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Schnuppe
Forums-InsiderIn
272
Deutschland W, 26
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Fri, 01.Aug.03, 16:16 Reaktanz -Trotzreaktion |
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Hallo Leute,
Ich habe dieses Thema bereits in einem anderen Forum gepostet, aber leider keine Antwort bekommen , deshalb würd ich es gerne hier noch mal versuchen, vieleicht fühlt sich ja jemand angesprochen
hab jetzt vor kurzem was zu Reaktanz, Trotzreaktion, gelesen.
Man reagiert mit Trotz wenn man das Gefühl hat in seiner eigenen Handlungsfreiheit durch andere eingeschränkt, bevormundet zu werden.
Also bei mir äussert sich das oft darin das ich das Gegenteil von dem tue was ich eigentlich machen wollte.
Z B möchte ich mir gerade etwas zu Essen nehmen und jemand fragt mich ob ich denn nicht etwas essen möchte, dann sag ich :"NEIN, hab keinen Hunger," obwohl mir doch der Magen knurrt. Aber ich denke halt in dem Moment, der will mich bevormunden -will mir damit vorschreiben das ich was essen soll(war mal magersüchtig).
Eine gute Taktik für mich, mit diesen Trotzreaktionen umzugehen ist, dass ich mich frage "Was möchte ICH eigentlich - also aus der gefülsgeladenen Situation aussteige und versuche sie neutral zu sehen, esse ich jetzt aus Trotz nichts und habe Hunger oder will ich plötzlich wirklich nichts mehr und warum, hat derjenige vieleicht objektiv betrachtet nicht doch recht?
Meine Fragen,
gibt es noch andere Möglichkeiten dem eigenen Trotz zu begegnen, ihn auszuschalten oder noch besser, gleich zuvorzukommen (falls das überhaupt geht )?
Wobei reagiert Ihr so mit Trotz?
Liebe Grüsse
Schnuppe
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Hallo Schnuppe,
statt zu fühlen, versuchen Sie also, sich (und damit die jeweilige Situation) "noch besser" zu kontrollieren ("..aus der gefülsgeladenen Situation aussteige und versuche sie neutral zu sehen..")..
Es scheint so zu sein, daß Sie irgendwann erfolgreich verlernen mußten, auf Ihre eigenen Bedürfnisse zu hören - und so agieren Sie in bestimmten Situationen so, als würden Sie sich in einer Kampfsituation befinden: Abgrenzung, "Nein" sagen. Zumindest mal sicherheitshalber eine Gegenposition einnehmen.
Nun erkennen Sie zunehmend, daß dieses Verhalten nicht nur oft unlogisch, sondern im schlimmsten Fall wider Ihre eigenen Interessen gerichtet ist. Und möchten es mit einem "noch mehr" an Kontrolle wiederum "bekämpfen" .. damit aber würden Sie doch Ihr Selbstbild, daß etwas mit Ihnen nicht in Ordnung ist, weiter verstärken - auf tragische Weise würden Sie das Duell (diesmal gegen Sie selbst) auf eine neue Ebene heben: denn wer sich selbst ständig überprüfen muß, mit dem muß etwas nicht in Ordnung sein...
Schön wäre es doch (und ich glaube auch, viel einfacher!), wenn Sie generell in Ihrem Leben mehr Energie in die Erforschung Ihrer eigenen Gefühle fließen lassen würden:
- "Wie geht es mir jetzt?"
- "Geht es mir gerade gut - bin ich glücklich - oder 'fehlt' mir etwas?"
- "Braucht mein Körper etwas bestimmtes - oder ist es meine Seele?"
- "Wie geht es mir im Moment mit X und wie mit Y?"
- ..
- ..
Wenn Sie selbst - im normalen Alltag! - sich besser zu fühlen lernen, hier sicherer in Bezug auf sich selbst werden, dann wird es bald nichts mehr geben, das Sie so leicht verun-sichern kann ...
Ob Ihnen das Geschriebene dabei hilft, dies zu erlernen, weiß ich nicht. Es mag sein, daß es Ihnen selbst zu lange dauert und Sie sich dabei im Zuge einer Therapie professionell unterstützen lassen möchten. Speziell, wenn Sie das Gefühl haben, daß es sich beim genannten Problem nur um ein Symptom einer eigentlich tiefer verwurzelten Kommunikationsstörung handelt.
Alles Gute!
Richard L. Fellner
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Schnuppe
Forums-InsiderIn
272
Deutschland W, 26
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Hallo Herr r.l.fellner
Also erstmal möcht ich mich für Ihre Antwort herzlich bedanken denn ich hab schon gedacht das mein Thema so verquer ist das niemand was damit anfangen kann, deshalb freu ich mich so.
[quote="r.l.fellner"]Hallo Schnuppe,
Quote: | statt zu fühlen, versuchen Sie also, sich (und damit die jeweilige Situation) "noch besser" zu kontrollieren... |
Ja, weil mich meine gefühle mich in dem Moment überfordern, ich sie oft nicht einordnen kann
Quote: | Es scheint so zu sein, daß Sie irgendwann erfolgreich verlernen mußten, auf Ihre eigenen Bedürfnisse zu hören - und so agieren Sie in bestimmten Situationen so, als würden Sie sich in einer Kampfsituation befinden: Abgrenzung, "Nein" sagen. Zumindest mal sicherheitshalber eine Gegenposition einnehmen. |
Ja
Quote: | Nun erkennen Sie zunehmend, daß dieses Verhalten nicht nur oft unlogisch, sondern im schlimmsten Fall wider Ihre eigenen Interessen gerichtet ist. Und möchten es mit einem "noch mehr" an Kontrolle wiederum "bekämpfen" |
Nun ja, ich dachte ich versuche eigentlich mehr Kontrolle abzugeben indem ich versuche in mich reinzuhorchen um eventuell(aufs Beispiel mal bezogen) vorhandenen Hunger zu ERFÜHLEN! (Das meinte ich mit, mich fragen -kann mich nicht immer so klar ausdrücken, mein Fehler)
Also Fühlen ob der Hunger noch da ist und mein Körper somit etwas braucht oder ob ich traurig bin und deshalb viel süsses essen will oder ob ich gerade wütend oder ängstlich bin, denn Wut ist ja oft auch nur eine Reaktion auf Angst (ich habe Angst bevormundet zu werden und das macht mich wütend) und deshalb NICHTS essen möchte...
Meinten Sie DAS ? Indem sie schrieben:
"Schön wäre es doch (und ich glaube auch, viel einfacher!), wenn Sie generell in Ihrem Leben mehr Energie in die Erforschung Ihrer eigenen Gefühle fließen lassen würden:
- "Wie geht es mir jetzt?"
- "Geht es mir gerade gut - bin ich glücklich - oder 'fehlt' mir etwas?"
- "Braucht mein Körper etwas bestimmtes - oder ist es meine Seele?"
- "Wie geht es mir im Moment mit X und wie mit Y?"
- ..
- ..
Nun ich bin bereits seit 2 Jahen in Therapie und Gefühle erstmal wieder lernen zu erkennen, zuzulassen das Leben zu erfühlen und nicht zu planen und zu kontrollieren ist eins meiner zwei Hauptprobleme darin.
Allerdings habe ich nie gesehen, dass so wie sie es schrieben, auch das Essen ein Problem der Gefühle sein kann, na ja zumindest die Zusammenhänge hab ich nicht so erfasst.
Und ja es stimmt seit ich lerne mehr aus dem Bauch raus zu agieren und zu reagieren, als mit dem Kopf zu handeln geht es mir besser und es wird wenn man mal von der langen "Lehrzeit" absieht auch wesentlich einfacher im Alltag.
Der Umgang mit anderen Menschen ist dadurch wesentlich vielfältiger und ich bekomme mehr Feedback.
Können sie mir bitte noch auf die frage antworten, ob ich das jetzt richtig verstanden habe, das es richtig ist abzuchecken ob ich traurig wütend oder ängstlich bin weil ich dadurch mein Essverhalten beeinflussen lasse?
Oh man, warum ist dass mit den Gefühlen nur so verdammt schwierig und langwierig
Irgendwie macht mich Ihr Post traurig weil ich dadurch mal wieder sehe wie nah ich noch am Anfang stehe, den Umgang mit meinen Gefühlen zu erlernen
Werd mir das hier ausdrucken und in meine Therapie mitnehmen...
Liebe Grüsse
Schnuppe
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