Trauer und Angst

Helferlein 51 Deutschland M, 30

Hallo,

ich hatte meine Ängste ja schon mal beschrieben:

http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=35622

bin immer noch sehr traurig, seit wochen jeden tag traurig, das ist auf dauer etwas anstrengend - wenn ich besonders traurig bin, dann kommen vor allem auch die ängste wieder hoch, also ängste, was schlimmes getan zu haben, fremdgegangen usw. - das habe ich schon mit dem arzt herausgearbeitet, dass die ängste immer dann vor allem aktiviert werden, wenn ich so richtig traurig bin - momentan ist es ein ständiger wechsel zwischen "gehts so", tiefer, tiefer traurigkeit und den ängsten.

ich versuche auch, in mich hineinzuhören, aber ich "erwarte" da wahrscheinlich immer so eine art "geistesblitz" wodurch mir dann plötzlich alles klar wird und sich erklärt ....

wutanfal

Helferlein 51 Deutschland M, 30

wie geht ihr denn mit solchen traurigkeits- / angstphasen um?

Forums-Gruftie 574 M, 32

Ich horche in mich hinein und zwar im Sinne von "einfach mal zuhören", lauschen und das Gehörte nicht "verarbeiten", verzerren, sondern akzeptieren. Der Seele mal zuhören, denn gerade an Tiefpunkten "ruckelt" die uns wach, was wir als Depression wahrnehmen.

Helferlein 51 Deutschland M, 30

Ist dieses Wechselspiel - erst traurig sein, dann aus dieser Stimmung heraus die Angst aufzubauen - "normal" - manchmal steigere ich mich da so hinein, dass ich weder ein noch aus weiß. Ich kann dann kaum selbst unterscheiden, ob es nur Angst-Gedanken sind oder was echte Erinnerungen sein sollen. In diesen Momenten werde ich immer ängstlicher und ich bin gelähmt, kann nichts anderes tun.

In anderen Momenten bin ich wieder viel ruhiger, kann besser an die Sache gehen und finde halbwegs ordentliche Begründungen, warum es gar nicht sein kann, dass ich so etwas furchtbares getan haben soll.

Aber dieses ewige auf und ab, ist manchmal nicht zum aushalten.

wutanfall

Forums-Gruftie 574 M, 32

Gehört das Auf und Ab nicht zum Leben dazu?

Forums-Gruftie 517 Ex-Norddeutsche:) W, 30

Nun ja - aber hoffentlich nicht so heftig, wie man es während einer Krise/Depression spuehrt ...

Forums-Gruftie 574 M, 32

Ich finde schon. Das ist aber meine Lebenserfahrung. Nicht jeder ist HAns im Glück und meistert sein Leben trotzdem. Alles ist eben möglich.

Helferlein 51 Deutschland M, 30

Sicher, das Leben ist ein auf und ab, aber wenn die "ab's" die Ängste und die "auf's" die Traurigkeit sind ... naja ich weiss nicht.

Bei mir ist es gerade so: Ich entdecke irgendeinen Kratzer oder einen blauen Fleck am Bein ... schon denke ich, aha: Ein Indiz dafür dass es etwas gegeben haben muss, an dass ich mich nicht erinnere - das kann dann sicher nur so etwas furchtbares gewesen sein.
So baue ich mir meine Angst auf und kann zum Schluss nicht mehr wirklich unterscheiden ...

wutanfall

Helferlein 51 Deutschland M, 30

Ob das ständige "Suchen" nach einer eigenen Schuld, vor alllem bezogen auf verschiedene Situationen eher ein Beleg für solche Zwangsgedanken ist oder eher ein Indiz dafür, dass man so was wirklich gemach hat und Angst hat, dass es so ist?

Forums-Gruftie 517 Ex-Norddeutsche:) W, 30

Hm, ich entdecke bei mir oft Kratzer oder blaue Flecke und kann mich ueberhaupt nicht erinnern, wie ich sie mir zugezogen habe. Dann wundere ich mich 2 Sekunden und die Sache ist getan.
Das bei dir klingt fuer mich eher nach Zwangsgedanken. Die Frage ist, warum und wie wirst du sie wieder los? Du bist inzwischen aber in Therapie, oder?

Helferlein 51 Deutschland M, 30

Ja, bin in Therapie - noch 2 wochen, dann ist der arzt auch wieder aus dem urlaub ....

vor ca. einem halben jahr hat er auch einmal gesagt, dass er es für eher sehr unwahrscheinlich hält, dass ich mal so was schlimmes getan habe.
Mittlerweile geht er so direkt auch gar nicht mehr auf das ständige "Bestätigen" ein, dass ich so etwas nicht tun würde usw.

Ich nehme an, dass es sinnvoller ist, die Ursachen für diese Gedanken aufzuarbeiten - ein wenig Bestätigung, dass ich eben doch nicht so ein schrecklicher Mensch bin, das wäre ab und an einfach nicht schlecht, um es zu glauben.

wutanfall

Forums-Gruftie 574 M, 32

Du WERTEST immer. Nmm das mal zum Anlass darüber nachzudenken. Wertung schaaft Druck, schaaft Zwang.

Helferlein 51 Deutschland M, 30

Wie meinst Du das, "werten" - gerade in dem von mir beschriebenen ...

Forums-Gruftie 574 M, 32

Schaue deine Worte mal an. SCHRECKLICH zum Beispiel. Warum sollst du schrecklich sein? Wann hast du wem welchen Schrecken versetzt, inkl. deiner Person?

Helferlein 51 Deutschland M, 30

Naja, die Angst ist ja sehr konkret - ich habe Angst, jemandem etwas schlimmes angetan zu haben, sexuell straffällig geworden zu sein.
"Sonst" tauchte die Angst immer dann auf, wenn ich mal zu viel getrunken hatte und eine Blackout hatte - mittlerweile auch immer öfter, wenn es keinen Blackout gegeben hat oder zumindest die Umstände so waren, dass auch Freunde und Bekannte glaubhaft versichert haben, dass nix dergleichen passiert ist ... selbst in solchen "sicheren" Situationen oder vielmehr danach, setzt immer öfter dieses Grübeln ein und lässt mich nicht mehr los.

Und diese Sachen, vor denen ich Angst habe, sie getan zu haben - die sind doch schrecklich.

Wie gesagt, mein Arzt sagte mir, er glaube nicht, dass ich so etwas getan habe, aber es scheint eine Angst in mir zu sein, wo ich mich fähig dazu befürchte .... und woher diese Angst kommt, das wüsste ich auch gerne.

Wobei dieses "fähig halten" natürlich die Angstspirale gleich wieder neu anwirft ...

wutanfall

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