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Phili
neu an Bord!
3
Wien M, 21
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Sun, 29.Jul.07, 2:07 Therapie weiter machen oder nicht? |
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Ich mache seit etwa einem 1/2 Jahr mit der Diagnose Persönlichkeitsstörung eine psychodynamische Psychotherapie. Obwohl ich eigentlich gerne hingehe (2x/W), habe ich dazu aber auch Gedanken aufzuhören. Irgendwie hab ich einfach das Gefühl, das sich mein Leben oder meine Probleme nicht ändern, auch bei begleitender Anitdepressiva Therapie und allmählich hab ich das Gefühl, dass der Aufwand (Zeit, Kosten,...) dem Nutzen überwiegt.
Wobei ich aber gar nicht genau weiß welchen Nutzen ich zu erwarten habe oder ich erfahren möchte. Dies war auch der Grund warum ich schon einmal eine Therapie angefangen und nach 1 1/2 Jahren abgebrochen habe. Was ich aber weiß, ist dass ich nicht mehr so leben möchte wie jetzt oder wie es schon immer war. Zum Teil finde ich alles oder fast alles unerträglich, deshalb wollte ich auch eine Therapie machen und Medikamente nehmen, aber wie gesagt...
Aber irgendwie hab ich auch das Gefühl, dass ich einfach mit allem quasi fertig bin und nicht mehr will, mir nur noch die wenigen Dinge herauspicke aus meinen Leben, die ich angenehem oder erträglich finde, so als hätte ich schon alles hinter mir und nichts mehr vor mir, als hätte ich sozusagen das letzte Hemd an. Vielleicht ist dies auch nicht die beste Voraussetztung, wenn man zwar gerne zur Therapie geht, aber eigenltich schon abgeschlossen hat, zwar einerseits über sein Leben und seine Probleme spricht, aber andererseits nichts dafür oder dagegen tut.
Meine Überlegung ist eben die, ob ich aufhören oder weitermachen soll, pausieren oder ganz beenden,...Wenn ich weiter mache, wie viel Zeit soll ich dem ganzen geben? Würde das Beenden der Therapie mein Leben für mich noch unerträglicher machen oder wäre es besser, weil der Aufwand (Zeit, Kosten,...) weg fällt?
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Tamara31
Forums-InsiderIn
285
Wien W, 31
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Sun, 29.Jul.07, 15:09 Re: Therapie weiter machen oder nicht? |
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Also, ich würde sagen, dass ein halbes Jahr Therapie bei einer echten Persönlichkeitsstörung gar nix is...
Ich habe eine Borderline-Persönlichkeitsstörung und kenne solche Überlegungen, wie Du sie schilderst, sehr gut aus eigener Erfahrung. Ich bin seit 5 Jahren zweimal in der Woche in Therapie und hab mir schon oft gedacht: ma, zahlt sich das echt aus?? Aber ich denke mittlerweile, dass so ein Auf und Ab in jeder längeren Therapie (wie auch in jeder anderen Beziehung) normal ist. Auch die Zweifel. An sich selbst und der Therapie (der/dem TherapeutIn).
Meiner Meinung nach is das absolut Wichtigste in solchen Momenten, es direkt anzusprechen in der nächsten Therapiestunde - meist ergibt sich daraus was erstaunlich Produktives! Arbeiten damit, das ist wichtig!
Alles Gute!
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donnerdoria
Helferlein
49
Bayern W, 22
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Sun, 29.Jul.07, 19:47 Re: Therapie weiter machen oder nicht? |
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Auch ich kenne solche Gedanken und Überlegungen.
Letzlich ist es aber doch so, du möchtest etwas verändern an dir bzw. an dir arbeiten, um wieder besser leben zu können und scheinst es alleine nicht zu schaffen bzw. geschafft zu haben.
Welche andere Alternative zur Therapie hat man da schon? Und welche andere Wahl, als es weiter zu versuchen?
Und du weißt ja auch nicht, ob es dir ohne Therapie nicht nocht schlechter gegangen wäre oder du noch weiter abgestürzt wärst...
Das waren und sind immer meine Überlegungen.
Auf alle Fälle solltest du versuchen, das in der Therapie anzusprechen.
Mir hat es manchmal auch ganz gut getan, wenn ich mal so eine Art "Therapiepause" hatte, dann war ich wieder motivierter hin zu gehen und mir wurde wieder klar, wie mies alles läuft und wie furchtbar es ist, nicht mal zu VERSUCHEN etwas zu verändern...
Quote: | Aber irgendwie hab ich auch das Gefühl, dass ich einfach mit allem quasi fertig bin und nicht mehr will, mir nur noch die wenigen Dinge herauspicke aus meinen Leben, die ich angenehem oder erträglich finde, so als hätte ich schon alles hinter mir und nichts mehr vor mir, als hätte ich sozusagen das letzte Hemd an. Vielleicht ist dies auch nicht die beste Voraussetztung, wenn man zwar gerne zur Therapie geht, aber eigenltich schon abgeschlossen hat, |
Aber trotzdem gehst du hin, also scheinst du ja doch etwas dort zu wollen...
Vielleicht wäre auch eine Klinikaufenthalt was- kannst ja auch mal in der Thera ansprechen.
@Tamara31
Ich kann nur Zustimmen, hab schon von mehreren so eine "Faustregel" gehört, die da sagt, dass man ungefähr die selbe Zeit braucht, damit es einem wieder besser geht, die es einem schlecht ging bzw. die man gebraucht hat, um in dem jetzigen Zustand zu kommen. (hab da wohl auch noch eine lange lange Zeit vor mir...)
lg donnerdoria
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Phili
neu an Bord!
3
Wien M, 21
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Mon, 30.Jul.07, 0:58 Re: Therapie weiter machen oder nicht? |
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Danke für die Antworten!
Tamara31
Wenn du heute bilanzieren würdest und die 5 Jahre zurück blickst, würdest du sagen, dass es sich ausgezahlt hat und dich weitergebracht hat? (Wahrscheinlich, sonst hättest du es nicht solange durchgezogen ... )
Ich bin mir dessen bewusst, dass die Therapie einer Persönlichkeitsstörung zu den langwierigen Dingen zählt, aber ich habe Angst davor, dass ich immer weiter und weiter und wieder weiter und weiter mache und nach Jahren zurück blicke, jedoch keine wirkliche Veränderung spüre, aber ständig Honorarnoten und Rezeptgebühren gezahlt habe.
Donnerdoria
Denkst du, dass mir ein Klinikaufenthalt wirklich helfen könnte? Hast du diese Erfahrung gemacht?
Ich denke mir, dass es mir zwar nicht wirklich gut geht aber noch nicht so schlecht, dass es ein Klinikaufenthalt sein muss. Würde ich jetzt in eine Klinik gehen, was würde ich dann tun, wenn es mir wirklich schlecht geht? Da ist die Frage, was eine Klinik bietet, außer der örtlichen Veränderung, denn Medikamente nehme ich schon und Therapie 2/W mache ich ja bereits.
Meinst du es wäre für mich sinnvoll, weil ich auf dich suizidal wirke? (bin mit allem fertig,... Fühle mich, als hätte ich das letzte Hemd an,...) Denn richtig suizidal fühle ich mich nicht unbedingt, ich denke zwar schon hin und wieder daran, in letzter Zeit häufiger, aber nicht so richtig. Es gibt im Moment ein paar wenige Dinge, die ich nicht vermissen will oder noch fertig machen will, von daher ist die Todesvorstellung nicht ausschließlich etwas Schönes oder Erlösendes. Außerdem habe ich jedes Mal, wenn ich über Suizidmaßnahmen nachdenke, eine Scheu oder Angst oder Eckel davor, so dass ich nicht wissen würde, wie ich es tun sollte.
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Tamara31
Forums-InsiderIn
285
Wien W, 31
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Mon, 30.Jul.07, 5:59 Re: Therapie weiter machen oder nicht? |
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@Phili:
Na ja, das wird Dir keine/r voraussagen oder garantieren können, das mit dem Erfolg oder nicht... Die Frage is, was wäre die Alternative? Nur rumsitzen und abwarten, obs noch schlechter wird?
Ich kenne die ups und downs wie gesagt sehr gut. Manchmal denk ich, es geht ganz toll weiter und mein Leben hat sich toll verändert, und manchmal hab ich das Gefühl, es hat sich in all den 5 Jahren null geändert. Aber, und das is vermutlich das Wesentlichste dabei: ich weiß jetzt (und kann dieses Wissen auch in Krisenzeiten nutzen), dass das mehr mit meiner Persönlichkeitsstörung zu tun hat als mit der "Realität". Es ist Teil meiner Symptomatik, dass ich mich mal toll und mal miserabel fühl. Was ich also wirklich gelernt hab in all den Jahren (und was vermutlich so was wie ein realer Erfolg is), is, dass ich nicht total darin versinke, sondern mittlerweile weiß, das down-Gefühl geht vorbei und entspricht nicht unbedingt der Realität, sondern eben meiner Symptomatik. Das klingt jetzt sehr kopfig, hilft mir aber wirklich. Und der Weg dorthin is, so was in der Therapie immer sofort anzusprechen. Diese Macht-das-Sinn-Gespräche waren für mich oft echte Aha-Erlebnisse.
@donnerdoria:
Mir hilft die Sommerpause meiner Therapeutin auch immer, mich wieder neu zu motivieren. *g*
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donnerdoria
Helferlein
49
Bayern W, 22
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Mon, 30.Jul.07, 13:54 Re: Therapie weiter machen oder nicht? |
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Hallo Phili,
Quote: | Meinst du es wäre für mich sinnvoll, weil ich auf dich suizidal wirke? |
Nö, so hab ich das überhaupt nicht gemeint. Ich denke mal, dass eine (psychosomatische o.ä. also keine Psychiatrie) Klinik in der Behandlung noch mal ganz andere Ansätze hat (nonverbal und andere Therapieformen) und auch noch mal intensiver ist. Und das EINE mögliche Alternative für dich sein könnte.
Viel mehr kann ich dazu nicht sagen, war auch noch nie in einer, es geht aber demnächst los- kann dir ja dann meine Erkenntnisse weitergeben, wenns dich interessiert
Für mich ist es ein Versuch wert, weil ich eben in letzter Zeit auch nicht so den Eindruck habe mit der Thera weiter zu kommen und ich mich eben auch nach Alternativen gefragt habe... Aber bei mir "passt" der Aufenthalt auch gerade.
Vielleicht bringt ja auch ne andere Therapieform was?
Hast du mit deinem Therapeuten darüber geredet, wie du dich fühlst? Was meint er dazu?
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