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Lightwish
sporadischer Gast
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Wien W, 21
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Tue, 14.Aug.07, 22:22 Vater droht mit Selbstmord |
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Hallo!
Heute hatte ich einen wahnsinnigen Streit am Telefon mit meinem Vater (muss dazu sagen: meine Eltern sind schon lange geschieden, waren davor schon lange getrennt, ich bin zuerst bei meinem Vater aufgewachsen und dann zurück zu meiner Mutter als ich mit 16 schwanger wurde und mein Vater nichts mehr von mir wissen wollte - wir hatten dann nur sehr sporadisch Kontakt... ein paar Telefonate im Jahr etc). Es ging wieder um das leidige Thema Scheidung und Kindheit und ich hatte zum ersten Mal den Mut ihm zu sagen was mich damals genervt hat (dass er nicht bereit war in die SCheidung einzuwilligen obwohl die Eltern schon 8 Jahre getrennt waren, dass es deswegen zu einer Schlammschlacht vor Gericht kam in die ich mit rein gezogen wurde, dass ich unter enormen Leistungs/Prüfungsdruck aufwuchs der mir bis heute im Nacken sitzt, dass er die Beziehung zwischen mir und meiner Mutter damals zerstört hat und es ihn nicht einmal interessiert hat welchen Weg im Leben ICH gehen will etc). Also 100 000 Sachen.
Er hat dann die ganze Zeit nur irgendetwas geschrieen von "Ja ich weiß ich bin eh für alle der Schuldige" und hat gedroht sich umzubringen.
Das hat er schon sehr oft gemacht - schon als ich noch ganz klein war.
Wenn du zur Mama gehst bring ich mich um. Das waren Sätze die ich als Kind sehr, sehr oft gehört habe.
Ich hab ihm heute gesagt dass ich das nicht mehr hören will. Weil ich mir das schon zu lange angehört habe. Dass er für mich kein "Schuldiger" ist sondern eben Dinge falsch gelaufen sind, dass das eben so ist und man jetzt halt schauen muss wie man damit zurecht kommt.
Das Telefonat ging halbwegs im Guten auseinander. Er meinte wenn ich mal auf einen Kaffee gehen will solle ich anrufen.
Wenige Minuten später wurde ich von SMS meiner Ex-Schwägerin bombadiert (sie ist die einzige die außer mir noch Kontakt zu meinem Vater hat von der gesamten Großfamilie). Ich wäre gemein gewesen, arrogant, überheblich und hätte meinem Vater die Schuld an allem gegeben was passiert ist (was so gar nicht stimmt ich habe sogar erwähnt dass ALLE Fehler gemacht haben). Sie schrieb weiter sie glaube nicht, dass mein Vater noch etwas mit mir zu tun haben wolle und dass ich gar nicht glauben solle ich würde noch etwas erben (gibt eh nix zum erben und das ist mir auch egal). Ich meinte nur mein Vater solle mir das selbst sagen. (er geht nicht mehr ans Telefon).
Ich weiß genau, dass er mir damit wieder ein schlechtes Gewissen machen will weil ich meine eigene Meinung habe und die nicht ident mit seiner ist. Ich WEISS es. Aber trotzdem mache ich mir Gedanken wegen seiner Selbstmorddrohung.
Ich weiß, dass ich ihm keine Schuld zugewiesen habe sondern ihm nur gesagt habe wie ich die Dinge sehe. Und wie ich mich als Kind gefühlt habe mit all dem Druck, Streit etc.
Auf der anderen Seite fühle ich mich jetzt unglaublich erleichtert. Ich bin fast froh, dass der Kontakt nun endlich ein Ende haben soll denn mein Vater war auch bei den sporadischen Kontakten ein wahrer Energievampir. Da hieß es immer nur "Du MUSST weil ich BRAUCH dich".
Ich weiß nicht wie ich mit diesen unterschiedlichen Gefühlen in mir umgehen soll. Auf der einen Seite bin ich froh, aus seinem Griff zu sein und vorher noch gesagt zu haben was ich denke. Auf der anderen Seite befürchte ich dass er seine Selbstmorddrohung nach all den Jahren doch noch wahr macht. Aber es ist sein Leben und er ist dafür verantwortlich. Dann einfach einem anderen die Schuld zu geben... da finde ich macht er es sich etwas zu einfach.
Meine Ex-Schwägerin ärgert mich auch. Ich habe mich aber auf keine Diskussion eingelassen sondern sie darauf hingewiesen, dass das eine Sache zwischen ihm und mir ist, er mir seine Meinung selbst sagen soll und sie das nichts angeht (bin da recht stolz auf mich in dem Punkt).
Bin vollkommen durcheinander und von den gemischten Gefühlen etwas überfordert.
Danke für's Lesen und vielleicht hat ja jemand einen Tipp.
LG
Lightwish
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Lady_Lilith
Helferlein
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Wien W, 21
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Tue, 14.Aug.07, 23:44 Re: Vater droht mit Selbstmord |
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Du hast rein nichts falsch gemacht, dein Vater muss mal lernen erwachsen zu werden und gleichzeitig muss er dich loslassen lernen. das ist ziemlich schwierig für euch beide.
wenn du rückfällig werden solltest, wird es nie wirklich ein ende geben.
Lebt dein Vater alleine? Wenn ja, könntest du ja jemand anderen bitten, mal vorbeizuschauen obs ihn gut geht, etc.
übrigens, mit selbstmord zu drohen ist meistens reine erpressung um an sein ziel zu kommen und wird meist nicht umgesetzt. Du weißt, was erpressung bedeutet? Unterdrückung, nachgeben, ja und amen sagen, seine meinung gelten lassen, deine nicht, willst du das?
Mir kommt die sache sehr bekannt vor... leider.. aber ich wünsche dir das allerbeste!
Liebe Grüße
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Nachtvogel
Forums-Gruftie
517
Ex-Norddeutsche:) W, 30
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Wed, 15.Aug.07, 7:37 Re: Vater droht mit Selbstmord |
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Quote: |
"Ja ich weiß ich bin eh für alle der Schuldige" ...
... Dass er für mich kein "Schuldiger" ist sondern eben Dinge falsch gelaufen sind, dass das eben so ist und man jetzt halt schauen muss wie man damit zurecht kommt. |
Hm, das kenne ich leider auch zu gut. Bei mir und meinem Vater ist auch so einiges schief gelaufen. Es wurde immer nur ausgeschwiegen, doch als ich dann mit starken Depressionen in Psychotherapie war und alles durch die Gespräche an die Oberfläche kam, wollte ich gerne mit meinem Vater darueber reden. Er blockte auch alles nur als Schuldzuweisungen ab. Dabei wollte ich nur darueber reden, um alles aufzuarbeiten, auch seine Meinungen usw. dazu zu hören und danach dann die Sache entgueltig abzuhaken.
Das ging aber nicht, er wollte nicht.
Nun ist immer noch etwas zwischen uns. Er versteht mich nicht, ich verstehe ihn nicht. Er will ueber nichts Tiefgehendes reden, also haben wir nur wenig Kontakt und reden dann ueber Oberflächliches. Geht auch, er ist allerdings eher ein fluechtiger Bekannter fuer mich, kein Vater. Das ist traurig, ich habe mich aber damit abgefunden. Vielleicht kannst du mit deinem Vater etwas Ähnliches erreichen - falls du es denn ueberhaupt fuer erstrebenswert hälst Ich bin irgendwie froh ueber den "freundschaftlichen" Kontakt, aber irgendwie auch immer enttäuscht, weil ich doch von einem Elternteil irgendwie mehr erwarte.
Mein Vater hat nie direkt mit Selbstmord gedroht, jedoch ständig davon gefaselt, wie alt er doch sei und dass er sowieso bald sterben wuerde. Das war nach dem plötzlichen Tod meiner Mutter. Wir konnten uns nicht gegenseitig unterstuetzen, beieinander ausweinen. Nein, mein Vater weinte sich bei mir aus und ich mich bei meiner Psychologin. Er hat sehr unter der Einsamkeit gelitten, hatte sich aber auch nie um Freunde bemueht. Er konzentrierte sich dann nur noch auf mich, wollte ständig Aufmerksamkeit, Unterhaltung, Besuche. Ich war jedoch sehr fertig nach dem Tod meiner Mutter und depressiv, konnte nicht noch meinen Vater stuetzen. Insofern hielt ich mich von ihm fern, was auch in meiner Verwandtschaft auf völliges Unverständnis stiess. Ich war halt die grausame Tochter, die sich ueberhaupt nicht um ihren alten Vater kuemmerte. Dabei hätte ich einen Vater gebraucht, der sich um mich kuemmerte - oder zumindest auf gleicher Ebene gewesen wäre, so dass man sich gegenseitig unterstuetzen konnte.
Diese Phase hörte nach einem Jahr ueberraschend schnell auf: Er hatte in einem Internetforum (!) eine Frau kennengelernt, traf sie relativ schnell, fing mit ihr eine Beziehung an und redet jetzt nur noch von ihr, unternimmt mit ihr 1000 Sachen und redet ueberhaupt nicht mehr von "bin soo alt" und dem Tod. Mir schickt er ab und zu mal Bilder von ihren Reisen.
Ich wäre ganz schön blöd gewesen, wenn ich vorher alles hingeschmissen hätte, um ihn zu "pflegen". Vermutlich hat er gerade durch diese Einsamkeit dann den Zwang gehabt, selbst was zu unternehmen.
Bei deinem Vater könnte das ähnlich sein: Wenn er sieht, dass er nicht mehr bemitleidet wird und durch seine Drohungen/Erpressungen auch niemanden mehr zum Rennen bringt, wird er hoffentlich mal sein eigenes Leben in die Hand nehmen.
LG, Nachtvogel
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Lightwish
sporadischer Gast
14
Wien W, 21
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Wed, 15.Aug.07, 12:54 Re: Vater droht mit Selbstmord |
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Hallo!
Vielen Dank für eure Antworten!
Ich habe das ganze jetzt einmal im Kopf revue passieren lassen.
Bei meinem Vater war es auch immer so, dass ich die Rolle meiner Mutter einnehmen musste nach der Trennung. Ich musste alles für ihn erledigen - vor allem unangenehme Dinge (Amtswege, Besuche beim Anwalt absagen unter dem Vorwand er wäre krank etc). Damals war ich noch ein Kind (so an die 12) und hab das alles gemacht ohne viel nachzudenken.
Als ich dann ausgezogen bin (HAHA er wollte mich ja mit dem Baby nicht bei sich haben) hat sich die Beziehung erst rapide verschlechtert. Er meinte ich hätte mein Leben weggeworfen. Ich sah das etwas anders. Als das Kind da war habe ich meine Matura nachgeholt und bestanden und bin danach Bankangestellte geworden (nur habe ich halt nicht studiert wie er es gerne gesehen hätte und deswegen bin ich die große Enttäuschung schlechthin). Als ich ausgezogen bin hat er mich ignoriert, saß nur da, hat kein Wort mit mir gesprochen. 1 Jahr später kam ein Brief was ich doch für eine schlechte Tochter wäre weil ich ihn alleine gelassen hätte.
Danach hatten wir sporadischen Kontakt (als mein Sohn zur Welt kam, kam er nicht zu Besuch obwohl er wusste, dass der Kleine sogar auf der Intensivstation lag in der ersten Lebenswoche was mir schon schwer zugesetzt hat). Gestern im Laufe des Telefonates meinte er auch nur "Ich wäre ohnehin nicht erwünscht gewesen". Naja... wenn er das so sehen will.
Er hat meinen damaligen Freund (jetzigen Ehemann) nie akzeptiert und gestern am Telefon meinte er mein Mann hätte IHN nie akzeptiert obwohl sich mein Mann eine Zeit lang trotz ignoriert Werdens und Anfeindungen um eine zwischenmenschliche Beziehung bemüht hatte. Dass wir mittlerweile schon 6 Jahre zusammen und 4 Jahre verheiratet sind stößt meinem Vater nach wie vor noch bitter auf.
Dieser Mensch hat einfach so eine verzerrte Wahrnehmung in der nur er allein das arme Opfer ist und alle anderen sind böse. Um diese Weltanschauung zu erreichen dreht er sich alles wie er es braucht obwohl es logisch durchdacht ganz und gar nicht zusammenpasst.
zB: 1984 bin ich geboren. 1988 ist mein Vater zu Hause ausgezogen weil der Mann seiner Mutter gestorben war und er der Meinung war er müsse zu seiner Mutter ziehen um sich um sie zu kümmern jetzt wo sie alleine war. 8 Jahre später reichte meine Mutter die Scheidung ein weil in ihren Augen die Ehe nach 8 Jahren Trennung (die beiden hatten keinen Kontakt außer wenn es am Telefon mal um mich ging) zerrüttet war. Ist in meinen Augen eine nachvollziehbare Aktion.
Sichtweise meines Vaters: Meine Mutter hat ihn rausgeworfen. Meine Mutter hat die Scheidung eingereicht weil mein Vater 1984 nicht in eine Abtreibung eingewilligt hat weil sie keine Tochter wollte.
Fehlende Logik: 1. meine Mutter wusste vor meiner Geburt nicht, dass ich eine Tochter werden würde - meine Eltern haben es sich nicht sagen lassen. Somit passt da schon mal was nicht. Meine Mutter hat lediglich eingewandt dass man bei bereits 3 Kindern überlegen sollte ob ein 4tes sich (finanziell) noch ausgeht (mein Vater war zB die letzten 25 Jahre arbeitslos). 2. Wenn die fehlende Einwilligung zur Abtreibung der Scheidungsgrund war - WARUM hat sie dann die Scheidung erst 1 Jahrzehnt später eingereicht??
Das passt doch alles wirklich hinten und vorne nicht zusammen wenn man einmal ein wenig logisch darüber nachdenkt. Wenn ich mich von meinem Partner trenne weil ich nicht mehr will dann lass ich mich gleich scheiden vor allem wenn so Gründe wie "finanzielle Abhängigkeit" etc ausgeschlossen werden können. Dann warte ich nicht so lange.
Ich habe gestern lediglich gewagt einzuwerfen, dass mich solche Unstimmigkeiten in seiner Version der ganzen Geschichte eben beschäftigen. Genauso wie ich weiß, dass er 99% meiner Alimente zur Seite gespart hat (war sie als Kind selbst zur Bank bringen) und meinte das wäre einmal für mich und gesehen habe ich nicht einen Groschen (bzw. heute: Cent) davon.
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Lightwish
sporadischer Gast
14
Wien W, 21
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Wed, 15.Aug.07, 13:05 Re: Vater droht mit Selbstmord |
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Fortsetzung:
Dafür bin ich total verwahrlost aufgewachsen. Wohnung verdreckt, keine Kleidung nur zerrissene Jeans (und so musste ich eine Privatschule gehen ) weil: wir hatten ja kein Geld.
Nachdem ich dann ausgezogen bin war wie gesagt erst einmal Ruhe und wir haben uns ignoriert. Dann fingen irgendwann die Telefonate an.
Und so Angebote wie: mein Vater gibt mir mein Geld das auf die Seite gespart wurde damit ich mir irgendwo eine Wohnung/Miethaus kaufen kann unter der Bedingung dass er mit zu meiner Familie zieht.
Das habe ich vehement abgelehnt! Ich bin ja nicht wahnsinnig und hole mir diesen Tyrannen in mein eigenes Haus!
Danach war wieder Sendepause. Dann wieder Telefonate. Bei denen mir jetzt ständig Sachen angeschafft wurden.
Ich musste mich um die Formalitäten nach dem Tod seiner Mutter kümmern. Dazu lud er mich unter dem Vorwand er wolle mich und meinen Sohn zum Kaffee sehen ein - mit dem Endeffekt, dass die Schreibmaschine auf mich wartete und ich die Formalitäten erledigen durfte während er meinen Junior ignoriert hat, der im Kinderwagerl daneben saß. Der Tod seiner Mutter war übrigens auch meine Schuld laut ihm nachdem ich ausgezogen war und ihr das sooo einen Schock versetzt hat, dass sie 5 Jahre nach (!!) meinem Auszug an diesem Schock verstarb - im Alter von 93. Also DAS lasse ich mir sicher nicht anhängen!!! Die Frau war alt, krank und er ließ sie genauso verwahrlosen wie mich als Kind. Er hat nicht einmal die nötigen Maßnahmen ergriffen als sie inkontinent wurde.
Jedes Mal am Telefon hieß es nur noch "Gut, dass du anrufst du musst für mich...", "Ich brauch dich, du musst für mich...", "Ja ich wollt dich eh mal wieder sehen weil ich brauch dich für..."
Andere Phrasen gab es nicht mehr.
Irgendwann habe ich mich dann distanziert. Es gab keine Treffen mehr weil ich nicht für die unangenehmen Dinge seines Lebens zuständig bin. Er ist erwachsen.
Jetzt macht das besagte Ex-Schwägerin für ihn die mich gestern per SMS bombadiert hat. (und an der er hinter ihrem Rücken auch kein gutes Haar mehr lässt).
Diese Frau nutzt ihn nur aus, lasst sich alles von ihm zahlen etc.
Als sie ihre Wohnung renoviert hat konnte mein Vater ihr auf einmal Geld dafür leihen. Aber mir gegenüber sagt er immer er wäre soooo arm da nur Mindestpension etc
Er kam noch nie auf die Idee mich zu fragen ob ich irgendetwas bräuchte. Bei finanzieller Unterstützung war ich auf meine Mutter (die mich samt Familie bei sich aufnahm) und auf die Schwiegereltern angewiesen.
Ich habe jetzt beschlossen diesmal NICHT nachzugeben. Wie komme ich dazu? Ich lasse mich sicher nicht durch seine Selbstmorddrohung einschüchtern!! Ich höre diese Sätze ohnehin schon seit ich klein war.
Ich habe jetzt den Entschluss gefasst mir einen Psychologen zu suchen (sobald ich weiß wie und wo man sich am besten einen sucht) und dort einmal diese ganze Zeit der Kindheit etc durchzusprechen. Und danach ist es dann für mich abgeschlossen.
Ich weine dem Kontakt zu ihm sicher nicht nach und ich fühle mich heute schon den ganzen Tag befreit als wäre eine Last von meinen Schultern genommen.
LG
Lightwish
PS: Danke für's Lesen das war jetzt wirklich sehr lang
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