Seine Vergangenheit hohlt ihn immer wieder ein...

neu an Bord! 1 Österreich W, 30

Hallo an Alle!
Bin heute nach kurzem Suchen auf dieses Forum gestoßen, da ich mit meinem Kräften am Ende bin! Hoffe von euch kann mir jemand ein paar Tipps oder Ratschläge geben.

Also, mein Freund und ich sind jetzt seit einem halben Jahr zusammen. Die Beziehung läuft wirklich super. Jedoch hat er große Probleme mit sich selbst bzw. mit seiner Vergangenheit. Hat als Kind nie Liebe bekommen, ist geschlagen worden, er hat einfach nie die Zuneigung von Eltern verspürt. Das ganze beschäftigt ihn innerlich so sehr, dass es ihn zerfrisst. Das alles kommt dann eigentlich nur raus, wenn er etwas getrunken hat (kommt nicht oft vor, aber wenn, dann ausgiebig). Ich weiß langsam nicht mehr wie ich ihm weiter helfen soll. Ich kann doch seine Vergangenheit nicht ändern. Ich sag ihm immer, dass er sich auf die Gegenwart und auf die Zukunft konzentrieren soll und nicht immer die alte Vergangenheit aufwirbeln soll. Aber das ist wahrscheinlich leichter gesagt als getan.

Wie kann man einem Menschen helfen der mit seiner Vergangenheit nicht zurecht kommt??

Forums-Gruftie 607 Berge M, 32

Hallo ink_me.

Das ist eigentlich ein Problem, was jeden Menschen betrifft, was du bei ihm nur so deutlich bemerkst, weil vielleicht der Alkohol der Katalysator ist, der das Unsichtbare in Sichtbares verwandelt. Würde er nichts mehr trinken, würde sich die Vergangenheit andere Wege suchen, um sich auszudrücken. Ausdrücken tut sie sich, um angehört zu werden. Angehört von ihm selbst. Manchmal bricht sie auch durch den Mantel der Persönlichkeit durch, wenn sie eine dünne Stelle findet, wie bei Stress, Dauerbelastung oder einer Katastrophe.

Grundsätzlich hast du dir vermutlich vorgenommen, ihm zu helfen. Wenn er für eine Therapie oder seine eigene intensive Suche bereit ist, wird er es tun. Leider ist es aus meiner Sicht von außen kaum möglich, da etwas zu bewirken. Das schubsen, ziehen und zerren kann jedoch die Beziehung zerstören oder deine Kraft verschlingen.

Merkt er denn, dass er leidet? Und meint er denn, dass er daran etwas ändern kann? Oder meint er, dass er dazu Hilfe annehmen darf und wäre dazu bereit?

Man kann die Vergangenheit analysieren, nochmals durchleben, eingefrorene Gefühle entladen, man kann aufarbeiten, man kann lernen, damit zurecht zu kommen usw., je nachdem welcher psychologischen Richtung man vertraut, mit oder ohne eine außenstehende Person. Manchmal erspart einem ein Therapeut oder eine Art „wissender Zeuge“ aber einfach ein bisschen Zeit und kann einen Anschubser geben, damit er merkt, er kann selbst damit klarkommen. Manchmal bewirkt die Therapie auch nur, dass die härteste Kruste, die ihn daran hindert, die Vergangenheit deutlich zu sehn, aufbricht. Als Partner würde ich aus heutiger Sicht sehr zurückhaltend sein, und nicht an ihm herumtherapieren.

Es gibt auch noch die Möglichkeit, sich generell damit zu beschäftigen, was Vergangenheit im Gehirn „ist“. Und wie sie sich auf die Persönlichkeit („ich bin der Klaus“) und mit ihren Ängsten und Wünschen auf die Gefühlswelt auswirkt. Man kann versuchen zu ergründen, ob das Problem auch daher kommen kann, dass man meint „ich bin die Vergangenheit“, ob man vielleicht meint, dass man die Ansammlung von Daten „ist“ oder ob es da anderes gibt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Aber an deiner Stelle würde ich euere Beziehung und ihn so genießen, wie er ist. Du hast sicher auch Vorstellungen in dir, wie er sein sollte...ausgeglichener und zufriedener. Vielleicht siehst du ihn aber auch mal so wie er nun mal ist und vergleichst ihn weniger mit dem, wie er gesünder sei?

Und wenn sich etwas in ihm zu einer Thera entschließt, ihn unterstützen. Wenn die Beziehung irgendwann beendet ist, dann ist sie beendet, dann kann vielleicht erst eure Trennung in ihm den Schritt auslösen, den er braucht. Leider ist es nicht so, wie man es sich wünscht.

Viele Grüße
Hiob

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