Es ist nie zu spät für einen Neuanfang!

sporadischer Gast 15 Niedersachsen W, 33

Hallo allerseits,

hab mir mal einige Beiträge hier durchgelesen und mich in vielem absolut wiedergefunden. Das hätte alles auch so von mir stammen können.

Kurz was zu mir:
Ich bin in diesem Jahr 12 Jahre in einem Betrieb als Bürokauffrau tätig.
Das Betriebsklima bei uns ist seit Jahren äusserst schlecht. Dies liegt zum einen an Kollegen, die sich gegenseitig jeden Tag zu übertrumpfen versuchen (Motto: "Meiner ist länger als Deiner"), zum anderen und grössten Teil am Chef, der den ganzen Tag nur meckert und rumschreit. Dazu kommt ein "Personalchef", der auf diesen Zug mit aufgesprungen ist und den ganzen Tag nur damit beschäftigt ist, zu lästern und irgendwelche Fehler zu finden.
Ich, weiblich, war bis letzten Oktober als einzige Frau zwischen Männern, die den ganzen Tag nur Kämpfe ausgetragen haben. Ich hab immer versucht, mich da nicht einzumischen, sondern das zu tun, weswegen ich da bin: Meine Arbeit. Leider haben meine Kollegen das nicht eingesehen und mich immer wieder reingezogen. Hinzu kam, dass Chef und Personalchef fast den ganzen in dem Büro, in dem ich mit einem Kollegen sass, rumlungerten und mir ihre Meinungen über Andere aufzwangen. Und das ganze nicht im normalen Ton, sondern immer in der Lautstärke eines startenden Düsenjets. Hinzu kamen noch so Dinge wie Ungerechtigkeiten, Lohnkürzungen ohne Ankündigung usw. usw. usw.
Im Oktober bin ich dann endlich in den Verkaufsinnendienst gewechselt, wo ich mit 5 Kolleginnen zusammenarbeiten durfte, aber auch hier wurde das Betriebsklima vom Chef innerhalb kürzester Zeit zunichte gemacht.

Daraus resultierte im Laufe der Jahre eine zunehmende Unzufriedenheit, Unmotiviertheit, Lustlosigkeit und Genervtheit meinerseits. Seit Mitte März bin ich nun krankgeschrieben, weil ich im Büro einen Nervenzusammenbruch hatte und bei mir eine mittelschwere Depression und Angsterkrankung diagnostiziert wurde. Gut ging es mir natürlich schon länger nicht - vor ca. 3 Jahren hatte ich schon mal eine kleine depressive Phase, die aber schnell wieder vorbeiging -, aber ich hab mich jeden Tag hingequält.

Ich bin nun seit einigen Wochen in Therapie und darf auch demnächst für 6 Wochen zur Reha. In der Thera ist mir nun klar geworden, wie krank mich der Betrieb gemacht hat und wie mir die Zustände dort den Beruf an sich total versaut haben. Das macht mich mittlerweile nur noch wütend und traurig zugleich.
Und mir ist klar geworden, dass ich das alles ändern und einen Neuanfang starten muss. Im Moment ist das aufgrund der Erkrankung noch nicht so möglich, aber ich sehe dennoch schon etwas positiver in die Zukunft.

Was ich nur allen hier sagen will ist, dass es NIEMALS zu spät ist, etwas Neues im Beruf zu starten. Ich lese hier sehr oft: "Ich bin zu alt, ich will keine finanziellen Einbussen in Kauf nehmen." Sorry, aber das sind für mich keine Gründe. Ich bin 33 Jahre alt und muss noch mind. 35 Jahre arbeiten. Soll ich diese Zeit in einem Beruf verbringen, der mir keinen Spass mehr macht? In einer Firma, die mich krank gemacht hat? Ich hab natürlich in den letzten Jahren sehr häufig versucht, woanders eine Stelle zu bekommen - als Bürokauffrau. Aber das hat nicht geklappt und ich höre auch immer wieder, dass es in der Industrie nun mal so zugeht.
Da versuche ich lieber was anderes. Und da bin ich auch gerne bereit, sowas wie finanzielle Einbussen in Kauf zu nehmen. Hauptsache ist doch, dass ich glücklich bin und dass die Arbeit mich erfüllt. Schliesslich verbringe ich die meiste Zeit des Lebens damit.

LG

Helferlein 144 Österreich W, 34

Hallo du!

Ich finde es toll, dass du deine Geschichte hier erzählst und noch schöner
finde ich die Worte im letzten Absatz!

Gebe dir auch vollkommen recht, dass es nie zu spät ist sein Leben
positiv zu verändern. Sei es nun beruflich oder privat.

Hast, wie mir scheint, auch einen langen und steinigen beruflichen
Weg hinter dir.
Aber nun scheinbar einen neuen Weg eingeschlagen.
Was hast du denn nun für deine berufliche Zukunft geplant?
Hast du schon mehr oder weniger konkrete Pläne? *neugierigguck* Embarassed

Ich wünsch dir auch recht viel Kraft, Energie und viele viele positive
Gedanken dazu.

Nochmals, danke für deinen Beitrag grinsend

Er hat mich sehr angesprochen und berührt!

liebe Grüße
schwarz

sporadischer Gast 15 Niedersachsen W, 33

Hallo Schwarz,

es freut mich, dass Dir mein Beitrag gefallen hat und Du Dich wiederfinden konntest. Very Happy

Was ich machen will, weiss ich noch nicht so genau. Es soll auf jeden Fall was mit Menschen sein. Ich bin momentan auch noch nicht so in der Lage, genauer darüber nachzudenken und mich zu informieren. Meine Angstattacken und natürlich die extremen Stimmungsschwankungen wegen der Depri lassen das noch nicht zu und rauben meine ganze Kraft.

Aber ich hab durch meine Therapie herausgefunden, dass ich was ändern MUSS und dass ich in diese Firma nicht mehr zurück kann. Ich hab herausgefunden, dass "die" mich krank gemacht haben und dass ich nicht schuld bin - das hab ich nämlich immer gedacht. Ich hab mich stets für zu sensibel gehalten. Totaler Schwachsinn. Ich bin ja auch nicht die Erste, die dort krank geworden ist. Und in den letzten Jahren fand eine riesige Mitarbeiterfluktation statt, das kommt ja auch nicht von ungefähr.

Also, für mich ist diese Erkenntnis erstmal schon ein grosser Schritt.
Ich wollte mit diesem Beitrag auch eigentlich denen antworten, die hier geschrieben haben, dass sie schon zu alt sind, um sich beruflich zu verändern. Ich hab das ja auch gedacht, aber das ist totaler Quatsch. Man muss sich nur vor Augen halten, wie lange man noch Arbeiten muss und ob man diese Jahre/Jahrzehnte wirklich so weitermachen will wie bisher.

LG

Helferlein 73 nahe zu belanglos M, 39

hallo danibs!

ich kann mich z.t. in deinem beitrag wiederfinden.

vielleicht sollte ich auch ein bissl über meinen arbeitsplatz erzählen. ich habe zwar 2 total angenehme arbeitskollegen, aber ausserhalb des teams ist es nur schlimm.

destruktive mitarbeiter, die sich gegenseitig nicht unterstützen, sondern sich gegenseitig steine in den weg legen (z.b. durch das zurückhalten von informationen, durch falsche informationen...usw). aber schlimm wird das alles erst durch das "nichtreagieren" des chefs, der das sehr wohl sieht und von mehreren seiten schon gehört hat, aber nichts dagegen unternimmt.

das hat mich im laufe der jahre derart frustriert gemacht, dass ich jetzt so weit bin und mit 40 einen quasi sicheren job nicht mehr weiter machen will. so schwer das vielleicht auch ist, aber wie DU geschrieben hast, wenn man 8 stunden am tag an einem ort ist, an dem man sich nicht mehr wohl fühlt und das nur des geldes wegen, dann ist das schlimm....

es ist nie zu spät Exclamation

lg
atomo

[nicht mehr wegzudenken] 1370 Bayern W, 30

Hallo DaniBs,

ich finde mich ebenfalls in Deinen Worten wider. Nur ist es der Job an sich, der mir zu schaffen macht. Ich trete in einer Mühle, die ich mit meiner veränderten Lebenseinstellung nicht mehr in Bewegung halten mag.

Ansonsten stimmts bei mir... Kollegen nett, Gehalt ok, eigenes Büro etc. - aber es befriedigt mich nicht, und schlimmer es erfüllt mich weder, noch fühle ich mich auf der "richtigen Seite".

Meine Laune wird von Monat zu Monat schlimmer. Sad

Deine Worte, dass es weiter geht, klingen in meinen Ohren wahr. Nur für mich nicht. Als Quereinsteiger komm ich fast nicht weiter und vorallem: Ich weiß ja noch nichtmal, was ich möchte, was mir liegt etc.

Lieb grüßt

sporadischer Gast 15 Niedersachsen W, 33

Hallo Atomo,

genau so, wie Du es beschrieben hast, geht es bei uns auch zu. Die Kollegen versuchen den ganzen Tag, sich gegenseitig in die Pfanne zu hauen. Ich mein, erwachsene Männer, die Familie haben, führen sich auf wie im Kindergarten. Obwohl - das ist eigentlich eine Beleidigung für alle Kinder, denn die führen sich nicht so auf Wink

Und der Chef tut nichts dagegen, sondern spielt schön mit.
Und vor solchen Leuten soll man dann als "kleines Fräulein" Respekt haben?! Rolling Eyes

Zumal ich teilweise die Entscheidungen getroffen habe, die andere für ihre ausgeben. Und das, weil die hohen Herren keinen Mumm haben wenn es darauf ankommt.

Sowas jahrelang mitzumachen, das raubt alle Kräfte, die man irgendwann mal hatte. Und einfach drüber wegzusehen, ist auch nicht immer sooo einfach - zumal ich auch nicht der Mensch für sowas bin.

.......

Hallo Sira,

ich weiss ja auch noch nicht genau, was und wie - aber bei mir liegts wie gesagt noch an der Erkrankung. Ich bin aber guten Mutes, dass ich meinen Weg machen werde.

Vielen Dank nochmal für Eure Antworten. Es tut doch immer gut, wenn man weiss, dass man nicht die Einzige ist, der es so geht.

LG
Dani

Helferlein 73 nahe zu belanglos M, 39

hallo danibs!

ich finde es schon mal sehr gut, dass du die erkenntnis gefunden hast, dass es nicht an dir liegt, dass dich die arbeit krank macht. das ist eh schon der wichtigste schritt.

ich hab auch eine therapeutische beratung hinter mir, wo ich mir klar geworden bin, dass ich 1. die arbeitsbedingungen hier (gegen den willen vieler) nicht ändern kann, dass ich aber 2. auch meine einstellung nicht so ändern kann, dass es mir nichts ausmacht.

anfangs hab ich mich noch unmässig über meinen chef geärgert, der ja schließlich für führungsaufgaben auch bezahlt wird, dass er gegen das destruktive klima nichts unternimmt. aber inwzischen ist mir das auch egal.

und das ist 100%ig klar, es gibt so viele, denen es ähnlich ergeht. aber der arbeitsmarkt ist leider nicht so, dass man mirnichtsdirnichts wechseln kann. trotzdem ist das in den meisten fällen wohl der einzig richtige weg.

lg
atomo

Helferlein 144 Österreich W, 34

Sira wrote:

Deine Worte, dass es weiter geht, klingen in meinen Ohren wahr. Nur für mich nicht. Als Quereinsteiger komm ich fast nicht weiter und vorallem: Ich weiß ja noch nichtmal, was ich möchte, was mir liegt etc.

Da liebe Sira, bist auch nicht alleine...*Handreich*

Stimmt, die Erkenntnis dass es "so" nicht weitergeht und man danach handelt
ist richtig und gut für einem selber.

Nur WAS ist der Nächste Schritt? Shocked

liebe grüße

sporadischer Gast 23 NRW W, 22

Hallo
Meine Arbeit ist auch total ätzend!
Die Mitarbeiter sind schlicht einfach nur FAUL!
Alles bleibt an 2-3 Leuten hängen. Die Gruppenleitung macht GARNICHTS dagegen. Die ist vollkommen unfähig. Sie meint die guten müssten zusammen halten die anderen kann man eh nicht ändern. was für eine Einstellung. DIe soll mal auf den Tisch hauen. Aber wird sie nicht da sie überfordert ist.
Ich habe da keine Lust mehr drauf. Ich bin jetzt seit 2,5 Jahren da und unzufrieden, und ich denke nicht das sich das jemals ändern wird.
Selbst wenn ich unbefristet bin und andere sich die Finger nach so einer Stelle lecken aber ich lasse mich da einfach nicht weiter so ausnutzen.

lg

sporadischer Gast 24 Linz W, 31

Hallo ihr Lieben!

Also ich muss mich ganz klar dem anschließen was Dani schreibt - es ist NIE zu spät etwas neues zu beginnen. Leider wird es einem manchmal von der Gesllschaft ganz schön schwer gemacht, aber es lohnt sich auf jeden Fall es zu versuchen.

Ich finde mit 33 ist man auf jeden Fall jung genug um sich radikal zu ändern - auch mit 50 kann man noch was neues lernen.

Meineeine hatte immer Probleme in der Arbeit ... Es hat echt selten Zeiten gegeben zu denen ich gerne in die Arbeit gegangen bin. Alles in allem vielleicht ein Jahr lang - wenn es viel ist. Und ich stehe immerhin schon seit 17 Jahren im Berufsleben. Na, wie dem auch sei - vor nicht allzu langer Zeit hab ich dann beschlossen dass es so einfach nicht weiter gehen kann und hab was ganz anderes gemacht grinsend

Seit Montag bin ich so richtig selstständig mit allem drum und dran (vor allem mit Kunden *lol*) und das gefällt mir sehr, sehr viel besser als alles andere was ich vorher gemacht hab. Ich bin so froh darüber!

Das Einzige was ich noch lernen muss ist NEIN zu sagen. Vor allem dann wenn jemand Erwartungen hat die ich nicht erfüllen will. Na ja - aber das ist ein anderes Thema grinsend

Ich wünsche euch allen alles Gute - vielleicht überlegt der Eine oder Andere ja mal ob es nicht auch einen anderen Weg gäbe ... ich bin mir sicher dass es ihn gibt zwinkernd..

lg,
Syrrah

Helferlein 144 Österreich W, 34

Hi Syrrah!

Zuerst einmal gratuliere ich dir ganz toll für deine Selbstständigkeit
und wünsche Kraft, Mut, Energie und alles was man so brauchen kann! Mr. Green

Find ich ganz toll, dass du diesen Schritt gewagt hast.
Willst du uns ein bissl erzählen womit genau du dich selbstständig gemacht
hast?
Ja, ich gebe es zu, ich wäre mächtig neugierig Embarassed

Versteh natürlich aber auch wenn du nicht magst grinsend

neugierige liebe Grüße
schwarz

sporadischer Gast 21 östl. Köln M, 34

Nun, das Problem ist, dass es (fast) überall SO ist Sad

Außer evtl. als Beamter Laughing

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