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Shadowspirit
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Post Sun, 05.Aug.07, 20:02      Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

Hallo
Ich bin neu hier und wusste nicht wo das Thema am besten hinein passt, wenn es nicht passt verschieben sie es bitte ruhig. Ich dachte nur, weil es ja irgendwo doch eine gewalttätige Handlung war/ist

Es passierte vor einigen Jahren, einmal nicht aufgepasst und ich war ungewollt schwanger.
Ich hatte mir vorher noch nichtmal ansatzweise Gedanken über Kinder gemacht. Auch wenn es für die meisten völlig unverständlich ist, ich mache mir nichts aus Kindern. Wenn ich ein Baby sehe und alle entzückt süüüß rufen empfinde ich garnichts. Natürlich kann ich mir vorstellen, dass ich mit meinem eigenen Kind sicher Freude hätte und es lieben würde und ich denke auch ich wäre eine gute Mutter.

Aber die Verantwortung ist und war auch damals schon zu groß. Ich hatte einen Freund mit dem ich nicht wusste wie es weiter geht und den ich nicht für einen guten Vater gehalten habe, obwohl er das Kind wollte. Ich wollte noch etwas erleben und mich um mich selbst kümmern, ich hatte viel nachzuholen. Beruflich stand es auch alles andere als gut ich hätte es niemals alleine versorgen können. Außerdem hatte ich wahnsinnig Angst davor, dass etwas in meinem Bauch heranwächst und vor den Schmerzen der Geburt. Ich wollte um nichts in der Welt, hatte zu große Angst, wollte alleine bleiben.
Die finanziellen Probleme hätten sich mit Sicherheit regeln lassen, kurz ich hab mich letztendlich aus rein egoistischen Motiven gegen das Kind endschieden und einen Abbruch machen lassen. Ich hab gehofft, dass Kind würde das schon verstehen.

Das Problem ist, es war mir von der ersten Minute an klar gewesen, dass ich es nicht behalten werde. Ich hab dem damaligen Freund gesagt, dass ich überlege und es mir nicht leicht mache, damit er mich nicht für ein herzloses Miststück hält, denn ihm ist es schwer gefallen. Dabei stand es für mich von Anfang an fest.
Danach habe ich nur Erleichterung verspürt und war froh und glücklich, dass der Alptraum (so habe ich es damals empfunden) endlich vorbei war. Bin sofort zur Tagesordnung übergegangen und hab seit damals nicht eine Spur schlechtes Gewissen empfunden. Obwohl habe ich wirklich in meinen Gefühlen gesucht, ob ich was finde, aber da war nichts.
Ist das normal? Ich schäme mich es getan zu haben und keine Trauer und Belastung dabei empfunden zu haben wie sicher viele andere. Bin ich wirklich so ein herzloses Miststück?
Hatte ich das Recht jemandem das Leben zu verbieten, weil ich selbst leben wollte?
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Wutzelmann
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Post Sun, 05.Aug.07, 22:02      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

Hallo.

Die Selbstzweifel sind berechtigt. Aber zwischen zweifeln und sich nieder machen liegen doch noch einige Stufen. Ein Miststück, also ein STück Mist, dürftest du nicht sein, egal wie wann was passiert ist oder wäre.

Du hast eine für dich legitime Entscheidung getroffen. Man kann diese nun moralisch anders bewerten, das steht aber Außenstehenden, wie ich finde, kaum zu. Es ist und bleibt eine Einzelentscheidung, weil nur du es entscheiden kannst!

Trauer findet in einer Reihenfolge statt mit bestimmten INhalten. Nicht jeder trauert gleich schnell oder in gleicher INtensität. Das was die Gesellschaft erwartet ist meistens, dass man ganz tief trauert und irgendwann (möglichst zügig) wieder neue Wege geht. Das es mal andersrum passiert oder viel individueller, ist völlig OK!!!!!!

Du kannst auch noch jetzt versuchen über deine "Verarbeitung" mit diesem Wesen KOntakt aufzunehmen, wenn du dies im Rahmen einer möglichen religiösen Überzeugung siehst. Auch ein knappes: Ich steh zu mir, ist DEINE Entscheidung.

Wutzelmann

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Post Sun, 05.Aug.07, 22:34      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

Hi!

Im Gegensatz zu meinem (männlichen) Vorposter finde ich deine Selbstzweifel nicht berechtigt.

Du hast damals eine Entscheidung getroffen, die (für die damalige Situation - und wohl auch für jetzt, wenn man so deine Reflektion durchliest) für dich die Bestmögliche war. Dafür solltest du dich nicht schämen. Du solltest es annehmen, als das, was es ist: eine schwierige Entscheidung, die du getroffen, ein Weg den du eingeschlagen hast. Es war nicht mehr, aber auch nicht weniger. Du kannst die Vergangenheit sowieso nicht mehr ändern, die Zeit nicht zurückdrehen. Konzentrier dich auf die Gegenwart und auf die Zukunft.

Wer hat überhaupt gesagt, d. du trauern MUSST (oder sofort zu trauern hast) oder wie du deine mögliche Trauer auszudrücken hast? Wer schreibt das vor?
Soll ich dir was sagen: Es gibt Studien, die zeigen, d. viele Frauen (dabei handelt es sich in den allermeisten Fällen um jene, die eine selbstbestimmte Entscheidung treffen konnten und sich ihrer Entscheidung auch schon früh sehr sicher waren) nach einem Abbruch einfach nur (oder auch) Erleichterung verspüren (im Übrigen ist die Entscheidungsphase bis zur tatsächlichen Durchführung der Abtreibung für die meisten Frauen die schlimmste Zeit, und nicht das danach). Du bist also nicht allein. Solltest deine Unsicherheit in Bezug auf das PAS-Phänomen entstanden sein, dann kann ich dir nur sagen: Dieses "Syndrom" wurde von ProLife-Anhängern kreiert und ist weder medizinisch noch wissenschaftlich nachgewiesen, es existiert in der medizinischen Diagnostik auch nicht.
Im Übrigen hast du doch auch getrauert, auf deine Weise (und du tust es wohl noch, sonst hättest du nicht hier gepostet): Du schreibst z.B. du hättest "gehofft, d. d. Kind das schon versteht". Also ehrlich, so ein Gedanke stammt doch nicht von einem "herzlosen Miststück", d. aus "rein egoistischen Gründen" gehandelt hat und nicht zu Empathie fähig ist.

Wenn du mit deiner Entscheidung von damals jetzt Probleme hast etc., dann würde ich dir raten, vielleicht mal zu einer psychologischen Beratung zu gehen und darüber zu sprechen. Es gibt viele - vor allem auch spezielle Frauenmedizinische Zentren - wo du einfach darüber reden kannst. Manchmal hilft es, mit Außenstehenden zu sprechen, die einem vielleicht im Gespräch eine andere Perspektive geben können.

Wenn du das Gefühl hast, JETZT trauern zu wollen, dann tu das. Wenn du nicht trauern willst, weil du keine Trauer empfindest, dann ist das aber doch auch in Ordnung.

Ich wünsch dir jedenfalls alles, alles Gute.
Liebe Grüße,
icy
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Post Sun, 05.Aug.07, 23:01      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

Hallo Icetear.

Warum ist das männlich in KLammern gesetzt?
BIn ich "nur" ein Mann? Erklärs mir bitte.

Wir vertreten doch die gleiche Meinung, wo ist jetzt die Abweichung du ansprichst?

Verstehe ich nicht Rolling Eyes


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Williams
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Post Sun, 05.Aug.07, 23:49      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

Hallo Shadowspirit, icytear und wutzelmann,

ich denke@icytear und wutzelmann, ihr habt beide recht und seid gar nicht soweit auseinander mit eurer Meinung.

Liebe Shadowspirit,

die Erleichterung schließt nicht die Trauer aus.
Ich denke das es völlig legitim ist, sich gegen ein Kind zu entscheiden und zum Glück dürfen Frauen das hier auch ausleben.
Du kannst noch ca. 15 Jahre 12x pro Jahr schwanger werden, wenn Du es möchtest.
Sei froh, das Du so damit umgehen kannst.
Fürchtest Du denn, das Dich etwas einholt, emotional betrachtet?
Ist da etwas in Dir doch am grübeln?
Wie war denn Dein Kind sein?

LG
Williams

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Post Mon, 06.Aug.07, 0:35      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

Hallo,

Ich möchte einen Punkt aufgreifen:
Quote:
Obwohl habe ich wirklich in meinen Gefühlen gesucht, ob ich was finde, aber da war nichts.
Ist das normal? Ich schäme mich es getan zu haben und keine Trauer und Belastung dabei empfunden zu haben wie sicher viele andere. Bin ich wirklich so ein herzloses Miststück?

Nein, bist du nicht. In Ausnahmesituationen kann es vorkommen, dass das Gefühl (vorübergehend) abgetrennt wird... insbes. als Schutz, um Handlungs- oder Entscheidungsfähig zu bleiben, etc. Ich erlebte es auch einmal (allerdings kein Schwangerschaftsabbruch)... und hatte wirklich (eine Zeit lang) einige emotionale Distanz zu dem Geschehenen ... und seh' das retrospektiv so: Weil ich damals zu viel gefühlt hätte und mich das überollt hätte, hat meine Psyche mich davor geschützt, dass zuviel auf einmal auf mich einprasselt. Vielleicht kannst du das ja (auch) für dich so bewerten, dass das alles andere als herzlos ist. Wenn man dann
Quote:
sofort zur Tagesordnung

übergeht, bleibt auch wenig Raum, um nachzudenken... einen Raum, den du dir vielleicht jetzt wieder etwas mehr einräumst.
Quote:
kurz ich hab mich letztendlich aus rein egoistischen Motiven gegen das Kind endschieden

Sehe ich nicht so, denn du hast dir - nachdem was du hier schreibst - die Entscheidung ja nicht leicht gemacht... Vieles sprach aus damaliger Sicht eben für den Abbruch... z.B.:
Quote:
Aber die Verantwortung ist und war auch damals schon zu groß.
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Post Mon, 06.Aug.07, 11:53      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

@Wutzelmann

Es ging mir nur um den ersten Satz ("Die Selbstzweifel sind berechtigt"), den du geschrieben hast. Der hat bei mir einen üblen Nachgeschmack hinterlassen. Denn wieso sind ihre Selbstzweifel berechtigt??? Ich finde, sie hat weder einen Grund an sich oder ihrer Entscheidung zu zweifeln, noch, sich in Schuldgefühlen zu verkriechen. Sie hat sich ihre (legitime) Entscheidung nicht leicht gemacht, sie hat hat sich auch Gedanken gemacht etc. So handelt kein Mensch, der nicht menschliche Gefühle oder ein gewisses ethisches Bewusstsein in sich hat. Nur weil ihre Entscheidung sehr früh (oder von Anfang an) feststand, muss sie sich doch jetzt nicht das Büßergewand anziehen. Sie hat Verantwortung übernommen, indem sie eine Entscheidung getroffen hat. Das ist mehr, als die meisten erwachsenen Menschen (die in so einer Situation stecken) von sich behaupten können.

Die Sache mit dem in Klammern gesetzten "männlich" war tatsächlich eine zynische Anspielung auf dein Geschlecht. Es war vielleicht etwas überzogen, aber ich hab mich im ersten Moment über deinen ersten Satz so geärgert, d. ich diesen kleinen verbalen Seitenhieb setzen musste. Dabei hatte ich so Gedanken wie "als Mann, der nicht ungewollt schwanger werden kann, ist es leicht, über Frauen, die einen Abbruch vornehmen lassen, zu urteilen". Wenn ich dir Unrecht getan habe, dann tut es mir leid.

Mit dem Rest von deinem Post gehe ich aber weitgehend d'accord, da sind wir wirklich nicht soweit voneinander entfernt.

Wie gesagt: Shadow, du solltest versuchen im Hier und Jetzt zu leben und in die Zukunft zu blicken. Natürlich kann man die Vergangenheit auch aufarbeiten, aber man sollte nicht in ihr hängen bleiben oder in ihr leben. Du solltest dich nicht selbst für eine (legitime) Entscheidung geißeln, die du getroffen hast. Wenn dich die Trauer gegenüber deinem Kind packt, dann gibt es einige Rituale (psychotherapeutische Experten können das sicher besser erklären): z.B. Verabschieden (einen Baum pflanzen oder eine Pflanze setzen, die an das Baby, d. man nicht kriegen konnte, erinnert und das man pflegt), innere Zwiesprache mit dem Baby halten (innerlich erklären, warum man gehandelt hat, wie man eben gehandelt hat - aber das hast du, soweit ich das deinen Zeilen entnehmen kann, ja eh schon gemacht) etc. Wenn du keine Trauer empfindest, ist das aber auch nichts Schlimmes. Dann ist das eben so. Niemand hat dich deshalb zu verurteilen, denn keiner von uns ist perfekt (und die meisten mussten noch nie so eine Entscheidung treffen). Du solltest aufhören, dich selbst zu verurteilen, dich selbst zu bestrafen. Das ist nicht gesund u. tut dir nicht gut...

Alles Gute,
icy
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Post Mon, 06.Aug.07, 12:10      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

Ich meinte damit , dass sie das Recht hat darüber zu zweifeln. Es ist doch legitim an sich zu zweifeln. Das wir tun wir alle laufend und immer wieder stellen wir Entwscheidungen mal in Frage. Nichts anderes erlebt sie nun. Das ist wertfrei.

Da meinen wir auch das selbe!

MIt deinem Seitenhieb wäre ich zukünftig etwas vorsichtiger, denn es gibt durchaus Männer, die ungeborenes Leben in einer gemeinschaftlichen Fürsorge und Entscheidungspfindung verloren haben. Vielleicht auch, weil es med. Gründe für eine Abbruch gab und beide eigentlich wollten. Dein Satz wäre da wirklich deplaziert! Idea

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Post Mon, 06.Aug.07, 14:45      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

Shadowspirit wrote:
Danach habe ich nur Erleichterung verspürt und war froh und glücklich, dass der Alptraum (so habe ich es damals empfunden) endlich vorbei war. Bin sofort zur Tagesordnung übergegangen und hab seit damals nicht eine Spur schlechtes Gewissen empfunden. Obwohl habe ich wirklich in meinen Gefühlen gesucht, ob ich was finde, aber da war nichts.
Ist das normal? Ich schäme mich es getan zu haben und keine Trauer und Belastung dabei empfunden zu haben wie sicher viele andere. Bin ich wirklich so ein herzloses Miststück?
Hatte ich das Recht jemandem das Leben zu verbieten, weil ich selbst leben wollte?


Hallo!

Mir geht es ganz genauso - ich bin jetzt 32 Jahre alt, und weiss seit jeher, dass ich KEINE KINDER MÖCHTE. Schon allein der Gedanke daran

a) schwanger zu sein
b) schmerzen bei der Geburt zu haben
c) mein Leben wegen eins Kindes (sorry) Embarassed

einschränken zu müssen, ruft in mir schlicht und ergreifend nur panik hervor. Und mir geht's wie dir, wenn ich ein kind sehen, und alle süüüüüüüüüs schreien, empfinde ich gar nichts - ausser das gefühl, dass ich "GOTT SEI DANK" eine solche belastung nicht habe.

Aus diesem grund war und ist mir verhütung extrem wichtig - und ich bin auch nie schwanger geworden - im gegenteil, ich glaube, als ich noch jünger war, hat mein SEX-Leben extrem unter der Angst einer ungewollten schwangerschaft gelitten.

Als ich mitte Zwanzig war, wollte ich mich deshalb unbedingt sterilisieren lassen. das war und ist in österreich als kinderlose vor (ich glaube vor dem ca. 35 Lebensjahr) so gut wie unmöglich. Denn alle ärtze meinen, dass die phase "meine biologische uhr tickt" doch noch kommt. Mad

Meine meinung ist nach wie vor, man sollte mehr augenmerk (gerade wenn man weiss, dass man sicher kein baby will) auf verhütung legen - aber ich verurteile sicher auch nicht, dass du einen Abbruch hast machen lassen. Und ich kann auch sehr gut deine gefühle nachvollziehen, dass du gegenüber deinem Freund gemimt hast, "dass dir die entscheidung angeblich schwer fällt", nur damit er dich nicht für herzlos hält. Ich hätt's wahrscheinlich genauso getan, bzw. ihm wahrscheinlich nciht mal was von der schwangerschaft erzählt, .... Embarassed

ich hoffe, ich konnte helfen, lg aus wien
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Post Mon, 06.Aug.07, 19:16      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

Hallo an alle

Vielen Dank für eure aufbauenden Antworten. Das beruhigt mich schon etwas und auch dass es anderen ähnlich geht. Ich verstehe nur nicht warum ich so anders bin als andere Frauen, komme mir unweiblich vor wenn ich daran denke, dass ich Babies nicht so süß finde.
Ich hab schon lustig mit kleinen Kindern (3 bis 4 Jahre) gespielt weil es Spaß macht, aber Muttergefühle sind bei mir nie wirklich aufgekommen wenn ich Kinder sehe.

Es ist seltsam. Ich bin sicher, dass ich etwas sehr Schlechtes getan habe, aber ich habe nicht wirklich Schuldgefühle und das macht mich traurig und verunsichert, ich hätte es verdient mehr Schuld und Trauer deswegen zu empfinden.
Ich versuche immer gut zu allen Menschen zu sein, hab aber das sichere Gefühl tief in mir drin schlecht zu sein, selbst wenn ich freundlich zu anderen bin und ihnen helfe. Das Gefühl ist nicht nur wegen dem Abbruch, aber zu einem großen Teil auch.

Ich weis auch nicht, wie ich vor anderen damit umgehen soll. Wenn das Thema in der Familie mal fällt ist mir das furchbar peinlich und unangenehm, komme mir wie ein Monster vor. Es standen zwar damals alle hinter mir und meiner Entscheidung, aber einige Kommentare waren doch schon deutlich, dass man mich für etwas kaltherzig hält. Ich kann mich an einen echt schlimmen Spruch erinnern (er war nicht direkt angreifend gegen mich gemeint, aber doch direkt auf mich bezogen) bei dem ich vor Scham und Wut wirklich geweint habe, insgeheim.

Neuen Freunden, habe ich nie etwas davon erzählt, obwohl ich eigentlich das Gefühl habe ich müsste und es ist nicht richtig soetwas zu verschweigen, hab aber zuviel Angst verurteilt zu werden, weil für so viele Menschen ist es Mord. Selbst bei Freundinnen, die soetwas selbst mal erlebt haben kann ich es nicht erzählen.
Ich weis nicht, wie ich vor anderen damit umgehen soll Sad
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Post Mon, 06.Aug.07, 20:28      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

Liebe Shadowspirit,

es gibt sehr unterschiedliche Ansichten und Meinungen zum Thema Schwangerschaftsabbruch. Hier eine, die dich vielleicht ein bißchen erleichtern kann: In einigen an Seelenwanderung glaubenden Naturvölkern wird ein Schwangerschaftsabbruch nicht als Tötung angesehen, sondern als Angebot an das Kind, zu einem besser geeigneten Zeitpunkt wiederzukehren.

Ich finde, dass du dies auch niemandem erzählen mußt, weder neuen Freunden, noch Freundinnen, wenn du dir nicht sicher bist, dass dir Verständnis entgegengebracht wird. Wozu auch? Jeder Mensch hat Vorkommnisse in seinem Leben, die er nicht unbedingt jedem erzählt, da bist du keine Ausnahme. Und das Wichtigste: verzeihen mußt du dir selbst. Das können dir andere nicht abnehmen.

Shadowspirit wrote:
Es ist seltsam. Ich bin sicher, dass ich etwas sehr Schlechtes getan habe, aber ich habe nicht wirklich Schuldgefühle und das macht mich traurig und verunsichert, ich hätte es verdient mehr Schuld und Trauer deswegen zu empfinden.
Ich versuche immer gut zu allen Menschen zu sein, hab aber das sichere Gefühl tief in mir drin schlecht zu sein, selbst wenn ich freundlich zu anderen bin und ihnen helfe. Das Gefühl ist nicht nur wegen dem Abbruch, aber zu einem großen Teil auch.

Warum solltest du verdient haben, Schuldgefühle zu empfinden? Du fühlst dich doch tief drinnen schon grottenschlecht - wie du schreibst - wieviel Buße und Bestrafung möchtest du noch auf dich nehmen? Magst du vielleicht schreiben, was die anderen Gründe sind, weshalb du dich als schlechten Mensch empfindest?

Wie ist das eigentlich für dich, wenn du einen Fehler machst in deinem Leben? Darf das sein? Wie gehst du dann mit dir um?

Alles Gute von
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Post Mon, 06.Aug.07, 23:29      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

hallo shadowspirit

Habe gerade dein beitrag gelesen, und es ist mir schon sehr nah gegangen. Aber ich denke jeder mensch darf seine eigenen Entscheidungen treffen. Bei mir ist es leider nur etwas anders.Ich liebe Kinder und habe auch 2. Nun ja, ich hätte liebend gern noch eins, aber es klappt einfach nicht, ich habe leider schon 3 Eileiterschwangerschaften hinter mir. aber wie schon gesagt, jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung. Mir persönlich tut es weh , von einer Abtreibung zu lesen, da ich mir ja ein Baby wünsche. Ich respektiere aber ohne Probleme, das es solche und solche Menschen gibt. Der eine mag halt Kinder und der andere halt lieber haustiere. Wink Also, auch wenn ich für Kinder bin, kann ich Dir sagen, das Du kein Herzloses Miststück bist. wenn Du jetzt ein Problem mit Deiner Entscheidung hast; Sollest Du Dir vielleicht proffessionelle Hilfe holen. Ansonsten lebe Dein Leben so , wie Du es für richtig hälst.Es ist "Dein Leben"!

P.S. Laß Dir kein schlechtes Gewissen einreden!!!!
Ändern kann man es eh nicht mehr.

Ganz, ganz liebe Grüße
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Post Wed, 08.Aug.07, 19:22      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

Danke für eure aufbauenden Worte grinsend
Die Theorie mit der Seelenwanderung finde ich selbst interessant. Ich bin mir nicht sicher ob ich daran glauben soll, aber ich hab damals darauf gehofft, dass dasselbe Kind vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurück kommt.
Dieser Gedanke hat es tatsächlich etwas erleichtert.

Quote:
Ich finde, dass du dies auch niemandem erzählen mußt,


Ich weis, aber ich denke mir auch, dass mein Freund wissen sollte, mit wem er es zu tun hat. Wenn er mich verachten würde, wenn ich es erzähle, dann würde die Beziehung auf einer Lüge beruhen, wenn ich es nicht tue. Bisher habe ich es trotzdem noch niemandem erzählt.

Quote:
Magst du vielleicht schreiben, was die anderen Gründe sind, weshalb du dich als schlechten Mensch empfindest?

Wie ist das eigentlich für dich, wenn du einen Fehler machst in deinem Leben? Darf das sein? Wie gehst du dann mit dir um?


Die anderen Gründe.... Ich weis es nicht genau, ich fühle es einfach so. Es gibt ein paar Dinge die mir im Nachhinein sehr leid tun. Menschen die mich sehr verletzt haben und die ich daraufhin auch verletzt habe, aber das hätte ich nicht tun sollen.
Ich kann mich nicht wirklich verbunden fühlen mit meinem Freund und auch anderen Menschen, ich komme mir deshalb untreu, unloyal und gemein vor, obwohl ich zumindest meinen Freund liebe.
Ich gebe mir Mühe keine Fehler zu machen. Denke gut nach bevor ich etwas tue und überlege mir wie ich mit anderen Menschen umgehe.
Es ist nicht so, dass ich mich täglich quäle und mir Gedanken mache. Ich hab kein schlechtes Gewissen aber wenn ich irgendwo mal irgendwas lese von jemandem der Schuld auf sich geladen hat kommen mir die Tränen und ich weis garnicht wirklich warum.
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Williams
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Post Thu, 09.Aug.07, 8:55      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

Hallo Shadowspirit,

Schuld und Scham sind meistens Gefühle, die uns durch die Erziehung (der Eltern oder Gesellschaft) zu bestimmten Werten begleiten.
Verletzen wir ein Gebot, sei es von einem höheren Wesen an das wir glauben oder ein Gebot der Eltern/ der Gesllschaft, das wir verinnerlicht haben, so fühlen wir uns schuldig und/oder schämen uns.

In Dir selbst stecken anscheinend ganz schön viele dieser Regeln und Werte.
Inklusive dem Anspruch niemals nicht böse zu sein oder seine "dunkle" Seite auszuleben.

Quote:
Ich weis, aber ich denke mir auch, dass mein Freund wissen sollte, mit wem er es zu tun hat. Wenn er mich verachten würde, wenn ich es erzähle, dann würde die Beziehung auf einer Lüge beruhen, wenn ich es nicht tue.

Das ist ein gutes Beispiel:

"mit wem er es zu tun hat"
Ja? mit wem hat er es denn zu tun?

Du definierst Dich und Deine Person also über den Schwangerschaftsabbruch?
Ist das nicht ein bisschen zu kurz gegriffen und außerdem
auch noch ganz schön Selbstanklagend ?

Ich in mir sicher, das Du eine liebenswerte junge Frau bist, die sehr integer ist und auch ein sehr ausgeprägtes Gewissen hat.

Nun mußt Du Dich aber doch nicht hinstellen und selbst mit faulem Obst bewerfen! Oder jemand anderen dazu auffordern!

Die Frage ist wohl eher, wie Du Dich mit dem Abbruch fühlst?
Du scheinst Dich selbst schwer dafür zu verurteilen und machst eine Verschiebung auf Deine Umgebung.
Hier hast Du nun erlebt, das keiner Dich verurteilt, aber irgendwie wartest Du immer noch darauf. Daraus schließe ich, das Du es selbst im Grunde
verurteilst- obwohl Du die Entscheidung richtig fandest und wahrscheinlich immer noch findest.

Lediglich die Werte von außen (Gesellschaft, Religion oder Eltern) lassen Dich fürchten, mit Dir stimme etwas nicht. Aber weißt Du, vielleicht stimmt etwas bei den Werten dieser Institutionen nicht.

Das Frauen Muttergefühle haben, weil sie Frauen sind, ist ein Ideal aus dem 19. Jahrhundert. Da wurde die liebende Mutter überhaupt erst entdeckt und anschließend idealisiert.
Durchaus auch um politisch einzuwirken und viele Kinder (= Steuerzahler, Arbeiter und Soldaten) zu bekommen. Auch hier in Deutschland schwappt gerade wieder so eine Welle des idealisierten Familienlebens herum.

Keine Frau ist nur weil sie eine Gebärmutter hat auch gleich ein mütterlicher Typ. Und trotzdem bist Du eine richtige, vollwertige und mit allen Rechten ausgestattete Frau.
Ich bin auch keine Mutter- aus Überzeugung- und kämpfe wie Du innerlich immer wieder mit mir, ob ich das wirklich nicht will und ob ich deshalb irgendwie nicht normal bin.

Aber das ist genau diese Falle, die ich oben beschrieben habe.
Und Du bist ja noch jung, also kannst Du ja noch- wenn Du magst später Kinder haben.

Ich sehe in meinem direkten Umfeld und auch historisch, das Frauen oft entweder aus gesellschaftlichem Druck oder schlicht aus biologischen Gründen Mütter wurden und werden. Also selbst die, die ihr Kind wollen, wollen es oft aus Kalkül. Nicht um des Lebens selbst willen.
Meine beste Freundin wollte beweisen, das sie auch etwas taugt.
Ihre Schwester hatte zwei Kinder und einen Mann, während sie kinderlos und frisch geschieden war. Dann machte sie beim ersten Mann, mit dem es möglich war, einen Sohn. Natürlich liebt sie ihr Kind sehr, aber sie sagt heute selbst, der Grund war der Druck von den Eltern, sie als minderwertig zu betrachten, solange sie nicht Mutter ist. Anscheinend das einzige was ihren Fehler kein Sohn (sie hätte ein Junge sein sollen) zu sein ausgleicht.

Im arabischen Raum heißt eine Frau nach der Geburt nach ihrem erstgeborenen Sohn. "Die Mutter von Machmut" usw. ... wenn das kein Druck ist?

unten geht es weiter....

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Post Thu, 09.Aug.07, 9:00      Re: Schwangerschaftsabbruch Reply with quoteBack to top

In Indien ist es ähnlich und schlimmer denn->
nur Söhne bestimmen den Wert einer Frau.
Deshalb töten die Frauen ihre Babys nach der Geburt,
wenn sie weiblich sind.
Nur die reichen Frauen können sich den illegalen Ultraschall
zur Geschlechtbestimmung
und die Abtreibung für 60 Euro leisten.
Nur das erstgeborene Mädchen darf leben, weil es zur Arbeit im Haus gebraucht wird.

Auch in China ist es ähnlich.
Da wird durch die Zwei-Kind-Politik staatlich verordnet abgetrieben.
Und auch, weil die Religion nur männlichen Nachkommen das
vollziehen der Rituale für die Ahnen erlaubt.
Also müssen Jungen her- und Mädchen werden, wie in Indien,
abgetrieben.

Wie Du siehst- je nach Zeit und Land- ist das alles relativ.

Die Frage ist, wie es in Dir aussieht.
Ob Du die Trauer nur nicht zuläßt?
Ob Du darum soviel Schuld fühlst?

Ganz liebe Grüße
Williams

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