Angst zu kündigen

Helferlein 33 hier und dort W, 25

Hallo,

ich habe tatsächlich Angst davor zu kündigen.
Nicht, weil ich den Job brauche, im Gegenteil, die Arbeit ist langweilig (wenns mal was zu tun gibt), eintönig, Betriebsklima ist im Keller (ein Coach wurde schon organisiert), und ständig wird die Schuld für Fehler bei anderen gesucht.

Hatte schon einige Jobs, und jedes Mal bin ich bei einer Kündigung wie ein Häufchen Elend vorm Chef gesessen, so, als würd ich was Unrechtes tun.
Hätte heute schon kündigen sollen, aber stattdessen hab ich mich ganz normal verhalten und hab sogar den zukünftigen Dienstplan mit den Leuten besprochen.
Jetzt fällts mir noch schwerer zu kündigen, ich komm mir wirklich schon wie ein Psychopath vor, statt das Thema anzusprechen, tue ich so, als ob alles ok wäre, und aus heiterem Himmel lass ich dann die Bombe platzen... echt verkorkst!

Ich wünschte, ich könnte da hin gehen und meine Kündigung so aussprechen, als würde ich beim Bäcker Brot kaufen.

Gibt es Menschen, die das in der Art überhaupt können, oder ist eine Kündigung für die Meisten etwas Unangenehmes?

Gruß,
mandelkern

sporadischer Gast 16 Niedersachsen M, 31

Bei mir war es umgekehrt, so dass mir (insgesamt zweimal) gekündigt wurde. Anfangs war es ein ziemlicher Schock aber so langsam stelle ich auch fest, dass ich meine Arbeit wahrscheinlich zu verbissen gesehen habe. Stellensuche finde ich persönlich ziemlich frustrierend, die Arbeitgeber suchen die eierlegende Wollmilchsau und setzen die Kriterien ziemlich hoch an. Selbst wenn man die erfüllt ist das noch lange keine Garantie für eine neue Stelle. Ich würde mich an deiner Stelle nach einem Plan B schlau machen, vielleicht kannst Du ja auch in eine andere Firma wechseln. Was arbeitest Du?

Helferlein 64 Wien M, 28

Ich denke Mr. Tux hat dir da einen guten Rat gegeben.

Zuerst einen Job suchen, dann kündigen ist um einiges weniger belastend. Kommt natürlich auf die Branche und deine Ansprüche an. Zwei Arbeitskollegen haben in den letzten Tagen in meinem Umfeld gekündigt. In beiden Fällen ist das völlig emotionslos und professionell über die Bühne gegangen. Heutzutage ist das nicht mehr so, dass von einem erwartet wird, sein ganzes Leben in der gleichen Firma zu sitzen.

Helferlein 33 hier und dort W, 25

Das lustige an der Sache ist ja, dass ich den Job nicht brauche, aber auch nicht auf einen anderen angewiesen bin. Ich möchte den momentanen einfach nur loswerden, weil er mich zunehmend frustiert!
Ich bin zur Zeit in Ausbildung und mache den Job sozusagen für mich als "Praktikum", einfach um Erfahrungen zu sammeln.

Schlimm für mich ist der Akt selbst, zum Chef zu gehn und ihm die Kündigung mitzuteilen. Es ist einfach so, als würd ich ihm damit was Schlimmes antun, ich fühl mich dabei schuldig Rolling Eyes

Forums-InsiderIn 285 Wien W, 31

@Mandelkern: ich kenn das, was Du meinst, sehr gut. Ich hab schon mehrere Kündigungen hinter mir, alle aus sehr gutem Grund, die meisten viel zu spät. Der blanke Horror war das jedes Mal vorher, Magenkrämpfe, Panik etc. Das Gefühl, etwas zu verheimlichen vorher, vor Chef und Kollegen. Sie irgendwie zu verstoßen, oder besser gesagt, mich selbst auszuschließen aus der Gemeinschaft (selbst wenn das gar keine wirkliche war). Ab dem Aussprechen bin da ich allein und dort alle andren. Es wird aber mit zunehmendem Alter besser bei mir, weil mir immer klarer wird, dass mir niemand was schenkt, ich bin also niemandem was schuldig, Arbeitsgemeinschaften sind Zweckgemeinschaften. Und ich wurde auch nirgends sonderlich vermisst, das hilft auch, sich zu sagen: in null komma nix bin ich ersetzt (was gleichzeitig vermutlich auch ein Teil der Angst ist). Wink

Aber ich versteh sehr gut, was Du meinst, glaub ich, der Moment des Aussprechens vor Chef und dann KollegInnen - schrecklich...

[nicht mehr wegzudenken] 1265 Niederbayern W, 25

Hallo mandelkern,

ich kenne das auch sehr gut. Nicht direkt mit dem kündigen, aber wenn man unangenehme Dinge sagen muss und man weiß, man MUSS es aussprechen und hat einfach diesen Kloß im Hals, sodass nichts herauskommt. Je weiter man es nach hinten verschiebt, desto schwieriger ist es, sich zu überwinden.
Es ist sehr schwer da einen Tipp zu geben. Ich kann nur sagen, wenn es mal draußen ist, dann fühlt man sich sehr erleichtert! Und oft stellt man fest, dass es gar nicht so schlimm war, wie man es sich ausgemalt hat. Wichtig ist auch noch der Gedanken, dass man einem Chef ja nicht als Menschen weh tut. Man verletzt ihn nicht, man macht ihn höchstens ein bißchen mürrisch, aber wahrscheinlich eher, weil ihm die Frage durch den Kopf geht, wo Ersatz zu bekommen ist.

Vielleicht auch einen normale Reaktion.

LG
sonnewasser

Forums-InsiderIn 296 Hamburg M, 23

Wenn man einen Arbeitsvertrag abschließt, dann haben die Parteien dabei bestimmte Erwartungen. Eine wäre z.B., dass man gut zusammenarbeitet. Der Arbeitgeber erwartet auch, dass er sich nicht zu bald wieder jemand anderen suchen muss (wenn die Stelle unbefristet ist). Hat man die Erwartungen erfüllt, dann hat man keinen Grund, wegen einer späteren Kündigung ein schlechtes Gefühl zu haben. Allerdings gibt es Arbeitgeber, die dann trotzdem "beleidigt tun", auch wenn sie sagen, dass es kein Problem sei. Meiner Meinung nach zeigt dann ein vorher mittelmäßiger Arbeitgeber erst sein wahres (schlechtes) Gesicht.

Deine Kündugung scheint bei dir ja nicht so richtig begründet zu sein. Du magst die Arbeit nicht mehr machen und brauchst das Geld eigentlich auch nicht. Das sind wirklich keine astreinen Gründe da aufzuhören. Denn irgendwo ist das ja schon eine Kritik an der Arbeitstelle. Mir würde die Kündigung in dem Fall auch nicht leicht fallen. Ich mach das dann immer im Hau-ruck-Verfahren. So schnell und direkt wie möglich.

Wenn das allerdings ein Studentenjob oder sowas ist, dann würde ich mir keine Gedanken machen. Die müssen damit rechnen, dass man nicht ewig bleibt.

[nicht mehr wegzudenken] 1071 Bayern W, 32

Ich denke daß man häufig eine Autoritätsperson (Arbeitgeber) gefühlsmässig mit der Autoritätsperson aud ser Kindheit (Vater/Mutter) verwechselt. Und die wollte man ja instinktiv nicht enttäuschen sondern möglichst alles recht machen, damit sie nicht böse oder enttäuscht über einen sind.
Bei Deiner Angst vor dem Schritt zu kündigen, klingt es so als kämen kindliche Ängste bei Dir hoch. Es ist ja keine persönliche Angelegenheit zwischen DIr und dem Chef und Du bist auch nicht auf ihn angewiesen, noch bist Du darauf angewiesen daß er Dich mag oder ob er DIch dann nicht mehr "mag".

Es gibt gar keinen Grund Angst vor der Kündigung zu haben, da Du niemanden enttäuschst der Dir wichtig ist, es ist bloss der Chef und Du bist bloß seine ANgestellte und ihr habt ein Arbeitsverhältnis. Du enttäuschst ihn nicht persönlich wenn DU kündigst. Und selbst wenn, dann ist das sein Problem.

Du bist nicht davon abhängig ob er "sauer wird" oder nicht.

Es ist übrigens gar nicht so selten daß Leute ihre Chefs emotional unterbewusst mit ihren Eltern oder ähnlichem "verwechseln" und dann ganz verstärkt dem Chef gefallen wollen, ihm alles recht machen wollen und quasi "lieb gehabt" werden wollen und den chef auf keinen Fall enttäuschen wollen. Und das nicht aus Karriere-technischen Gründen, sondern weil sie es brauchen vom Chef anerkannt zu werden , so wie sie früher von den Eltern anerkannt und geliebt werden wollten.

Helferlein 33 Wien W, 32

mandelkern wrote:

Hallo,

Ich wünschte, ich könnte da hin gehen und meine Kündigung so aussprechen, als würde ich beim Bäcker Brot kaufen.

Gruß,
mandelkern

Hallo! Ich glaube, du wünscht dir da etwas, das nicht normal ist. eine kündigung ist immer ein einschneidendes erlebnis. Ausser deine voraussetzungen sind komplett andere, sprich:

a) du hast so viel geld, dass du gar nicht arbeiten müsstet
b) du hast schon so viele jobs fix in der hand, dass du dir keine sorgen machen musst!

Wenn beides nicht zutrifft, dann ist es glaub ich "normal", vor einer kündigung respekt zu haben. ja sogar angst. also du bist - aus meiner warte - völlig normal ....

Auf der anderen seite lese ich heraus, dass du schon ettliche male gekündigt hast. Warum? kündigst du, damit du nicht gekündigt wirst (weils ev. unterschwellige probleme gibt)? Kündigst du, weil dir der job nicht gefällt .... wenn das so ist, hast du vielleicht angst vor der kündigung, weil du genau weisst, "dass nichts besseres" nachkommt, und sich die situation durch die kündigung nicht verändert - was man ja durch eine kündigung immer anstrebt! Wenn dem so ist, liegt das problem viel tiefer, nämlich in deinem arbeitsbereich/in deiner (ev. falschen?) ausbildung ....

lg aus wien

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