Krankheit oder ist die Liebe weg?

sporadischer Gast 11 Deutschland W, 37

Hallo mal wieder,
ist nun schon ein paar Jahre her, dass ich mich zu Wort gemeldet habe. Wir haben inzwischen ein neues Haus gebaut (das zweite eigene Haus) und die Situation ist immer noch die gleiche wie damals bzw. noch viel schlimmer.
Zur Vorgeschichte: Mein Mann hatte immer wieder in Abständen Agressionsausbrüche, die ein paar Tage anhielten und dann wieder verschwanden, als ob nichts gewesen wäre. Die verbalen Beschimpfungen waren entsetzlich, seine Schuldzuweisungen, Beleidigungen und bösartigen Unterstellungen waren ein Alptraum. Ich war nach vielen Recherchen der Meinung, dass er Depressionen hat, die sich bei ihm in Alkoholmißbrauch und Agressionen zeigen.

Nach wie vor ist die Situation schlimm. Die Abstände sind von Monaten auf Wochen und nun von Wochen auf Tage geschrumpft. Aber dafür hat sich die Dauer dieser "Aussetzer" auf 2 - 4 Wochen ausgeweitet.
Das eigenartige daran ist, dass er eigentlich nett und lustig ist, nur wenn wir zusammen sind (also, wenn ich dabei bin) knallt er mir Spitzen rein, die wahnsinnig verletzen. Sind wir alleine, dann ist er so gemein, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Fette Sau (ich habe Übergewicht, bzw. eine dicke Elefantenhaut bekommen), faule Schlampe, verlogenes Dreckstück usw. sind standard. Er denkt, ihm gehe es schlecht, er habe das schlechteste Los von allen gezogen (wir leben in einem Neubaugebiet und er hat nach kurzer Zeit tolle Bekannte und Freunde gefunden, geht in Sport und hat immer Abwechslung und Ansprache, wenn ihm danach ist). Aber immer wieder meint er, alle Männer haben Frauen, die sie unterstützen, nur er nicht, alle Häuser sind gepflegt, bei uns sei alles verkommen (mein Haushalt sowie ich seien assozial und vernachlässigt).
Ich bin ein kreativer Mensch und leider tatsächlich etwas chaotisch. Aber ich putze und räume auch auf. Leider bin ich nicht so perfekt, wie ich es gerne wäre, ich gebe mir immer Mühe, aber ganz so toll wie bei MANCHEN Anderen (nicht bei allen) wird es nie. Andererseits koche und backe ich super, habe viele schöne Ideen, kümmere mich um die Kinder, um Beziehungen und um alles andere.
Er wirft mir z.B. vor, ich würde SEIN Geld zum Fenster rausschmeißen und hat mir das Haushaltsgeld auf 400 Euro gestrichen (2 Kinder, Kleider, Glühbirnen und seine Zigaretten usw. sind da mit dabei).
Ist das denn nun eine persönliche Schikane weil die Liebe weg ist, oder ist das doch eine krankhafte Anwandlung, die ich nicht persönlich nehmen sollte? Ich hatte immer den Verdacht, er lässt es an mir aus, weil ich die Vertrauensperson bei ihm bin, bei der er sich fallen lassen kann.
Und in seinen guten Phasen sagt er mir immer wieder, wie sehr er mich liebt?????????
Keine Ahnung, wie lange ich das noch ertragen kann, vor allen Dingen, da ich langsam an seiner Krankheit zweifle.

Forums-InsiderIn 368 --- W, 44

Wenn ich sowas lese frage ich mich, wieso Frau sich das gefallen lässt.

Liebe Stepfer, warum lässt Du Dich behandeln wie ein Fußabstreifer ?

Cantadora

sporadischer Gast 11 Deutschland W, 37

Keine Ahnung.
Vielleicht einerseits, weil er es wirklich drauf hat, mir Schuldgefühle einzuimpfen, dass ich tatsächlich verantwortlich für seine Ausbrüche bin (allerdingst ist diese Einstellung wirklich sehr sehr selten). Im Allgemeinen ist er in diesen Phasen eigentlich ein fremder Mensch für mich, der mich gar nicht verletzen kann, weil ich ihn sowieso nicht kenne. Ich warte sozusagen dann immer darauf, dass mein Mann nach Hause kommt, der andere ist eher ein ungebetener Gast.
Ich hätte gerne meinen Mann wieder, mit dem ich seit fast 25 Jahren zusammen bin, aber der scheint wohl immer öfters auf Urlaub zu sein.

Ich bin schon immer ein Meister des Vergessens gewesen (nicht Verdrängen, das ist etwas anderes). Wenn eine schlimme Situation auf mich zukommt, dann ignoriere ich das negative einfach und Vergesse es dann tatsächlich, weil ich der Meinung bin, es ist nicht relevant. Aber Vergessen nicht in dem Sinne, dass ich nichts mehr davon weiß, sondern ich habe die Situation zur Kenntnis genommen, sie betrifft aber nicht mich persönlich. Somit kein Grund für Emotionen, somit egal.
Funktioniert seit Jahren in allen schweren Lebenslagen.

Aber ich fresse Dinge, die mich belasten, nicht in mich hinein. Ich rede oft mit den verschiedensten Leuten über Probleme, auch über meine. Vielleicht bin ich ja irgendwie krank (ich meine einfach etwas eigenartig).

Wenn ich tatsächlich der Meinung bin, dass mein Mann gegen mich agiert aufgrund irgendwelcher Dinge, die nichts mit Krankheit zu tun haben, werde ich noch heute packen. Aber irgendwie ist immer noch die Hoffnung da, dass tatsächlich geholfen werden kann.

Viele Grüße
Stepfer

Heute bin ich gut gelaunt, weil die Sonne scheint. So schlimm kann nichts sein, um mir die Freude daran zu nehmen.
Stepfer

Forums-InsiderIn 160 Wien/Umgebung W, 32

Liebe Stepfer!

Meiner Meinung nach ist jeder fuer sein Glueck/Leid selbst verantwortlich.
Wenn du meinst so gluecklich zu sein, dann tue es, aber ... Embarassed

Und warum habt ihr ein zweites Haus gebaut? Shocked

Was ist mit dem ersten Haus (passiert?)

Habt ihr noch Gemeinsamkeiten?
Kuemmert er sich auch um die Kinder, usw.?
Geht ihr noch gemeinsam fort, unternehmt ihr auch mal was ohne Kinder?

Was ist wenn du nur fuer dich einmal eine Theraphie machst?

Und falls du es schwarz auf weiss (hellblau) lesen willst: ja er nutzt dich aus und behandelt dich wie den letzten Dreck!!!!

Alles Gute
kokobiene

Forums-InsiderIn 368 --- W, 44

Stepfer wrote:

Wenn eine schlimme Situation auf mich zukommt, dann ignoriere ich das negative einfach und Vergesse es dann tatsächlich, weil ich der Meinung bin, es ist nicht relevant. Aber Vergessen nicht in dem Sinne, dass ich nichts mehr davon weiß, sondern ich habe die Situation zur Kenntnis genommen, sie betrifft aber nicht mich persönlich. Somit kein Grund für Emotionen, somit egal.
Funktioniert seit Jahren in allen schweren Lebenslagen.

Hm, damit hast Du wohl eine Überlebensstrategie entwickelt, die Dir im wahrsten Sinne des Wortes das "Über"- und "Weiterleben" sichert.

Mir fällt bei diesem Verhalten aber die Ähnlichkeit zur Dissoziation auf, wo sich das Bewusstsein aus einer bedrohlichen Situation herausnimmt und man quasi von außen auf die Situation draufschaut, als wäre man im Film. Zu dissoziieren bedeutet auch, eine psychische Belastungssituation zu überleben.

Wenn Du Dein Leben mit Deinem Mann auf diese Art und Weise bewältigen kannst ist doch o.k. für Dich, was soll man Dir dann raten ?

Ich möchte Dir aber zu bedenken geben dass Du zwar Dein Bewusstsein und Deinen Geist betrügen kannst, aber Deine Seele und Deinen Körper nicht.

Wenn man die Auswirkungen von schädigenden Beziehungen dauerhaft ignoriert entwickeln sich eventuell psychosomatische Symptome oder auch körperliche Krankheiten (z.B. Reizmagen oder -darm, schlimmstenfalls auch Geschwüre) oder beides zusammen.

Falls Du beschwerdefrei durch die letzten 25 Jahre gekommen bist schaffst Du es vielleicht auch die nächsten 25 Jahre.

Kann sein.
Muss aber nicht.

Cantadora

sporadischer Gast 11 Deutschland W, 37

Also, ich versuche mal zu antworten:

mit unserem ersten Haus ist nichts passiert, es war alt, wir hatten es restauriert, aber nach 14 Jahren gingen die Reparaturen wieder von vorne los. So haben wir es verkauft und ganz neu gebaut.

Das "Alltagsleben" ist nicht ganz so horror, wie es sich vielleicht angehört hat. Er kümmert sich natürlich um die Kinder, spielt mit ihnen, erzählt Geschichten usw. Und in unserer Freizeit haben wir oft Besuch um Abend, gehen aus, da wir prima Babysitter haben und sind vielfältig unterwegs (Kino, Freunde, Kabarett usw.) Aberr alles im Rahmen und nicht bis zum Exzess.
Ich hatte fast befürchtet, dass es alles zu negativ rüberkommt, aber wäre mein ganzes Leben so, wie ich die Situation beschrieben habe, dann hätte ich warscheinlich schon lange aufgegeben.
Alles in allem haben wir gute Freunde, gute Bekannte und eine ausgewogene Freizeitbeschäftigung. Vielleicht belastet mich die Situation zwischen uns beiden deshalb so, weil sie einfach weder zu ihm noch zu unserem Leben passt.
Als ich die Erkenntnis bekommen habe, dass er Depressionen hat, kam für mich auch niemals in Frage, mich zu trennen. Viel eher möchte ich helfen, und da ich die Stärke dazu habe (ich bin nicht dumm und weiß genau, dass ich unheimlich viel "aushalte" bzw. mitmache).
Ich bin nur im Moment verunsichert, ob ich tatsächlich nur gegen seine Depris kämpfe oder ob ich ihm nicht einfach nur den einfachsten Weg biete, sich gehen zu lassen.

Allerdings ist das Thema Krankheit keinesfalls vom Tisch. Zu viele Punkte sprechen für MD. So lange noch Liebe im Spiel ist, bin ich bereit zu helfen (das geht nicht auf meine Kosten, ich habe eher das Gefühl, dass ich dadurch viele positiven Dinge im Leben viel klarer erkenne).
Aber wie gesagt: Wie weit geht MD und wann fängt einfach alles andere an?

gruß Stepfer

Helferlein 130 zuhause W, 37

Hallo Stepfer,

da staune ich aber: gestern hatte ich erst deinen "alten" Thread gelesen und habe mich dir sofort sehr "nahe" gefühlt, weil unsere Themen teilweise sehr ähnlich sind - und dachte mir, schade, die Frau war schon lange nicht mehr hier im Forum.....

...und heute schreibst Du, das nenn`ich Zufall.... Hallo!

Leider aus keinem schönen Anlass....

Ganz vorrangig möchte ich Dir sagen:

Jeder Mensch trägt für sein Verhalten SELBER die Verantwortung; selbst WENN Du was nicht richtig machen solltest, so hat Dein Mann noch lange nicht das Recht, dir das in solch feindseliger, übler Art `rüberzubügeln!!!!

Es hört sich echt heftig an, was da bei euch abgeht.

Bei uns gibt es ja ähnliche Themen; von wegen verächtlich angesprochen werden, beschimpft werden etc. ..... smilie4

Mir hat ein Buch SUPERGUT geholfen, die Vorgänge, die da passieren, zu verstehen, ich stell`s Dir mal vor:

"Worte, die wie Schläge sind. Verbaler Missbrauch in Beziehungen."
(Patricia Evans)

Wenn´s Dich interessiert, gerne mehr....

Liebe Grüße an Dich,

Lea

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