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hippogriff
Helferlein
98
Deutschland W, 32
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Mon, 25.Jun.07, 12:11 Psychotherapeutischer Schulenstreit |
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In Deutschland können bekanntermaßen nur 3 Richtungen als Kassenleistung in Anspruch genommen werden: Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapie und psychoanalytische Therapie. Die letzten beiden sind sich mehr oder wenig ähnlich und werden i.d.R. auch von Leuten mit der gleichen psychotherapeutischen Weiterbildung ausgeübt. (Es ist kein Problem, einen Umwandlungsantrag von der einen Form auf die andere zu stellen.)
In Österreich sind deutlich mehr Verfahren anerkannt (11?).
Jetzt wäre ja meine Hypothese, dass es in Österreich nicht diese festgefahren Fronten gibt ("Psychoanalyse hilft nicht und ist Wühlen in der Vergangenheit" vs. "Verhaltenstherapie beseitigt nur kurzfristig die Symptome und ist oberflächlich"), also dass der Austausch unter den Therapiekunden als auch unter den Therapeuten deutlich gelassener ist, da der Markt deutlich größer ist. Und weil sich die Patienten nicht zwischen zwei doch sehr unterschiedliche Verfahren entscheiden müssen, der Umgang mit Nachteilen des gewählten Verfahrens viel gelassener ist. Und dass es auch nicht dieses häufig anzutreffende Schielen auf die jeweils andere Methode gibt, falls die eigene Therapie ins Stocken gerät.
Sehr anschaulich finde ich folgende Graphik von Herrn Fellner:
Anhand der Beiträge im Forum kann ich das weder bestätigen noch widerlegen, aber wie seht ihr das?
Und wie sehen das diejenigen, die aus Deutschland kommen? Glaubt ihr auch, dass ein Grund für diesen Methodenstreit darin liegt, dass eigentlich nur zwei anerkannt sind und diese zwei eben sehr unterschiedlich?
Neugierige Grüße
hippogriff
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Hiob
Forums-Gruftie
607
Berge M, 32
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Mon, 25.Jun.07, 22:41 Re: Psychotherapeutischer Schulenstreit |
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Quote: | Und wie sehen das diejenigen, die aus Deutschland kommen? Glaubt ihr auch, dass ein Grund für diesen Methodenstreit darin liegt, dass eigentlich nur zwei anerkannt sind und diese zwei eben sehr unterschiedlich? |
Hallo Hippogriff.
Der Grund wird wohl Geld und „anhaften an bekanntem“ sein, auch wenn es bessere Gründe gibt, im Heiler den Menschen zu erkennen..
Der Methodenstreit verdeutlich mir, dass die Menschen wieder froh sind, einen (neuen) Aberglauben gefunden zu haben, den sie mit Händen und Füßen verteidigen. Und dass es unter den Helfern wiederum Menschen gibt, denen es wichtig ist, „etwas zu sagen zu haben“, sich selbst zu erhöhen.
Generell empfinde ich den Streit der „Schulen“ unsinnig, weil ich in denen, die ich „kenne“ eigentlich so viel sinnvoll zusammenhängendes finde, dass ich eher meine, der Heiler sollte für sich (!) die geeigneten Methoden und Erklärungsmodelle entdecken und zusammenstellen, sich darin selbst entwickeln und darin auch kassenfinanziert arbeiten dürfen. Zugelassen werden sollten m.E. zumindest die oben angeführten, auch wenn darin bereits solche enthalten sind, die mir oder jemand anderem nicht zusagen. Ein anderer versteht es vielleicht besser damit zu helfen...warum soll man den stoppen, nur damit ich Recht habe? Allerdings fehlt mir irgendwie bei alledem bei vielen Menschen die Einsatzbereitschaft, für ihre Patienten/Klienten. Und die Bereitschaft, sein eigenes Wissen durch den Patienten weiterzuentwickeln. Das wird hier nicht berücksichtigt, halte ich jedoch für wichtiger.
Aus Sicht eines Patienten würde ich in Deutschland spätestens dann verzweifeln, wenn ich Hilfe bräuchte und kein Geld hätte. Ob es mir dann, wenn ich mein Geld ausgegeben hätte besser geht, bleibt offen.
Ich würde mir generell eine Bewegung weg vom Krankenverwaltungssystem und hin zum engagierten Heiler-Patientenverhältnis wünschen...ob der Wasserkopf die dafür erforderlichen Gelder geschickt umsortieren kann und etablierte Strukturen das zulassen, das weiß ich nicht. Der Streit „über die beste Technik“ sollte zudenken geben, dass wir uns scheinbar immernoch als Mechanik empfinden. (als eine, die offenbar „gut geschmiert“ werden muss)
Generell würde ich mir wünschen, dass man weniger an den Methoden kleben bleibt, sondern Zusammenhänge untersucht und weiterentwickelt und vielleicht zumindest zulassen kann, dass Psychologie vielleicht der Horizont ist, es aber dahinter weitergehen könnte. Und dass ein Heiler ein persönliches Interesse daran hat, helfen zu wollen...es nicht aus rein finanzieller Not tun muss.
Hiob
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