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Message |
Apollon
Forums-InsiderIn
213
M,
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Mon, 11.Nov.02, 23:38 Tätowierungen |
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Sehr geehrter Hr. Fellner,
welche Korrelationen sind in der Psychatrie zwischen Tatöwierungen und psychischen Störungen bekannt?
Apollon
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Sehr geehrter Apollon,
der Zugang zu "Körperschmuck" (wie man ihn heute in den meisten Fällen bezeichnen würde) wie Tätowierungen ist einer, der kulturell höchst unterschiedlich und im Laufe der Zeit auch ständigen Änderungen unterworfen ist.
Noch vor gut 1 Jahrzehnt wurden etwa psychologische Untersuchungen bei Bewerbern für Wach- und Gefängnispersonal durchgeführt, die Korrelationen zwischen Menschen mit Tätowierungen und psychischen/psychiatrischen Erkrankungen, sozialer Deprivation und belastenden Familiensystemen feststellten (der Prozentsatz der betroffenen Bewerber mit Tätowierungen lag damals, soweit ich mich erinnere, bei ca. 20%).
Heute würde eine solche Forschung vermutlich andere Ergebnisse zeigen, da Tätowierungen in bestimmten Gesellschaftsschichten sogar als "in" gelten. Doch welche Gesellschaftsschichten sind das - und welche psychischen Auffälligkeiten zeichnen sie aus? Hier gibt es leider noch keine (jedenfalls mir bekannten) neueren Untersuchungen.
In jedem Fall verdient die Korrelation von Tätowierungen (sowie verwandter Selbststylings wie Piercings etc.) und Selbstverletzung eine gewisse Beachtung. Wieso etwa legen die meisten Menschen Wert darauf, über eine "echte" (z.B. keine Henna-)Tätowierung zu verfügen? Tätowierungen haben einen Aspekt der Grenzüberschreitung - der Überwindung körperlicher Grenzen, Schmerzen, aber natürlich auch der Selbstinszenierung, die die betreffenden Personen in bestimmten Persönlichkeitsaspekten von der Durchschnittsbevölkerung unterscheidet. Man nimmt heute zwar allgemein Abstand davon, z.B. so wie früher Kausalzusammenhänge zwischen Tätowierungen und Borderline herzustellen, es würde mich aber nicht wundern, wenn auch heute noch - so wie in der o.a. Statistik - z.B. bei Personen, die unter bestimmten psychischen Symptomatiken (wie SVV, Borderline, manisch-depressiven Störungsbildern u.a.) leiden, ein statistisch nachweisbar höherer Prozentsatz auch über Körpertätowierungen verfügt.
Somit als klare Antwort auf Ihre Frage: die moderne Psychiatrie bzw. Psychotherapie stellt im allgemeinen keine direkten Korrelationen zwischen psychiatrischen Erkrankungen und Körpertätowierung mehr her, die individuelle Hypothesenbildung im konkreten Fall ist jedoch nach wie vor möglich (aber auch diskutierbar).
Welche Überlegung führte zu Ihrer Frage?
Freundliche Grüße
Fellner
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Apollon
Forums-InsiderIn
213
M,
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ich habe eine diskussion verfolgt in der es darum ging, ob frauen mit tatöwierungen häufiger wechselnde partner haben, als frauen ohne tätowierungen. einer der diskussionsteilnehmer hat den text einer studie aus dem jahre 1988, die eine korrelation zw. tätowierungen und einer reihe von psych. erkrankungen feststellte, als stütze seiner argumentation für die theorie verwendet.
ich wollte wissen ob das in der heutigen psychologie auch noch gültigkeit hat oder ob weitere studien bekannt sind, und bedanke mich für ihre ausführliche antwort.
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Bigwilli
sporadischer Gast
7
Wien ,
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Thu, 28.Nov.02, 11:20 Tätowierung |
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Als "Träger" von 2 Tattoos kann ich dazu sagen, dass es meistens so ist, dass man durch Tattoos oft Befreiung sucht. Man möchte aus etwas ausbrechen. Oder man bringt seine Schmerzen physisch am eigenen Körper zum Ausdruck...
Als ich mir mein 1. machen ließ, musste ich mich schon fragen, ob ich mein ganzes Leben damit verbringen kann. Die Antwort war ja!
Mein 1. Tattoo war ein solches Verzweiflungstattoo, das mir wieder Kraft gab. Ich trage es auch heute noch, 3 Jahre später, voller Stolz, denn es gibt mir heute noch Kraft nie wieder in einen Zustand zu verfallen.
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_________________ Menschen für Menschen - das Rezept zur Zufriedenheit. |
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taktlos
sporadischer Gast
27
Wien ,
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Hi,
also ich hab mir am Anfang des Jahres ein Tattoo machen lassen.
Zuerst hab ich gedacht, weil ich es attraktiv finde, doch im Innere wußte ich, dass ich mich auf den Schmerz des Steches freue, nicht nur auf den Schmerz, sondern auf das Bedauern in der Zukunft. Denn ich hab mir das Tattoo direkt auf dem Bauch machen lassen, und falls ich schwanger werde, verzehrt sich es.
Früher habe ich geritzt und habe mir vorgenommen es nie wieder zu tun.
Und wenn ich mich tätowieren lasse, dann mache es ja nicht ich.
Ich habe auch schon mit meiner Psychotherapeutin darüber gesprochen.
Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedruckt.
Ach ja und ich habe zwei Piercings und möchte mir demnächst noch eins machen lassen.
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_________________ Was Augen hat, essen intelligente Menschen nicht. |
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RastaBaby
Helferlein
40
,
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ich bin auch tätowiert und gepierct. ich würd schon sagen, dass vor allem das piercen mit schmerz zu tun hat. der schmerz gibt mir einen gewissen kick...
andererseits, vor allem mit den tätowierungen geht es auch irgendwo um individualität...mein körper ist für mich sozusagen zu einer art kunstwerk geworden...
kann schon irgendwie sein dass es da ein paar verbindungen gibt. ich würd meinen, dass menschen die sich tätowieren und piercen lassen schon einen anderen lebensstil vertreten als die, die dagegen sind.
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_________________ Wer sich keine unnützen Gedanken macht, streut keinen Sand ins Getriebe.(Adorno) |
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