aggressive Schübe des Vaters - verbal, zerstörerisch

neu an Bord! 1 bayern W, 26

hallo zusammen,

ich weiss im moment nicht, wie ich mit der situation in meiner familie umgehen soll, bzw. meiner mutter und meinem vater helfen kann und hoffe nun, in diesem forum hilfestellung zu bekommen.

zu meiner person: bin 26, bin vor 5 jahren bei meinen eltern ausgezogen und führe einen eigenen haushalt. mir selbst fällt es schwer, mich an die vergangenen wutausbrüche meines vaters - die auch schon meine kindheit begleitet haben - zu erinnern. sobald ich versuche, mich daran zu erinnern, kommen mir nur erinnerungsfetzen in den sinn, kurze momentaufnahmen und schlagwörter...wie z.b. umgeschmissene schränke, zerschlagene stühle, zerschlagenes geschirr in der ganzen wohnung verteilt, kaputtes schaukelpferd, eingetretene tür, psychische gewalt, verbale aggressivität, in einer nacht und nebelaktion mit mutter und schwester zur oma flüchten, panik, angst, verwzeiflung.

soweit ich mich erinnern kann, hatte mein vater schon immer solche agressiven "schübe". früher in kürzeren abständen, alle halbe jahre bis zwei jahre. in den letzten 6 oder 7 jahren sind solche anfälle jedoch ausgeblieben.

vor drei wochen war es allerdings wieder mal so weit. (meine schilderungen basieren auf berichte meiner mutter - ich selbst fühle mich nicht in der lage, die konfrontation mit meinem vater zu suchen, da ich das gefühl habe, dass alte kindheitserinnerungen hochkommen und ich das vervlich nicht verkrafte...)

angefangen hat es erst mit schlechter laune meines vaters, über eine woche haben meine eltern nicht miteinander gesprochen mit einhergenden verbalen und psychischen aggressivität gegenüber meiner mutter. mein vater ist in der zeit zum schlafen in das gästehaus gezogen. meine mutter ist ihm aus angst aus dem weg gegangen.
über 3 oder 4 wochen hat sich diese situation hingezogen. zwischendurch gab es anscheinend mal tage/abende, an denen meine eltern einigermaßen "normal" unterhalten konnten. in einem dieser gespräche wurde über eine familientherapie nachgedacht (termin steht angeblich)...

doch vor ein paar tagen war mein vater auf dem höhepunkt seiner laune angekommen - der komplette geschirrschrank wurde laut schreiend in einen scherbenhaufen im wohnzimmer verwandelt. mit den worten an meine mutter gerichtet:"für die scherben trägst du die verantwortung..."

meine mutter hatte sich zu der zeit in ein zimmer zurückgezogen und ist im moment nervlich fertig, hat angst und geht meinem vater so weit möglich, aus dem weg.

am nächsten tag hatte mein vater anscheinend wieder einen hellen moment und hat die scherben zusammengekehrt. meiner mutter hat er - vielleicht als entschuldigungsgeste - ein schüsselchen mit geschnittener melone hingestellt...

NUN MEINE FRAGEN
wie kann man in solch einer situation handeln und vorgehen? ich bin der meinung, dass ärztlicher rat dringend notwendig ist - aber wie kann man den vater zu solch einem schritt bewegen? er selbst muss ja erst mal einsehen, dass sein verhalten nicht normal ist.
ausserdem bin ich der meinung, dass eine art depression vorliegt. sind das vielleicht sogar symptome für eine manische depression? mir ist bekannt, dass cousine und onkel meines vaters depressiv waren, in behandlung waren und beide selbstmord begangen haben...

wie kann sich meine mutter schützen? sollte man vielleicht sogar während einem anfall meines vaters, den psychiatrischen notdienst/polize verständigen?

ich wäre euch dankbar, wenn mir jemand ein paar hilfestellungen geben kann über ein mögliches vorgehen!

Helferlein 62 NÖ W, 16

hallo leode!

ich hab lange überlegt, was ich dir antworten soll oder ob ich dir überhaupt etwas antworten soll,aber in anbetracht dazu,dass du noch überhaupt keine antworten auf deine fragen hast,will ich dir mal meine persönliche meinung schreiben:

Quote:

wie kann man in solch einer situation handeln und vorgehen?

das ist eine echt schwierige situation. direkt betroffen bist du jedoch gar nicht mehr. vielleicht solltest du,wenn du wirklich angst um deine mutter hast, ihr wirklich nahe legen sich scheiden zu lassen,denn ihr ganzes leben wird dadurch erheblich negativ beeinflusst.

Quote:

ich bin der meinung, dass ärztlicher rat dringend notwendig ist - aber wie kann man den vater zu solch einem schritt bewegen?

vll solltest du mit deinem vater in ruhe reden, und ihm klar machen,dass er hilfe braucht. mach ihm keine vorwürfe, versuche einfach nur ihm klar zu machen,dass sein verhalten krankhaft ist. aber wenn er sich selbst nicht helfen lassen will,kann er sich nicht helfen lassen...

Quote:

sind das vielleicht sogar symptome für eine manische depression?

na ja, das mit den stimmungsschwankungen stimmt schon,dass das bei einer bipolaren störung vorkommt. ist er denn sonst wenn er nicht gerade eine depressive phase hat, sehr gut gelaunt??? ist er oft depressiv, macht sich selbstvorwürfe etc. ?

Quote:

wie kann sich meine mutter schützen? sollte man vielleicht sogar während einem anfall meines vaters, den psychiatrischen notdienst/polize verständigen?

helfen kannst du deiner mutter nur,wenn sie sich selbst auch helfen lassen will. wenn sie damit einverstanden ist,dass du das machst finde ich es okay. dennoch bin ich der meinung,dass sie sich trennen sollte,wenn es unerträglich für sie geworden ist.

zuletzt möchte ich noch sagen,dass derartige aggressionen wie dein vater sie hat auch durch einige krankheiten ausgelöst werden können. mein vater zb hatte auch solche aggressionsanfälle 5,6 jahre lang, und bekam dann die diagnose : borelliose. also würde ich an deiner stelle deinem vater nahe legen, sich bei einem arzt durchchecken zu lassen.

hoffe ich konnte dir wenigstens ein wenig helfen...

lg nomilktoday

Helferlein 140 W, 42

Hallo, was du schreibst, kenne ich von meinem Vater, der eine man.-depr. Erkrankung hatte. Er reagierte auch oft mit derartigen Ausbrüchen, warf ebenfalls Geschirr durch die gläserne Küchentür, verprügelte mich oft in jähzorniger Wut...

Es könnte also eine manisch-depressive Erkrankung sein. Treffen denn evtl. noch andere, für eine MD typ. Symptome zu? Hängt er manchmal wochenlang eher passiv herum? Und hat er dann wieder Phasen, wo er arrogant ist, alles besser weiss, viel zu viel Geld ausgibt, viel telefoniert/redet, Pläne schmiedet und sich von nichts und niemandem davon abbringen lässt?

Was für ein Mensch ist er sonst so, wenn er nicht gerade derartig wütend ist?
Das Problem bei MD ist, dass es oft wenig Krankheitseinsicht gibt. Aber vlt. hat dein Vater auch etwas anderes.
Wenn du dich nicht traust (in einem ruhigen Moment) mit ihm zu reden, könntest du ihm vlt. einen Brief schreiben, wo du ihn nicht angreifst, aber deine Sorge um ihn und seine Beziehung zu deiner Mutter zum Ausdruck bringst und ihn fragst, ob er sich vorstellen könne, sich von außen Hilfe zu holen, um herauszufinden, was genau ihn eigentlich so wütend macht und ob es nicht andere Möglichkeiten für ihn geben kann, mit seinen Problemen umzugehen.
Ich persönlich habe dann als Erwachsene der 2. Frau meines Vaters etwas Mut gemacht und Verständnis dafür geäußert, sich von meinem Vater zu trennen. Ich glaube, sie hätte es sich sonst nicht getraut, weil sie eine gewisse Schuld in sich spürte, uns Kindern aus der ersten Ehe den Vater "weggenommen" zu haben. Aber dann hat sie sich für eine Trennung entschieden.
Vielleicht kannst du von Frau zu Frau mit deiner Mutter reden und sie fragen, ob sie schon mal darüber nachgedacht habe, was genau sie in der Beziehung zu deinem Vater möchte, was sie braucht, um glücklich zu sein. Ich meine, ihr so ein bißchen helfen, damit sie selbst herausfindet, ob sie das noch will.
LG. Katl

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