anderen aufbringt? oder macht man sich gegenseitig das leben zur hölle?

Die Frage kann ich nicht eindeutig beantworten, eigentlich trifft beides in gleichem Maße zu.

Lieben Gruß,
Yoni

sporadischer Gast 16 Schleswig-H. W, 36

hallo tamara, hallo yonie,
vielen dank für eure antworten. ja...ich denke auch, daß man den anderen so annehmen muß, wie er eben ist. mit all sein stärken und eben auch mit seinen schwächen. in der theorie versteh ich das auch, aber ich bin wirklich gespannt, wie die wirklichkeit etwas später aussieht, ob ich dann all mein theoretisches wissen dann auch für die praxis- also das reale leben- anzuwenden weiß.
depressionen spielen bei mir leider auch immer mal wieder eine rolle. ich kann mich da zum glück immer wieder selbst "aufrappeln" und möchte mich da auch nicht so gerne in die abhängigkeit von meinem partner begeben, eben aus angst vor der abhängigkeit.
aber wenn da meine hilfe gebraucht werden würde, weiß ich nicht, ob ich da in der beziehung so stark wäre, das mitzutragen, oder ob mich das dann auch wieder runterziehen würde.

lieber gruß...luna

Helferlein 60 Wien W, 27

Hi,

Hab das Thema hier gefunden, weil ich selbst Verdacht auf borderline habe. Hab mich noch nie in Behandlung begeben. Als ich mich damit beschäftigt habe, ist mir auch aufgefallen, dass die Leute mit denen ich mich am besten verstehe auch ähnliches Verhalten an den Tag legen wie ich. Wie auch immer, jetzt habe ich mich in jemanden verliebt und bei ihm sehe ich das borderline ganz eindeutig. Ja, ich bin kein Therapeut und ich weiß, dass das gefährlich sein kann, außerdem besteht auch die Gefahr, dass ich mich in ihn hineinprojeziere (das tu ich auch). Trotzdem hege ich starken Verdacht, wenn ich sein Verhalten überdenke. Nun habe ich Angst vor einer Beziehung zu ihm. Die gegenseitige Abhängigkeit könnte extrem stark werden - es könnte Himmel oder Hölle werden. Wir haben uns ineinander verliebt, jeder hat aber seinerseits einen Partner. Mein jetziger Partner hat garantiert kein borderline und ich habe Angst ihm weh zu tun. Mein Denken in Extremen ist z.B. schon zieml. stark ausgeprägt und da ärgere ich mich wenn er nicht ganz gleich denkt wie ich..... meine neue "Flamme" würd da ganz gleich denken wie ich - aber es ist mir klar, dass das auch Gefahren in sich birgt....

Vielleicht hat noch jemand Erfahrungen oder Tipps zum Thema?

fontana

[nicht mehr wegzudenken] 1075 wien W, 24

hy naja du müsstest mit deinem partner reden- gib ihm was über BL zu lesen (soll keine entschuldigung f.dich sein- nur zur info)...ich hab auch BL und mein partner ist "normal"...manchmal krachts aber das ghört dazu...und: er hat verständnis und ich sage ihm: mir gehts heut net so gut und er versucht keine dummen bemerkungen etc zu machen und mich nicht zu belasten...

Helferlein 60 Wien W, 27

ja, mein partner ist auch "normal" und ich ärgere mich halt manchmal, dass er meinen Gedankengängen nicht folgen kann. Obwohl ich auch weiß, dass das meistens auch ganz gut so ist. Nun hab ich allerdings jemanden kennengelernt, der meinen Gedanken EXTREM gut folgen kann bzw. sogar manchmal so Sachen ausspricht, denen ich 100% zustimmen kann, aber gleichzeitig ärgere ich mich dann auch, dass er sowas sagt. Ich meine ich weiß, dass das gefährlich sein kann, schon bevor ich auf die Idee von borderline kam. Bei meinem jetzigen Partner fühl ich mich sicher, weil er keine Launen hat und mich trotz aller "Spinnereien" unterstützt. Bei dem anderen wäre es wohl ein Balanceakt. Ich denke der andere findet nicht, dass ich eventuell "spinne" sondern er denkt ja ganz genau wie ich.... irgendwie ja auch super genial sojemanden zu finden - wobei ich ihn auch ganz schnell wieder loswerden kann. Ganz oder gar nicht eben. Ich weiß nicht, ob ich meine Sicherheit gegen sowas einttauschen kann und gleichzeitig fühl ich mich mit dem anderen viel mehr verbunden. Ein Dilemma. Vielleicht kann Thera helfen. Ich weiß nicht.

sporadischer Gast 10 Berlin M, 27

HI Luna,
also ich lebe seit jetzt über 3 Jahren mit einer Borderlinerin zusammen. Ich kann nur sagen, dass es halt Hochs und Tiefs gibt wie denke ich mal in jeder Beziehung. Meine Ex-Freundin vor 3 Jahren hatte keinerlei grosse Probleme. Aber sie hat mich auch nicht so gut verstanden wie meine jetzige Freundin. Sicherlich wir drehen beide oft ab sind schlecht drauf usw aber es gibt halt auch das positive, dass wir einander verstehen und uns gar nicht so viel erklären brauchen wie vllt in einer Bezi mit einer Person, die das Krankheitsbild nicht hat.

Ich denke, dass es für mich zum Vorteil ist denn ich kann mir nicht vorstellen, dass ein "Normalo" mit mir klar kommen würde.

LG Pinguin

Helferlein 60 Wien W, 27

Wenn beide borderliner sind und plötzlich einer anfängt den anderen zu entwerten, weiß nicht, für mich wäre das die Hölle! Egal ob ich damit anfange oder er. Bei meinem jetzigen Freund kommen in mir schon manchmal so die Tendenzen hoch, aber er macht alles mit und will mit mir durch dick und dünn gehen. Bei meinem Ex vor 4 Jahren hege ich auch Verdacht auf borderline - er hatte mit mir Schluss gemacht und es war sehr arg, extrem intensiv eben. Das Zusammensein und dann auch die Trennung. Denke bei einem "Normalo" muss man sich nicht so stark vor plötzlichen Sinneswandeln und vor extremen Reaktionen etc. fürchten und das tut mir gut. Momentan leide ich schon etwas darunter, dass wir uns nicht zu 100% verstehen können, aber man kann wohl nicht alles haben.....

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