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TooSensitive
Forums-InsiderIn
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Wien W, 21
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Thu, 12.Jul.07, 15:06 Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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Warum auch immer, ich habe gerade das Bedürfnis mich sprichwörtlich auszuziehen, alles nieder zu schreiben, mein innerstes herauszureißen - an euch abgeben, jemanden geben, nur weg von mir ...
Wo soll ich anfangen - am besten in der Kindheit.
Ich hatte eine schöne Kindheit. Es gab nichts an dem es fehlte. Zu Weihnachten wusste ich oft nicht, was ich mir wünschen sollte - ich hatte immer alles. Meine Eltern lieben mich über alles, dessen bin ich mir sehr sicher. Mein Vater ist allerdings sehr cholerisch. Wenn ich etwas falsch gemacht habe, war ich sofort "zu deppat" oder "dumm". Habe ich etwas nicht sofort verstanden, war ich ein "Trottel". Meine Mutter ist auch eher ein ungeduldiger Mensch - zum Knüpfen lernen hat sie mich zu wem anderen geschickt - ich hätte ihr den letzten Nerev geraubt.
Nebenbei war ich schon immer dick und somit Zielscheibe der lieben Kinder. "Fette Sau" war noch nett.
Ich wurde allerdings nicht sehr oft von anderen Kindern geschimpft, weil ich immer der Classenclown war, immer lustig, immer gut drauf, immer mitreißend. Deshalb mochten mich die meisten Leute auch.
Mit 15 Jahren der große Crash. Plötzliches weinen - 5 Tage durchgehend - ohne ersichtlichen Grund. War eine Woche auf einer psychosomatischen Station, bin dann auf Revers raus, weil ich die Leute dort nicht ertragen konnte. Die hatten im Gegensatz zu mir nämlich echte Probleme. Mißbrauchsopfer, Bullemiker, Magersüchtige Mädchen - mittendrin ich mit der dauernden weinerei.
Als mein Papa mich abgeholt hat, meinte er "wennst dich noch einmal so aufführst, hol ich dich sicha nimma wo raus" - er war hilflos, hat selbst viel geweint und meinte es nicht so. Trotzdem - hart!
Habe wohl kein Selbstwertgefühl. Egal was passiert - ich weine sofort. Obendrein beziehe ich alles, wirklich alles auf bzw. gegen mich. Nicht selten höre ich die Worte "du bist total egoistisch" oder "die Welt dreht sich nicht nur um dich". Eben weil ich alles auf mich beziehe.
Macht mein Freund eine falsche Bemerkung, weine ich, wie auf Knopfdruck. "Setzt du das als Druckmittel ein?" habe ich aufgrund dessen auch schon gehört.
Kann mit mir nicht umgehen, will nicht weinen, will mir selbst sicher sein und finde keinen Weg dorthin.
Nach aussen hin bin ich lustig und meist gut gelaunt. Viele Leute wenden sich an mich, wenn sie Probleme haben. Meine Freunde sind auch meist Problemfälle, denen ich helfe. Ich will das auch - schließlich lenkt es von den eigenen Problemen ab. Wobei - welche Probleme - es ist ja eigentlich nix, ich versteh meine Gefühle nicht.
Ich habe mir schon das eine oder andere Mal überlegt ob ich mißbraucht wurde - weil ich so derart unbeschreibliche Gefühle habe, die einfach nicht den Situationen angepasst sind - aber da war mit Sicherheit nichts.
Ich überlege so oft, wieso ich mich als so gering betrachte, finde aber keinen Grund dafür.
Habe mich immer schon mit anderen Menschen verglichen - am liebsten mit Ex-Freundinnen meiner Freunde. Das nervt die natürlich. Ich schneide für mich selbst auch immer schlechter ab.
Zur Zeit flüchte ich mich in Drogen. Doch das macht nur noch mehr Probleme und hilft mir nicht weiter. Diese Flucht macht mich nur noch kaputter.
Ich möchte einfach nur eine normale Beziehung führen, nicht ständig heulen, weil ich mich bleidigt fühle. Ich möchte nicht, dass Freunde denken, ich müsse mich ständig in den Mittelpunkt stellen. Möchte nicht egoistisch wirken, weil ich dauernd denke ich sei an irgendetwas "schuld".
Ich wäre so gerne ganz normal und nicht ständig von Depressionen geplagt. Ich kann meine Situation nicht akzeptieren, weil ich keine Gründe habe. Hätte ich Gründe, könnte ich vielleicht akzeptieren wie ich bin.
Kann das irgendjemand ansatzweise nachvollziehen?
Kann mir jemand helfen?
Hat jemand Tipps?
Gehts jemanden genauso?
Wo soll ich anfangen, und wo Ende ich dann?
So, jetzt bin ich nackt.
lg
sensi
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gompert
Forums-InsiderIn
333
niederlande M, 49
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Thu, 12.Jul.07, 15:34 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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Du, diesem hilflosen, weinenden Vater der dich "sicha nimma wo raus" holen will, es aber nicht so meint, dem würde ich gerne mal die Wahrheit sagen!
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TooSensitive
Forums-InsiderIn
427
Wien W, 21
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Thu, 12.Jul.07, 15:58 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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Die deiner Meinung nach welche wäre?
Wie soll ich sagen, mein Vater ist ein sehr familiärer Mensch. Er will seine Familie immer um sich haben, liebt uns wirklich über alles und würde sein Leben für uns geben.
Auf der anderen Seite ist er Herrscherisch, Cholerisch, gemein, schreit rum, ...
Er will niemandem weh tun, dass weiß ich. Aber er hat sich oft nicht unter Kontrolle.
Ich liebe meinen Vater, denke aber, das er unter anderem Schuld an meiner Gefühlswelt ist ...
lg
sensi
P.s: Kannst du das nächste mal etwas genauer sagen, was du meinst?
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gompert
Forums-InsiderIn
333
niederlande M, 49
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Thu, 12.Jul.07, 17:02 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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Natürlich liebst du ihn TooSensitive, du würdest ihn bis zum geht nicht mehr lieben.
Wenn die Verantwortung in einer Familie umgedreht wird und das Kind an Stelle der Eltern Verständnis, Nachsicht usw haben muss, dann kann es nicht wachsen. Besonders Eltern die sehr viel Leid mit sich tragen, werden von solchen liebenden Kindern in Schutz genommen. Das fängt in der frühen Kindheit als Überlebensstrategie an: das Kind lernt wie es die Eltern doch noch optimal funktionieren lässt. Es zahlt aber einen ungeheueren Preis. Ich muss diesen Preis noch täglich zahlen.
Du reagierst ja wie von einer Wespe gestochen. Ich soll die Finger von deinem lieben Vater lassen! Dabei habe ich gerade gelesen wie er in deiner schwersten Stunde nicht zu dir gestanden hat. Und du? Würdest du in seiner schwersten Stunde zu ihm stehen? Natürlich würdest du! Der Unterschied liegt darin dass du es ihm verzeihst und es dirselbst nie verzeihen würdest. Er darf, du nicht. Dabei soll es genau umgekehrt sein! Alice Miller hat darüber "Das Drama des begabten Kindes" geschrieben. Man liest es schnell, wird dann verdammt traurig weil man sich darin wiedererkennt und dann wächst sowas wie Selbsteinsicht.
Schönen Gruss vom Nordseestrand
gompert
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TooSensitive
Forums-InsiderIn
427
Wien W, 21
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Thu, 12.Jul.07, 17:32 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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Hallo,
ja du hast recht, ich reagiere wie von einer Wespe gestochen. Ich weiß aber, dass ich das bei jedem Menschen der mir nahe steht tun würde, sobald dieser in irgendeiner Art und Weise in Frage oder "bekrittelt" wird.
Ist das nun eine Art Übertragung?
Denkst du, dass ich durch diese Überlebensstrategie generell "umkonditioniert" bin - menschenunabhängig?
Und wenn dem wirklich so sein sollte - was ich noch herausfinden muss (blos wie?), könnte ich die Konditionierung ja lösen. Das Programm einfach umprogrammieren ... einfach ... haha.
Ich kann das von dir geschriebene sehr gut nachvollziehen. Mir ist klar, dass Kinder die Verständnis für ihre Eltern haben müssen, nicht wachsen können.
Ich frage mich jetzt nur - war das bei mir der Fall? Wahrscheinlich - meine Oma und mein Opa (die Eltern meines Vaters) starben als ich 2 u. 4 Jahre alt war. Mein Vater hing sehr an ihnen.
Die Schwester meiner Mutter verübte Selbstmord als ich ungefähr 3 Jahre alt war. Meine Eltern mussten in dieser Zeit also sehr viel Leid ertragen. Nur dachte ich immer, dass ich das alles nicht mitbekommen hätte...
Ich bin auch der Meinung, dass man verzeihen können muss! Menschen reagieren nunmal wie sie reagieren - mein Vater hat aus seiner eigenen Verzweiflung so reagiert. Ja natürlich habe ich das verziehen.
Aber was meinst du damit, wenn du sagst, dass ich mir nie verzeihen würde? Lässt das von mir geschriebene so sehr darauf schließen, dass ich mir nciht verzeihen kann?
Ich finde es interessant, weil meine "Thera" zuletzt meinte, ich solle nicht so streng mit mir selbst sein, ich sei mit anderen ja auch nicht so streng.
hmmm...
Du hast mir da gerade viel zum Nachdenken gegeben - ich hänge mich an jedem Wort hier sehr fest, weil ich das alles durchbrechen will. Weil ich nicht mehr so leben möchte. Weil ich glücklich sein will. Weil ich selbstsicher und selbstbewusst sein will - auch wenn ich dick bin. Weil ich nicht alles persönlich nehmen möchte. Weil ich nicht möchte, dass mir jeder schiefer Blick einen Stich ins Herz versetzt ...
lg
sensi
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gompert
Forums-InsiderIn
333
niederlande M, 49
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Thu, 12.Jul.07, 21:01 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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Hi Sensi,
Mit diesen Sterbefällen triffst du bestimmt ins Schwarze. Mir ist Ähnliches passiert. Du hast ja wenigstens drei Jahre lang trauernde Eltern gehabt. Das mag von auβen eine sorglose liebevolle Jugend erscheinen, läβt aber wenig Kinderglück zu.
Mit dem Verzeihen meine ich wohl das gleiche wie deine Thera, nämlich daβ du dirselbst höhere Maβstäbe setzt als anderen bzw. deinen Eltern. Du läβt deinen Vater dich verleugnen, dich verletzen und würdest es ihm vielleicht verzeihen wenn er dich nächstes mal in der Klinik verrecken läβt. Dann hat er’s bestimmt nicht so gemeint. Du wagst es nicht ihn zu verurteilen. Umgekehrt würdest du dir das wohl nie verzeihen, habe ich da recht? Von wem wirst du diese Maβstäbe wohl angenommen haben? Ein Kind muβ die Eltern nicht mehr lieben als sich selbst. Das muβ und kann sich ändern. Du muβt dir Mut machen und bestimmen wo die Grenzen deiner Toleranz liegen. Und die Urteile anderer über dich (egoistisch, dick usw.) nicht länger für Realität nehmen sondern für was sie sind: Aussagen jener Leute, die etwas über diese Leute sagen und nicht über dich.
Dein Vater erlaubt sich dir gegenüber alles was ihm gerade auskommt. Mal ist er Respektperson, mal kleiner Bub, mal kränkt er deine totale Selbstachtung, mal liebt er dich von ganzem Herzen. Das ist nicht normal. Das ist vom Interesse des Kindes aus betrachtet schadhaft und hart zu verurteilen. Das wäre die Wahrheit die ich ihm gerne mal gesagt hätte.
Du sprichst fast zynisch von umprogrammieren, als wäre das eine unmögliche Aufgabe. Da du aber jung und motiviert bist, ist es durchaus möglich die Sicht auf deine Interessen zu verschärfen, vieles zu ändern und an dich zu denken statt an deine Eltern. Das tut nur weh, wie jede Entnabelung.
Übrigens: hallo Kollegin Dauerheulerin! Als ich 8 war, habe ich mal vier Tage lang pausenlos geweint, man wuβte nicht wohin mit mir. Und dann, als ich schon über 20 war, fand meine Freundin mich heulend auf dem Dachboden und das hörte dann tagelang nicht mehr auf. Die Freundin hat sich dann natürlich einen anderen genommen. Die war ich los! Neulich, in meiner Gruppentherapie habe ich noch sehr viel geweint. Herrlich! Es ist mir wie dir halt viel Sch... passiert im Leben, soll man das etwa salonfähig verbergen und sich frustrieren lassen? Nix davon! Rauslassen! Jammern!
Lieben Gruβ
Gompert
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Thu, 12.Jul.07, 21:52 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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Hallo Sensitive,
Ich hab Dein Post mal inhaltlich zerlegt weil ich finde daß in dem ganzen ein grosser Widerspruch steckt:
Diese Aussage im Vergleich zu
TooSensitive wrote: | Ich hatte eine schöne Kindheit. Es gab nichts an dem es fehlte. Zu Weihnachten wusste ich oft nicht, was ich mir wünschen sollte - ich hatte immer alles. Meine Eltern lieben mich über alles, dessen bin ich mir sehr sicher. |
dieser:
TooSensitive wrote: | Mein Vater ist allerdings sehr cholerisch. Wenn ich etwas falsch gemacht habe, war ich sofort "zu deppat" oder "dumm". Habe ich etwas nicht sofort verstanden, war ich ein "tr***". Meine Mutter ist auch eher ein ungeduldiger Mensch - zum Knüpfen lernen hat sie mich zu wem anderen geschickt - ich hätte ihr den letzten Nerev geraubt.
Nebenbei war ich schon immer dick und somit Zielscheibe der lieben Kinder. "Fette Sau" war noch nett. |
Das passt für mich ja nun überhaupt nicht zusammen. Also materiell haben sie Dir jeden Wunsch von den Augen abgelesen.
Aber auf der anderen Seite warst Du ständig abwertender und verbal misbräuchlichem Verhalten Deiner Eltern ausgesetzt. Eine Frage, hattest Du Angst vor diesen Ausfällen und Abwertearien? Ständiger Stress, "wann rastet er wieder aus". Oder "ich muss mich total zusammenreissen damit ich nicht einen Anfall meiner hyper ungeduldigen Mutter provoziere"?
Ehrlich gesagt ich finde DAS qualifiziert durchaus als auf Dauer zermürbend und traumatisch und schädigt definitiv die Entwicklung von gesundem Selbstwertgefühl....
Eine glückliche Kindheit würde sich für mcih so definieren, daß, egal wie materiell reich oder arm die Familie ist man sich bedingungslos emotional geborgen,unterstützt und SICHER fühlt
TooSensitive wrote: | Mit 15 Jahren der große Crash. Plötzliches weinen - 5 Tage durchgehend - ohne ersichtlichen Grund. War eine Woche auf einer psychosomatischen Station, bin dann auf Revers raus, weil ich die Leute dort nicht ertragen konnte. Die hatten im Gegensatz zu mir nämlich echte Probleme. Mißbrauchsopfer, Bullemiker, Magersüchtige Mädchen - mittendrin ich mit der dauernden weinerei.
Als mein Papa mich abgeholt hat, meinte er "wennst dich noch einmal so aufführst, hol ich dich sicha nimma wo raus" - er war hilflos, hat selbst viel geweint und meinte es nicht so. Trotzdem - hart! |
Ja, irgendwann bricht sich der ganze aufgestaute Jammer von Jahren den man nicht mehr unter den Teppich verbannen kann dann seinen Weg ...
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Thu, 12.Jul.07, 21:53 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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TooSensitive wrote: | Habe wohl kein Selbstwertgefühl. Egal was passiert - ich weine sofort. Obendrein beziehe ich alles, wirklich alles auf bzw. gegen mich. |
So eine Überempfindlichkeit, ein Mangel an Selbstliebe und Selbstwertgefühl wird dann zur inneren Haltung, und dann bricht man bei jeder gelegenheit zusammen...
TooSensitive wrote: | Nach aussen hin bin ich lustig und meist gut gelaunt. Viele Leute wenden sich an mich, wenn sie Probleme haben. Meine Freunde sind auch meist Problemfälle, denen ich helfe. Ich will das auch - schließlich lenkt es von den eigenen Problemen ab. Wobei - welche Probleme - es ist ja eigentlich nix, ich versteh meine Gefühle nicht. |
Wieso denkst Du Du hättest nix, keine Probleme. Ich sehe da unmengen von Potential und Ursachen dafür ein zutiefst gestörtes Selbstwertgefühl zu haben...
Du überspielst es halt mit Fröhlichkeit. Das ist wie eine hübsche Blümchentapete auf einer krummen, feuchten Wand. Rein kosmetisch.
Eine Frage, DURFTEST Du als Kind über Deine wahren Gefühle nie reden? Waren "schlechte" Gefühle da sowas wie Tabu, verboten?
TooSensitive wrote: | Ich habe mir schon das eine oder andere Mal überlegt ob ich mißbraucht wurde - weil ich so derart unbeschreibliche Gefühle habe, die einfach nicht den Situationen angepasst sind - aber da war mit Sicherheit nichts. |
Das was Du da beschreibst ist emotionaler Misbrach. Äh, das ist schlimm genug.
TooSensitive wrote: | Ich überlege so oft, wieso ich mich als so gering betrachte, finde aber keinen Grund dafür. |
Schau mal ganz ehrlich in Deine Vergangenheit..
TooSensitive wrote: | Ich möchte einfach nur eine normale Beziehung führen, nicht ständig heulen, weil ich mich bleidigt fühle. |
Du fühlst Dich beleidigt weil Du sowas wie ein Trauma erlebt hast. Schau mal unter "posttraumatsiche Belastungsstörung" im Internet. Da wirst Du ähnliche Symptome finden.
Emotionaler Misbrauch bei Kindern ist traumatisierend. Und ein Kind das ständig einen cholerischen Anfall des Vaters oder die ungeduldigen Reaktionen der Mutter zu spüren bekommt ist, da ist das was Du jetzt erlebst eine ziemlich normale Reaktion.
TooSensitive wrote: | Ich möchte nicht, dass Freunde denken, ich müsse mich ständig in den Mittelpunkt stellen. Möchte nicht egoistisch wirken, weil ich dauernd denke ich sei an irgendetwas "schuld". |
Es geht nicht darum wie Du wirkst. Du musst Dich nicht verstellen wenn es in Dir innerlich total brodelt damit Du von aussen "akzeptabel" rüberkommst.
Wenn Du Dcih die ganze Zeit zusammenreissen musst nur um "die Fassung zu wahren". dann ist das so anstrengend und von sich selbst entfremdend daß es kein Wunder ist daß es Dir so schlecht geht.
TooSensitive wrote: | Ich wäre so gerne ganz normal und nicht ständig von Depressionen geplagt. Ich kann meine Situation nicht akzeptieren, weil ich keine Gründe habe. Hätte ich Gründe, könnte ich vielleicht akzeptieren wie ich bin. |
Doch. Die Gründe sind eigentlcih klar ersichtlich. Siehe oben.
Liebe Grüsse,
Petra
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Thu, 12.Jul.07, 21:58 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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TooSensitive wrote: |
Ich bin auch der Meinung, dass man verzeihen können muss! Menschen reagieren nunmal wie sie reagieren - mein Vater hat aus seiner eigenen Verzweiflung so reagiert. Ja natürlich habe ich das verziehen.
i |
Hallo nochmal,
das mit dem Verzeihen. Ist es WIRKLICH verzeihen oder ist es nur das Wegschieben eines Gefühls das nicht da sein darf.
Weil dann wäre tief in Dir irgendwo verborgen das Gefühl von Ausgeliefertsein, Ohnmacht und/oder wut sich wie ein Abszess abgekapselt hat aber Deinen mentalen Organismus vergiftet.
Beschönigst Du sein Verhalten damit Daß es nicht so schlimm war weil Dir jede Kritik am Verhalten Deines Vaters als Verrat vorkäme?
Oder ist es eine Resignation nach dem Motto : man kann ja eh nichts machen, ich muss es einfach still ertragen und so tun als wäre nichts, daß es so ist, dann ist es noch am bessten auszuhalten. Nach dem Schema der drei Affen: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen..
Deklarierst Du Deien Kindheit als schön weil die Konventionen die Du (als Selbstschutz) verinnerlicht hast es so verlangen?
Hast Du überhaupt ein realistisches Gefühl dafür entwickelt was eine schöne Kindheit wäre?
Oh ja und das Losheulen in bestimmten Situationen kenne ich auch nur zu gut.
Grüssle,
Petra
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TooSensitive
Forums-InsiderIn
427
Wien W, 21
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Fri, 13.Jul.07, 11:52 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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Hallo gompert,
hallo münchnerkindl.
Da hab ich ja jetzt einiges zum Nachdenken.
Vorwerg muss ich sagen, dass sich ein furchtbar schlechtes Gewissen meinen Eltern gegeünber beim Lesen eurer Beiträge eingeschichen hat. Ich komme mir vor, als würde ich alles in den Dreck ziehen, was sie für mich getan haben ... naja, ich mach mich mal ans Antworten:
@ münchnerkindl:
Quote: | Eine Frage, hattest Du Angst vor diesen Ausfällen und Abwertearien? Ständiger Stress, "wann rastet er wieder aus". Oder "ich muss mich total zusammenreissen damit ich nicht einen Anfall meiner hyper ungeduldigen Mutter provoziere"? |
Nein, ich hatte eigentlich keine Angst davor. Zum einen, weil es ja immer ganz spontan passierte und er sich danach immer! entschuldigt hat, für das Gesagte und zum anderen, weil ich es irgendwo gewohnt war.
Zu meiner Mutter - hyper ungeduldig war sie nicht - nur ein wenig. Zu meiner Mutter habe ich eigentlich auch ein recht gutes Verhältnis.
Quote: | bedingungslos emotional geborgen,unterstützt und SICHER fühlt. |
Ich fühlte mich geborgen. Auch wenn mal wieder Ausbrüche paassiert sind, ich habe ihm immer verziehen. Ich war sogar das totale Papa-Kind. Ich sagte bis zu meiner Pupertät Sätze wie: Wenn ihr euch scheiden lässt, geh ich mit Papa mit. Er ist so ein Mensch, der immer probiert seinen Kindern alles zu bieten - nur manchmal halt nen Austicker hat.
Quote: | Wieso denkst Du Du hättest nix, keine Probleme. Ich sehe da unmengen von Potential und Ursachen dafür ein zutiefst gestörtes Selbstwertgefühl zu haben... |
Es kommt mir einfach blöd vor, DESWEGEN Probleme zu haben. Weil ich eben alles hatte. Ich weiß, dass der Vergleich zu anderen Menschen nicht richtig ist - aber ich denke da an diesen Aufenthalt in der Klinik: Diese Mädchen hatten Probleme, denen ging es wirklich mies. Bei mir ist halt bisschen was schief gelaufen - aber doch nicht so schlimm, dass ich derart seltsam bin zum heutigen Zeitpunkt.
Quote: | Eine Frage, DURFTEST Du als Kind über Deine wahren Gefühle nie reden? Waren "schlechte" Gefühle da sowas wie Tabu, verboten? |
Jein. Meine Eltern sagten mir immer, ich könne zu ihnen kommen, wenn ich traurig wäre. Zum anderen habe ich schon immer sehr viel geweint und das nervte meinen Vater halt. Er sagte dann halt immer, ich sollte nicht immer sofort plärren, ich hätte keinen Grund oder ich sähe furchtbar hässlich aus beim Heulen ...
Sie konntens halt oft nicht verstehen, wieso ich so hypersensibel war/bin.
Quote: | das mit dem Verzeihen. Ist es WIRKLICH verzeihen oder ist es nur das Wegschieben eines Gefühls das nicht da sein darf. |
Gute Frage, aber ich glaube verziehen zu haben - bin aber jetzt etwas unsicher.
Quote: | Hast Du überhaupt ein realistisches Gefühl dafür entwickelt was eine schöne Kindheit wäre? |
Keine Ahnung ...
@ gompert und münchnerkindl:
Und was tut ihr gegen eure Heulattacken?
Mich nervt das so sehr ...
Kurzer Themenschwank, vielleicht kennt das ja jemand:
Hatte gestern 3 x hintereinander eine 2 minütige nicht luzide Schlafparalyse mit Todesangst, weil ich mich nicht bewegen konnte. Kann das mit dem momentanen psychischen Zustand zusammenhängen?
lg
sensi
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Fri, 13.Jul.07, 12:22 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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Hi,
Das waren ja auch nur Überlegungen, was ich da geschrieben habe könnte so sein. Ich hab das alles so zusammengefasst weil ich dachte daß es vieleicht helfen könnte mal darüber nachzudenken ob etwas davon die Probleme mitverursacht haben könnte...
das mit den Heulanfällen regel ich so daß ich es eigentlich immer schaffe, das in der Situation irgendwie zu unterdrücken weil es mir so ENDLOS peinlich wäre in der Öffentlichkeit.
Aber abends oder wenn ich dann zuhause bin, kriege ich dann meistens den emotionalen Zusammenbruch. Aber das ist mir lieber als vor Menschen die ich nicht gut genug kenne.
Das mit dieser Paralyse, sowas hatte ich noch nie...hm keine Ahnung was das genau sein könnte..
Liebe Grüsse,
Petra
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gompert
Forums-InsiderIn
333
niederlande M, 49
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Fri, 13.Jul.07, 14:51 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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Hi Sensi,
Deine Thera hat recht: ein furchtbar schlechtes Gewissen hast du wenn du unsere Antworten liest. Du darfst deine Eltern nicht verleugnen. Dich aber darf man ruhig verleugnen, dann hat man’s halt nicht so gemeint und du hast es sowieso verdient.
Du heulst, sensi, weil du echten Kummer hast. Du vermutest ja selbst daβ du als Kind von den trauernden Eltern jahrelang nicht getröstet wurdest. Werden konntest, wirst du sagen, denn du verzeihst ja alles. Nein, wurdest! Weinende Kinder müssen getröstet werden, egal wie es den Eltern zumute ist.
Warum sagt ein Kind bis zu seiner Pubertät Sätze wie: Wenn ihr euch scheiden lässt...?
Du liebst deine Eltern, garkeine Frage. Du liebst sie so ungeheuer daβ du den Preis fast nicht mehr zahlen kannst. Was du hier an deine Eltern „bekrittelt“ hast, ist eine lebenswichtige Rebellion gegen das ungesunde Chaos in dem eine totale Demütigung mit einem Kuss ausgeglichen wird, ein Wutanfall mit zehn euro. Das Chaos wird sich nicht ändern, aber du, du muβt dich unbedingt ändern! Wenn du das nachläβt, wenn du diesen mix von Liebe und Feindseligkeit weiterhin akzeptierst, dann wirst du dieses Muster wiederholen. Verharmlose es und du wirst die gleichen Fehler machen, vorprogrammiert!
Was ich gegen Heulattacken tue? Nix, Heulanfälle respektiere ich. Sie sind nicht meine Feinde sondern meine Helfer die mich erleichtern. Ich fahre gerne zum Strand, wo es keine Menschenseele gibt und spreche laut meine Sorgen, Ängste und mein Leid aus. Oft, nicht immer, kommen die Tränen dann vonselbst. Ich war vier als mein Vater starb. Niemand hat mich getröstet. Das hole ich nach. Darauf habe ich ein Recht. Wenn man es zuläβt, spürt man nach einiger Zeit eine gewisse Sättigung in Dauer und Frequenz. Es kam schon vor, daβ ich wollte aber garnicht konnte. Da habe ich halt ein biβchen blöd gelacht....
Lieben Gruβ
Gompert
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Last edited by gompert on Fri, 13.Jul.07, 16:38; edited 1 time in total |
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Fri, 13.Jul.07, 16:16 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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Hm, was mir noch auffällt, es kann ja Zufall sein aber Dein Avatar von einem süssen Teddybären der gefesselt ist und den Mund verbunden hat.
Okay, das ist jetzt eine witzige Anspielung auf SM, aber doch auch ein bischen treffend, oder?
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vb3rzm
Forums-InsiderIn
347
wo? M, 43
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Fri, 13.Jul.07, 17:37 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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Hallo toosensitive,
gompert und münchnerkindl haben dir schon sehr viel gesagt. Ich möchte dir meine Gedanken dazu mitteilen, weil auch ich aus eigener Erfahrung noch immer damit kämpfe, nicht auf altgediente Verhaltensweisen hereinzufallen, die ich lernte als Kind, die ich aber längst nicht mehr brauchen würde.
Das schlechte Gewissen gegenüber den Eltern oder auch ein bestimmtes Unbehagen nur zu denken, diese Eltern, die in den Augen eines jeden Kindes nur und immer nur gute Eltern sein können, ist etwas sehr tief verankertes.
Das 4. Gebot, du sollst deine Eltern ehren, auf dass es dir wohlergehe, könnte man umdrehen und sagen, es kann dir nur wohlergehen, wenn du deine Eltern lieben kannst. Aber wie kann man jemanden lieben, der einem ständig Leid zufügt? Das hat nichts mit Religiosität zu tun, trotzdem ist diese Haltung ein Teil unserer kulturellen Identität und gleichzeitig universelle menschliche Wahrheit.
Wir sind nicht lebensfähig ohne die Liebe der Eltern und wir gehen fast daran zu Grunde, wenn wir uns die Eltern nicht als uns liebend vorstellen können. Allein der Gedanke oder vielleicht sogar die Gewißheit, meine Eltern oder ein Elternteil hätten uns nicht geliebt, treibt uns in die tiefste Verzweiflung und läßt uns auch dann, wenn wir schon längst erwachsen sind, heulen vor Schmerz.
Was also tun? Dankbar sein, dass die Gefühle geblieben sind! Die Gefühle sind, auch wenn sie weh tun die Rettung.
Ich richte diese Worte nicht an dich weil ich für dich wüßte wie es geht, dazu muß ja jeder für sich selbst eine Lösung finden, ich möchte dir nur sagen, dass es gehen kann, dass es dauern kann, aber dass man auch optimistisch sein kann und das Weinen und der Schmerz bleiben nicht ewig.
Ich leide mit, nicht aus Mitleid, sondern weil ich um die Schmerzen weiß, aber ich weiß heute auch, dass das gut ausgehen kann, wenn man an sich glaubt. Tränen über Schmerz sind ein Zeichen von dir selbst, dass du leidest, niemand leidet grundlos.
Heute da ich selbst Kinder habe, wäre es mir eine der grauenvollsten Vorstellungen, meine Kinder würden ein schlechtes Gewissen mir gegenüber haben, wenn sie sich berechtigterweise von mir ungerecht behandelt fühlten.
Quote: | Bei mir ist halt bisschen was schief gelaufen - aber doch nicht so schlimm, dass ich derart seltsam bin zum heutigen Zeitpunkt. |
Dieser Satz könnte fast von deinem Vater sein. Nimm dich selbst in den Arm, sei nicht so hart zu dir, wie dein Vater es zu dir war.
Alles Gute
vb
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_________________ Das Gefühl des geliebt werdens ist ein Wiederhall der Liebe, die Du in DIR trägst. geronimos secret |
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TooSensitive
Forums-InsiderIn
427
Wien W, 21
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Fri, 13.Jul.07, 19:38 Re: Kein Selbstwert - zu sensibel - weinen - ... |
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Ich danke euch wirklich sehr für eure Worte,
für eure Anteilnahme und eure Tipps.
Ich bin einfach dankbar, dass sich hier jemand meiner angenommen hat.
Ihr habt mir viel zu denken gegeben und ich werde auf jeden Fall mit meiner Thera drüber sprechen.
Das große Problem, welches mich jetzt - durch das nachdenken - zusätzlich belastet, ist, dass ich einen 11 Jahre alten Bruder habe.
Er vergöttert meinen Vater im gleichen Maße wie ich es als Kind getan habe. Aber mein Vater ist auch zu ihm oft unfair und er leidet darunter, dass "sein Held" ihn oft unfair behandelt.
Zum einen gehen sie gemeinsam fischen, mein Vater spielt mit ihm, sie kuscheln,... Zum anderen höre ich Sätze wie diesen von meinem Vater "das macht doch alles keinen Spaß, wennst dich so aufführst!" - mein Vater sagte ihm das, als er weinte, weil er einen Bauchfleck ins Wasser gemacht hat. Papa hat sich dann umgedereht und ist gegangen.
Ich weiß genau, was mein Bruder fühlte - er fühlte sich schuldig, weil mein Papa ja keinen Spaß mehr hatte ...
Ich finde das so gemein - bei meinem Bruder bemerke ich das alles richtig, waas mir auch passiert ist. Aber wenn man was sagt, ist er bleidigt oder aufbrausend. Meine Mutter stellt sich Gott sei Dank schon ein wenig und bietet meinem Vater Parole. Sie ist zwar nie das Hausmütterchen gewesen, dass einfach kuscht, aber komischerweise hat sie sich auch nie wirklich eingesetzt und fängt erst jetzt damit an.
Ich hab meinem Vater auch schon mal einen Brief diesbezüglich geschrieben, dass er meinen Bruder nicht so mies behandeln solle, weil er eben "sein Held" sei,... Aber ich glaube er fühlte sich nur ungerecht angegriffen.
Ich würde so gern was tun, hab schon so viele Gespräche im Sinne meines Bruder vom Zaum gebrochen ... alles kein Sinn. Und das Beste ist dann, wenn mir mein Bruder in den Rücken fällt, weil ihn mein Vater mal wieder um den Finger gewickelt hat.
Ich war die erste die meinen Bruder in der Hand hielt - war bei der Geburt dabei. Ich liebe ihn über alles und noch mehr. Leider durfte ich nie viel mit ihm machen, wiel meine Mama so ne übervorsichtige ist, seit er auf der Welt ist ... aber wieso ist sie dann jetzt nicht vorsichtig - wieso weist sie meinen Vater nicht in die Schranken????
Umsomehr ich hier schreibe, umso wütender werde ich. Aber eigentlich will ich nicht wütend auf meine Eltern sein.
VB3RZM - du schreibst du kennst den Schmerz. Du schreibst auch, dass man es schaffen kann. Hast du es alleine geschafft oder das Gespräch gesucht?
lg
sensi
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