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die_Seiltaenzerin
neu an Bord!
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Deutschland W, 31
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Tue, 12.Jun.07, 8:04 Rollenwandel und Mißgunst |
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Hallo Forum,
ich bin mißgünstig und klammere. Ich mag das nicht. Ich weiß nicht, wie ich das ändern kann. Vielleicht hilft ja schon mal ein verbales "auskotzen"?
Mein Mann und ich haben eine kleine Tochter. Wir sind glücklich mit dem Sonnenschein.
Jeder von uns gibt sein bestes. Er arbeitet 11 Stunden am Tag und ich kümmer mich eben um die Kleine. Klassische Rollenverteilung.
Ich stille, d.h. ich lebe ihren drei-Stunden-Rhythmus. Natürlich hab ich zwischendrin kurz Zeit für mich. Aber nicht oft. Und immer (hier) in ihrer Nähe.
Mein Mann war früher ein extremer ich-mach-was-ich-will-Mensch. Heute nimmt er viel Rücksicht auf mich und die Kleine.
Ich hab eine akademische Ausbildung, mag aber durchaus die klassische Rollenverteilung leben.
Soweit so gut.
Meine Eifersucht, meine Mißgunst, fängt da an, wo er sich Freiheiten nimmt, die ich nicht haben kann. Das fängt hier zu Hause an: er wechselt sehr häufig den Raum, wenn ich stille, um eine rauchen zu gehen. Ich fühle mich dann alleine gelassen, ausgeschlossen. Er hat viel mehr Ruhe weg, wenn die Kleine heult. Habe oft das Gefühl, dass er einfach wartet, bis ich mich kümmere. Er kann rausgehen und Freunde treffen, etwas unternehmen, trinken gehen.
Er fühlt sich oft von mir (ja, von mir - nicht vom Kind!) eingeschränkt.
Das alles spitzt sich nun zu. Er wird auf ein Festival fahren. Ich habe gesagt, dass mich das ärgert und das ich neidisch bin. Gestern ist das in einem Krach ausgeartet.
Er ist sauer, weil ich so mißgünstig bin, weil er sich nicht für mich verbiegen will, seine Freiheiten haben möchte und ich nicht so eine Zicke sein soll und ich ihm jede (Vor-)freude verderbe.
Ich bin sauer, weil er nicht sieht, dass ich einen 24-Stunden-Job hab und ja was und? Ich weiss nicht mal, was ich mir konkret von ihm wünsche
Gleichzeitig bin ich unzufrieden mit mir. Ich will es ihm ja gönnen. Es bringt keinem von uns was, wenn er einfach auf etwas tolles verzichtet, nur weil ich eben nicht mitkann. Bestimmt kann ich nächstes Jahr wieder mitfahren. Und er braucht doch genauso dringend wie ich mal Erholung, Freiheit. Ich liebe ihn. Ich möchte, dass es ihm gut geht.
Und trotzdem bin ich böse, wenn er seine Vorbereitungen trifft.
Kennt jemand von Euch vergleichbares?
Was kann ich tun?
Liebe Grüße,
die_Seiltaenzerin
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_________________ Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines da.
(Kafka) |
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Lisa29
[nicht mehr wegzudenken]
1071
Bayern W, 32
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Tue, 12.Jun.07, 19:58 Re: Rollenwandel und Mißgunst |
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Eine Freundin von mir, die sehr dominant ist, hat es durchgezogen und ihrem Mann all das "verboten" was sie wegen Schwangerschaft/ kleinem Kind haben, nicht machen konnte. Er durfte nicht rauchen - weder zu Hause noch heimlich wenn er unterwegs war. Er durfte auch bestimmte Sachen nciht essen (die sie in der Shcwangerschaft auch nicht essen durfte) und keinen ALkohol trinken, auch nicht wenn er sich mit Freunden traf, wenn er nach Hause kam und nach Bier roch dann gab´s Riesenszenen, so als wäre er ein kleiner Junge. Krass fand ich auch dass er sein verdientes Geld bei ihr abliefern musste, sie teilte es dann in 4 Teile: 1/4 für ihn auf sein Konto, 1/4 auf ihr eigenes Konto, 1/4 auf das Haushaltsgeldkonto und 1/4 auf ein Konto für die Tochter.
Der Typ hatte also gar nichts mehr über das er Kontrolle hatte. Er tat mir immer total leid, muss ich sagen.
Ich denk da muss man einen Weg finden, mit dem beide leben können. Unterbewusst empfindet dein Freund bestimmt "das Kind" als Frauenarbeit. Vielleicht traut er sich auch nicht so recht, weil er denkt du kannst das sowieso viel besser. Vielleicht zeigst Du ihm ein paar Sachen (Windeln wechseln, Kind beruhigen, Kind fertig fürs bett machen etc), die Dich entlasten.
Wenn Du nicht mehr stillst könnt ihr ja auch einführen, dass jeder von Euch einen Abend zur Verfügung hat, um die eigenen Freunde zu treffen. Z.B. Mittwochs triffst Du Dich abends mit einer Freundin und er bleibt beim Kind, Freitags zieht er mit den Jungs los und Du bleibst beim Kind und Samstag Abends geht ihr beide zusammen aus und besorgt für den Abend einen Baby-Sitter. Ich denk es ist schon wichtig dass man auch mal was als Paar macht und nicht nur immer Mama&Papa ist.
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lastrada
Helferlein
131
by myself W, 24
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Tue, 12.Jun.07, 20:33 Re: Rollenwandel und Mißgunst |
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ich kann DIch verstehen. Und ich denke, dass Deine Gefuehle in gewisser Weise sogar gerechtfertig sind. Ich finde auch, dass Neid in gewisser weise gut ist, da er uns anspornt. Was Du allerdings empfindest ist, Missgunst und das ist Gift fuer eine Beziehung.
ABER: Leider erscheint mir das Verhalten deines Gatten doch recht typisch zu sein (der trip mal aussenvorgelassen) und dafuer haette ich Null Verstaednis. Und dann wuerde ich es mit Reden versuchen,obwohl das wohl nicht so gefruchtet zu haben scheint und ansonsten doch einmal mit purer Ignoranz oder Kleinkariertheit. Mach listen, wieviel Zeit du exakt mit der Kleinen verbringst, Dich um den Haushlat kuemmerst vs. seiner Arbeitszeit und Freizeit aktivitaeten von euch beiden. Und ich wuerde die Kleine auch einfach mal ruhig laenger schreien lassen und absichtlich weggehen (ich weiss, dass die das warhsceinlich das herz brechen wird, aber vielleiht ist es eine Ueberlegung wert)
Zu dem Trip wuerde ich ihn auf jeden Fall gehen lassen, aber 100pro sicherstellen, dafuer einen Ausgleich zu haben.
Koennt ihr euch einen Babysitter leisten? Fuer ein paar Stunden pro Woche?
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die_Seiltaenzerin
neu an Bord!
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Deutschland W, 31
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Thu, 14.Jun.07, 6:35 Re: Rollenwandel und Mißgunst |
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Hallo Lisa und Lastrada!
Vielen Dank für Eure Antworten!
@Lisa: es hat mich ein wenig beschämt und gleichzeitig abgeschreckt, was du über deine dominante Freundin schreibst.
Ich glaube, ich würde auch oft gerne haben, dass sich alles nach meinen Wünschen dreht... Wenn ich mir das aber in der Realität vorstelle - nee, da hätte ich wohl weniger Achtung vor meinem Mann, der mir recht gut und selbstbewusst kontra bieten kann
Manche der Wünsche (Forderungen), die du über diese Freundin äußerst, habe ich im Rahmen der Schwangerschaft auch schon mal so oder ähnlich empfunden, aber nicht an ihm ausgelassen. Das mit dem Rauchen zB. oder auch mit den verbotenen Lebensmitteln. Der Wunsch das "zu verbieten" kommt durch den Neid, dass man es selbst nicht darf. Schlimm war der Neid, als er es (noch) nicht wertgeschätzt hatte, wie sich mein Leben verändert, verändern muss(te).
Quote: | "das Kind" als Frauenarbeit. Vielleicht traut er sich auch nicht so recht, weil er denkt du kannst das sowieso viel besser. Vielleicht zeigst Du ihm ein paar Sachen (Windeln wechseln, Kind beruhigen, Kind fertig fürs bett machen etc), die Dich entlasten. |
Er übernimmt durchaus solche Dinge wie Wickeln oder geht mit ihr spazieren, schaukelt sie, wenn sie weint.
Aber dominiert nach dem Lustprinzip D.h. wenn er Zeit und Lust hat, macht er das - ich muss, er kann.
Und es hat sich jetzt schon eingeschlichen, dass er davon ausgeht, dass ich sie besser beruhigen kann. Zunächst war sein Argument: sie hat bestimmt Hunger, bevor er mir den Wurm in die Arme drückte. Jetzt hat er spitz bekommen, dass ich mittlerweile ein viel größeres Repertoir an Tröstungstechniken hab.
Mich macht das einerseits stolz ("nur ich kann sie beruhigen") andererseits ärger ich mich, wie schnell er zT aufgibt oder es eh mir überlässt.
Quote: | Ich denk es ist schon wichtig dass man auch mal was als Paar macht und nicht nur immer Mama&Papa ist. |
Oh ja. Die Zeit wird auch wieder kommen
@Lastrada, ja du hast recht, dass ich mit Mißgunst unserer Beziehung schade! Denn das widerspricht dem Grundsatz, was Liebe bedeutet!
Ich hab über deinen Vorschlag nachgedacht:
Quote: | mit purer Ignoranz oder Kleinkariertheit. Mach listen, wieviel Zeit du exakt mit der Kleinen verbringst, Dich um den Haushlat kuemmerst vs. seiner Arbeitszeit und Freizeit aktivitaeten von euch beiden. |
Das finde ich nicht gut. Ich will nicht aufrechnen, "sieh her was ich tue und du nicht". Ich will auch nicht nörgeln.
Aber punktuell will ich verstärkt dafür sorgen, dass er mich entlastet. ZB vorher absprechen, dass ich Samstagsmittags Zeit für mich will und er Babysitten soll.
Quote: | Und ich wuerde die Kleine auch einfach mal ruhig laenger schreien lassen und absichtlich weggehen (ich weiss, dass die das warhsceinlich das herz brechen wird, aber vielleiht ist es eine Ueberlegung wert) |
Warum würdest du das tun? Um mich "abzuhärten", ihn zu "beeindrucken" oder das Kind zu "erziehen"?
Quote: | Zu dem Trip wuerde ich ihn auf jeden Fall gehen lassen, aber 100pro sicherstellen, dafuer einen Ausgleich zu haben. |
Natürlich darf er fahren! Ich will ja nicht meinen blöden Gefühlen zuviel Macht geben - zudem wäre er wohl zu recht sauer, wenn ich versuchen würde, ihm das zu verbieten.
Aber der Vorschlag mit dem Ausgleich ist Gold wert!
Wir werden für zwei, drei Tage an die See in Urlaub fahren und sobald ich nicht mehr stille, werde ich ein verlängertes Wellness-Wochenende buchen und er wird für die Maus da sein. Damit fühl ich mich gut
Quote: | Koennt ihr euch einen Babysitter leisten? Fuer ein paar Stunden pro Woche? |
Noch ist sie mir dafür zu klein. Aber ich kann sie mal für eine oder zwei Stunden bei meiner oder seiner Mutter lassen und in Ruhe einkaufen!
Vielen Dank Euch,
die_Seiltaenzerin
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_________________ Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines da.
(Kafka) |
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vb3rzm
Forums-InsiderIn
347
wo? M, 43
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Thu, 14.Jun.07, 7:48 Re: Rollenwandel und Mißgunst |
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Hallo Seltänzerin,
als unsere Tochter auf die welt kam arbeitete ich die ersten 6 Monate von 6 - 21 Uhr. Verdammt wenig Zeit blieb um das Gefühl Vater geworden zu sein mit meiner Frau und meiner Tochter gemeinsam zu erleben. Aufstehen, Frau und Kind schlafen, einen leisen Blick ins Schlafzimmer werfen, nachhause kommen, Frau und Kind schlafen wieder, ein leiser Blick ins Schlafzimmer. Ich vertrieb mir den Feierabend mit Bügeln.
Wenn wir unsere erste Zeit mit dem Baby Revue passieren lassen (laue Sommernächte,, die Kinder schlafen) habe ich immer diese Erinnerung und ein bisschen erfüllt sie mich mit Traurigkeit oder Ärger oder Neid.
Für meine Frau war diese Zeit die schönste Zeit ihres Lebens. Sie allein mit unserer Tochter, der Tagesablauf nur vorgegeben durch die innere Uhr, keine Verpflichtungen. Sie trauert dieser Zeit in der Hektik des heutigen Alltags immer wieder etwas nach.
Auch wenn das jetzt ein wenig viel nach Friede, Freude, Eierkuchen ausschauen mag, versuch diese Zeit zu genießen. Wir haben Zwillinge nachgelegt und vorbei wars mit der Ruhe.
Erzeihungstechnisch nachlegen möchte ich noch (eher in Richtung lastrada), dass weder ich noch meine Frau es jemals ausgehalten hätten ein Kind schreien zu lassen. Wenn klar war, dass es nur der Hunger war, blieb halt nur die Mutter.
Ich wünsche alles Gute, und dass du deine akad. Karriere irgendwann, wenn es für euch passt wieder aufnehmen kannst.
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Black XistenZ ™
Forums-InsiderIn
395
München M, 22
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Thu, 14.Jun.07, 8:47 Re: Rollenwandel und Mißgunst |
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die_Seiltaenzerin wrote: | Er fühlt sich oft von mir (ja, von mir - nicht vom Kind!) eingeschränkt. | klar, wieso sollte er sich auch vom kind eingeschränkt fühlen - ist ja schließlich dein problem, nicht seins.
ich denke, dein problem hat zwei hauptgründe: zum einen klingt es insgesamt schon so, als ob die freizeit bei euch nicht gleichermaßen zur verfügung steht, als ob er mehr davon abbekommt, vielleicht auch weil im zweifelsfall du dich um das kind und seine bedürfnisse kümmerst. und zum anderen fällt dir wohl ein bischen die decke auf den kopf. ich denke, es geht dir nicht nur um freizeit und freiheit sondern vor allem auch um die qualität dabei. es klingt ein wenig so, als ob ein großteil dessen, was du für dich unter freizeit verbuchst dann stattfindet, wenn du dein kind zwar betreust, aber im moment grade nichts zu tun hast; wenn die kleine zb schläft. dann hast du zwar zeit für dich, aber kannst trotzdem nicht tun was du willst, bist daran gebunden zu hause zu sein. ich glaube der neid auf zb sein festival kommt weniger davon, dass du ihm ein wochenende für sich und die freude daran nicht gönnst - es geht wohl eher darum, dass er ein abenteuer, etwas aussergewöhnliches erleben darf - also etwas, das dir seit einiger zeit verwehrt bleibt.
ich würde übrigens auf keinen fall mit so dingen anfangen wie tagebuchführen über jede einzelne minute deines tages oder ähnliches. so etwas ist scheisse und führt nur zu weiteren eskalationen. damit kannst du immernoch anfangen, wenn du wirklich das gefühl hast freizeittechnisch mengenmässig benachteiligt zu sein und er es nicht glauben/einsehen will.
lg
@lisa: heilige scheisse, es ist echt unglaublich was sich manche menschen von ihren partnern gefallen lassen. poste doch diese story, wenn im kontaktforum mal wieder irgendwer drüber jammert, dass "weicheier" bei frauen keine chancen haben und man ein macho werden müsse. simple antwort: schaut her leute, ihr müsst noch viel grössere weicheier werden!
sry, konnt ich mir nicht verkneifen
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_________________ Gib einem Menschen Macht und du wirst sein wahres Wesen erkennen. |
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