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zottigesFaultier
sporadischer Gast
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Dschungel W, 32
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Thu, 23.Aug.07, 18:04 bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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Achtung: nicht weiterlesen, denn was ich mitzuteilen habe, ist destruktiv und voller Selbstmitleid. Es ist das Resultat eines uneinsichtigen, verwöhnten Faultieres, das nie wirklich gelebt hat und nie die Erfahrung von wirklichem Verlust gemacht hat, daher nie gelernt hat Krisen und Traurigkeit konstruktiv zu bewältigen und nur mit der Fähigkeit ausgestattet ist, langweilig vor sich hin zu dämmern.
Entschuldigt bitte den noch folgenden ganzen ungeordneten, fragmentierten, chaotischen, unvollständigen, ironischen Sumpf meiner trägen, morbiden, deprivierten Gedankenwelt mit der ich hier das Board sinnlos fülle. Warum tue ich das?
Auslöser war die letzte bzw. heutige Therapiestunde.
In dieser Stunde ist mir klar geworden, wie sehr mich mein Therapeut wirklich ablehnt. Das Problem, was die ganze Sache noch verschärft, sind meine Gefühle, die ich für ihn habe. Die Therapie geht außerdem in 4 oder weniger Sitzungen zu Ende. Meine Gefühle für ihn, habe ich ihm schonmal vor längerer Zeit in Briefen mitgeteilt. Er kennt sie eigentlich. Ich glaube er will nichts weiter darüber wissen, weil er angesichts seines durch mich erzeugten Ekels nur Mitleid für mich empfinden kann und sich daher Distanzieren muss.
Ich hatte derartige Tiefs nach den Stunden schon oft. Die dann durch die einsetzende Verklärung zu Hochs wurden, in den Folgesitzungen also verflüchtigt waren. Mir fiel es schwer die erlebten Tiefs und deren Auslöser in den Stunden danach zu verbalisieren. Das einzige, was mir leicht gelang, war den Therapeuten, als auslösende Person zu kränken und zu frustrieren. Ich fühle mich in der Rolle einer sehr schwierigen Patientin, die vermutlich jedem Therapeuten das Helfen sehr erschweren und darüber hinaus auch belasten würde, gefangen. Ich verachte mich dafür, dass Energie und natürlich auch die Gelder für die therapeutischen Interventionen an mir verschwendet sind.
Ist das wirklich so? Ich habe keinen festen Boden unter mir und schwanke von einer zur anderen Welt.
Es gibt kein dazwischen. Mit der anderen Sichtweise vertraue ich dem Therapeuten mehr und lasse zugleich eigene Wünsche und Bedürfnisse bei mir zu, so dass ich mich einfach wohler fühle, dies aber in den Therapiesitzungen aus Scham "abwürgen" muss. Wenn dann mein Therapeut über andere PatientInnen erzählt, weiß ich, wie er zu ihnen im Gegensatz zu mir steht. Ich has.. mich und kämpfe z.B. mit Sport intensiv gegen das Faultier in mir an. Oft fühle ich mich so, dass ich weder Leben noch Sterben kann.
Natürlich kann ich Scham und Selbsthass als ungerechtfertigte Reaktionen und damit konstruktiv als meine Probleme ansehen. Ich zweifle, dass das meine Probleme sein sollen und glaube, dass ich in meiner Naivität von der Wahrheit zu viel verlange.
Ich weiß nicht, ob ich die Therapie jetzt zum Ende einfach abbrechen sollte. Ich würde es vermutlich nur aus Kränkung, heimlich hoffend, dass es ihm auch ein wenig Leid oder Weh tut, tun. Aber das wäre eine Aktion mit der ich mir nur selbst schaden würde, weil ohne ihn bzw. seinem Bild von ihm in mir, mir das Leben sinnlos erscheinen würde.
Obwohl ich glaube, des Lebens nicht wert zu sein, scheue ich es, mir zu nehmen - einfach nur, weil ich Menschen, die mich groß gezogen haben, zu sehr verletzen würde.
Ich finde keine passende Lösung für mich und pendle einfach nur hin und her, zwischen Vertrauen und Misstrauen meinem Therapeuten und mir gegenüber.
Zumindest kann ich meine heutigen Eindrücke der Stunde auch mit meinem grundlegenden Misstrauen erklären, so dass wieder eine Verklärung einsetzt, aber ich glaube heute endgültig ein Stück Wahrheit erfasst zu haben: ich bin eine schwierige Patientin und der Therapeut ist froh, wenn er mich los ist. Ich wünschte mir das aber anders, zumindest ...
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Tamara31
Forums-InsiderIn
285
Wien W, 31
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Thu, 23.Aug.07, 18:14 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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Wieso beendest Du die Therapie?
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zottigesFaultier
sporadischer Gast
11
Dschungel W, 32
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Thu, 23.Aug.07, 18:23 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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Weniger ich, mehr die Umstände sind es, die das Ende der Therapie herbeiführen.
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Thu, 23.Aug.07, 18:26 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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zottigesFaultier wrote: |
In dieser Stunde ist mir klar geworden, wie sehr mich mein Therapeut wirklich ablehnt. . |
Hi,
wie würdest Du reagieren wenn Dir ein Mensch begegnen würde der Dich nicht ablehnt, sondern Dich achtet, respektiert und wertschätzt?
wie würdest Du damit umgehen?
Grüssle,
Petra
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zottigesFaultier
sporadischer Gast
11
Dschungel W, 32
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Thu, 23.Aug.07, 18:31 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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Ehrlich gesagt, würde ich mich sehr unwohl fühlen und mich fragen, wie lange das wohl anhalten mag bis diese Person mich ablehnt.
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Thu, 23.Aug.07, 18:37 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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Könnte es sein daß Du unbewusst ekelhaft zu der Person wärst um ihn ja davon zu überzeugen daß Du WIRKLICH hassenswert bist?
Abgelehnt zu werden kennst Du. Damit kannst Du umgehen. Also fühlst Du Dich mit Ablehnung sicherer als mit Zuneigung.
Hm, niemand will wirklich abgelehnt werden. Aber durch Deine Angst vor Zuneigung (weil da müsstest Du Dich ja öffnen, und Dein innterstes preisgeben) provozierst Du lieber Abneigung als daß Du Zuwendung ertragen müsstest. Weil es Dir zu nahe geht. Bloss nicht berührt werden... Zu viel Angst. Zu gefährlich.
Oder?
Liebe Grüsse,
Petra
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zottigesFaultier
sporadischer Gast
11
Dschungel W, 32
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Thu, 23.Aug.07, 19:05 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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[quote="münchnerkindl"]Könnte es sein daß Du unbewusst ekelhaft zu der Person wärst um ihn ja davon zu überzeugen daß Du WIRKLICH hassenswert bist?
Abgelehnt zu werden kennst Du. Damit kannst Du umgehen. Also fühlst Du Dich mit Ablehnung sicherer als mit Zuneigung.
Das kann sein, dass ich mich gerade unbewusst so verhalte, dass ich auf Ablehnung stoße. Insofern könnte es mich vielleicht beruhigen, dass diese Ablehnung nur inszeniert ist. Aber ich habe gehofft, endlich ein größeres inneres Gleichgewicht zu bekommen. Es passiert mir ständig, das von einem Augenblick zum nächsten meine Welt zerfällt und ich die ganzen Eindrücke daraus rückblickend nicht mehr nachvollziehen kann.
Du hast Recht, Zuwendung geht mir wirklich zu Nahe und treibt mich so sehr in die Enge, dass ich sie zerstören muss und mich schließlich abgelehnt fühle.
Eigentlicher Anlass meines Beitrages ist das anstehende Ende der Therapie, wo ich nicht weiß, wie ich mit den ganzen Emotionen, der Traurigkeit umgehen soll. Etwas zynisch kann man nun fragen, ob mir mir vielleicht eine weitere Therapie darüber hinweghelfen könnte?
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Thu, 23.Aug.07, 19:32 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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zottigesFaultier wrote: | Etwas zynisch kann man nun fragen, ob mir mir vielleicht eine weitere Therapie darüber hinweghelfen könnte? |
Das ist keine zynische Frage. Das ist eine ganz normale Frage
Wenn Du in einer Therapie ganz langsam lernen könntest, Deine "Fluchtdistanz" bei Nähe zu verringern, dann wäre das doch wirklich sinnvoll, oder?
Du müsstest halt gezielt eine Therapie suchen wo Du genau das üben kannst. Aber wenn man weiss was man braucht dann kann man ja auch zielgerichtet nach Lösungen dafür suchen. Viel leichter dann was dagegen zu machen als wenn man konfus vor einem schwammigen Etwas von Problem steht und keine Ahnung hat an welchem Ende man die vielköpfige Chimäre nun packen kann.
Was hast Du denn in der alten Therapie nützliches gelernt?
Grüssle,
Petra
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zottigesFaultier
sporadischer Gast
11
Dschungel W, 32
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Thu, 23.Aug.07, 20:35 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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Hallo Petra,
du fragst, was ich in der Therapie Nützliches gelernt habe. Vielleicht nichts? Nein, ich kann das nicht in Worte fassen. Ich denke, dass durch den therapeutischen Prozess viele positive Veränderungen bei mir stattfanden - auch ohne, dass ich darüber bewusst reflektiert habe oder überhaupt dazu in der Lage wäre. Etwas konkreter könnte ich sagen, dass meine Empfindungen und Emotionen stärker als zuvor geworden sind. Viele meiner Ängste und "Probleme" belasten mich heute kaum noch, weil ich neue Einstellungen dazu gewonnen habe - vorausgesetzt ich bin in einer stabileren emotionalen Verfassung. "Verringerung der Fluchtdistanz" klingt ein wenig nach Verhaltenstherapie. Ich hatte zuvor mal eine angefangen und abgebrochen, weil es gründlich daneben ging. An den negativen Erfahrungen habe ich heute noch zu knabbern. Vielleicht lehne ich Verhaltenstherapie deshalb auch konsequent ab.
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Thu, 23.Aug.07, 21:44 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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Na, sagen wir, Nähe macht Dir Angst weil Du damit schlechte Erfahrungen gemacht hast. Und weil Du nachdem Du "dichtgemacht" hast nie wieder Erfahrungen damit gemacht hast ist es für Dich klarerweise fremd und unheimlich und Du hast keinerlei Übung damit.
Und ich denke daß wenn man vor etwas erstens Angst hat und zweitens völlig ungeübt darin ist, dann ist das einzige das hilft vorsichtige Annäherung (also ohne Überforderung) und positive Erfahrungen sammeln.
Also eine Umgebung wo Du Nähe erleben kannst ohne Gefahr von Verletzung, also wo Du Dich wirklich sicher fühlen kannst, wo Du bestimmst wieviel Nähe Du zulassen kannst und wo Deine Grenzen geachtet werden.
Aber wo eben das Angebot von Nähe vorhanden ist.
So dachte ich das in etwa.
Hm, Verhaltenstherapie könnte mitunter was von Umerziehungslager haben , wenn der Therapeut etwas unfähig ist glaube ich... Vieleicht war es nicht der richtige... Aber egal, es muss ja keine Therapie sein, das kann man ja auch im täglichen Leben machen.
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zottigesFaultier
sporadischer Gast
11
Dschungel W, 32
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Thu, 23.Aug.07, 22:20 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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Hallo Petra,
während meiner damaligen Verhaltenstherapie hatte ich das Gefühl, dass sich alles auf meine Ängste und Probleme fixierte. Wenn es nicht so lief, wie es sich der Therapeut wünschte, konfrontierte er mich entnervt mit seiner Diagnose über mich. Ich fühlte mich hilflos, ohnmächtig und verloren, zu sehr auf diese Diagnose reduziert. Ich spürte, dass das falsch läuft und brach deshalb die Verhaltenstherapie ab.
Ich hoffe, dass mir der neue Lebensabschnitt mehr Chancen eröffnet positive Erfahrungen zu machen und so meine Konflikte mit der Nähe abzubauen. Wichtig ist dafür ein innerer Halt und Glaube an etwas - doch wie entsteht soetwas?
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Thu, 23.Aug.07, 22:26 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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Mann, das war eine Scheisstherapie.. Echt das Geld net wert, nach dem was Du da schreibst..
Wie sowas entsteht? Ich glaube das wichtigste ist daß man es wirklich möchte.
Und dann Leute an denen einem etwas liegt und denen etwas an einem liegt. Und die einen nicht zu oft in die Pfanne hauen.
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zottigesFaultier
sporadischer Gast
11
Dschungel W, 32
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Thu, 23.Aug.07, 22:39 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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Der Wille allein hilft nicht. Ich denke Glück spielt eine sehr große Rolle. Es kommt aber nicht aus dem Nichts, sondern breitet sich quasi wie das "Virus" über glückliche Menschen aus.
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Fri, 24.Aug.07, 15:43 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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Wie ein Virus. Gegen das Du dann also immun bist? Glücksviren, oder sowas. Nein. Ein Virus ist ja etwas von Aussen.
Was es braucht ist der Wunsch etwas neues zu lernen. Wie eine neue Sprache.
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Last edited by münchnerkindl on Fri, 24.Aug.07, 17:08; edited 1 time in total |
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vallée
Forums-Gruftie
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Wolkenkuckucksheim W, 27
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Fri, 24.Aug.07, 16:28 Re: bitterer Erfolg - Auflösung meiner Illusionen |
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zottigesFaultier wrote: | Der Wille allein hilft nicht. Ich denke Glück spielt eine sehr große Rolle. Es kommt aber nicht aus dem Nichts, sondern breitet sich quasi wie das "Virus" über glückliche Menschen aus. |
Ja, wenn du so denkst, kannst du natürlich absolut nichts machen.
Wundert mich eigentlich, da du ja einiges über dich weist:
Quote: | Das kann sein, dass ich mich gerade unbewusst so verhalte, dass ich auf Ablehnung stoße. Insofern könnte es mich vielleicht beruhigen, dass diese Ablehnung nur inszeniert ist. |
Ja das ist eine Möglichkeit. Und solange du nicht den Mut hast das durchzustehen wirst du es nicht ändern können.
Du kannst ja auch sagen: Ich spüre zwar mit jeder Faser, das mein therapeut mich eklig findet und verachtet, aber mein kühler Verstand sagt mir das stimmt gar nicht. Also gehe ich wieder hin und spreche mit ihm darüber.
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_________________ Human consciousness is the only seeing eye of the Deity.
- C.G. Jung |
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