Neues Forum! [Info]
Post new topic Reply to topic    Print
Author Message
Kondor der Anden
Helferlein
Helferlein


Posts 52
Wohnort Österreich
M, 19


Post Thu, 05.Jul.07, 21:59      Steuerberater? Priester? Reply with quoteBack to top

Liebe PSTF-Mitglieder!

Der eine oder andere von euch wird mich vielleicht noch aus hitzigen Diskussionen über Glaube, Gott, Kirche, etc. kennen. Nun will ich, nachdem ich mich ausgiebig umgesehen habe, auch jenes Anliegen vorbringen, weshalb ich mich eigentlich auch hier angemeldet habe. Es geht nicht unbedingt um Psychologie, sondern eher um meine Zukunft, von daher vielleicht ein wenig off-topic, aber man findet heutzutage nicht mehr sehr viele gute und ordentliche Foren, von daher muss man ein wenig flexibel sein.

Nun, es geht um folgendes, ich war mir bis vor ca. einem halben Jahr sicher, was ich machen will, wenn ich mal "groß" bin (mit fast 20 jahren natürlich relativ gesehen). BWL studieren, die Steuerberaterprüfung machen, und die Kanzlei meines Vaters übernehmen (das will ich wirklich, das hat mir niemand, vor allem meine eltern nicht, vorgeschrieben!). Doch seit einigen Monaten wird ein Verlangen, ein Gefühl, wieder in mir wach, das ich eigentlich seit meinem Eintritt in die Handelsakademie vor 5 Jahren (inzwischen mit Auszeichnung abgeschlossen) verdrängt hatte. Ein Gefühl, als Priester zum Dienste für Gott berufen zu sein. Ich fühle mich nirgends wohler, als im Glauben, im Gebet und im "Dialog" mit Gott. Ich habe auch in einer Broschüre eines Priesterseminars die "Anhaltspunkte für eine Berufung" durchgelesen, und man glaube es kaum, ich habe von 7 Punkten 6 1/2 getroffen. Und genau dieser letzte halbe Punkt macht mir zu schaffen, womit wir langsam aber sicher zum Kern des Problems kommen. Der halbe Punkt, um den es geht ist Teil des Punktes "Offenheit für den Weg der christlichen Ehelosigkeit". Gleich vorweg - nein, ich persönlich hab kein, ja absolut kein Problem mit dem Zölibat, ich bin sowieso seit fast 20 Jahren single, von daher habe ich damit kein Problem, das Problem liegt in 3 anderen Punkten diesbezüglich.

Der erste hat direkt mit diesem halben Punkt zu tun. Ich bin Einzelkind, von daher einziger Erbe unserer Firma und einziger, altmodisch ausgedrückt, Fortführer unserer Blutlinie. Ich weiß, dass meine Eltern sich Enkelkinder wünschen, und es ist sicher verdammt schwer, wenn man akzeptieren muss, dass man keine Nachfahren mehr hat, und der Familienzweig mit uns 3 endet.

Der zweite ist die Erwartungshaltung, sozusagen der soziale Druck, nicht von den Eltern, aber vom Rest der Welt - alle erwarten, dass ich Steuerberater werde, und die Firma fortführe. Allerdings ist das der unwichtigste der 3 Gründe. Der schlimmste kommt jetzt.

In meiner Familie läuft es - naja - sagen wir mal, nicht immer so rosig, meine Eltern streiten sich relativ oft, meistens heißt der Grund Alkohol, und immer wenn es wieder besser zu werden scheint, kommt der nächste Rückfall, und es geht wieder von vorne los, das geht jetzt sicher schon einige Jahre so dahin. Oft, wenn nicht fast immer, habe ich den streit schlichten und vermitteln müssen. Ich war für sie da, wenn es probleme gab, habe geholfen, beschwichtigt, getröstet, etc. Doch wenn ich ins Priesterseminar eintrete, dann bin ich fast gar nicht mehr daheim. Und wenn es wieder probleme gibt, so wie jetzt gerade heute wieder einmal seit längerem, dann bin ich nicht da, kann nichts tun.
Ich will meine Eltern nicht im Stich lassen, ich weiß wirklich nicht was ich tun soll, der "einfache" Weg, der auch mit viel Erfolg, Ansehen, Prestige, etc., wäre der des Steuerberaters. Der Weg, der mich (vermutlich) glücklicher Macht, aber mit so ungemein vielen Opfern etc. verbunden ist, ist der eines Priesters.

Ich hoffe, ihr könnt mir den einen oder anderen Ratschlag hierzu geben.
Vielen Dank fürs Lesen und Gottes Segen!

Laudetur Jesus Christus
Kondor der Anden

_________________
Es gibt nur einen Weg,
den Weg der ewigen Rechtschaffenheit.

Omnia ad maiorem dei gloriam
Alles zur größeren Ehre Gottes

Last edited by Kondor der Anden on Fri, 06.Jul.07, 9:10; edited 1 time in total
Find all posts by Kondor der Anden
Werbung
Aila!
Forums-InsiderIn
Forums-InsiderIn


Posts 270
Wohnort Hamburg
W, 39


Post Fri, 06.Jul.07, 6:23      Re: Steuerberater? Priester? Reply with quoteBack to top

Hallo Kondor der Anden,

mich berührt, wie sicher du mit 19 Jahren fühlst, wozu du berufen bist.

Nun aber zu deinem halben Punkt, es geht dabei um deine Eltern, nicht um deine Unsicherheit!

Kinder:

Die Blutlinie kann aus den verschiedensten Gründen bei dir enden. Du findest keine, einer von euch ist unfruchtbar oder sie möchte keine.
Kindern sollte man im Besten Fall um ihrer Selbstwillen das Leben schenken, sie sollten nicht geboren werden um einen Zweck zu erfüllen!

Alkohol-Problem deiner Eltern:

Quote:
Oft, wenn nicht fast immer, habe ich den streit schlichten und vermitteln müssen. Ich war für sie da, wenn es probleme gab, habe geholfen, beschwichtigt, getröstet, etc.


Am meisten hilftst du Ihnen, wenn du nicht hilfst!

Meine Tochter hat sich auch für die Kirche entschieden, sie hat auf ihren Wunsch ein Gespäch mit unserem Pastor geführt und ist dann im Mai an ihrem 6. Geburtstag getauft worden. Auch wenn ich kein Anhänger der Kirche bin , so möchte ich dir trotzdem raten deinen Weg zu gehen. Ich meine, Eltern sollten den Weg der Kinder respektieren, stolz auf sie sein und sie unterstützen.

Alles Gute
Aila

_________________
Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, einmal daraus zu erwachen.
Josephine Baker 1906-1975
Find all posts by Aila!
Kondor der Anden
Helferlein
Helferlein


Posts 52
Wohnort Österreich
M, 19


Post Fri, 06.Jul.07, 12:08      Re: Steuerberater? Priester? Reply with quoteBack to top

Liebe Aila!

Erstmal vielen Dank für deine netten Worte.
Das Problem mit der Nachkommenschaft erachte ich auch nicht als das gravierendste, es wäre sicher nicht einfach für sie, aber sie würden früher oder später damit klarkommen, denke ich.
Das andere Problem ist da schon wesentlich gravierender. Das Alkoholproblem betrifft eigentlich nur einen Teil meiner Eltern, und da ist es eben, wie ich beschrieben habe, ein auf-und-ab, es geht wieder einige wochen gut, es werden versprechen ausgesprochen, sich zu bessern, dann nach ein paar wochen geht es langsam wieder los, bis es wieder zum Big-Bang kommt. Und das schon seit 10 Jahren - welche Besserung soll es da noch geben? Ich meine, es gab vor kurzem wiedermal so einen BigBang, es wurde mit Scheidung gedroht, etc. Die Not-Reißleine war dann ein Versprechen, sich komplett zu bessern, und außerhalb der eigenen 4 Wände gar nichts mehr zu trinken - nun, das ging jetzt wieder gut, ein paar wochen, bis gestern! Wie soll ich denn da noch vertrauen haben? Wie soll ich denn mit ruhigem Gewissen mein Elternhaus hinter mir lassen, wie kann ich denn keine Angst haben, dass es jederzeit wieder zum großen BigBang kommt? Wie kann ich denn die innere Ausgewogenheit und die Ruhe finden, die für einen Priester unabdingbar sind?

Abgesehen davon gibt es wirklich noch "Fügungen", die vielleicht auch an leichte Paranoia grenzen. Gestern Nachmittag fragte mich ein Freund, mit dem ich eigentlich nie ernsthaft darüber gesprochen habe, warum ich eigentlich nicht priester werde (Offizielle Version, wenn mich jemand fragt ist ja immer noch "ich werde steuerberater", da auch meine eltern von diesem 2. Wunsch nichts wissen). Am gleichen Tag, 3 Stunden später ist plötzlich das Versprechen gebrochen, und der Alkohol kommt zurück - Fügung? Zeichen? Paranoia? Prüfung?

....


Laudetur Jesus Christus in aeternum

Kondor der Anden

_________________
Es gibt nur einen Weg,
den Weg der ewigen Rechtschaffenheit.

Omnia ad maiorem dei gloriam
Alles zur größeren Ehre Gottes
Find all posts by Kondor der Anden
Aila!
Forums-InsiderIn
Forums-InsiderIn


Posts 270
Wohnort Hamburg
W, 39


Post Fri, 06.Jul.07, 16:00      Re: Steuerberater? Priester? Reply with quoteBack to top

Lieber Kondor der Anden,


Quote:
der Alkohol kommt zurück - Fügung? Zeichen? Paranoia? Prüfung?


Das ist üblich, solange das betreffende Elternteil nicht von sich aus erkennt das es alkohosüchtig und damit krank ist.

Nach 10 Jahren hat sich nichts getan alles leere Versprechungen, es wird sich auch weiterhin nicht`s ändern!

Anhand typischer Fallgeschichten macht Dr. Kolitzus zunächst deutlich, welche Mechanismen zu wirken beginnen, sobald ein Mitglied der Familie süchtig (von siech = krank) ist. Oft entsteht ein "Taifun-Sydrom", bei dem alle in der näheren Umgebung des Süchtigen aus der Bahn geworfen werden in ihrem verzweifelten Bemühen, die aufgetretenen Schwierigkeiten zu beheben, während der Betroffene selbst uneinsichtig im ruhigen Zentrum des Wirbelsturms verharrt. Aus den konkreten Beispielen wird aber auch ersichtlich, dass psychotherapeutische Unterstützung zu überraschenden Lösungen führen kann. Ein wichtiges Merkmal der Beratung ist die klare Benennung des Ist-Zustandes und der Verhaltenskonsequenzen.

Hier der Link:
http://www.amazon.de/befreie-deiner-Sucht-Angeh%C3%B6rige-Suchtkranken  /dp/3466305276/ref=pd_sbs_b_5/028-7740368-2346156

Ich hoffe ich kann dir damit weiterhelfen, selbst wenn du nicht vor dieser entscheidung stehen würdest, würde ich dir empfehlen dich mit der Problematik auseinanderzusetzen.

Lieber Gruß
Aila

_________________
Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, einmal daraus zu erwachen.
Josephine Baker 1906-1975
Find all posts by Aila!
Werbung
vb3rzm
Forums-InsiderIn
Forums-InsiderIn


Posts 347
Wohnort wo?
M, 43


Post Fri, 06.Jul.07, 20:17      Re: Steuerberater? Priester? Reply with quoteBack to top

Hallo Kondor,

wir hatten schon mal die Ehre, zu anderen Themen, vortrefflich uns auszutauschen, diesesmal geht es nicht um Weltanschaulichliches, vordergründig, wobei alle deine Fragen, so formuliert sind, dass man geneigt sein könnte, solches zu lesen.

Vorerst möchte ich dir zur bestandenen Matura gratulieren und dir auch sagen, dass ich selbst aus einem Alkoholikerhaushalt stamme, also eine Gemeinsamkeit, bis auf die Auszeichnung Smile .

Ich würde an deiner Stelle, da du ja mit dem Lernen sehr erfolgreich bist auch in Betracht ziehen, keine Entscheidung übers Knie zu brechen.

Du könntest zunächst ein Doppelstudium, BWL und Theologie versuchen und dir das Priesterseminar aufschiebend im Hinterkopf behalten (habe aber dazu keine Ahnung, glaube jedoch, dass auch später sich berufen fühlende, gerne Willkommen sind). So hättest du Zeit deine tatsächlichen Bedürfnisse und Anforderungen an die Welt, zu überprüfen.

Als Kind aus einem Alkoholikerhaushalt, würde ich die Zeit nutzen mich mit möglichen, derzeit vielleicht nicht bewußt wahrgenommen Defiziten deiner Persönlichkeitsentwicklung auseinanderzusetzen.

Ich brauchte nahezu 10 Jahre um annähernd, die verursachten Schäden, in ihrer gesamten Tragweite zu verstehen. An deren Behebung arbeite ich noch heute, und bin, auch da ev. AB, einen weltlicheren Weg gegangen, aus Überzeugung, obwohl ich die Entsagung, nicht fürchten brauchte.

Solltest du an einem weiteren Austausch interessiert sein, gerne.

Grüße

vb3rzm

_________________
Das Gefühl des geliebt werdens ist ein Wiederhall der Liebe, die Du in DIR trägst. geronimos secret
Find all posts by vb3rzm
Hiob
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie


Posts 607
Wohnort Berge
M, 32


Post Fri, 06.Jul.07, 20:51      Re: Steuerberater? Priester? Reply with quoteBack to top

Hallo Kondor.

Also ich hab auch eine Diplomarbeit im Steuerrecht abgegeben. *schmunzel*

Aber mit den Jahren hat sich herausgestellt, dass man im Steuerrecht ebenso wie im Glauben leider nur in dem herumwurschtelt, was andere erfunden haben. Es sind, so komisch das klingt, zwei Glaubenssysteme, die man zwar anwenden kann, aber damit wendest du jeweils totes Wissen auf Gegenwart an. Man nennt es in anderem Zusammenhang Denken.

Jetzt ist es sicher weniger gefährlich, Veraltungsvorschriften auf Steuerbelege anzuwenden (die müssen ja danach nicht zur Therapie) , man richtet einfach damit m.E. keinen Schaden an, es sei denn, du lässt den Kondor deinen Angestellten gegenüber raushängen. Es ist durchaus bekannt, dass der religionsgläubige Mensch ein außerordentlich unbarmherziger Chef sein kann. Das bitte bedenken.

Bei der Anwendung von jahrtausende alten Schemen, die sich der menschliche Verstand ausdachte, Religion, hab ich heute höchste Zweifel, ob man die schadlos auf sich selbst und auf Menschen anwenden sollte. Man kann das was die Menschen als Gott bezeichnen und den Menschen selbst, aus so vielen Richtungen anschaun. Erkennen aber, kann man es nicht durch einen Lehrer, Guru oder Priester. Ein Mensch, der einen Weg weist (Wegweiser) muss sich im Leben frei bewegen können. Ein Priester ist an seine Lehre gebunden.

Ich hab mich von beiden Systemen getrennt. Und es geht auch so.
Was du machen sollst, kannst nur du wissen. Vielleicht lässt du dir einfach noch etwas Zeit und lässt dich von den anderen nicht so drängeln. Die wissen nicht, wie du glücklich wirst, auch wenn sies andauernd wiederholen.

Recht, insbesondere Steuerrecht hat einen gewissen Vorteil für uns Menschen, wir können uns an anderen und an „einer vorgegebenen Wahrheit“ orientieren. Das große Ziel ist, das zu wissen, was andere bereits wussten, schlimmer noch, was sie erfunden haben. Es ist Geschmackssache. Man kann der Vergangenheit dienen und man kann auch der Familiendynastie und dem Blut dienen. Man muss jedoch nicht das eine Übel mit dem anderen vergleichen, man kann auch sein eigenes Süppchen kochen.

Und was aus meiner Sicht ein Priester den Menschen einzig mitgeben kann, wäre, dass sie eben dieses Süppchen kochen dürfen, ohne ein 2000 oder 10000 (Rigveda) Jahre altes Kochbuch.

Ich meine, dass du für jemand anderes nur dann und eigentlich auch höchstens für einen Moment mal ein Wegweiser sein kannst, aber dann müsstest du frei sein. Frei von dem schlechten gewissen, den Eltern gegenüber, frei von der Wunschvorstellung anderen etwas vorgeben zu können, frei von der Meinung anderer, von der Aufrechterhaltung deines Selbstbildes... frei von...ja...das müsstest du selber rausfinden. Deshalb würde ich, bevor ich mich mit der Entscheidung quäle, alles ganz in Ruhe anschaun, auch mich. Und wer dann irgendwann meint, er sei frei, der würde m.E. selbst als Priester dem Leben helfen.

Ich persönlich schlafe Sonntag Morgen lieber, ich wäre zu faul, für die Kirche oder nen Tempel. In meinen Augen ist ein großes Frühstück mit frischen Brötchen, einem hübschen Mädchen und ganz viel Zeit, nichts anderes als Gottesdienst. Naja, nur meine Meinung.
Hiob
Find all posts by Hiob
Werbung
Kondor der Anden
Helferlein
Helferlein


Posts 52
Wohnort Österreich
M, 19


Post Fri, 06.Jul.07, 21:34      Re: Steuerberater? Priester? Reply with quoteBack to top

Liebe Aila!

Mit dem, dass es nicht besser wird bis man selber merkt, dass man krank ist, gebe ich dir natürlich recht, allerdings, und das betrübt mich, kam das letzte versprechen, das gestern gebrochen wurde, von selber, ohne druck von außen und von der restl familie (nicht sehr viele, bei einem einzelkind *G*). Deshalb habe ich gehofft, dass es doch besser wird, aber leider..

Das mit dem Taifun-Vergleich finde ich super, da es wahnsinnig genau das trifft, was bei uns vorgeht, ich richte schon mein halbes leben nach dem ganzen aus, weshalb es mir eben auch so schwer fällt, sozusagen hier wegzugehen, und in zukunft mich nicht mehr darum zu kümmern. Auch wenn es anstrengend und teilweise zum verzweifel ist, ist es doch zu einem teil meines Lebens geworden, den man nicht einfach an der nächsten Ecke abgeben kann.

Lieber vb3rzm (Wie spricht man das eigentlich aus)

Es freut mich, wiedermal was von dir zu hören grinsend und ich bedanke mich recht herzlich für die Glückwünsche und will dir auch mein Mitgefühl als ebenfalls-Betroffener versichern.

Das mit dem Doppelstudium war auch ein Plan von früher, allerdings würde ich, sofern ich Stb. werde, ein Berufsbegleitendes Studium machen und nebenbei die Berufsanwärterschaft erlangen. Ich bin irgendwie kein Freund von halben sachen à la schauen wir mal, entweder ganz oder gar nicht, also entweder BWL und Berufsanwärter oder Theologie und Seminarist.

Zu den Defiziten in der Persönlichkeitsentwicklung habe ich mir, wie vermutlich jeder Betroffene, der eine gewisse geistige Reife erreicht hat, auch schon gedanken gemacht. Nur wäre es nicht auch möglich, dass es gar keine Defizite sind? Okey, ich habe, wenn man es am "Normal"-Niveau misst (also an der Majorität), vielleicht wirklich den ein oder anderen sozial-beziehungstechnischen Defizit, aber auf der anderen seite haben mich die Jahre an schmerz, kummer, leid etc. auch stark, frei und selbstständig gemacht, da ich dank gott nie daran wirklich zerbrochen bin, sondern nach jedem Tief das gekommen ist, ein kleine stück höher und stärker wieder herauskam, natürlich nicht kostenlos, wie bereits erwähnt.
Aber als religiöser und gläubiger (nicht leichtgläubiger!) Mensch sehe ich es natürlich auch ein wenig anders, und denke mir, ob es nicht alles so gewollt und geplant ist. Wie gesagt, ich sehe nicht nur nachteile in meinem bisherigen Lebens- und Leidensweg. Und niemals werde ich mein vertrauen in meinen Herren verlieren.

Und natürlich bin ich gerne an einem weiteren Austausch interessiert grinsend Hast du vllt ICQ? Kannst mir ja deine Nr. per PM schicken, würde mich freuen!

Lieber Hiob!

Den Vergleich von Steuerrecht mit Glauben finde ich irgendwie - interessant. Ich kann mich zwar als gottesfürchtiger Mensch nicht unbedingt damit identifizieren, aber trotzdem, alle achtung.

Dass jedoch Priester keine freien Wegweiser sein können finde ich allerdings nicht. Denn primär sind Priester und Kleriker an Gott und die Lehre Jesu von Nächstenliebe und Toleranz gebunden, und diese sind doch wohl der Inbegriff von Freiheit, oder? Seine Eminenz, Kardinal Karl Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hat einmal im Fernsehen gesagt, er glaubt nicht an die katholische Kirche, sondern an Gott. Die Kirche ist nur ein Weg zu Gott, aber Gott gleibt im Mittelpunkt. Und wirklich frei ist niemand von uns, immer gibt es irgendwelche einschränkungen und ähnliches, von daher könnte es dann gar keine Wegweiser geben? Genau da springt Gott mit dem Wegweiser Kirche ein. Die Kirche macht Gott lediglich greifbar, sie überbringt sozusagen die Nachricht. So sehe ich das zumindest.

Übrigens finde ich deinen Namen interessant, war doch Hiob/Ijob der Prototyp eines Gläubigen und Gottesfürchtigen Menschen, der sogar unter schlimmsten Qualen seine Liebe und sein Vertrauen zu Gott nicht vergessen hat.

Laudetur Jesus Christus in aeternum

Kondor der Anden

PS: Danke fürs Lesen, wer ganz durch ist - Verbleibende Zeichen: 1

_________________
Es gibt nur einen Weg,
den Weg der ewigen Rechtschaffenheit.

Omnia ad maiorem dei gloriam
Alles zur größeren Ehre Gottes
Find all posts by Kondor der Anden
Hiob
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie


Posts 607
Wohnort Berge
M, 32


Post Fri, 06.Jul.07, 22:02      Re: Steuerberater? Priester? Reply with quoteBack to top

Hallo nochmal Kondor.

Meiner Meinung nach macht es wenig Sinn, in deinen kuriosen Glaubenssätzen herumzustochern. Kann dir nicht bei deiner Entscheidung helfen.

Alles Gute
Hiob


Last edited by Hiob on Sat, 07.Jul.07, 10:29; edited 1 time in total
Find all posts by Hiob
Aluna
Forums-InsiderIn
Forums-InsiderIn


Posts 168
Wohnort out of space
W, 28


Post Fri, 06.Jul.07, 22:54      Re: Steuerberater? Priester? Reply with quoteBack to top

@ Kondor

du bist schlau und ich kann dir nur sagen das es schöner is fliegen zu lernen als dir Gedanken über deine Eltern zu machen.

Flieg dahin wo du glaubst zu Hause zu sein.

_________________
– geteiltes Leid ist halbes Leid –
Find all posts by Aluna
Aila!
Forums-InsiderIn
Forums-InsiderIn


Posts 270
Wohnort Hamburg
W, 39


Post Sat, 07.Jul.07, 10:03      Re: Steuerberater? Priester? Reply with quoteBack to top

Hallo Konder der Anden,

ich war gestern in eile, konnte dir nicht mehr antworten.Wir haben meinen Sohn zur Comicfactory gebracht, sie erstellen dort in 3 Tagen am PC ein eigenes Comic.

Ich kenne den Alkoholismus in der Familie durch meinen Mann. Er wußte, wenn er von der Schule kommt nicht, ob seine Mutter volltrunken auf dem Fußboden liegt oder nicht. Er hat heute noch unter dem Verhaltensmuster der Verdrängung zu kämpfen. Du hast die Variante Helfersyndrom gewählt um zu überleben.

Quote:

du bist schlau und ich kann dir nur sagen das es schöner is fliegen zu lernen als dir Gedanken über deine Eltern zu machen.


Das ist natürlich auch keine Option Sad

Quote:
weshalb es mir eben auch so schwer fällt, sozusagen hier wegzugehen, und in zukunft mich nicht mehr darum zu kümmern. Auch wenn es anstrengend und teilweise zum verzweifel ist, ist es doch zu einem teil meines Lebens geworden, den man nicht einfach an der nächsten Ecke abgeben kann.


So leicht wird es nicht, aber du solltest dich lösen und die Verantwortung an deine Eltern übergeben, wo sie hingehört.

Die Versprechen die dir jetzt gegeben werden, sind Folge eures Druckes und nicht der eigene Wille; Der wird sich aller Wahrscheinlichkeit nicht eher zeigen, bevor sich die Rahmenbedingungen ändern.

Du solltest das Gespräch suchen, in dem du deine Verantwortung, die du fühlst die aber nicht deine ist, an deine Eltern zurückgibst.

Lieber Gruß
Aila

_________________
Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, einmal daraus zu erwachen.
Josephine Baker 1906-1975
Find all posts by Aila!
Werbung
vb3rzm
Forums-InsiderIn
Forums-InsiderIn


Posts 347
Wohnort wo?
M, 43


Post Tue, 10.Jul.07, 12:22      Re: Steuerberater? Priester? Reply with quoteBack to top

Hallo Kondor,

ich bin mit den modernen Techniken nicht so vertraut, deshalb bleibe ich dort wo ich mich auskenne.

Deine Situation ist die Situation aller, die sich in deinem Alter auf die Suche nach einem beschreitbaren Weg machen. Aufgrund deiner intellektuellen Fähigkeiten stehen dir viele Möglichkeiten offen. Aufgrund deiner Bildung hast du die Möglichkeit, dich innerhalb deines Kulturkreises auf die Anforderungen, die an dich gestellt werden und die du an dich stellst, für viele Wege zu entscheiden.

Was mir nur persönlich am Herzen liegt und was ich aufgrund meines Alters vielleicht mit etwas mehr Weitblick betrachten kann, ist mehr Achtung den tatsächlichen Beweggründen der eigenen Entscheidungen zu schenken.

Also immer die Frage, warum tue ich was ich tue, solange bis ich es für mich selbst weiß, und nicht stoppe, bevor ich nicht zum wahren Kern durchgedrungen bin.

Mit zunehmendem Alter fallen immer mehr Illusionen über die eigentlichen Bewegründe des persönlichen Handelns und es bleiben am Ende nur mehr sehr wenige Gründe über, warum man genau das wählt und das andere liegen läßt.

Was ich dir mit meinem Vorschlag Doppelstudium sagen wollte, war, der Versuch es noch für dich selbst in der Schwebe zu halten, nicht weil ich glaube du wärest schwach, aber eine Entscheidung, sollte man wirklich erst dann treffen wenn man weiß worauf man verzichtet, weil man gewählt hat.

Zeit spielt für mich dabei auch eine Rolle. Warum jetzt darauf verzichten, die Möglichkeiten der Universität zu nutzen, wo noch die volle Unterstützung gegeben ist und sich nicht Fähigkeiten aneignen, die man auch als Priester, Ordensmensch oder wieder sich anders entschieden habender gewinnbringend für sich und andere einsetzen kann. (Bilgeri/Benedikt/Admont)

Kann man nicht auch als Steuerberater einen rechten Weg gehen, genauso wie als Priester. Kommt es nicht einzig und allein darauf an, was man selbst dabei empfindet?

Ich habe auch viel gelernt, mit dem ich ein Leben leben könnte, mache aber heute nur mehr eines, doch die Erfahrungen aus den anderen Bereichen möchte ich nicht missen.

Zu deinen Eltern sage ich nur soviel, dass du die entsprechenden Stellen in der Bibel, in denen es um die Nachfolge geht, kennst, und so wie ich sie lese, lassen sie alle Wege offen.

Man kann auch darin, nicht zu wissen, was man will, etwas positives sehen.

_________________
Das Gefühl des geliebt werdens ist ein Wiederhall der Liebe, die Du in DIR trägst. geronimos secret
Find all posts by vb3rzm
Lisa29
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]


Posts 1071
Wohnort Bayern
W, 32


Post Wed, 11.Jul.07, 23:32      Re: Steuerberater? Priester? Reply with quoteBack to top

Alles was ich dazu sagen kann ist, dass niemand seinen Eltern was schuldig ist. Bei Dir klingt das sehr nach Co-Abhängigkeit. Bei den Anonymen Alkoholikern wird den Familienmitgliedern ja auch von den Betroffenen ausgerichtet sie sollen sich da nicht mit rein ziehen lassen, sonst entsteht eine Co-Abhängigkeit. "Ich darf nur das und das machen, wenn es meinen Eltern gut geht."
Daraus wird dann auch eine Art Abhängigkeit bzw unbewusste Ausrede, um sein eigenes Leben nicht angehen zu müssen, weil man sich ja um die ELtern kümmern muss.
So rein psychologisch würde ich sogar mal die These in den Raum werfen, dass es Dir auch Angst macht Priester zu werden und Du deshalb unterbewusst Deine Eltern vorschiebst. Dann kannst Du später immer sagen, Du wolltest ja eigentlich Priester werden aber der Eltern zu Liebe hast Du es dann gelassen.
Dein Handeln als Erwachsener Mensch sollte unabhängig von Deinen Eltern funktionieren. Vor allem: DU tust ihnen und Dir keinen Gefallen wenn Du Deine Zukunft von ihnen abhängig machst. SIe werden dadurch nicht weniger süchtig, eher im Gegenteil. Deine Co-abhängigkeit verstärkt die Sucht sehr wahrscheinlich noch. (Kannste ja mal bei den 12 Stufen der AA nachlesen oder auch bei den 12 Stufen der Co-abhängigen Selbsthilfegruppen)

Es klingt auch nichts danach, als wolltest DU wirklich STeuerberater werden. Das wäre der vorgezeichnete Weg für Dich, aber das ist einfach nicht Grund genug um wirklich etwas zu werden, was DU gar nicht wirklich willst.
Find all posts by Lisa29
AnnaK
Helferlein
Helferlein


Posts 43
Wohnort Deutschland
W, 28


Post Sat, 28.Jul.07, 10:50      Re: Steuerberater? Priester? Reply with quoteBack to top

Quote:
uch stark, frei und selbstständig gemacht


In einigen Belangen sicherlich.
Aber dieser halbe Punkt würde Dir nicht so zu schaffen machen, wenn es in Gänze so wäre.

Ich weiß, dass man mit feinen rationalen Ratschlägen von anderen die nicht in der Problematik stecken, herzlich wenig anfangen kann. Aber vielleicht liefert es Dir doch noch mal einen Gedankenanstoß, wenn Dir mehrere hier sagen, dass es nicht Deine Aufgabe ist, Dein Elternhaus zu kitten. Du hast da eine Aufgabe angenommen (was auch ganz natürlich ist in dieser Konstellation) die nicht die Deine ist!

Vielleicht wäre es eine Option mit professioneller Hilfe während einem freiwilligen sozialen Jahr o.ä. (etwas Gutes und sinnvolles tun, und ein Jahr Aufschub vor der endgültigen Entscheidung nehmen) erst einmal dieses Problem auszuloten, wenn Du für eine langfristig tragende Entscheidung noch nicht bereit bist.
Hast Du eigentlich bezüglich dieser Frage schon mal einen Priester aufgesucht? Ich denke ehe man eine entscheidung zugunsten der Kirche fällt ist für Zweifler dies die erste Adresse, oder?
Find all posts by AnnaK
Werbung
Display posts from previous:      
Post new topic Reply to topic