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uturn
neu an Bord!
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Deutschland M, 30
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Mon, 06.Aug.07, 19:26 Ratschläge machen mich unzuversichtlich |
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Hallo,
ob ich nun an einer Depression leide oder an Burn-out, Borderline, ADS oder sonstwas weiß ich nicht. Fakt ist, dass ich seit etwa zwei Jahren pausenlos vom Alltag überfordert bin, sämtlichen Sport aufgegeben habe, nur noch im Internet rumhänge und das Leben meiner Mitmenschen schwer mache.
Den Rest der Biographie erzähle ich gern, wenn jemand meint, dass es vielleicht zur Lösung beiträgt. Da der Beitrag aber ohnehin so schon lang ist, komm ich jetzt mal zum wesentlichen:
Ich habe mir beim Arzt außer Antidepressiva auch Ratschläge geben lassen. Die Ratschläge höre ich auch im Freundeskreis regelmäßig und sie sind mir alle zu wider:
1. In Urlaub gehen, Städte-Tour etc.
Seit meiner Jugend hasse ich Urlaub, wo ich weg von zu Hause bin. Es langweilt mich zu Tode. Strandurlaub weckt bei mir die Assoziationen: Sand klebt auf der salzigen Haut, Sonnenbrand, Keinen Schlaf wegen der Hitze, Nasse Kleidung. Wanderurlaub ist körperlich nicht so schlimm, aber ich kann dem nichts abgewinnen. Städte-Urlaub ist auch nichts, weil Kirchen, Denkmäler etc. mir wirklich nichts bedeuten. Wellness-Urlaub ... siehe unten
2. Sport
Seit meiner Jugend bin ich ein Sport-Muffel. Meine Eltern haben mich zum Sport getrieben und ich habe das bis 27 Jahre dann auch regelmäßig gemacht und sehe heute noch halbwegs normal aus (also nicht fett). Anstrengung ist mir unangenehm und der einzige Grund für Sport wäre für mich vielleicht, dass ich nicht so schnell zunehme.
Aber selbst wenn ich sport mache, fühle ich mich danach nicht besser.
3. Entspannung
Beim Arzt habe ich sog. Entspannungsübungen (Wärme, Schwere, ...) geübt. Auf das kann ich mich nicht einlassen. Mein innerstes spricht dann regelmäßig zu mir und meint: "Selbst wenn das helfen würde, dann würde ich so viele negative Emotionen erzeugen, dass du es nicht merkst". Darüber hinaus ist es gar nicht so, dass ich mich nicht beruhigen könnte. Vielmehr kann ich mich nicht mehr in Bewegung setzen.
4. Abschalten
Nach dem Beruf abschalten und anderen Dingen nachgehen. Das kann ich eigentlich sehr gut. Das hilft meinen Problemen im Beruf aber gar nicht. eigentlich will ich doch meinen Beruf so gestalten, dass ich ihn wieder bewältigen kann und nicht den Frust vergessen, damit ich ihn am nächsten Tag gerade wieder erlebe.
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Ärzte etwas therapieren, was sie überhaupt nicht verstanden haben. Hat irgendjemand einen Tipp wie man da weiter machen könnte? Also nicht nur wie der Arzt weitermachen könnte, sondern auch wie ich EInsicht in mich selbst erlange?
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Mon, 06.Aug.07, 19:43 Re: Ratschläge machen mich unzuversichtlich |
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Tja, das sind natürlich von aussen an Dich rangetragene Vorschläge für Aktivitäten.
Von daher wäre es gut wenn Du mal rausfinden würdest was DU von Dir aus gerne machen möchtest. Ich meine, das kann von irgendwas ehrenamtliches, ein Chor, ein Verein, ein sonstiges Hobby sein. Eben etwas das DU von Dir aus machen möchtest.
Niemand kann Dir sagen welche Freizeitaktivitäten Dir was geben.
Liebe Grüsse,
Petra
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Lisa29
[nicht mehr wegzudenken]
1071
Bayern W, 32
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Mon, 06.Aug.07, 20:26 Re: Ratschläge machen mich unzuversichtlich |
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Eben, Du musst ja auch auf nichts zurückgreifen, mit dem DU schon schlechte Erfahrung gemacht hast (z.B. Strandurlaub). Und wer sagt überhaupt dass man in Kirchen und Museen gehen muss wenn man in eine andere Stadt geht? Man kann 1000 Dinge machen.
Ich habe schon zum 2. Ma eine Depression, das erste mal mit 22 als mein FReund mich verlassen hat. Damals hab ich auf alle Ratschläge gehört und hatte auch das Gefühl ich bin verpflichtet das alles zu machen. Ich hab mich in alle möglichen Kurse angemeldet, Sprachkurse, SPortkurse, extra Vorlesungen an der Uni, fast hätte ich noch ein ZweitStudium an meiner Uni begonnen, bin viel weggegangen und hab alles mögliche unternommen und alles durchgezogen. Nachher hatte ich neben der Uni auch noch 2 Jobs und alle möglichen Freizeitaktivitäten. Und gebracht hat das gar nichts, es hat es eher noch schlimmer gemacht.
Dann hatte ich mit 29 einen burn-out und Depressionen und hab dieses Mal einfach alles fallengelassen. Es hat zwar keiner verstanden aber ich hab wollte nur noch eine Sache: Im BEtt liegen! Eventuell noch einen Film gucken auf DVD. Dann hab ich bestimmt 2 Jahre lang ausser meiner Therapie GAR KEINE Aktivitäten unternommen und fand es ganz prima. Es hat mich sehr von dem Druck "Du musst aber was machen" befreit. Ich glaube auch ich wäre nicht wieder gesund geworden wenn ich mich wieder mit Aktivitäten überhäuft hätte. Ich bin in einen totalen Streik gegangen - körperlich und psychisch und das war das einzige was geholfen hat.
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uturn
neu an Bord!
3
Deutschland M, 30
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Mon, 06.Aug.07, 20:44 Re: Ratschläge machen mich unzuversichtlich |
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Freizeitaktivitäten ist doch nicht der Punkt! Ich kann mich sehr gut beschäftigen, wenn mir langweilig ist. Dann lese ich eben, surfe herum, schreibe in Foren oder Wikipedia-Artikel, spiele Computer.
Aber all das ist doch nur da um meine echten Probleme zu verdrängen. Aber genau das will ich nicht. Ich habe ein echtes Problem. Ich möchte, dass das so schnell wie möglich weggeht, weil es meinen Geist enorm in mitleidenschaft zieht und ich damit meine Chancen auf eine erfolgreiche Promotion vergessen kann.
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Mon, 06.Aug.07, 21:20 Re: Ratschläge machen mich unzuversichtlich |
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Hm, ja das kenne ich auch. Aktivitäten nur um nicht zur Ruhe zu kommen und mich in dem Zustand fühlen zu müssen in dem ich eigentlich gerade bin...
In dem Fall sind mehr Aktivitäten in der Tat net gerade das wahre..
Bei mir ist es dann so daß ich sehen muss, ist das eine Aktivität die wirklich dafür sorgt daß ich gut draufkomme (zB entspannte Aktivitäten mit Freunden) oder ist es eine Art von sich-zudröhnen mit im Grunde nur zerstreuenden Aktivitäten wo ich hinterher merke daß es mir eher schlechter geht als vorher (zB zu lange vor dem Computer hocken..).
In welche Richtung gehen denn Deine Probleme?
Liebe Grüsse,
Petra
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uturn
neu an Bord!
3
Deutschland M, 30
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Mon, 06.Aug.07, 22:35 Re: Ratschläge machen mich unzuversichtlich |
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Hallo Petra,
münchnerkindl wrote: |
Bei mir ist es dann so daß ich sehen muss, ist das eine Aktivität die wirklich dafür sorgt daß ich gut draufkomme
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Ich bin schon manchmal auch mit guten aktivitäten beschäftigt ... das Problem ist aber, dass ich jedes Mal in der Arbeit wieder daran erinnert werde, dass das eigentliche Problem bleibt.
Früher hab ich mich über die Arbeit geärgert und war frustriert, weil man sich auf niemanden verlassen konnte.
münchnerkindl wrote: | In welche Richtung gehen denn Deine Probleme?
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Heute ärgere ich mich darüber, dass man sich auf mich nicht verlassen kann ...
Man gibt mir eine Aufgabe, ich mache sie schlecht, ich muss sie korrigieren, sie wird nicht besser, als machts jemand anders und ich bin den Mist los.
In aller Regel habe ich aber keine Aufgabe und hänge total in der Luft.
Eigentlich sollte ich mich freuen, weil ich ja dann eifrig weiter an meiner Doktorarbeit arbeiten könnte. Ich kann aber nicht! Bereits nach 30 min bin ich total blockiert und werfe den ansatz wieder weg. Der Tag ist nach so einem Ansatz auch gelaufen und ich fang deswegen schon gar nicht mehr an, weil ich mir damit den ganzen Tag versauen kann.
Man sollte das aber nicht mit einer harmlosen Schreibblockade verwechseln. Programmieren kann ich nämlich auch nicht mehr so wie früher. Da klappe ich auch nach den ersten zwei Stunden zusammen.
Insgesamt sind viele Probleme auf der Arbeit sicher auch mit dem dortigen Arbeitsklima verbunden. Die Arbeit ist viel zu unverbindlich udn lässt einem so viele freiräume, dass ein depressiver Mensch wie ich auch Dinge tun kann, die er eigentlich nicht während der Arbeitszeit tun sollte ...
In den Spiegel schau ich schon lange nicht mehr. So einen wie mich hätte ich selbst längst gefeuert, bzw. wenn ich der Chef wäre, dann hätte ich sowas zum Anlass genommen meinen Führungsstil zu überdenken.
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