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Amber
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Post Fri, 22.Jun.07, 20:03      Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Hallo, könnt Ihr mir helfen?

Unsere Tochter ("Ju") hat im Januar diesen Jahres eine Analytische Psychotherapie begonnen.

Diese beinhaltet ja auch immer Gespräche mit den Eltern. Mein Mann und ich haben in den vergangenen Gesprächen immer versucht, aktiv mitzuarbeiten und Anregungen der Therapeutin umzusetzen.

Doch mittlerweile bekommen wir immer mehr den Eindruck, dass die Therapeutin versucht bei Ju ein bisher nicht dagewesenes Feindbild gegen ihre Eltern aufzubauen.

Zu unserem bisher sehr harmonischen Familienleben, sagte sie in einer früheren Stunde, dass bei zuviel Einklang die Grenzen verschwimmen würden und unsere Tochter sich nicht dadurch nicht richtig abnabeln / abgrenzen könne. OK - verstehe ich - Sie ist der Fachmann......

Aber seitdem können mein Mann und ich in verschiedenen Situationen erkennen, (schenke ich mir jetzt erst mal damit der Eintrag nicht zu lang wird frown1 ) dass die Therapeutin Ju und uns ganz bewusst gegeneinander ausspielt. Bei uns soherum redet und in den Stunden mit Ju dann genau das Gegenteil bei uns einfordert!

Gut - wenn dies nun normale Themen wären, könnte ich der THerapeutin evtl noch vertrauen und versuchen zugunsten von Ju dies auszuhalten (wenn es ihr denn wohl helfen soll...) Nur geht es jetzt momentan darum, dass Ju vom Gymnasium abgehen will und auf die Realschule wechsen.
Wir haben mit allen Lehrern gesprochen - diese bestätigten uns, dass JU eigentlich absolut auf dem Gymi bleiben solle (als wir den Notenspiegel für den Übertritt von Ju bei den Lehrern abfragten, baten sogar einige Leherer darum dies nicht zuzulassen, sondern erst mit ihnen zu reden! Und das sind doch auch Pädagongen! Und es geht hier ja immerhin nicht um eine Party zu der sie nicht darf, sondern um eine Lebenswichtige Entscheidung, die Konsequenzen für ihre Zukunft hat!!!!

Die Therapeutin torpetiert jegliche unserer Maßnahmen und Versuche mit Ju eine gemeinsame Lösung zu finden!

Wir wollten nun auch ein Vierergespräch mit ihr - was sie auch ablehnte. Aber was wir auch tun, wie wir uns verhalten es ist immer nicht richtig! Zu uns sagt sie, wir würden uns falsch verhalten und wenn wir es dann anders machen, kommt Ju nach Hause und beukotiert wieder alles, weil die Therapeutin ihr gesagt hätte, dass das alles so von uns nicht OK wäre.......

Nun meine Frage - hat jemand schon ähnliches erlebt? Ist das eine existierende Therpiemethode? Oder sollen wir uns gegen die Therapeutin zur Wehr setzten? - Die richtet hier momentan mehr Schaden an, als was sie Ju (Borderline-Symptome wie z.B. "ritzen" im vergangenen Herbst) hilft!!!!!!!

Am nächsten Dienstag haben wir wieder einen Elterntermin bei Ihr. Wie sollen wir uns verhalten?
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C*
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Post Fri, 22.Jun.07, 20:12      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Liebe Amber,

wie wäre es, wenn Ihr Euch aus der Therapie Eurer Tochter komplett heraushaltet ?

Eure Tochter ist 15 und jetzt ist die Zeit gekommen, wo sie ihre eigenen Wege suchen muss. Dass dies zusammen mit einer Therapeutin geschieht ist doch sehr positiv. Die Symptomatik die Du schilderst deutet ja gerade auf ein problematisches Beziehungsverhalten in der Familie hin.

Ich verstehe nicht, was diese Elterntermine noch bewirken sollen.

Cantadora
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Amber
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Post Fri, 22.Jun.07, 20:19      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Hallo Cantadora,

wir haben diese Termine auch nicht initiiert - der z.B. am Dienstag wurde von der Therapeutin veranlasst! Ansonsten haben wir einen monatlichen Rythmus. Da ich selbst auch eine 3 Jährige Psychoanalyse hinter mir habe, weiss ich, dass es Ju´s Therapeutin ist - und ich würde mich wirklich liebend gerne da raus halten! Aber die Therapeutin sagt, diese Termine gehören dazu und müssten sein. Kann ich diese denn verweigern?

Gruß Amber
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münchnerkindl
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Post Fri, 22.Jun.07, 20:29      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Hm, bist Du sicher daß bei einer Jugendlichen mit Ritzproblemen eine Psychoanalyse so die gute Wahl ist???

Ausserdem nach allem was ich weiss ist doch gerade die Psychoanalyse die Methode bei der der Therapeut den wenigsten direkten Einfluss auf den Klienten ausüben sollte.... im Sinne von Beeinflussung von konkreten Entscheidungen und Meinungen zum Beispiel.

Ansonsten, habt ihr mal mit Eurer Tochter über die Therapie geredet? Wie geht es denn ihr damit? Was sagt sie denn zu dem ganzen?

Ich meine auch sie ist 15. Sie scheint mit dem Gymnasium nicht überfordert zu sein. (Oder ist sie das?) Ihr seit die Erziehungsberechtigten, daher ist es letztlich EURE Entscheidung. Auch könnt ihr diese Therapie beenden oder Terminen nicht zustimmen. Oder einen anderen Therapeuten für die Tochter suchen. Dir scheint es ja wirklich nicht darum zu gehen Deiner Tochter eine gesunde Entwicklung zu verwehren...

Ich bin wirklich nciht gegen Therapie, aber es muss der geeignete Therapeut und auch die geeignete Therapieform sein, trifft das denn bei Eurer Tochter zu? Ich habe selbst schon Therapeutensuche hinter mich gebracht und festgestellt daß man eventuell schon suchen muss bis dieser geeignete Therapeut gefunden ist. Ich meine unter den Therapeuten bei denen ich Erstgespräche hatte würde ich einigen nicht mal meine Zimmerpflanzen anvertrauen....
Gerade wenn sowas wie Borderline im Raum steht, was es aber durchaus nicht sein muss bei Ritzen. Habt ihr Eure Tochter denn zu dem nächstbessten geschickt oder wirklich nach einem passenden gesucht?

Liebe grüsse,

Petra


Last edited by münchnerkindl on Fri, 22.Jun.07, 20:45; edited 3 times in total
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vallée
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Post Fri, 22.Jun.07, 20:31      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Also da eure Tocher selbstverletzendes verhalten zeigt, sie also "ritzt" ist es ein Zeichen großer seelischer Not.
Sich selbst körperliche Wunden zuzufügen das klingt absurd. Aber es ist ganz logisch, wenn die seelischen Wunden so groß sind, der Umgang mit Gefühlen so ungewohnt, dass körperliche Wunden einfach besser sind. Das ist was konkretes. Seelische Wunden sind gerade für menschen mit eingeschränkter gefühlswelt sehr diffus und Beängstigend. Und warum hat euer Kind Borderline? Irgend etwas in ihrer emotionalen Entwicklung ist richtig böse schief gelaufen. Meine Güte, sie fügt sich selbst Wunden zu!
Aus der Sicht eurer Tochter ist euer harmonisches Familienleben also Bullshit.


Quote:
Kann ich diese denn verweigern?

Bestimmt, aber wenn es dir wirklich um das Wohl deiner Tochter geht, wirst du die Therapeutin ernst nehmen. Gucken was du bei dir verändern kannst und die Wünsche deiner Tochter respektieren.
versteht mich nicht falsch, ich wäre auch dafür das sie Abi macht und studiert in der heutigen Zeit. Und die Therapeutin als hochqualifizierte Frau dürfte das kaum anders sehen. Aber es geht weder um dich, noch um mich, noch um die Thera. Es geht um deine Tochter. Und wenn die einen anderen weg für sich will, dann ist das zu respektieren.
Last but not least wird sie zur Einsicht kommen und das Abi auf dem 2. Bildungsweg nachholen. Wobei man durchaus eine erfüllende Arbeit haben kann ohne Abi , wenn man engagiert ist.

Viel Erfolg für eure Tochter und euch!

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Human consciousness is the only seeing eye of the Deity.
- C.G. Jung

Last edited by vallée on Fri, 22.Jun.07, 22:41; edited 1 time in total
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sm
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Post Fri, 22.Jun.07, 21:02      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Quote:
Die richtet hier momentan mehr Schaden an, als was sie Ju (Borderline-Symptome wie z.B. "ritzen" im vergangenen Herbst) hilft!!!!!!!

Sieht das Ju genauso... also dass ihr die Therapie mehr schadet als hilft?

Ansonsten: Was das Ritzen angeht: Ich kann mir schon vorstellen, dass man hier schwer symptomorientiert vorgehen kann... sondern ich denke, es ist wichtig ursachenorientiert zu arbeiten... und da die seelischen Verletzungen vermutlich ziemlich tief sitzen, kann das durchaus seine Zeit benötigen.

Ansonsten: Was den Schulabbruch angeht: Ich denke, die Entscheidungen solltet ihr ihr überlassen... wenngleich ich natürlich eure diesbezüglichen Überlegungen (berufliche Perspektive) nachvollziehen kann. Aber realistisch ist auch folgender Gedanken: Wenn sie abbrechen will, dann wird sie abbrechen... was durch entsprechende Noten ohne weiteres zu bewerkstelligen sein dürfte... und sei es deswegen, weil bei ihr die Motivation flöten geht, weil sie nur noch widerwillig auf dem Gymnasium bleibt. Unterstützt sie besser bei dem, was sie sich wünscht... ich kann es natürlich nicht beurteilen: Aber ich denke, nichts anderes wird die Therapeutin auch tun... was euch vielleicht wie
Quote:
Die Therapeutin torpetiert jegliche unserer Maßnahmen und Versuche mit Ju eine gemeinsame Lösung zu finden!

vorkommt.

Quote:
kommt Ju nach Hause und beukotiert wieder alles, weil die Therapeutin ihr gesagt hätte, dass das alles so von uns nicht OK wäre.......

Hm, und ihr seid da anderer Meinung?
Quote:
Wie sollen wir uns verhalten?

An eurer Stelle würde ich die Problempunkte so wie hier angerissen gegenüber der Therapeutin ansprechen.
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Amber
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Post Sat, 23.Jun.07, 5:17      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Hallo und vielen Dank für Eure schnellen Antworten!

Die Dinge die Ihr schreibt, tun mir persönlich zwar zum Teil sehr weh und ich war geschockt, weil ich mir sooo sicher in meinen Gefühlen und Einschätzen der Lage war und vollkommen andere Reaktionen erwartet hatte.... Aber was ihr sagt, zieht etwas den "Schleier von den Augen" und lässt auch bei mir wieder eine andere Sichtweise zu.

Ich habe heute Nacht viel und lange nachgedacht. Da ich Therapeuten bis jetzt nur als "mir zugewandt" und MIR helfend erlebt habe, ist es für mich auch schwer plötzlich derjenige zu sein, der DANEBEN stehen soll/muss. Ich habt recht - mein Mann und ich sollten uns wohl besser mit unseren Gefühlen und Gedanken auf Ju konzentrieren, als unsere Energien in einen Schlachtzug gegen die behandelnde Therapeutin zu stecken. Aber zum Einen ist es viel Leichter einen Groll gegen jemanden ausserhalb der Familie zu entwickeln, als auf den, den man liebt. Und zum Anderen tut die Erfahrung sehr weh, Teil eines PROBLEMS zu sein und nicht Teil der LÖSUNG, so sehr wir uns auch bemühen und uns das wünschen!

Nach meiner Erfahung heute Nacht hier im Forum, denke ich, ich werde mich auf die Suche nach einer Selbthilfegruppe machen, es wird doch sicherlich mehreren Eltern genauso ergehen wie uns? Oder kann ich hier im Forum bleiben und weiter mit Euch Kontakt halten?

LG - Amber
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Caypuh
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Post Sat, 23.Jun.07, 7:02      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Das gute ist, wer sich als Teil des Problems erkannt hat hat auch den besten Griff daran zum Teil der Lösung zu werden. Also bleib schön hier und erzähl wie es vorangeht. Wink
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tanzendes_irrlicht
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Post Sat, 23.Jun.07, 7:49      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Hallo Amber,

wer hat denn Psychoanalyse vorgeschlagen - warum keine systemische Therapie?


Lg,

Irrlicht

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Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M.
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münchnerkindl
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Post Sat, 23.Jun.07, 8:28      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Oder eine Familientherapie. Weil wenn das Ritzen etc darin begründet liegt daß Deine Tochter mit der Familiensituation nicht klarkommt wäre doch das Sinnvollste daß bei den Eltern/den Familienstrukturen angesetzt wird oder doch zumindest auf das Verhalten der Eltern stark eingegangen wird. Man kann ein Kind/Jugendlichen eben nicht so therapieren wie man das mit einem Erwachsenen tun würde.

Ich bin auch so in dem Altern von meinen Eltern zur Therapeutin geschickt worden und das hat rein garnichts gebracht weil es der Erziehungsstil meiner Eltern war der die Probleme verursacht hat. Und an dem hat sich nichts verändert.

In einer Familie eine Jugendliche Tochter sozusagen zum Widerstand gegen das Elternhaus und zu mehr Eigensinn zu (davon hat man in der Pubertät doch schon reichlich) treiben finde ich nicht gerade konstruktiv, weil sie ist eben keine Erwachsene, die man die Entscheidungen für ihre Zukunft komplett alleine treffen lassen kann. Und weil ihr ja eben gewillt seit selbst etwas zu verändern, aber dazu braucht ihr ja eben die Anleitung und Hilfe von aussen, die ihr aber so bei der Therapie der Tochter garnciht bekommt, oder?
Also ist es einfach bequemlichkeit daß sie nicht weiter aufs Gymanasium gehen will, oder ist sie tatsächlich überfordert? Oder was ist da los?

Und falls es Dinge in der Familie gibt die sie überfordern dann musst doch hauptsächlich Du es wissen und daran arbeiten. Der der ritzt ist das schwächste Glied und agiert den vorhandenen Konflikt aus.

Liebe Grüsse,

Petra
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Amber
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Post Sat, 23.Jun.07, 9:39      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Da Probleme ja immer vielschichtiger sind - möchte ich als Vater (52) von Ju hier einen aus meinem Blickwinkel sehr wichtigen Aspekt einbringen. Ich habe bereits meinen Sohn (26) aus erster Ehe erfolgreich ins Leben entlassen. Meine Erziehungsmaxime war immer, keine Feindbildsituation entstehen zu lassen, in kleinen Dingen auch mal entgegen seiner Meinung zurück zu stecken, aber bei fundamentalen Dingen und lebensprägenden Entscheidungen eine klare Linie zu verfolgen. Dies nach besten Wissen und Gewissen. Jetzt kann ich meinen Sohn als Freund bezeichnen und umgekehrt. Er frägt mich in vielen Dingen nach meiner Meinung und holt sich Rat bei mir. Dies zeigt das diese Erziehung nicht so falsch gelaufen sein kann.
Das Ju meine Tochter aus zweiter Ehe, nun in einer sehr problematischen Lebenssituation ist, löst bei mir tiefe Betroffenheit aus und es war auch keine Frage diese schwierige Situation mit professioneller Hilfe zu meistern zu suchen. Ich war auch gegenüber der Therapie sehr positiv eingestellt und hatte eine vertrauensvollen Einstellung zur Therapeutin.
Jetzt kommt mein Problem, das aber bei falscher Handhabung meine Tochter Ju lebensprägend ausbaden muss:
Die Profis in der Schule sagen, wir sollen Ju auf keinen Fall vom Gymnasium nehmen sondern sie einfach die Klasse wiederholen lassen. Ju hätte das Format für das Gymnasium und wäre nur ein Opfer der unglücklichen G8-Einführung (in dieser Jahrgangsklasse sind an vielen bayerischen Gymnasien 40 - 60%! der Schüler vorrückungsgefährdet.)
Selbstverständlich kann meine Tochter durch Ihr Verhalten selbst bestimmen wie sie mit dieser Lebenssituation umgeht - ob sie das als Herausforderung sieht oder ob sie einfach hinschmeisst. Das sich hier ein psychisch gesunder Mensch leichter tut, ist mir auch klar. Aber die Frage die sich mir stellt ist, ob eine Therapeutin Ihren Einfluss auf so lebensprägende Entscheidungen so eindeutig ausüben darf, obwohl das eigentlich nur den Erziehungsberechtigten zusteht. Klar gefragt, kann ein Therapeut wirklich diese Verantwortung übernehmen oder muss er nicht hier mit den Erziehungsberechtigten einen Konsen erzielen und dann seine Therapie danach ausrichten.

Vater von Ju mit Avatarnamen meiner Frau
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sm
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Post Sat, 23.Jun.07, 10:09      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Quote:
Aber die Frage die sich mir stellt ist, ob eine Therapeutin Ihren Einfluss auf so lebensprägende Entscheidungen so eindeutig ausüben darf, obwohl das eigentlich nur den Erziehungsberechtigten zusteht.

Hm, seid ihr sicher, dass die Therapeutin von Ju direktiv ist? Gerade Analytiker sind meines Wissen sehr zurückhaltend, was Richtungsvorgaben angeht. Ich könnte mir - wie oben gesagt - eher vorstellen, dass sie Ju in ihren Bedürfnissen bestärkt...

Klar, könnt' ihr als Erziehungsberechtigte vorgeben: Du bleibst auf dem Gymnasium...

Und wenn sie die Versetzung diese Jahr (aus welchen Gründen auch immer) nicht packt, so wird sie nächstes Schuljahr einiges dafür tun müssen. Kann sie das kräftemäßig? In meinen Augen leidet sie an einer Krankheit, sprich: Sie absolviert ihre Prüfungen unter ganz anderen Bedingungen als gesunde Menschen. Kann sie die nötige Motivation aufbringen, sich verstärkt auf hinter die Schulbücher zu setzen, wenn sie nur auf dem Gymnasium bleibt, weil sie muss? Was sind ihre Beweggründe, dass sie abbrechen will (z.B. Gefühl der Überforderung)? Habt ihr euch mit ihr darüber unterhalten... wie unterstützt ihr sie, was ihre Sorgen angeht?

Quote:
Klar gefragt, kann ein Therapeut wirklich diese Verantwortung übernehmen oder muss er nicht hier mit den Erziehungsberechtigten einen Konsen erzielen und dann seine Therapie danach ausrichten.

Die Antwort gibst du dir oben schon:
Quote:
obwohl das eigentlich nur den Erziehungsberechtigten zusteht.

Sprich: Die letzliche Entscheidung bzgl. des Schulwechsels trefft ihr als Erziehungsberechtigte (auf EURE Entscheidung kann die Therapeutin keinen Einfluß ausüben)... und IHR tragt damit auch die Verantwortung für eure Tochter! Trefft diese Entscheidung daher im Wohl euere Tochter.

Sorry, aber auf mich wirkt es schon ein bisschen so als setzt ihr euch über die Bedürfnisse eurer Tochter ziemlich hinweg *)... vielleicht täusche ich mich auch. Aber vielleicht will Ju mit ihrem Vorhaben (Schulabbruch) sagen: Bitte nehmt mich ernst... hört darauf was ich euch sagen möchte..., etc. Und wenn ihr das nicht tut, dann kann ich mir schon vorstellen, dass sie dann Widerstand leistet... vielleicht um sich mal Gehör zu verschaffen...

*) Nachtrag: ich lese aus deinem Posting vielmehr sehr oft das Wort Einfluß heraus: Euren Einfluss, dass die Tochter auf dem Gymnasium bleiben soll... die Therapeutin, die im Optimalfall den gleichen Einfluß wie ihr auf eure Tochter ausüben soll. Die Lehrer, die ebenfalls Einfluß ausüben könnte... Wo bleibt hier eure Tochter? Wie soll sie damit fertig werden, wenn von so vielen Seiten Einfluß ausgeübt wird... wo bleiben hier ihre Bedürfnisse, Ängste, Sorgen, Nöte?

Wie will ein Mensch lernen Bedürfnisse haben zu dürfen, wenn diese weitgehend unberücksichtigt bleiben... auch das Sorgen für emotionale Bedürfnisse gehört für mich zur Erziehungsverwantwortung... und hier muss die Therapeutin vielleicht Defizit ausgleichen, die Ju in ihrem früheren Leben versagt geblieben sind... so zumindest mein Bauchgefühl.
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Toughy
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Post Sat, 23.Jun.07, 15:32      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Hallo auch von meiner Seite,

ich finde es ganz toll, dass ihr bemüht seid, eure Tochter aktiv zu unterstützen. Und ihr macht, was Eltern immer tun: alles zum Besten der Kinder. Manchmal wird das zum Problem, nämlich dann, wenn Eltern glauben, besser zu wissen als ihre Kinder, was gut und richtig für sie ist.
... und wenn ein Kind meint, es enttäusche die Eltern, wenn es nicht das tut, was die Eltern für das Beste halten. Bei euch deutet sich das meiner Wahrnehmung nach an. Kein Kind will für die Eltern eine Enttäuschung sein; spürt es doch sehr genau, welche Hoffnungen und Wünsche die Eltern in Bezug auf das Kind hegen. Werden diese Hoffnungen nicht erfüllt, fühlen sich Eltern oft als Versager - zumindest befürchten das die Kinder.
Ich selber z.B. habe immer für meine Eltern funktioniert - bis zur totalen Überforderung und Erschöpfung. Dann waren meine Eltern zufrieden mit sich selbst ("Wir haben sie gut hinbekommen").

Eure Tochter mag von der Intelligenz her in der Lage sein, ihr Abitur mit links zu machen. Aber ihre Seele ist krank. Tut nicht so, als sei sie gesund oder als habe ihre psychische Verfassung keinen Einfluss auf ihre schulischen Leistungen.
Eine Therapie ist furchtbar anstrengend; sie ist harte Arbeit. Oft wird das unterschätzt und die Leistungsfähigkeit überschätzt - gerade weil das Kind ja so lange recht gut funktioniert hat (sic!).

Ich möchte euch ermuntern, mehr Vertrauen in eure Tochter zu haben. Vertrauen darin, dass sie ihren Weg findet - auch wenn sie einen Umweg nehmen muss, indem sie z.B. das Abi nachholt. Jetzt ist etwas anderes viel, viel wichtiger: ihre Genesung.

Setzt euch auch damit auseinander, was es für euch bedeutet, wenn eure Tochter nicht so handelt und ist, wie ihr es euch wünscht. Welchen Einfluss hat das auf euer Selbstbild?

... und natürlich seid ihr herzlich eingeladen, hier weiterhin zu schreiben grinsend

Alles Gute,
Toughy

_________________
Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.
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Post Sat, 23.Jun.07, 16:24      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Hallo.
Vorweg nochmal: Ich schreibe hier nicht, um euch beide zu verletzen. Ich sehe ehrliches Bemühen und es gibt vielleicht nur wenige Eltern, die sich immerhin so viel eingestehen können, dass sie ihr Kind zu einer Therapie schicken und es dabei unterstützen. Denn das bedingt ja implizit das Eingeständnis eigener erheblicher Fehler bei der "Erziehung". Wenn ich also barsch klingt, dnan in der Hoffnung das ihr versteht und es eurer Tochter und damit auch euch hilft.

Sternenmeer und Toughy haben schon viel gesagt, ich will nur nochmal einiges herausstellen.

Ich lese aus euren Beiträgen, dass es in eurer Familie um Leistung und Funktionieren geht und Gefühle haben da keinen Platz mehr. Eure Kinder müssen auch für euch funktionieren. das geht so lange gut, wie sich eure Interessen mit denen der Kinder decken. Im Falle der Tochter ist das nicht so.
SVV ist ja ein klares zeichen für ungenügende Emotionsverarbeitung, die eure Tocher eben von euch so gelernt hat. Nur offensichtlich ist ihr Innenleben zu reichhaltig, als das sie damit klar käme. So sucht sie sich andere Wege.

Außerdem geht es auch um macht. Ihr schreibt darüber welchen Einfluss ihr nehmt, welchen Einfluss die Therapeutin nimmt und was die Lehrer sagen. Und wo bleibt eure Tochter? Sie ist diejenige, die mit ihren Entscheidungen leben muss. Vielleicht weiß sie das sie das Abitur z.Z. psychisch nicht durchstehen würde, das sie nicht stabil genug ist. Sie will nicht mit Schnitten bis zum Knochen, mit Alkoholvergiftung oder einem Selbstmordversuch im Krankenhaus landen. Wollt ihr das? Habt ihr euch darüber informiert was Borderline ist und wie, warum ein junger Mensch so etwas hat?
Oder aber sie setzt jetzt endlich mal ein Statement in punkto Selbstbestimmung. Beides ist klug und beides ist legitim. Die Therapeutin wird, sofern wir mal unterstellen sie arbeitet gut, ihr da nichts einreden, sondern ihr nur helfen ihre Wünsche besser zu spüren und umzusetzen. Etwas, das sie bei euch vielleicht nicht so konnte.
Quote:
Selbstverständlich kann meine Tochter durch Ihr Verhalten selbst bestimmen wie sie mit dieser Lebenssituation umgeht - ob sie das als Herausforderung sieht oder ob sie einfach hinschmeisst.

Ein Widerspruch in sich. Denn die beiden Optionen gestehst du ihr ja nicht gleichwertig zu. Herausforderung oder Hinschmeißen.
Das hat was von Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß. Und damit meine ich nicht eure Tochter. zwinkernd..
Mein Eindruck ist, die Herausforderung eurer Tochter besteht jetzt nicht darin einen "richtigen" Ausbildungsweg zu wählen, sondern sich überhaupt mal zu erlauben auch sich zu hören. das ist verdammt schwer, wenn man diese Erlaubnis von den Eltern nicht bekommt.
Es könnte ja sein, wenn sie sich das erlauben kann, dann findet sie auch die Stärke in sich ihren Weg, wie immer der sein mag erfolgreich zu gehen, glücklich zu sein. Und darum geht es doch, oder? Privat, wie beruflich ein erfülltes leben zu haben. Oder geht es etwa um hohe Gehälter, Positionen, akademische Titel? Und wenn ja, was bedeuten diese Statussymbole eurer Kinder für euch?

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Post Sat, 23.Jun.07, 17:47      Re: Probleme mit der Therapeutin unserer Tochter (15J.) Reply with quoteBack to top

Erst mal nochmals vielen, vielen Dank für Eure Inputs! Ihr – und vor allem die vielen verschiedenen Menschen / Meinungen gehen mir und meinem Mann sehr nahe – und ich denke dass ist gut so…. jeder von uns beiden ist auf seine eigene Weise betroffen und am Verarbeiten. Der eine heult, der andere giftet rum…. Aber es bewegt sich etwas – und deshalb bin ich überzeugt, dass der Weg hier ins Forum für uns gut und richtig ist!

Hi Irrlicht,

als wir letzten Herbst urplötzlich und (für uns Eltern) aus heiterem Himmel „mit der Nase“ darauf gestoßen wurde dass „Ju“ echte (und überhaupt) Probleme hat…. Sie hatte sich eines Abends – für uns ohne Vorwarnung – wir dachten damals noch, es wäre alles in Ordnung, hysterisch weinend in ihr Zimmer eingeschlossen und wollte werder mich noch meinen Mann rein lassen. Ich saß bittend und bettelnd eine viertel Stunde lang vor Ihrer Türe, bis mein Mann dann hochkam und die Türe mehr oder weniger eingetreten hat. In dem anschließendem Gespräch zu dritt kam dann heraus, dass Ju schon seit geraumer Zeit ritzt und auch Selbstmordgedanken hat.

Wir haben daraufhin in unserem Ort die erste Therapeutin, die uns und Ju einen Termin geben konnte genommen. Wir waren froh überhaupt so schnell Hilfe zu erhalten. Und die Therapeutin hat uns dann im Januar mitgeteilt dass Sie mit Ju eine analytische Psychoanalyse mit 2 Sitzungen in der Woche beginnen wolle. Um Ehrlich zu sein – ich weis gar nicht was eine „Systemische Therapie“ ist …

Im Januar konnte mir Ju übrigens erzählen, was der Auslöser für ihre Situation im Herbst war… Sie hatte bereits schon mit 13 einen festen Freund (8 Monate) gehabt und auch schon mit ihm geschlafen. In den Sommerferien hatte sie dann Kontakt mit einem 19- jährigen (da war sie dann 14) mit dem sie Petting gemacht hat und der dann eine halbe Stunde mit ihr Sex gegen ihren Willen hatte. Sie fühlte sich dafür verantwortlich und schuldig.


Hallo Sternenmeer - zu deinem Zitat: Wie will ein Mensch lernen Bedürfnisse haben zu dürfen, wenn diese weitgehend unberücksichtigt bleiben... auch das Sorgen für emotionale Bedürfnisse gehört für mich zur Erziehungsverwantwortung... und hier muss die Therapeutin vielleicht Defizit ausgleichen, die Ju in ihrem früheren Leben versagt geblieben sind... so zumindest mein Bauchgefühl. (ich weis leider nicht wie Ihr dass so in Eure Nachrichten bekommt - ich war noch nie in einem Forum Rolling Eyes )


Ich habe das in dieser Form und so ehrlich noch nie gesagt bekommen - es passt aber ziemlich zu uns und mein Bauch sagt mir auch, dass DU Recht haben könntest - ich kann hier aber jetzt nur für MICH sprechen..... - vielleicht hat mein Mann ja Lust sich später auch dazu noch zu äußern -

Hi vallée: Dein Zitat: SVV ist ja ein klares zeichen für ungenügende Emotionsverarbeitung, die eure Tocher eben von euch so gelernt hat. Nur offensichtlich ist ihr Innenleben zu reichhaltig, als das sie damit klar käme. So sucht sie sich andere Wege
Ja - diesen Schuh ziehe ich mir an. Ja - ich hatte (Ich sage bewußt und mit Absicht HATTE) Borderline. Ich kann überhaupt erst seit ca. 2 Jahren auch mich selbst fühlen. (Meine Analyse vor 5 Jahren hat hierfür überhaupt den Weg bereitet - dies übrigens als Anmerkung an alle die dies Lesen und gerade an Ihrer Psychotherapie knapsen) Nur: soetwas vererbt man doch nicht - oder? Hätte mein Mann dieses Defizit von mir dann nicht auch ausfüllen können - odert? Kann ein Kind soetwas nur von der Mutter lernen?
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