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Crazykeks
sporadischer Gast
22
Essen (NRW) M, 31
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Tue, 21.Aug.07, 23:45 Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hallo zusammen,
ich habe heute diese Seite entdeckt und ich bin froh, das ich sie gefunden hab. Ich leide nämlich seit einer längeren Zeit unter meiner teils heftigen Hypochondrie! Ich habe Angst vor Krankheiten, die ich nicht habe. Ich bilde mir ein, das sie da sind, aber sie sind nicht da!
Es ist wie ein Widerspruch der eigenen Logik. Der Verstand sagt, das ich nicht krank bin aber der Kopf ist anderer Meinung.
Das ganze hat mit Blut im Stuhl angefangen, das war vor 2 Jahren! Dieser kam durch eine Hämorrhoide zustande und war eigentlich absolut harmlos. Ich googelte mich aber trotzdem quer durch das Internet und suchte nach Informationen über Darmkrebs!
Danach bekam ich ein sogenanntes Globusgefühl im Hals welches auch wirklich da war oder da ist. Ich hatte Angst, Kehlkopfkrebs zu haben, fuhr in die Notdienstpraxis wo man aber nichts fand. Am nächsten bekam ich Kreislaufprobleme wegen einer Angstattacke. Ich hatte die Angst, das mein Hals sich wegen dieses Globusgefühls zuschnürt und ich ersticke.
Dann hab ich eigentlich schon die komplette Palette an Krankheiten mitgemacht. Ich bin raucher und habe natürlich dadurch bedingt öfter mal einen Husten, den ich natürlich sofort als Lungenkrebs deute. Durch die dauerhafte psychische Anspannung habe ich einen Reizdarm bekommen, der sich gravierend auf Farbe und Konsistenz meines Stuhlgangs auswirkt. Natürlich bekomme ich dann wieder Angst vor Darmkrebs. Durch mehrere irritierte Muskeln im Brustbereich kommt es öfter zu Schmerzen, die ich dann aber aufs Herz schiebe und wieder nervös werde.
Ein normaler Hypochonder läßt dann aber sämtliche Untersuchungen über sich ergehen um seine gedachten Krankheiten auszuschließen. Aber ich habe zusätzlich zur Hypochondrie auch noch die Angst, das bei den entsprechenden Untersuchungen wie Lunge röntgen, Stuhlprobe etc. eine der gedachten Diagnosen bestätigt wird. Heisst, das ich mich selbst im Ungewissen lasse, was mich psychisch ja noch mehr anspannt!
Andere Hypochonder hätten auch schon lange einen Psychotherapeuten aufgesucht! Ich aber versuche das alles mit mir allein auszumachen, was ein großer Fehler ist, wie sich jetzt mehr und mehr herausstellt. Die ständige Angst vor einer schweren Krankheit und sei sie noch so unbegründet, belastet mich wirklich sehr und so langsam finde ich irgendwie keine Argumente mehr, um mich selbst zu beruhigen.
Jeden Tag denke ich über Krankheiten nach. Jeder Husten, jeder Auswurf, jeder Durchfall ist in meinen Augen das Ende! Durch diese Anspannung werden meine Darmprobleme schlimmer und natürlich interpretiere ich dann noch mehr darein.
Eine Zeit lang hab ich immer irgendwelche Lösungen gefunden, um mich aus einer mit der hypochondrie verbundenen depressiven Grundstimmung wieder herauszuziehen, was aber irgendwie immer weniger funktioniert.
Irgendwie glaube ich mir selber nicht mehr! ich sage mir das es nur wieder ein Schub von Hypochondrie ist, glaube mir aber im gegenzug kein wort! Und dann ist der Gedanke an eine Krankheit wieder da!
Ich hab gemerkt, das ich wohl wirklich proffessionelle Hilfe brauche, nur weiß ich nicht ob es was bringt. Er wird mich wahrscheinlich für verrückt halten wenn ich ihm das erzähle. Und wenn ich ihm dann noch sage, das ich eigentlich ein sehr lebenslustiger und humorvoller Mensch bin, der aber andererseits zeitweise unter Depressionen und Angstattacken leidet, dann wird er mir wahrscheinlich nicht mal mehr glauben!
Gibt es hier zufällig noch andere, die ähnliche Probleme haben. Ich würde mich so gerne mal dazu austauschen oder ein paar Ratschläge bekommen, wie ich das ins Lot kriegen kann.
Freue mich über jeden Tipp
Danke euch schonmal und viele Grüße
Andi
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Crazykeks
sporadischer Gast
22
Essen (NRW) M, 31
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Thu, 23.Aug.07, 11:53 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hallo nochmal,
gestern abend war mal wieder ein schlimmer Abend. Ich bekam wieder einen starken Durchfall, bedingt durch den psychischen Druck dem ich mich selbst aussetze.
Ich habe festgestellt, das mein ganzer Körper angespannt ist. Komischerweise habe ich aber keine Drambeschwerden, wenn ich irgendwie unterwegs bin mit Freunden oder so. Ist meine Hypochondrie also nur ein Produkt von Langeweile?
Oder vielleicht bilde ich mir die Hypochondrie ein und bin wirklich körperlich krank?
Man stellt sich soviele Fragen und findet keine Antworten.....und mit jedem Gedanken reitet man sich tiefer rein!
Gibt es hier noch andere, die solche Gedanken oder Gefühle kennen?
Bin für alles dankbar
Liebe Grüße
Andi
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Crazykeks
sporadischer Gast
22
Essen (NRW) M, 31
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Thu, 23.Aug.07, 22:02 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Bin ich tatsächlich der einzige noch aktiv schreibende Hypochonder hier?
Gibt es wirklich niemanden, der einem da mit Rat und Tat zur Seite stehen kann oder mit dem man sich austauschen kann?
Fällt mir schwer zu glauben!
Liebe Grüße
Andi
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Aspipitt
Forums-InsiderIn
210
NRW M, 48
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Sat, 25.Aug.07, 17:20 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hi crazykeks,
Ich bin kein Psychotherapeut und weiss nicht, wie sich ein solcher Deiner Problematik annimmt.
Ich kann allerdings Deine Gefühle gut verstehen und hatte auch mal eine schwere "hypochondrische" Episode, und mich von vorn bis hinten endoskopieren und tomographieren lassen.
Insofern kann ich nur laienhaft raten.
Du beschriebst, dass Du bei Deinen Beschwerden deswegen keinen Arzt aufsuchst, weil Du Angst vor der Bewahrheitung Deiner Befürchtungen hast.
Ist das der einzige Grund? Oder machst Du Dir auch Sorgen in die Psycho-Ecke gestellt zu werden.
Jeder Arzt wird bei Schilderung einer Symptomatik zunächst eine körperliche Diagnostik veranlassen. Beispielsweise ein Blutbild, dass bei Unauffälligkeit ein bösartiges Leiden mit einiger Sicherheit ausschließt. Sollte es so sein, dass bei z.B. Deiner Durchfallproblematik (wider Erwarten) doch etwas Ernsthaftes dahintersteckt (z.B. eine Darmentzündung wie M.Crohn) hat eine frühzeitge "Entdeckung" doch den Vorteil, dass dann eine angemessene Therapie eingeleitet werden kann. Wenn sich nach ggf. umfangreicher Diagnostik herausstellt, dass die Beschwerden doch eher "psychosomatisch" sind, und Dein Leidensdruck weiter hoch ist, dürfte es so sein, dass Dein Arzt Dir anbietet, einen "Spezialisten" hinzuziehen, der sich mit Krankheiten der Seele besser auskennt.
Mit freundlichen Grüßen
Aspipitt
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Crazykeks
sporadischer Gast
22
Essen (NRW) M, 31
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Sun, 26.Aug.07, 16:18 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hallo,
also das mit der Psychoecke kann ich klar verneinen, da ich schon weiss, das ich wohl ein Hypochonder bin. Bei so vielen Krankheiten, wie ich laut meiner Einbildung schon hatte, müsste ich schon seit Jahren tot sein. Also ist es folglich nicht realistisch! Andererseits quält mich bei allem Denken über meine Hypochondrie aber auch immer die Befürchtung, mal eine wirklich schlimme Krankheit zu übersehen oder lapidar auf Hypochondrie zu schieben.
Es ist ein ewiges Hin und Hergerissen-sein zwischen dem Glauben an eine echte Krankheit und den Gedanken an Hypochondrie.
Du hast sicxher recht, das man durch eine umfangreiche Untersuchung vieles klären könnte und das man vor allem wirkliche Erkrankungen, die ich für einen hypochondrischen Schub halte, schneller erkennen und damit auch besser heilen kann. Aber die Angst vor diesen Diagnosen ist halt da. Es ist die Angst, mit diesen Diagnosen nicht umgehen zu können, mit einer schlimmen Krankheit nicht leben zu können und viel leiden zu müssen im Bezug auf die Krankheit.
Allerdings leide ich ja jetzt im Moment auch weil ich a) nicht weiss ob ich im Bezug auf diverse Krankheitsymptome körperlich oder seelisch krank bin und b) ich schon soviel Lebensqualität verloren habe durch diese ständigen Ängste.
Aber am meisten Angst macht mir die Tatsache, das ich mich einfach nicht mehr wieder erkenne. Mein Verhalten, mein Leben, mein Charakter..alles hat sich verändert durch diese Sache und es verwirrt mich und macht mich traurig, was dann wieder zur Depression führt.
Irgendwie glaube ich, bin ich richtig durch den Wind!
Liebe Grüße
Andi
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Seepferdchen
Helferlein
66
Österreich W, 43
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Mon, 27.Aug.07, 16:07 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hallo Andi!
Ich weiß, ich bin zwar kein Maßstab, aber auf mich wirkt deine Art zu schreiben nicht als würde sie aus der *Psychoecke* kommen.
Hypochonder klingt mir auch ein wenig zu hart, da du ja wirklich und ernstzunehmende Symptome hattest.
Ich kenn seit kurzem diese *Übervorsicht* auch (ist einige Zeilen unter deinem Beitrag =*Sind das Panikattacken?*).
ich hab mich mittlerweile wieder ganz gut erfangen, obwohl ich herzmäßig noch immer sehr sensibel reagiere, wenn ich mal einen Herzstolperer spüre.
Vielleicht solltest du einmal mit einem Arzt deines Vertrauens über die gesamte Problematik sprechen...und auch deine Selbstbeurteilung Hypochonder zur Sprache bringen.
Würd ich auf jeden Fall besser finden, als so vor mich hin zu wurschteln und erst nicht zu wissen woran ich bin.
Liebe Grüße
Seepferdchen
PS: Hab vergessen zu fragen: Gabs VOR dem Auftreten deiner Erscheinungen eine Umstellung in deinem Leben? (Trennung? neue Arbeit? Hochzeit? außergewöhnlichen Stress? usw.....?)
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maerchenfee13
neu an Bord!
4
Österreich W, 27
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Thu, 30.Aug.07, 20:20 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hallo Andi!
Ich bin heute zufällig beim Surfen in diesem Forum gelandet, als ich im Internet nach Symptomen psychosomatischer Krankheiten gesucht hab. Seit rund zweieinhalb Monaten beobachte ich an mir nämlich eine Unmenge von Krankheitsanzeichen, die mich seitdem schon fast in den Wahnsinn getrieben haben: ständiger Druck auf der Brust, als ob ein tonnenschwerer Stein auf mir liegen würde, Globusgefühl im Hals, Schluckbeschwerden, ständiges Kratzen im Hals und dadurch ausgelöster Hustenreiz, schmerzhafte Verspannungen in Nacken-, Rücken- und Brustmuskulatur. Manchmal habe ich das Gefühl, als ob man Brustkorb voller Flüssigkeit wäre, die bei jedem Atemzug "herumschwabbelt". Angefangen haben diese ganzen Beschwerden mit starken, stechenden Schmerzen in meiner linken Schulter. Obwohl ich eine ziemliche Abneigung gegen Ärzte und Krankenhäuser habe, bin ich damals in die Ambulanz unseres Krankenhauses gegangen, wo bei einem Wirbelsäulenröntgen nichts gefunden wurde. Kurze Zeit später begann das mit dem Husten etc. Ich war in den vergangenen Monaten bei unzähigen Ärzten (zwei Praktiker, zwei Lungenfachärzte, HNO), wo Lungenröntgen, Lungenfunktionstests, Allergietests, Abdomenröntgen etc. gemacht wurde. Dabei wurde Gottseidank nie etwas gefunden, außer, dass ich total verspannt bin und wahrscheinlich einen Magenreflux habe. Seitdem stopfe ich verschiedenste Medikamente in mich hinein (vom Antibiotikum bis zur Magentablette). Geholfen hat mir aber nichts! Niemand in meiner Familie glaubt, dass mir etwas Ernstes fehlt. Und obwohl mich auch die Ärzte immer wieder beruhigen, bilde ich mir dauernd ein, an einer tödlichen Krankheit zu leiden. Jeden Tag wünsche ich mir, ohne diese Beschwerden aufzuwachen, da es mir während der Nacht blendend geht, aber seit Juni hört es einfach nicht auf. Ständig sage ich mir, dass mir ja eh nichts fehlt und ich mir das alles nur einbilde, aber es hilft nichts! Deshalb kann ich gut nachvollziehen, wie es dir geht, da ich mich auch wie gefangen in meinen "eingebildeten Krankheiten" fühle. Nur wenn ich mich durch Lesen, Radfahren etc. ablenke, geht es mir kurzfristig besser. Wie kann man bloß aus diesem Teufelskreis rauskommen? Ich möchte doch nicht mein ganzes Leben von meinem Krankheitswahn bestimmen lassen! Wahrscheinlich müsste man die Ursachen erforschen, die dazu geführt haben, aber mit Psychotherapeuten haben ich bisher keine guten Erfahrungen gemacht.
Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich mit einigen privaten Problemen zu kämpfen habe. In diesem Jahr haben sich sowohl mein Berufs- als auch mein Privatleben total verändert. Ich hab das wohl nicht nicht ganz verkraftet - vielleicht schreit mein Körper durch meine "Krankheiten" ja um Hilfe? Wie schaut es bei dir aus? Kannst du dir erklären, wieso man plötzlich solche "Krankheiten" bzw. Krankheitsängste entwickelt?
Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute. Und sei beruhigt: Du bist jedenfalls nicht der einzige, dem es so gut
Liebe Grüße
Märchenfee
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Manuel
sporadischer Gast
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Hessen/Frankfurt M, 32
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Thu, 30.Aug.07, 22:32 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hallo,
ich bilde mir auch immer sowas ein, gerade wenn es ganz neue Symptome sind. Aber richtig leiden tue ich darunter nicht. Mich hatte das für sehr mitgenommen habe nur darüber nachgedacht was ich wohl haben könnte und google macht meistens alles noch schlimmer
Irgendwann war es sehr extrem bis ich wütend geworden bin und das nicht länger mitmachen wollte, ab jetzt gehe ich immer gleich zum Arzt und der sagt mir dass alles in Ordnung ist. Nach spätestens 3 Arztbesuchen dann lachst du nur noch drüber aber du musst halt den Schritt wagen und zum Arzt gehen. Alles gute.
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Crazykeks
sporadischer Gast
22
Essen (NRW) M, 31
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Fri, 31.Aug.07, 14:24 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hallo zusammen,
@seepferdchen
Ich habe Anfang der Woche meine ambulante Reha begonnen, bei der mein HWS /LWS Syndrom behandelt wird. Dort hatte ich am Dienstag ein psychologisches Gespräch, in dem ich mir mal so ein wenig von der Seele geredet habe. Die Aussage der Psychotherapeutin war, das sie es durchaus für eine psychische Erkrankung hält, vor allem aufgrund der Zeitpunkte, in denen das ganze auftritt. Natürlich ist sie nur während der Reha für mich zuständig aber trotzdem wollte sie mir Hilfestellung geben und gab mir ein strenges Google-Verbot im bezug auf Krankheiten und Symptome.
Das habe ich auch bis heute durchgehalten und es hat mir zumindest schonmal ein kleines bisschen Nervosität genommen. Allerdings hatte ich die letzten 3 Tage wieder Bauchschmerzen, die gegen Abend dann in Durchfall übergegangen sind. Aber genau das ist es, was sie so stutzig macht und mich mittlerweile auch. Ein Darmkrebs tritt nicht hauptsächlich abends auf, genauso wenig wie Morbus Crohn oder irgendeine andere Darmerkrankung! Und genau das ist das merkwürdige. Tagsüber gibt mein Darm weitestgehend Ruhe, normaler Stuhlgang und alles weitestgehend im grünen Bereich. Abends nach dem Essen geht es dann langsam los. Erst einmal fester Stuhlgang, danach etwas weicher, dann hält sich die Konsistenz nur die Häufigkeit nimmt zu. Das ist laut ihrer Aussage total untypisch für eine Erkrankung, mal abgesehen vielleicht von Fieber.
Ich werde mich aber nächste Woche doch zu einem Arztbesuch durchringen und beten das er nichts schlimmes findet. Nur um sicherzugehen, allerdings ohne eine Spiegelung (da hab ich eine echte Phobie diesbezüglich)
@Manuel
kann es denn sein, das deine ständigen Arztbesuche auch ein zeichen der Hypochondrie sind? Eigentlich ist das doch typisch für einen Hypo, das er alles direkt abklären läßt und sei das Symptom noch so alltäglich. Ich meine, wenn es dir dabei super geht dann ist es doch eine tolle Sache und es freut mich wirklich wenn jemand einen Weg aus dem ganzen findet, nur sei bitte vorsichtig, das du nichts in dich reinfrisst. Das könnte später noch schlimmer werden als die eigentliche Erkrankung!
@Märchenfee
Die Sache mit dem Globusgefühl kenn ich so verdammt gut aber ich weiss auch das es für ein solches Gefühl noch andere Ursachen geben kann, mit denen man eigentlich gar nicht rechnet. Ein Globusgefühl kann zum Beispiel auch durch Verspannungen im bereich der Wirbelsäule (grad gelernt..ggg) auftreten. Für einen Hypochonder ist so etwas natürlich schrecklich, weil man sofort Kehlkopfkrebs oder Magenkrebs darein interpretiert.
Ich kann dich so gut verstehen. Mittlerweile leide ich auch sehr unter diesen Zeichen meines Körpers. Ich begutachte mich mittlerweile schon richtig und jedes Zwicken läßt grausame Gedanken in mir hochkommen. Letzte Woche hatte ich ein zwickern auf Höhe der Leber und dachte sofort an etwas ganz schlimmes, was da in mir vorgehen könnte. Mein vater sagte mir daraufhin, das nicht alles automatisch schlimm ist. Vielleicht ist das ja ein Grund dafür warum man so denkt. Vielleicht nehme ich die Harmlosigkeit nicht mehr wahr und denke immer direkt an etwas schlimmes. Ich weiß auch keine Lösung aber ich bin auf jeden Fall froh hier endlich Gleichgesinnte zu treffen. Danke schonmal dafür, das tut echt gut!
Liebe Grüße
Andi
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maerchenfee13
neu an Bord!
4
Österreich W, 27
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Sat, 01.Sep.07, 1:37 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hallo Andi!
Die Märchenfee ist meine jüngere Schwester, und sie hat mir erlaubt, Dir hier das zu schreiben, was ich auch ihr geraten habe. Ich war selbst lange leidend, ohne organisch krank zu sein. Bis ich erkannt habe, wie bei mir der Hase läuft. Wir haben ein vegetatives Nervensystem, das seinen Sitz im Hirnstamm hat. Wenn unsere Vorfahren von einem wilden Tier bedroht wurden, hat sich das vegetative Nervensystem eingeschaltet und den Körper auf Stress eingestellt, und unsere Vorfahren haben sich schnell aus dem Staub gemacht. Danach hat das vegetative Nervensystem das Gegensignal gegeben, und unsere Vorfahren haben sich wieder beruhigt. Seit damals ist unser Großhirn gewachsen, wir fürchten uns nun vor anderen Gefahren. z.B. Stress im Beruf, in der Beziehung, mit den Eltern oder was auch immer. Aber das System ist gleich geblieben. Das vegetative Nervensystem kriegt das Signal: Achtung, Gefahr! und spielt dann sein Programm durch. Nur dass unsere heutigen Ängste dauerhafter sind. Darauf sind unser vegetatives Nervensystem und unser Körper aber nicht eingestellt. Und folglich entgleist das System, da Deinem Körper ständig gesagt wird, er müsse vor einem wilden Tier davonlaufen. Und das bis zu 24 Stunden am Tag. Außer Du schläfst gut und fest oder hast Spaß mit Deinen Freunden oder siehst Dir einen spannenden Film an,... - d.h. Du bist abgelenkt, und Dein Körper kann sich etwas erholen. Die Symptome sind schon real, aber sie sind nicht das Problem. Das Problem ist "das wilde Tier", vor dem Du davonläufst. Du - und das habe ich auch meiner Schwester gesagt - solltest Dich fragen, wovor Du Dich so fürchtest. Noch mehr als vor der Krankheit, denn mit der traust Du Dich ja Dich zu beschäftigen. Du führst ja auch gegen die Krankheit einen Scheinkampf, anstatt Dich dem noch viel größeren Problem dahinter zu stellen. Überleg mal...
Blut im Stuhl hatte ich auch. Mastdarm eingerissen, da zu fester Stuhl, da meine Darmmuskulatur chronisch verkrampft war - zu viel Stress. Magenschmerzen - verkrampfter Magenausgang, zu viel Stress. Schmerzen in der Herzgegend - verspannte Rückenmuskulatur, zu viel Stress. usw. Auch die Durchfallsache ist ein guter alter Bekannter. Wenn das wilde Tier kam, haben sich unsere Vorfahren oft schnell hinten entleert, um so leichter und damit schneller zu sein. Was steckt also hinter dem Durchfall - Du hast es erraten: Stress!
Ich habe auch jahrelang die Krankheit bekämpft, die durchaus real war, siehe Röntgenbilder. Aber das "wilde Tier", das mir so viel Angst gemacht hat, war der Konflikt mit meinen Eltern, vor dem ich mehr Angst hatte als vor dem Kranksein. Darum habe ich lieber Symptombekämpfung als Konfliktbewältigung betrieben.
LG und stell Dich Deinem wilden Tier!
Märchenfees Schwester
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Crazykeks
sporadischer Gast
22
Essen (NRW) M, 31
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Sun, 02.Sep.07, 16:22 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hallo zusammen, hallo Märchenfees Schwester,
erstmal danke für den wirklich hilfreichen und guten Beitrag, dem ich schon irgendwo zustimmen kann. Sicherlich ist es irgendeine tiefere Angst, die einen zu den Krankheitsbefürchtungen treibt. Aber dieses, wie du sagst, wilde Tier zu finden, ist nicht besonders einfach. ich glaube nicht mal, das es ein bestimmtes Tier gitb, sondern wahrscheinlich mehrere.
Es könnte sehr gut sein, das zum Beispiel eine Deprtession aus dem Jahr 1996 bei mir eines dieser wilden Tiere sein könnte. Ich kannte vorher sowas wie Depressionen überhaupt nicht und hatte damals von einem Tag auf den anderen eine nicht begründete Todesangst. Ich hatte Angst, morgens nicht wieder aufzuwachen und auch eine allgemeine Angst vor meinem Tod, oder dem meiner Eltern. Todesangst könnte ja eine Vorstufe von Hypochondrie sein. Allerdings wäre die Suche nach dem Wilden Tier dann auch wieder ein rattenschwanz, weil es ja für Todesängste auch wieder ein wildes Tier geben muss, was es zu suchen gilt. Irgendwie dreht man sich da dann doch im Kreis oder nicht?
Wie bist du denn überhaupt darauf gekommen, woran es bei dir lag? Hast du das mit einem Therapeuten herausgefunden oder hast du es ohne fremde Hilfe geschafft?
Ich hatte übrigens gestern nach einer kleinen Phase der Besserung mal wieder einen Rückfall. Bin gestern abend in der Notdienstpraxis gewesen und hab wegen eines ungefähr 5 Minuten anhaltenden Stechen in der linken Brust ein EKG schreiben lassen. Ich glaube, das ich langsam an dem Punkt ankomme, wo mir ein Arztbesuch schon fast unangenehm wird, da ja nichts auffälliges zu finden ist.
Liebe Grüße
Andi
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Sun, 02.Sep.07, 16:31 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hallo Crazy,
also das was für mcih einen Hypochonder ausmacht ist doch daß ein Hypochonder seine Wehwehchen dazu nutzt um von der Umgebung Aufmerksamkeit zu bekommen. Und daß er wirklich felsenfest überzeugt ist krank zu sein.
Das fehlt bei Dir ja komplett.
Was Du beschreibst hört sich eher an wie eine Angststörung die sich zufällig auf Krankheiten gestürzt hat. Andere Leute haben Angst vor Bazillen und was weiss ich was, Du eben vor bedrohlichen Krankheiten..
Liebe Grüsse,
Petra
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Crazykeks
sporadischer Gast
22
Essen (NRW) M, 31
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Sun, 02.Sep.07, 17:11 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hallo Münchnerkindl,
also soweit ich informiert bin, ist hypochondrie nicht nur eine Erkrankung, die sich auf die Aufmerksamkeit der Bekannten, verwandten und Freunde bezieht, sondern eine generelle unbegründete Angst vor Krankheiten und das ist genau das, was ich fühle und habe.
Der einzige Unterschied ist bei mir, das ich auf der einen Seite der festen Überzeugung bin, krank zu sein, aber auf der anderen Seite wiederum Gegenargumente finde oder auch von anderen bekomme. Ich versuche mich durch diese Argumente von den Krankheiten abzubringen, was aber leider nur bedingt funktioniert denn meistens ist die Überzeugung der schweren Erkrankung stärker als meine Logik.
Aber egal wie man es dreht und wendet. Fakt ist, es liegt ein psychisches Problem vor und dieses Problem kann ich leider gottes nicht allein bewältigen. Es hilft zwar, darüber zu reden und zu schreiben aber es löst das ganze Dilemma nicht.
Diese Gedanken sind so fürchterlich und machen mich sehr traurig. Im einen Moment bin ich in der Situation, an eine schwere Krankheit zu glauben die ich habe. Diese Gedanken gehen dann sogar soweit das ich in diesem Moment überhaupt keine Zukunftspläne mehr mache, mich zurückziehe und in Selbstmitleid versinke. Im nächsten moment denke ich dann wieder, das alles nur Einbildung ist, ich einen Reizdarm und einen Raucherhusten habe und mehr nicht. Diese Pseudoerkenntnis beruhigt mich dann und macht mich etwas zufriedener. Doch im Hinterkopf habe ich dann aber immer noch diese Angst, mich in falscher Sicherheit zu wiegen.
Liebe Grüße
Andi
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maerchenfee13
neu an Bord!
4
Österreich W, 27
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Sun, 02.Sep.07, 19:33 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hallo Andi und Co.!
Nachdem ich meiner "großen" Schwester erlaubt hab, unter meinem Pseudonym im Forum zu schreiben, muss ich mich selber mal wieder zu Wort melden. Ich glaub, dass sie mit ihren Aussagen vom "wilden Tier" ganz recht hat. Aber auch wenn ich mir hundertmal am Tag laut vorsage, dass die Ursachen für meine Krankheitssymptome auf einer ganz anderen Ebene zu suchen sind, hilft mir das nicht viel. Weil es so unheimlich viel Kraft kostet, diese Ursachen zu ändern, und ich noch dazu von Natur aus eine sehr pessimistische Lebenseinstellung hab. Ich hab einen Freund, mit dem ich sehr glücklich bin, einen halbwegs guten Job und könnte - abgesehen von ständigen Streitereien mit meinen Eltern, die nicht verkraften können, dass sich ihr "kleines Mädchen" endlich abnabeln will - eigentlich mit meinem Leben zufrieden sein. Aber irgendein schlechtes Gefühl sagt mir immer wieder, dass sicher bald etwas Schlimmes passiert, weil ich einfach nicht glücklich sein darf. Und dieses Schlimme sind dann eben die Krankheiten. Ich denke mir dauernd, dass ich kein Recht dazu habe, einfach ein zufriedenes, selbstbestimmtes Leben zu führen. Warum ich diese Einstellung hab, weiß ich nicht. Vielleicht vererbt. Wie man zu einer optimistischeren Lebenseinstellung kommen kann, weiß ich auch nicht. Mittlerweile hab ich aber herausgefunden, dass es mir immer dann körperlich am besten geht, wenn ich abgelenkt bin. Auch in der Nacht, beim Schlafen, hab ich keinerlei Symptome. Ich bin jedenfalls froh, hier ein paar Gleichgesinnte gefunden zu haben, da ich mich sonst von niemandem richtig ernstgenommen fühle. Auch wenn ich vielleicht "nur" ein Hypochonder bin - das ist ja schon schlimm genug! @Andi, wie geht es dir, wenn du dich ablenkst? Kannst du dann dein ständiges Gefühl krank zu sein ausschalten?
Liebe Grüße
Märchenfee
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Crazykeks
sporadischer Gast
22
Essen (NRW) M, 31
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Sun, 02.Sep.07, 20:06 Re: Hypochondrie wie Gefangenschaft! |
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Hallo Märchenfee,
meine Grundsituation ist die, das ich eigentlich ein sehr humorvoller und lebensfroher Mensch bin. Ich habe eine sehr lockere Einstellung zum Leben und versuche immer, alles locker zu nehmen, egal wie groß die vermeintlichen Probleme auch sein mögen. Als ich damals dieses depressive jahr voller Todesängste hatte, bin ich aus allen Wolken gefallen, weil es mich sehr überrascht und überrumpelt hat. Ich kannte mich so nicht und konnte das nur schwer verarbeiten.
Die einzigen Probleme, die ich scheinbar nicht locker nehmen kann, sind diese verfluchten Ängste vor lebensbedrohlichen krankheiten, die wahrscheinlich auf die Todesangst zurückzuführen sind, wie deine Schwester es ja auch schon richtig als "Wildes Tier" bezeichnet hat.
Aber auch ich habe eigentlich einen recht guten Job, mal abgesehen von einer gewissen Dosis Stress, eine gut funktionierende Beziehung zu einer sehr lieben und verständnisvollen Person, die ich nie missen möchte.
Ich habe iegentlich auch einen guten Freundeskreis, der zwar manchmal auch Enttäuschungen für mich bereithält, was aber daran liegt das ich von den Leuten manchmal zu viel erwarte.
Aber insgesamt ist mein Leben eigentlich schon ok und ich genieße es auch, soweit ich kann. Um auf deine Frage zu kommen, wie es mir geht wenn ich mich ablenke. Momentan bin ich ja in einer ambulanten Reha wegen des LWS/HWS Syndroms und bin dort den ganzen Tag nur mit Sport und ergonomie beschäftigt. Und dann habe ich wirklich überhaupt keine Krankheitssymptome, keinen Durchfall, keine schlechten gedanken, gar nichts! Aber wenn es dann auf den Abend zugeht, und ich freie Zeit habe, dann ist bei mir anstatt Entspannung immer diese Angst im Vordergrund. Dann kommt das Ziehen in der Brust, der Durchfall und die Befürchtungen, das ich Krebs habe.
Es ist schwer, das in Worte zu fassen, was da in mir vorgeht. Ablenkung tut mir gut, ja! Aber ich kann mich nicht 24 Stunden am Tag nur ablenken. irgendwann braucht man auch mal etwas Ruhe, die dann aber wieder mit der Angst vor Krankheiten verbunden ist. Momentan fehlen mir diese Ruhephasen, wo es nur um Entspannung und nicht um Sorgen geht. Natürlich mache ich mir auch Sorgen, das mein Körper sich irgendwann für die mangelnde Ruhe rächen wird.
Aber ich stimme dir zu, es ist schön, Gleichgesinnte zu treffen, die einen ernst nehmen und die Problematik des Ganzen kennen und nachfühlen können.
Liebe Grüße
Andi
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