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LaraCroft
sporadischer Gast
19
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Tue, 29.Jul.03, 0:32 Heirat in Schwarz |
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So jetzt muss ich mich auch mal ausheulen.
Wie vielleicht einige mitbekommen haben, bin ich schrecklich verliebt. Alles ist wie es sein soll. Wirklich alles...
Ein Traum:
Ich steh auf einen staubigen Flugplatz. Es ist heiß und überall stehen Militärfahrzeuge. Ich gehe einige Schritte. Eine Gestalt kommt auf mich zu. Ich erkenne am Gang meinen Schatz, fange an zu laufen. SEine Uniform ist dreckig, er total verschwitzt. Mir ist das in dem Moment so egal. Ich fall ihm nur um den Hals. Der vertraute Geruch, seine Stimme, sein Lächeln, seine Augen...
Plötzlich erlischt der Glanz in ihnen. Ich wunder mich noch, da sackt er zusammen und ist tot. Rückenschuß von einem Scharfschützen...
Er ist Offizier. Hat sein Leben auf Jahre dem Staat versprochen. Sein Job: Jäger. Infantrie. Häuserkampf. Ausfallquote 60%. Ich kenne die Waffen und ihre Wirkung. Eine Splittergranate tötet auf bis zu 50m. Und eine Schutzweste sollte man in dem Moment lieber nicht tragen, weil die Splitter sich sonst ungünstig verformen... Ein Scharfschütze trifft sein Ziel 20cm auf 1km. Die MG durchlöchert Wände. Panzer drehen mal eben über einen Schützengraben und beerdigen alles was drunter ist...
Nein, dem nicht genug. Er will in eine Spezialeinheit. Antrag ist abgegeben. Wird er bewilligt bedeutet das für mich:
Telefon klingelt um 4Uhr morgens. Um 6Uhr hat er seine Sachen gepackt und wird sich binnen 24h in der Kaserne melden.
Ich weiß nicht wann er wieder kommt. 3 Wochen? 5 Monate? Ich weiß nicht ob es eine Übung ist, oder ein Einsatz.
Nicht das mich nicht schon der momentane Zustand ganz kalt läßt. Ich bekomme Bilder in meinen Kopf, die einen Zinksarg zur Folge haben. Ich habe Angst vor der Nachricht, dass er nie mehr seine Arme, um mich legen wird. Es verfolgt mich und ist einfach nur belastend.
Darüber mit ihm reden? Hat einer mal das von Euch mit einem Soldaten versucht? Es ist sein Job, was soll er den sagen? Ich sag es ihm jedenfalls nicht. Ist ja, wie wenn man einem der in der Todeszelle sitzt auch noch permanent erzählt wie die Gaskammer funktioniert.
Inzwischen sinkert diese Angst und ihre Auswirkungen in die wenige Zeit, die wir zusammen sind mit rein. Ich bekomme plötzlich Heulanfälle. Er glaubt natürlich nicht, dass es "Hormonelle Launen" sind. Was soll ich ihm den sonst sagen? "Schatz, es ist alles ok. Ich habe dich nur grad gesehn, wie du ihm Kugelhagel gestorben bist."
Versteht ihr das Problem des Ganzen? Wie kann ich diese Gedanken aus dem Kopf bekommen. Sie überfallen mich aus dem nichts. Plötzlich und total hinterrücks. Tags und im Schlaf. Ich habe die letzte Nacht, wo wir zusammen waren die ganze Nacht seine Hand gestreichelt und geheult. Gott sei Dank, könnte neben ihm eine Granate explodieren, so einen tiefen Schlaf wie er hat...
Ich habe Angst einen Menschen, den ich sehr Liebe nie wirklich ganz zu haben (600km hindern einen an vielen Dingen) und dann auch noch zu verlieren.
Er sagt immer: "Ich heirate erst, wenn du den ersten Auslandseinsatz mitgemacht hast. Sollest du dann noch bei mir sein!" Ich habe Panik, dass ich in Schwarz heirate...
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_________________ Sei du selbst, damit du auch morgen noch in den Spiegel gucken kannst! |
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toppypops
sporadischer Gast
18
schwerin ,
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Thu, 31.Jul.03, 15:09 Hallo! |
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Ich kann Dich sehr gut verstehen. Mein Bruder ist auch bei der Armee und wird dort wohl auch bleiben. Sicher ist es nicht ganz so heftig wie bei Deinem Schatz, aber die Sorgen sind die Gleichen. Vor ein paar Jahren war er in Albanien. Das hat mich fix und fertig gemacht. Nächstes Jahr geht er definitiv in den Irak. Für meinen Bruder ist die Sache in Ordnung. Er hat keine Angst. Er fühlt sich sicher. Aber mir geht es bei dem Gedanken daran ganz schlecht. Das Positive damals war das Telefon. Er konnte soviel mit mir telefonieren, wie er wollte. Das hat er auch getan. Schon alleine die Entfernung ist schrecklich. Nicht zu wissen was er macht, was er tut. Welche Bilder er sieht. Helfen konnte ich Dir sicher nicht. Aber sagen, kann ich dir, das es anderen Menschen ähnlich geht wie Dir. Das man mit Dir fühlt, das man Dich versteht.
Gruss
Toppy
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darius
Forums-InsiderIn
366
vienna M, 28
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Liebe Lara,
Ich selbst habe keine Verwandten oder Lieben im Krieg irgendwo im Ausland, aber eines kann ich dir schon sagen, auch wenn es vielleicht nicht sonderlich hilfreich ist. Es ist eine Aussage über die Qualität eurer Beziehung zueinander, einer Qualität, die andere Menschen nie kennenlernen werden. Stell dir zwei Menschen vor, die lieben sich. Aber ihr Leben und die Liebe werden nie auf die Probe gestellt. Die einzigen Hindernisse und Widerstände denen eine "normale" Liebe trotzen muß ist die Wahl zwischen zwei Fernsehsendern. Das war jetzt überzogen formuliert. Eine Liebe im alltäglichen Kampf des Überlebens oder Zusammenlebens wird zwar auch ihre Höhen haben, genauso wie Tiefen, aber an das, was ihr beide Erlebt, an das kommt man so schnell nicht heran. Verstehst du, was ich meine? Ihr habt etwas ganz besonderes. Es ist besonders belastend, wegen dem Damoklesschwert Krieg, es ist aber auch außerordentlich intensiv. Ich wage sogar zu behaupten, je mehr eine Beziehung belastet, vorausgesetzt es besteht kein Zweifel, daß sich die 2 Menschen lieben, umso mehr wachsen sie zusammen und um so intensiver wird die Liebe. Verstehst du, andere trennen sich schon deswegen, weil dem einen der Musikgeschmack des anderen nicht gefällt oder weil einer die Macke hat beim Essen zu rülpsen. Weswegen würdet ihr euch trennen? Ich nehme an, bei euch ist der Tod mit im Spiel. Bei euch geht es um ganz andere Werte. Viele Menschen träumen von sowas. Sie haben eine romantische Vorstellung vom Leben als Frau eines Soldaten. Was damit alles verbunden ist kann man sich in seinen wildesten Träumen nicht ausmalen.
Du mußt akzeptieren, daß du keine herkömmliche Beziehung leben wirst, weder in den emotional total herausfordernden Belastungen, dafür aber auch nicht in der um vieles höheren Intensität der Liebe. Du spielst in einer ganz anderen Liga. Der Einsatz ist höher - der Verlust ist höher - der Gewinn ist höher. Davon können andere nur träumen. Aber wenn man wirklich einmal in deine Situation kommt, zwingt einen das Leben alles noch einmal abzuwägen. Ich weiß nicht, ob ich mit dir tauschen wollen würde. Ich glaube aber auch, daß ich nach einer solchen Beziehung wie deiner eine Beziehung die nichts standhalten muß als langweilig ansehen würde - weil einfach die Qualität eine ganz andere ist.
Wichtig für dich ist, daß du einen ganz starken familiären und freundschaftlichen Background hast. Menschen, die zu dir halten und dir Kraft geben, wann immer du es brauchst. Die dich auffangen, wenn es dir schlecht geht, weil dein Mann im Ausland ist, oder eigene Kinder, die dich während seiner Abwesenheit an ihn erinnern. Du mußt halt in nächster Zeit prüfen, ob du dem Druck der in Zukunft auf dich zukommen wird, standhalten kannst. Mit der Zeit aber wirst du dich auch ein wenig daran gewöhnen. Es wird sicher nicht leicht sein. Aber das, was ihr beide dafür herausbekommt, darum beneide ich dich. Du wirst es für dich herausfinden, ob du dem gewachsen sein wirst. Die Entscheidung kommt von selbst. Es ist keine Schande an so einer Bürde zu zerbrechen, denn in Wirklichkeit, obwohl er leibhaftig mit dem Tod konfrontiert ist, ist die Last die du trägst doppelt so hoch. Denn er macht es freiwillig und du mußt zusehen.
Im alten Rom sagte man, hinter jedem großen Mann steht eine starke Frau.
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_________________ Alles beginnt und endet am rechten Ort und zur rechten Zeit. |
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