Author |
Message |
JimBobtheKing
sporadischer Gast
8
Uedem M, 30
|
Tue, 07.Aug.07, 18:10 Angst und Panikattacken vor fremden Menschen |
|
Erstmal ein herzliches Hallo an euch alle,
weshalb ich hier schreiben möchte fällt mir nicht leicht. Ich weiß auch gar nicht so recht wo ich anfangen soll, weil in meinem Kopf ein totales durcheinander herrscht.
Alles fing damals, im Jahr 2000 an. Ich hatte meine erste Freundin kennen gelernt, mit der ich zusammen zog. Es war die Zeit, als ich mehr als zuvor Marihuana rauchte. Irgendwann, so nach einem Jahr wollte ich für uns etwas aus der Pommesbude zu essen holen und dort geschah es dann zum ersten mal. Vor mir waren 5 weitere Gäste auf ihr Bestellung am warten, bzw. warteten darauf bedient zu werden. Plötzlich wurde ich nervös, mein ganzer Körper fing an zu zittern, mir war kalt und ich schwitzte über normal. Mir schien der Boden unter den Füßen weggerißen zu werden. Als ich dann endlich zuhause war, konnte ich gar nicht essen. Zu sehr beschäftigten sich meine Gedanken mit dem zuvor Erlebten. Damals wußte ich noch nicht, was da über mich kam. Es war zu neu, zu aussergewöhnlich, zu unerklärlich für mich. Ich kannte damals auch noch nicht das Internet, welches für solche Themen eine gute und anonyme Informationsplattform ist. Heute, 7 Jahre später und viele solche Erlebnisse weiter weiß ich, das ich unter sogenannten Panikanfällen mit Agoraphobie leide. Mittlerweile ist es so, das ich fast nirgendwo mehr hinzugehen vermag, weil ich schon im Vorfeld Angst habe, erneut einen derartigen Anfall zu bekommen.
Die letzten 6 Monate waren besonders schlimm. In dieser Zeit hat sich die Krankheit so extrem verschlimmert. Davor hatte ich Phasen von 1 bis 2 Jahren, wo ich gar keine Vorkommnisse dieser Art hatte. Vor diesen besagten 6 Monaten jedoch fing ich eine Umschulung zum Berufskraftfahrer an, mit der ich mittlerweile (Gott sei dank) fertig bin. Etwa zur Mitte der Umschulung überkam mich nach sehr langer Zeit erneut so ein Anfall und seitdem ist ständig die Angst davor da, erneut einen Anfall zu bekommen.
Im Moment stehe ich kurz davor, wieder in Arbeit zu kommen. Ich habe mich wärend der Umschulung, in der ich auch den Klasse C und CE Fühererschein machte dazu entschieden, gleich auch den Klasse A1 Führerschein zu machen, da er mich dadurch dann billiger kommt und es eh schon seit langem ein Traum von mir ist. Nun ist es so, das ich zwar Klasse C+CE bestanden habe und quasi arbeiten könnte, doch ich habe nur einen vorläufigen Führerschein bekommen, der nur innerhalb Deutschlands gültig ist. Fazit: Ich muß erst den Motorradführerschein beenden, damit ich den richtigen Führerschein bekomme. Und hier fängt mein derzeitiges Problem überhaupt erst an! Ich muß erst 4 Theoriestunden in der Fahrschule absolvieren, damit ich Fahrstunden nehmen kann. Ich traue mich aber nicht in die Fahrschule, aus Angst dort vor den fremden Menschen einen Anfall zu bekommen. Ich hab schon zweimal versucht hinzugehen, aber als ich im vorbeifahren durch das Schaufenster gesehen habe, wieviele Menschen dort saßen, bin ich vorbeigefahren und wieder nachhause.
Ich bin vor 4 Monaten zu einer Neurologisch-Psychologischen Gemeinschaftspraxis gegangen und habe Opipramol 100mg verabreicht bekommen. Bis vor eon paar Tagen bin ich damit auch sehr gut gefahren und hatte keine größeren Probleme, doch jetzt scheint die Wirkung nachzulassen. Ich weiß nicht was ich tun soll, schließlich hängt meine Zukunft, besonders meine beruflich sehr davon ab, das ich meinen Führerschein zuende mache.....
Ich bin für jeden Rat dankbar und auch, das Ihr euch die Zeit dazu nehmt.
Lieben Gruß und Danke
|
|
|
|
|
Werbung |
|
vita
Forums-InsiderIn
339
Hessen W, 50
|
Wed, 08.Aug.07, 8:17 Angst und Panikattacken vor fremden Menschen |
|
Hallo JimBob,
es tut mir leid, von deinen Schwierigkeiten zu hören. Ich kann das gut nachempfinden, da ich selber jahrelang unter Panikattacken litt. Besonders schlimm ist die Angst vor der Angst, denn dann fängt der Teufelskreis an, so dass man sich kaum noch aus dem Haus traut.
Medikamente, die ich auch mal einnahm, helfen auf die lange Sicht nicht. Das Einzige, was tatsächlich hilft, ist sich der Angst zu stellen. Wie du bereits selber festgestellt hast, fühlt sich die Angst zwar scheußlich an, sie bringt dich jedoch nicht um. Ich würde also anfangen, kleinere Ausflüge zu machen, vielleicht mit einer vertrauten Person. Es geht darum, dass du die Angst beherrscht und nicht sie dich.
Hast du schon einmal darüber nachgedacht, eine Therapie zu machen, um dem Ursprung der Angst auf die Spur zu kommen?
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.
lg
vita
|
|
|
|
|
JimBobtheKing
sporadischer Gast
8
Uedem M, 30
|
Wed, 08.Aug.07, 16:51 Re: Angst und Panikattacken vor fremden Menschen |
|
Danke für deine Antwort.
Also ich habe schon über eine Therapie nachgedacht, ich war ja auch vor kurzem in Besagter Neurologisch-Psychologischen Gemeinschaftspraxis. Doch dort konnte man mich nur neurologisch untersuchen, bzw. ein Gespräch führen. Zur Untersuchung kam es nicht einmal. Ich habe auch andere Psychotherapeuten angerufen, doch unter einem halben Jahr Wartezeit ist da nichts zu machen.
Ich glaube allerdings, den Ursprung von all dem zu kennen. Zum einen hat es mit den Erlebnissen als Kind innerhalb der Familie zu tun, zum anderen einfach nur mit meiner Mutter.
Zum Detail: Meine Mutter hat meinen 2 Jahre älteren Bruder als Kind (ich war 5 als es anfing), bis in seine Jugendzeit mit 16 Jahren schwerstens misshandelt. Angefangen damit, das er den ganzen Tag nur im Türrahmen Küche/Flur oder Küche/Wohnzimmer stehen durfte und dort auch im stehen essen musste, oder sie dicke Vierkanthölzer auf ihm kaputt gehauen hat, bis zum extremsten, das er seine eigenen Fäkalien essen musste, weil er nachts ins Bett geschissen hat, da er dort festgefesselt war, damit er nicht durchs Zimmer geistert. Ich konnte immer nur zusehen, ich wollte meinem Bruder helfen, doch ich war zu klein. Im laufe der Jahre hat sich dadurch ein immenses Schuldgefühl in mir aufgebaut. Außerdem habe ich irgendwann als Kind aus Eigenschutz damit angefangen alles am Tag erlebte noch vor dem Einschlafen im Bett zu vergessen/verdrängen, weshalb ich heute aus diesem Verhaltensmuster immer total vergesslich bin.
Direkt auf meine Mutter bezogen ist die Tatsache, das man nicht mit ihr diskutieren kann. Wenn man es versucht, wird man Mundtot gemacht. Geht man nicht drauf ein, redet sie einem solang ein schlechtes Gewissen ein, bis man davon tatsächlich überzeugt ist. Dies trägt nicht wirklich zum Selbstbewusstsein zu und macht sich auch im normalen Alltag mit anderen Menschen bemerkbar. Mir fällt es total schwer mit anderen Menschen zu kommunizieren, egal ob fremd oder vertraut.
Ich denke das dies zwei Ausschlaggebende Gesichtspunkte für meine heutigen Probleme sind, doch ich weiß nicht, wie ich wie ich etwas zum Positiven für mich verändern kann.
|
|
|
|
|
vita
Forums-InsiderIn
339
Hessen W, 50
|
Thu, 09.Aug.07, 7:25 Angst und Panikattacken vor fremden Menschen |
|
Hallo JimBob,
ich glaube, dass du deine schrecklichen und traurigen Kindheitserlebnisse noch nicht richtig verarbeitet hast. Du hast das für dich auch richtig erkannt und bist bereits auf dem Wege, für dich etwas zu tun. Zum Beispiel, dass du hier im Forum darüber sprichst.
Auch wenn die Wartezeiten lang sind, so ist es doch möglich, erst einmal ein Vorgespräch mit einem Therapeuten zu führen, um den für dich passenden Therapeuten zu wählen. Die Wartezeit vergeht und du hast nach einem halben Jahr einen Therapieplatz mit einem guten Therapeuten, wo du in aller Ruhe für dich sorgen kannst und erfährst, wie du die Dinge für dich ändern kannst. Dieser Schritt ändert ebenfalls etwas zum Positiven für dich.
Unter welchen Umständen lebst du jetzt? Wohnst du noch zu Hause? Hast du Freunde, mit denen du reden kannst?
lg
vita
|
|
|
|
|
Werbung |
|
JimBobtheKing
sporadischer Gast
8
Uedem M, 30
|
Thu, 09.Aug.07, 15:35 Re: Angst und Panikattacken vor fremden Menschen |
|
vita wrote: | Unter welchen Umständen lebst du jetzt? Wohnst du noch zu Hause? Hast du Freunde, mit denen du reden kannst?
vita |
Ich lebe alleine, mit meinen beiden Katzen, meine "Babys" Freunde habe ich nicht wirklich. Ich habe einen Freund, den ich aber sehr selten sehe. Reden tue ich mit ihm allerdings weniger über meine Probleme. Ich hab es mal irgendwann getan, aber bin bei ihm auf wenig Verständnis gestoßen.
Im Prinzip habe ich niemanden, mit dem ich groß über meine Probleme reden kann und will.
|
|
|
|
|
|
|